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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf johanna vom 19.01.2018, 19:08:06

Danke, liebe Johanna, für deine täglichen interessanten Berichte und danke für die Mühe, die du dir machst uns an deiner langen Reise teilhaben zu lassen. Ich lese sie jeden Tag mit großem Interesse. Ich glaube, das Buch hast du doch schon zusammen Zwinkern.

Weiter allzeit gute Fahrt und tolle und schöne Erlebnisse wünscht dir und deinem Begleiter

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Liebe Roxanna und andere Mitleser. Ich lasse euch gern teilhaben an meinen Verrücktheiten. Denn so wurde gedacht,, als ich Mitte Dezember berichtete, dass ich für drei Monate mit einem jungen bekannten im Wohnwagen unterwegs sein will. Mittlerweile habe ich ca. 40 Mitleser.....dabei fing ich ganz harmlos mit nur 4 Personen an. Ein Buch mache ich bestimmt nicht daraus, aber für mich werde ich mir meine täglichen Ergüsse sicher ausdrucken. Seit dem siebten Dezember sind wir nun unterwegs und ich habe hier auf dieser Seite  anfangs nicht alles und nicht jeden Tag berichtet. So viel wie ich in dieser Zeit gesehen habe, das hätte ich nie und nimmer erwartet. Es ist alles neu und langsam wird auch mancher Tag Recht anstrengend für mich. Heute haben wir die Akropolis von Mykenae erstiegen haben uns den Tempel von Agamemnon angesehen. Ich war froh, dass ich diese Höhenunterschiede einigermaßen geschafft habe. In jungen Jahren hat man für solche Expeditionen keine Zeit und jetzt schafft man leider nicht immer das, was man möchte. Unsere Reise wird Anfang März zu Ende sein. Bis dahin ist noch mit meinen Ergüssen zu rechnen. Ich wünsche euch weiterhin viel Spass beim nachvollziehen unserer täglichen Schritte.
Johanna

pippa
pippa
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von pippa
als Antwort auf johanna vom 20.01.2018, 14:34:10

Meine Güte, liebe Johanna, was bist Du doch für eine mutige Abenteurerin.

Ich würde zu gern auch so viel sehen und erleben, aber ich würde nie im Leben den Mut aufbringen.

Außerdem sind „Uwes“ sicher auch nicht so ohne weiteres zu bekommen. Lachen

Noch einmal ganz herzlichen Dank
Pippa
 

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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Sonnabend 20.1.
Akropolis von Mykenae und Tempel von Agamemnon
Mykene war das wichtigste Zentrum einer der bedeutendsten  Kulturen. Der mythologischen Überlieferung nach würde Mykene von Perseus gegründet. Perseus war der Sohn von Zeus.
Sehr viele später wurde die Stadt von Argus erobert und versank in Bedeutungslosigkeit.
Bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus war der Burgberg bereits verödet und von einem Reiseschriftsteller werden nur noch Ruinen beschrieben.
Der Platz, den die Mykener für ihre Stadtgründung aussuchten, war klug gewählt. Die benachbarten Berge schützten den Burghügel, niedrig aber trotzdem schwer zugänglich und zwischen den Beiden nicht leicht zu erkennen. Der Ort lag zudem an den Hauptverkehrswegen, die Argolis mit dem übrigen Peloponnes verbinden. Somit wurde der gesamte Warenverkehr kontrolliert und versetzte die Stadt in die Lage ihre Vorherrschaft auszuüben.
Wir haben gelesen, dass die Mauern eine Gesamtlänge von neunhundert Metern haben und die Fläche von insgesamt dreißigtausend qm umschließen.
Der Burgberg von Mykene wurde im 14. bis 13. Jahrhundert vor Christus mit einem kyklopischen Mauerring befestigt. Zuerst das am höchsten gelegene Plateau. Heute weist eine Tafel zu dem Palast. Der Haupteingang zur Akropolis von Mykene ist das Löwentor. Gewaltige Steinblöcke tragen das Entlastungsdreieck über dem Durchgang. Zwei spiegelsymmetrische Löwen, die auf den Hinterläufen stehen und sich mit den Vorderläufen auf einem Altar abstützen sind die in Stein gehauenen Symbole. Die königlichen Grabbezirke schliessen sich an. Schautafeln zeigen die Bezirke der Weinhändler und auch die Bereiche der Ölhändler. Im angeschlossenen Museum sind Nachbildungen der archäologischen Fundstücke ausgestellt. Diese wurden von einem griechischen Künstler gefertigt und sind heute auch bereits sehr wertvoll. Schliemann grub hier, Engländer holten sich Kostbarkeiten und auch die Museen in Athen legten wert auf die Originale.
Der Tempel von Agamemnon liegt ausserhalb dieser Akropolis. Dieser Tholosgraben des Artreus hat gewaltige Ausmaße. Wir sind durch den Haupteingang in dieses monumentale Bauwerk gegangen. Die Kuppel aus grossen Steinblöcken ist in einer unglaublichen Höhe und beschert eine enorme Akustik. Die Steinquader sind zum Teil russgeschwärzt. Man fragt sich wie viele Menschen haben auch nur einen der riesigen Steinblöcke bewegt, bis dieser auf dem zuständigen Platz lag. 

