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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

rosemie
rosemie
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von rosemie
als Antwort auf Roxanna vom 31.01.2018, 18:27:16

Auch von mir ein großes Dankeschön für die tollen Reiseberichte. Habe richtig mitgefiebert, würde mir auch gefallen, aber wo bekomme ich bloß so einen Uwe her? - Also weiter gute Fahrt nach Hause.
 

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Mittwoch 31.1.
Erinnerungen
Wir lernten Pietro kennen als wir unseren ersten Urlaub in Dubrovnik verbrachten. Er war Ober in dem Hotel, in welchem wir mit unseren Mädchen drei Wochen waren. Er verwöhnte unsere Kinder mit verschiedenen Nachtisch, Eis und Pudding, Obstsalat usw. Obwohl damals alles nur abgezählt zur Verfügung stand. Es war die kommunistische Zeit und nicht einfach, Kontakte zu knüpfen. Ich fragte ihn Löcher in den Bauch über Ausbildung, Schulsysteme, Krankenkassen. Wo man die besten Badeplätze findet und der gleichen mehr. Er war sehr freundlich und ich wollte seine Frau oder Familie kennen lernen. Gesagt getan, wir luden ihn und seine Frau auf eine Flasche Wein in ein Restaurant ein. Aus einer Flasche wurden mehrere, er brachte seine beiden Mädchen mit und unsere Kinder verstanden sich auf Anhieb bestens. Sie waren etwas jünger wie unsere beiden, aber das machte nichts. Wir wurden auf ein Barbecue eingeladen, kamen zu ihm nach Hause und auch wenn seine Kinder Freunde mitbrachten fiel eine Pizza für diese mit ab, wenn wir zusammen unterwegs waren. Ich lernte auch Karmelas Eltern kennen und weil ihre Mutter gerne Bohnenkaffee trank, kaufte ich welchen für sie.  Ihr Vater sprach Esperanto, wir haben manche Stunde zusammen gesessen. Diese Bekanntschaft entwickelte sich mit jedem Urlaub weiter und vertiefte sich. Pietro nahm uns mit in sein Elternhaus nach Konavle, wir fuhren viel mit ihm herum. Wir hatten schöne gemeinsame Stunden und wenn wir einmal grillen wollten dann gingen Pietro und ich einkaufen - er wählte aus ich zahlte. Das war normal!
Dann kam der Krieg. Pietro wurde Soldat. Über Feldtelefon erfuhren wir, dass Karmela, Katharina und Jelena von Dubrovnik nach Rijeka flüchten mussten, denn Dubrovnik wurde bombardiert. Die Kämpfe waren nicht weit von seinem Haus. Es gab kein Wasser und keine Elektrizität, nichts mehr.
Wir telefonierten mit Karmela in Rijeka und baten sie dringend mit den Kindern zu uns nach Deutschland zu kommen. Wir würden die Reise bezahlen. Aber sie wollte in Kroatien in der Nähe ihres Mannes bleiben. Wir baten, bestätigten auch bei den deutschen Behörden, dass wir für alle Kosten aufkommen werden. Karmela sagte nein! Also sandten wir Geld. Sie wollte nur 50.- DM haben, wir sandten mehr denn was kann man schon mit so wenig anfangen. Wir fragten was sie braucht, kauften Lebensmittel, Kerzen, das nötigste was gebraucht wurde und schickten Pakete. Das setzten wir auch fort als sie wieder in Dubrovnik zurück waren. Ich glaube dass das Geld das wichtigste neben den Kerzen war.
Kroatien hatte sich erfolgreich gegen die Bosnier, Serben und Montenegriner gewehrt, Pietro wurde als Soldat entlassen und dann bat ich darum mir die Mädchen wenigstens für einen Urlaub zu schicken, damit sie ein wenig Abstand vom Krieg bekommen. Ich sandte 400,-- DM für Reisekosten per Post, aber ich bekam das Geld zurückgeschickt, weil es in ganz Dubrovnik nicht so viel Landeswährung gab diese Summe einzutauschen.
Pietro lieh sich das Geld von ehemaligen Kameraden  und die Mädchen kamen zu uns nach Köln. Wir versuchten ihnen ein schönes, normales Leben zu bieten. Die Mädchen gingen in die Disco, wir gingen shoppen und dergleichen mehr. Den Mädchen gab ich in dieser Zeit Taschengeld, damit sie sich selbst etwas kaufen können, obwohl sie das gar nicht wollten. Aber das gehört schliesslich dazu. Als sie nach Hause fuhren gab ich ihnen das von ihrem Vater ausgelegte Reisegeld mit und sorgte dafür, dass sie von Köln mit dem Bus direkt bis Dubrovnik durchfahren konnten.
Wir blieben in Verbindung. Katharina heiratete, bekam ein Mädchen und Pietro sandte uns Bilder. Dann wurde Pietro noch einmal nach so langer Zeit Vater eines Sohnes.
Mein Mann wurde todkrank und es war kein Gedanke mehr an einen Urlaub in Dubrovnik - er wollte lieber noch einmal nach Sri Lanka fliegen und ich habe ihm diesen Wunsch ein paar Monate vor seinem Tod voll erfüllt.
Ein halbes Jahr nach seinem Tod flog ich nach Dubrovnik und besuchte die Familie. Es ging ihnen wieder einigermaßen gut, jeder hatte Arbeit und ein normales Leben.
Ein paar Jahre hatten wir dann keinen Kontakt mehr, weil ich meinen Wohnort wechselte, zu meinem Partner nach Eschwege zog und auch Pietro eine andere Adresse hatte.
Über Facebook fand ich nach dem Tod meines Partners Jelena wieder und seitdem haben wir herzlichen Kontakt.
Es gibt einen Spruch: Freunde in der Not gehen tausend auf ein Lot.
Ich stehe aber auf dem Standpunkt dass man Freunde nicht nur in den guten Tagen hat, sondern dass sich gute Freunde erst in der Not zeigen.
Ich hoffe dass ich ein guter Freund war und ich glaube dass so eine Freundschaft Bestand hat, auch wenn man sich nicht jeden Tag sieht.