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Liebe pippa, dazu gehört kein Mut. Dazu gehört
1. Ein fauler Zahn
2. Ein junger Bekannter der den Mut aufbringt eine Alte wie mich mitzunehmen
3. Genügend Zeit

Es fing alles mit einem faulen Zahn an. Mein Bekannter musste sich einer Zahnbehandlung unterziehen. Da dies in Deutschland zu teuer ist wurde es in Ungarn gemacht. So etwas geht nicht an einem Tag. Also fuhren wir bereits mit dem Wohnwagen dorthin und wenn man schon unterwegs ist, dann kann man auch weiterfahren. Die Fahrt wurde gut geplant und wir nahmen uns zehn Länder vor. Dies haben wir erreicht  jetzt planen wir die langsame Rückfahrt, da es ja nicht mehr weiter südlich gehen kann. Denn in die Türkei möchte ich nun wirklich nicht.

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Sonntag 21.1.
Rundfahrt
Wir wollten uns heute noch einmal die nähere Umgebung anschauen, bevor wir nach Korinth aufbrechen. Argos, die Altstadt, ein Museum, der Burgberg, das Theater waren als sehenswert eingestuft. Weiter hatte ich drei Campingplätze in der Nähe von Nauplia über Google gefunden. Der Campingplatz auf dem wir zur Zeit stehen, ist wirklich nicht zu empfehlen. Wir haben zwar Strom und können die Toilette benützen - aber sauber ist anders. Es gibt nur kaltes Wasser und dafür verlangte “Omi" pro Nacht 15,- €. Für mein Empfinden: Abzocke. Deswegen schaute ich mich  nach anderen Möglichkeiten um. Dabei stellte ich wieder fest, dass Griechenland für Autofahrer ein teures Land ist. Campingplätze gibt es lt. ADAC und Google von ca. 23,- € an aufwärts. Dazu kommt die lange Anreise und was auch ganz heftig zu Buche schlägt ist die Strassenmaut. Kartenmaterial gibt es so gut wie nicht. Mag sein , dass dies in den großen Städten anders ist, aber in ländlichen Gebieten sucht man das vergebens. Auch die Strassenkarten des ADAC taugen nicht viel. Mir war/ist Google Maps eine viel größere Hilfe. Strassen die manchmal als Hauptdurchgangsstrasse gekennzeichnet sind, entpuppten sich als bessere Feldwege. Ein “hochbeiniges" Fahrzeug ist für solche Holperwege angebracht.
Unsere Exkursionen fanden heute zum größten Teil im “Hinterland" statt.
Zuerst wollten wir in Argos die Altstadt erkunden. Parkplatz? Keine Chance, alles war überfüllt, denn heute fand eine Prozession statt, die ich teilweise nur fotografieren konnte, weil Uwe im Schritttempo mit Stop and Go hinter einem Bus fahren musste. Ich konnte aussteigen und zu Fuß fast bis zum Anfang der Prozession laufen. Die Strassen waren mit Palmblättern bestreut und von einem Balkon regnete es Blumenblüten.
Etwas ausserhalb des Zentrums ergatterten wir endlich nach langem suchen einen Parkplatz und liefen bis zu einer grossen Kirche. Diese Kirche war reich geschmückt, sehr viele Heiligenbilder, Kerzen, Kandelaber waren in mattes Licht getaucht. Am Eingang standen neben dem grossen Portal zwei Körbe mit Brotstücken, aus denen sich die Gläubigen bedienen konnten. Im Hintergrund sah man durch eine geöffnete Tür eine Küche. Wir kamen dadurch auf die Idee: hier Siedewürste anzubieten wäre ein prima Geschäft! Da Predigten ja auch teilweise länger dauern, könnte man gleichzeitig knurrende Mägen befriedigen.
Das Theater welches wir fanden war in keinster Weise so wie beschrieben oder angekündigt. Man sah einige alte Steinquader, aber kein Theaterrund. Das Museum war ebenfalls geschlossen. Öffnungszeiten nur Dienstag bis Freitag.
Also fuhren wir weiter nach Tiryns. Auch hier eine Akropolis, die wir besichtigten. In dieser Gegend gibt es mannigfaltige Zeugnisse der Geschichte und man sieht,  dass in früheren Jahren viel Zeit und Geld für den Erhalt aufgewendet wurde. Jetzt fehlt anscheinend das Geld und vieles liegt im argen.
Die von mir ausgesuchten Campingplätze waren geschlossen, die Dörfer durch die wir fuhren, zum größten Teil verwaist. Alles deutet darauf hin, dass hier ausschließlich nur in den Sommermonaten Leben herrscht. In einem Ort fragten wir nach der Akropolis von Midea und erhielten von einem sehr freundlichen Ortsbewohner freudestrahlend Auskunft.
Wir besichtigten auf unserer heutigen Rundfahrt auch einige Friedhöfe. Auch hier herrschen Gruften vor, wie wir sie schon in Kroatien sahen. Hier sind diese Anlagen sehr viel höherwertiger. Schöne Öllaternen, Bilder und Kerzen hinter Glas. Alles sehr gepflegt und man sieht, dass es von Generationen genutzt wird.
Die Fahrt zum Campingplatz über teilweise abenteuerliche Strassen ging nur langsam voran. Morgen werden wir den Obstgarten Peloponnes verlassen und hoffen, dass auf der neuen Strecke nicht mehr so viel Plastikmüll neben den Strassen liegt. Hier sind herrenlose Tiere ein grosses Problem für Autofahrer. Die rennen plötzlich auf die Strassen, kläffen jedes Auto an und man muss befürchten irgendwann einen der Vierbeiner als “Kühlerfigur” mitzunehmen.