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Mittwoch 31.1.
Heute morgen sind wir sehr zeitig wach geworden. Gestern war ich zu müde und habe am Abend nicht mehr viel gemacht. Auch Uwe brauchte Erholung. Da wir an diesem Platz in einem Funkloch sitzen, das erste auf unserer langen Reise, könnte ich nichts verschicken und nicht telefonieren. So  blieb mir diese Arbeit heute.
Doch zuerst räumten wir das Auto leer, packten die Gasflaschen ein und fuhren nach Slano. Dort holten wir die geparkten Fahrräder ab, schrieben noch ein “Dankeschön” da niemand anwesend war. Die Gasflasche wurde bei Sustjepan aufgefüllt. Als wir bei Pietro waren telefonierte ich mit Jelena. Sie sprach mit dem Dentisten und ich wanderte in das Ärztehaus. Man versprach mir alles bis morgen Mittag zu reparieren. Wir wollen morgen Mittag weiter fahren.
Bei Pietro haben wir Gelegenheit zum Duschen. Nach einem guten Mittagessen fuhren wir anschliessend einkaufen, fuhren zum Caravan und räumten diesen neu ein. Alles was nicht so wichtig ist wurde verstaut und zwar so dass man das nicht mehr heraus räumen muss bis wir zu Hause sind.
Am zeitigen Abend machte sich Müdigkeit breit.
Donnerstag 1.2.
Weiterfahrt
Heute morgen sollte ich um 11.00 Uhr im Ärztehaus sein. Wir fuhren allerdings bereits frühmorgens zu Pietro weil wir auch noch Karmela sehen wollten. Karmela geht morgens zur Arbeit und wir wollten uns unbedingt von ihr verabschieden. Gegen halb elf verließen wir das gastliche Haus und  ich bekam meine reparierte Prothese zurück. Arbeitskosten wurden nicht berechnet, nur Materialkosten. Anschliessend schoben wir uns noch eine Brotzeit zwischen die Zähne und dann machten wir uns auf den Weg. Wir nahmen diesmal aber nicht die Autobahn sondern fuhren die Strasse Nummer acht - Uferstraße. Auch an der Grenze zu Bosnien hatten wir diesmal keinerlei Probleme. Im Moment stehen wir auf einem öffentlichen Platz am Meeresufer. Der Strand ist sehr nah man hört das Rauschen der Wellen, wenn sie auf dem Kiesstrand aufschlagen. Morgen geht es weiter Richtung Split.