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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Dienstag 23.1.
Gestern Abend hatte ich keine Lust mehr, irgendeine Sehenswürdigkeit von Korinth auf Google Maps oder Google Trips heraus zu suchen. Heute morgen gab ich dann nur die Stadt Korinth ein als wir losfuhren. Den Caravan liessen wir auf dem Schotterplatz hinter dem Busch geparkt zurück. 62 km sollte die Entfernung betragen. Erst kurz vor Korinth suchte ich Sehenswürdigkeiten. Es gab keine Hinweisschilder - Nichts. Wer meine Ungeduld die ich mit mir selbst habe kennt, der weiss dass ich ziemlich nervös war. Nervosität war noch nie ein guter Begleiter. Bei einem Shop nahm ich das Buch welches Uwe gekauft hatte, zeigte dem Inhaber das Bild der von uns gesuchten Sehenswürdigkeit. Wir bekamen zwar die Richtung angesagt, aber ohne Hinweisschilder konnte ich mit den Entfernungsangaben nicht viel anfangen. Uwe war die Geduld und Ruhe in Person. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht war sein Ausspruch.
Akrokorinth hieß das Nest, welches wir letztendlich erreichten. Die Strassen die wir bis dahin zurücklegten waren unbeschreiblich eng, holprig, mit Schlaglöchern gespickt. Es war zwar lt. Google Maps die kürzeste Entfernung, aber ebendurch die “Kalte Küche”.
Akrokorinth, ein Dorf ganz auf Tourismus eingestellt. Den Namen gab sich diese Siedlung nach dem altertümlichen Korinth welches wir besuchten.
Die Akropolis von Korinth, Akrokorinth der Berg beherrscht das Gebiet.
In prähistorischer Zeit war die Korinthia ein bedeutendes Gebiet und die Geschichte lehrt, dass Korinthos, der Sohn des Zeus die Stadt gründete. Die Grabungsbefunde bestätigen, dass das gesamte Gebiet bereits seit 6500 vor Christus bewohnt war. Auch Homer hat in seinen Epen die korinthischen Blütezeit erwähnt.
Gleich beim Eingang fallen die Säulen des Heratempels ins Auge. Die Glauckequelle schliesst sich an. Hier war der Wasserspeicher, welcher von den Bergen in Leitungen mit Wasser gefüllt wurde. Das archäologische Museum beherbergt reichliche Schätze von Mosaiken, die in römischen Palästen als Fussböden die Blicke auf sich zogen. Skulpturen, Gefäße und auch Goldschmuck kann man in den gesicherten Schaukästen bewundern.
Zwei kollossale Barbarengestalten, ein Porträt von Kaiser Nero oder auch die Marmorstatue von Lucius Cäsar möchte ich erwähnen. Es gab so viel zu sehen, dass die Stunden die wir uns in dem Gelände aufhielten, fast zu kurz waren.
Anschliessend fuhren wir zur Burg Akrokorinth. Diese Anhöhe ist abschüssig und felsig. Die Befestigung hat eine Ausdehnung von 2 km. Der Haupteingang im Westen ist mit drei hintereinander gestaffelten Toren stark befestigt. Der Weg zu dieser Burg war aufgrund der glatten Steine sowie der Steigung nicht leicht, deswegen kehrten wir nach der Hälfte um.
Diese Burg hatte eine wechselvolle Geschichte.
Die Korinther herrschten bis 338 vor Christus, dann kamen Römer, Byzantiner und auch die Normannen eroberten die Burg. 1205 Bauten die Franken eine kleine Befestigung auf dem gegenüberliegenden Hügel, eroberten die Burg, die Türken und die Venezianer zählten ebenfalls zu den Eroberern. Erst 1827 geht Akrokorinth wieder an die Griechen zurück.
Auf dieser Burg waren Uwe und ich heute wieder alleinige Besucher - das passiert in Museen oder an anderen Stätten des öfteren.
Hier in Korinth, Akrokorinth wird Geschichte durch die vielen Schautafeln erlebbar gemacht.
 

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

….alles kam ganz anders…..
In der Nähe von Epidauros brachen wir heute morgen sehr zeitig unsere Zelte ab. Der Plan war,auf der Küstenstraße bis Athen zu fahren, dann einen der Campingplätze anzusteuern und ganz in Ruhe die Sehenswürdigkeiten von Athen zu geniessen. Dafür waren einige Tage eingeplant. Google Maps und TomTom waren mit unserer Wegstrecke  nicht einverstanden. Immer wieder versuchten sie uns auf die gebührenpflichtige Autobahn umzulenken. Doch letztendlich siegte unser Dickschädel. Nur über die Brücke welche den Kanal von Korinth überspannt mussten wir auf die Autobahn ausweichen.
Die drei Campingplätze, welche ich über acsi und im Internet herausfand konnte ich in Google Maps und bei TomTom eingeben. Als wir in die Nähe von Athen kamen, sah man bereits Tanker die auf das Entladen warteten. Grosse Ölraffinerien, Schiffe auf denen auch Bohrplattformen  waren. Dann kamen wir in die Vororte von Athen! Ein Moloch!!
Zu allererst entdeckte Uwe einen Baumarkt “Praktiker" und dort erstand er sein zweites Teil für sein geplantes Tynihouse. Ein Baumarkt, der nicht nur Handwerkszeug sondern auch Fernseher, Möbel, Ofen und Waschmaschinen im Angebot hatte. Unsere Weiterfahrt gestaltete sich nicht gerade einfach.
Der Verkehr haarsträubend und je weiter wir zur Innenstadt kamen um den ersten ausgeschriebenen Campingplatz anzusteuern um so dicker wurde der Verkehr.Uwe leistete Schwerstarbeit. Nur mit Auto mag ja alles kein Problem sein, mit grossem Wohnwagen sieht es anders aus. Wir kamen zu der Adresse des Campingplatzes. Was sahen wir? Nichts! Nur einen kleinen Park, kein Hinweisschild, keine Einfahrt, nichts! Also wieder zurück durch die Innenstadt und Campingplatz  Nummer zwei und drei angesteuert. Mir wurde schlecht, ich war geschafft - dieser Verkehr war nichts für meine Nerven. Beide Adressangaben der Campingplätze entpuppten sich auch als Nieten. Nocheinmal durch die verstopften Strassen mit rücksichtslosen Autofahrern, Motorrollern die rechts und links vorbei sausten, sich in die kleinste Lücke quetschten. Endlich ein Vorort, in welchem es etwas ruhiger zu ging. Ein Caravanhändler, bei dem wir halten konnten beschrieb uns den Weg zu einem Campingplatz und druckte uns die Beschreibung aus. Doch ich wollte der netten Dame im Büro nicht die Illusion rauben - diese Adresse hatten wir als erstes angesteuert. Mit null Erfolg.