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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Mittwoch 31.1.
Heute morgen sind wir sehr zeitig wach geworden. Gestern war ich zu müde und habe am Abend nicht mehr viel gemacht. Auch Uwe brauchte Erholung. Da wir an diesem Platz in einem Funkloch sitzen, das erste auf unserer langen Reise, könnte ich nichts verschicken und nicht telefonieren. So  blieb mir diese Arbeit heute.
Doch zuerst räumten wir das Auto leer, packten die Gasflaschen ein und fuhren nach Slano. Dort holten wir die geparkten Fahrräder ab, schrieben noch ein “Dankeschön” da niemand anwesend war. Die Gasflasche wurde bei Sustjepan aufgefüllt. Als wir bei Pietro waren telefonierte ich mit Jelena. Sie sprach mit dem Dentisten und ich wanderte in das Ärztehaus. Man versprach mir alles bis morgen Mittag zu reparieren. Wir wollen morgen Mittag weiter fahren.
Bei Pietro haben wir Gelegenheit zum Duschen. Nach einem guten Mittagessen fuhren wir anschliessend einkaufen, fuhren zum Caravan und räumten diesen neu ein. Alles was nicht so wichtig ist wurde verstaut und zwar so dass man das nicht mehr heraus räumen muss bis wir zu Hause sind.
Am zeitigen Abend machte sich Müdigkeit breit.
Donnerstag 1.2.
Weiterfahrt
Heute morgen sollte ich um 11.00 Uhr im Ärztehaus sein. Wir fuhren allerdings bereits frühmorgens zu Pietro weil wir auch noch Karmela sehen wollten. Karmela geht morgens zur Arbeit und wir wollten uns unbedingt von ihr verabschieden. Gegen halb elf verließen wir das gastliche Haus und  ich bekam meine reparierte Prothese zurück. Arbeitskosten wurden nicht berechnet, nur Materialkosten. Anschliessend schoben wir uns noch eine Brotzeit zwischen die Zähne und dann machten wir uns auf den Weg. Wir nahmen diesmal aber nicht die Autobahn sondern fuhren die Strasse Nummer acht - Uferstraße. Auch an der Grenze zu Bosnien hatten wir diesmal keinerlei Probleme. Im Moment stehen wir auf einem öffentlichen Platz am Meeresufer. Der Strand ist sehr nah man hört das Rauschen der Wellen, wenn sie auf dem Kiesstrand aufschlagen. Morgen geht es weiter Richtung Split.

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf johanna vom 01.02.2018, 16:37:48

Danke, liebe Johanna, für diese Erinnerungen. Mich hat diese Geschichte sehr bewegt. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass in der Zeit dieses Krieges dort fast nicht anderes in den Nachrichten berichtet wurde. Es nahm und nahm keine Ende. Für Pietro und seine Familie ist es noch einmal gut ausgegangen. Es ist doch schön, wenn ein solcher Kontakt, auch wenn es Unterbrechungen gab, über so viele Jahre bestehen bleibt.