Uns war klar, dass es in und um Athen keinen brauchbaren Stellplatz oder Campingplatz gibt.
Deswegen beschlossen wir, Athen hinter uns zu lassen, fuhren Richtung Mandra auf der ehemaligen Hauptverbindungsstraße Nummer drei  und machten eine Pause bei Kaffee und Kuchen in einem sehr sauberen und eleganten Restaurant.
Ein äusserst freundlicher junger Mann bot uns seine Hilfe bei der Strassenkarte an. Wir fragten nach einem Stellplatz für die Nacht. Er empfahl uns einen grossen Parkplatz vor einem Bekleidungsgeschäft ausserhalb des Ortes. Doch als wir später dort ankamen sahen wir in direkter Nachbarschaft ein heruntergekommenes “Zigeunerlager”, dass wir lieber weiter fuhren. Wir hätten uns nicht sicher gefühlt. Etwas weiter sahen wir dann ein grosses abgesperrtes Grundstück welches mit Containern als Asylantenheim ausgerüstet war.
Richtung Thiva sahen wir Zerstörungen die auf vorhergehende Unwetter zurückzuführen waren. Strassen waren teilweise abgebrochen, Asphaltstücke wie leichte Pappe abgerissen, jede Menge Gestein und Schlamm war zu Tal gedonnert und hatte grosse Zerstörungen hinter sich gelassen. Alles kam von Regenfällen, die zwei Wochen vorher alles überschwemmten. Man sah die Spuren in Höfen, an Mauern überall über viele Kilometer. Die Spuren waren teilweise über 1,50 m Höhe zu sehen. Fabriken waren abgesoffen, Friedhöfe mit Schlamm bedeckt. Diese Spuren der Zerstörung sahen teilweise erschreckend aus. Wir spürten die beginnende Kälte, bekamen auch die ersten Schneeflocken ab, als wir über Berge Richtung Thiva fuhren. Wir sahen Rauchschwaden von Feuern - wir vermuteten einen Waldbrand denn ein Löschflugzeug flog vorbei. Ob die Berge unser Ausweg sind, wir wussten es nicht, also fuhren wir mit gemischten Gefühlen weiter.
Und dann entdeckte Uwe Baumwollfelder. Baumwolle hing an Bäumen und Sträuchern, war an Gräsern im Strassengraben hängen geblieben. Lastwagen waren damit gefüllt. Wir hielten an und fragten bei einer Autowerkstatt nach. Die Auskunft war: hier ist ein grosses bekanntes Baumwollgebiet.
Bei einer anderen Tankstelle fragten wir bei einbrechender Dunkelheit ob wir für eine Nacht dort stehen dürfen, erhielten aber einen ablehnenden Bescheid.
Im Moment stehen wir abseits einer Durchgangsstrasse versteckt hinter grossen Büschen. Eine Weiterfahrt ist wegen Dunkelheit nicht möglich. Ausserdem braucht Uwe eine längere Pause nach dieser anstrengenden Fahrt und ich kochte uns einen Eintopf.
Wie es morgen weiter geht wissen wir noch nicht.

pippa
pippa
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von pippa
als Antwort auf johanna vom 25.01.2018, 16:24:10

Ach, Ihr Armen,

ja, in Athen muss der Verkehr bereits vor 40 Jahren schon so chaotisch gewesen sein.

Ich hatte mal einen griechischen Bekannten, der schon lange in D lebte, aber immer mal wieder nach Gr. in Urlaub fuhr. Er war ein rasanter Fahrer, der nie Zeit hatte.

Der erzählte mir, dass er in Athen zur Mittagszeit  einmal mitten im laufenden Verkehr sein Sportcabrio stehen ließ und schreiend weggerannt ist.

Dein Uwe muss Nerven wie Drahtseile haben.

Ich wünsche Euch, dass Ihr dort wieder gut rauskommt und noch eine tolle Weiterfahrt habt.
Pippa

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Donnerstag 25.1.
Gestern Abend fanden wir ja keinen geeigneten Parkplatz, der uns Sicherheit vermittelte.
Uwe fand aber einen Platz der für uns ideal war. Ein Ausweichstreifen neben der Straße. Der an der Straße und auch Richtung Felder mit dicken bambusartigen Gräsern dicht bewachsen war, dass man kaum hindurchschauen konnte. Wir versteckten uns. Heute morgen gegen halb acht sah ich einen Jungen vorbeigehen - Schulranzen auf dem Rücken. Ein sicherer Schulweg, denn der Strassenverkehr ist nicht ganz ohne Risiko.
Vormittags fuhren wir weiter bis zu einem Kloster, welches auf der Strassenkarte mit einem kleinen Stern gekennzeichnet war. Das Sternchen deutet an, dass dies eine Sehenswürdigkeit ist. Im Internet ergoogelte ich “Hosios Loukas Kloster” und “Weltkulturerbe”. Nachbildung von byzantinischer Bauweise, Kloster und diverse Kirchen befinden sich in dieser Anlage. In den diversen Andachtshäusern reich bemalte Wände, geschnitzte Betstühle. Dicke Mauern lassen wenig Licht hinein und eine der Mönchszellen die wir anschauen durften, zeugten von grosser Bescheidenheit.
Ein Bett, zwei Stühle, eine Andachtsecke und ein Nagel in der Wand, der als Aufbewahrungsort für Kleidung dient. Spartanisch wie das Leben dieser orthodoxen Mönche - Heizung Fehlanzeige. Doch in der gepflegten Anlage sah ich einen grossen Busch an welchem bereits Hortensienblüten aufbrachen.
Das Kloster liegt sehr versteckt und ohne Google Maps hätten wir das vielleicht gar nicht gefunden. In Arahova, vor Delphi kamen wir in die Bergregion. Schnee auf den Seitenstreifen, in den Bergen. Als Skigebiet ausgezeichnet. Wolken die so tief hingen, dass man die schneebedeckten Gipfel darüber sah und wieder sehr enge Strassen. Wild parkende Autos, die ein Durchkommen oft erschwerten. In diesem Ort kauften wir Käse und Tee. Pelzmützen, Pelzdecken, dicke Kleidung wurde hier angeboten. Gerade richtig für ein Skizentrum.
Nicht weit davon entfernt Delfi - oder wie es uns in der Schule eingebracht wurde: Delphi.
Das Orakel von Delphi, welches den Fall Trojas voraussah. Der Platz ist berühmt, wir liefen die vielen Treppenstufen und Wege bergan. Grosse Steinsäulen, Mauerreste und auch in Mauersteinen geritzte oder gemeisselte Schriftzeichen erzählen Geschichte. Die Siegessäule die nach dem Sieg über die Perser dort errichtet wurde, reich geschmückte Kapitelle und dazwischen ein Baum, über und über voll mit weissen Blüten. Bei den kalten Temperaturen ein Wunder.
Im Museum von Delphi Kunstschätze aus vergangenen Jahrhunderten. Bronzezeit, Eisen und Gold - Schmuck und Kriegsgeräte, alles war in gesicherten Vitrinen ausgestellt und in drei Sprachen beschrieben. Zusätzlich sass in jedem Raum eine Aufsichtsperson.
Die Sphinx - Überlebensgroß in einem der Säle. Die Vorderpfoten aufgestützt, Flügel die aus dem Körper herauswachsen, der Kopf stolz erhoben - ein steinernes Zeugnis der damaligen Zeit.
Bei allen Steinfiguren faszinierten mich die wunderbaren Arbeiten - Faltenwürfe der Kleidung, jede Locke des Haares, Gesichtszüge fein modelliert - alles aus Stein gehauen.
Reliefs, die über Torbögen angebracht waren und dann wiederum die feinen ziselierten Goldschmuckstücke.
Ein Bullenkörper aus Metallstücken zusammen gesetzt sowie eine wunderschön bemalte Schale, bei der man die einzelnen Scherben sah, die in mühevoller Puzzlearbeit das Gesamtergebnis zeigten: eine sitzende Frau mit einer Harfe, die aus einem Behälter einen ihr gegenüber sitzenden Vogel füttert.
Steinfiguren die mich durch ihre Natürlichkeit und Lebendigkeit bezauberten.
Nach dem Museumsbesuch sah Uwe ein Wohnmobil und erfuhr, dass dieses französische Paar über Italien nach Griechenland gekommen ist. Die nette junge Frau spielte mir auf mein Smartphone eine App auf, die Übernachtungsmöglichkeiten und Campingplätze aufzeigt. So musste ich ihr leider berichten, dass in Athen keinerlei Möglichkeit besteht, obwohl auch bei ihr der zentrale Platz angezeigt wurde.
Nach ein paar Kilometern fanden wir heute einen offenen Campingplatz. Endlich eine Dusche! Mit warmen Wasser! Warm duschen und Kopf waschen, welch ein Luxus! Strom, damit ich wieder Tablet, Smartphone und externes Ladegerät voll aufladen kann. Und hier brachte mir die acsicard das erste Mal eine Ermäßigung ein.
Vor dem Abendessen kreuzte eine größere Ziegenherde den Campingplatz. Die frassen ganz beruhigt was sie fanden, obwohl der Treiber schimpfte.
Wir sind hier die einzigen Gäste - wer fährt schon im Winter mit Camper so weit…..
Da der Wohnwagen heute etwas schief stand musste ich den Topf mit den Gummibändern so am Schrank  fixieren dass er mir während dem kochen nicht vom Herd rutschte. Man wird erfinderisch….
Morgen müssen wir uns um eine neue volle griechische Gasflasche kümmern, denn bei den frostigen Temperaturen brauchen wir etwas mehr Heizung. Ausserdem steht wieder Lebensmitteleinkauf an. Wie weit wir morgen fahren werden wir sehen…...alles ergibt sich irgendwie…..


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