Gute Weiterfahrt und herzliche Grüße

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Freitag 2.2.
Immer nach Norden
Wir sind nun acht Wochen unterwegs und haben viel gesehen und erlebt. Zur Zeit fahren wir auf der Uferstraße, die wir bereits auf der Hinfahrt ab Zadar kennen gelernt haben. Man kann hier keine Kilometer “herunterreißen”, dafür müsste man die Autobahn nehmen. Das wollen wir nicht. Kurve um Kurve immer wieder ein anderes Bild. Wir achten jetzt sehr viel mehr auf Einzelheiten. Die Landschaftsbilder - auf der einen Seite die Adria, die vorgelagerten Inseln, auf der anderen Seite schroffe Felsen, die teilweise auch über der Strasse hängen. Es wirkt manchmal bedrohlich, wenn wieder ein Felsbrocken auf der Strasse liegt. Alles zieht wie in einem Film an uns vorüber.
Die Steinhaufen und niedrigen Mauern zwischen den Feldern - mühsam mit größeren Kieselsteinen aufgeschichtet. Weinfelder und Olivenbäume. In Orten mit einem Hafen viele Schiffe. Man sieht genau wo hier das Geld ist. Die Häuser haben teilweise wunderschöne Zäune, Geländer an den Aussentreppen und auch die Balkone sind aufwendig gestaltet. Genau so ein Musterstück sucht Uwe - und er wird fündig! Ein Muster nach dem er arbeiten kann, um seinen Balkon sicher zu machen. Denn im Moment fehlt das Gitter und man kann den Balkon nicht nutzen. Im Netz findet man das zwar auch in Deutschland, aber für welchen Preis!! Hier kostet es gerade einmal 7.-- € .
In Omis stellen wir fest, dass wir noch einmal Geld wechseln müssen, da ich die letzten Kunas für frische Feigen ausgegeben habe. Uwe hält an einem Platz gegenüber der Polizeistation und geht allein zum Markt, wechselt Geld, kauft ein. Sardinen, Salat, Bananen, Brot. Das gibt heute Abend ein fürstliches Essen.
Wir lassen Sibenik hinter uns und machen in einer kleinen Ortschaft Halt. Dort sehen wir in einer offenen Grillhütte zwei Spanferkel am Spieß, die sich über einem Holzfeuer drehen. Es ist Mittag. Hunger oder nicht, Spanferkel gegrillt ist was feines! Wir fragen die beiden anwesenden Grillmeister und werden in das daneben liegende Restaurant verwiesen. Von aussen sieht es klein aus, aber von innen - grosszügig, sauber, sehr gekonnt die Tischdeko. Der Ober mehrsprachig, die Hausdame sehr aufmerksam und hilfsbereit. Wir ordern zwei Portionen Spanferkel, müssen allerdings noch kurze Zeit bis zur Fertigstellung warten. In der Zwischenzeit inspiziert Uwe die Toiletten und die Waschräume und stellt fest, dass man sich dort sehr gut rasieren kann. Gedacht, getan.
Am Nachmittag kommen wir an einem Rastplatz vorbei, auf dem wir bei der  Hinfahrt  problemlos eine Nacht stehen durften. Dieses Mal haben wir Pech, der neue Pächter gibt nicht die Erlaubnis, also fahren wir weiter.
In Zadar suchen wir noch einmal  den Baumarkt auf. Sie haben zwar wieder eine Wasseraufbereitungsanlage mit Solar aber auch diesmal müssten wir sie bestellen und einige Tage bis zur Lieferung warten.
Nach Zadar wird die Uferstraße schwierig. Das Wetter spielt verrückt! Es schüttet wie aus Kübeln, so dass die Scheibenwischer nichts mehr ausrichten können. Zusätzlich Hagel, der niederprasselt. Teilweise gewittert es kurz. Vom Wetter  haben wir heute alles miese abbekommen. Uwe muss sehr langsam fahren und dann anhalten. Es regnet sich ein. Als es etwas nachlässt fahren wir weiter. Die Strassen zum Teil so überflutet dass das eigene Auto sich selbst und dem Caravan eine Vollwäsche verpasst.
Ein Campingplatz der offen ist und der nicht zu steil zur Küste abfällt ist nicht zu finden.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als einen breiteren Standstreifen neben der Strasse anzusteuern, als die Dunkelheit hereinbricht. Es geht ein ziemlicher Wind, der Caravan wackelt wieder.
Hoffentlich kommen heute in der Nacht nicht so viele Autos vorbei, damit wir eine einigermaßen ruhige Nacht haben.


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pippa
pippa
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von pippa
als Antwort auf johanna vom 02.02.2018, 20:00:11
Ach ja, Johanna, die Küstenstraße…….
Da kommen die Erinnerungen hoch aus der Zeit, als dieses landschaftlich herrliche Land noch keine Grenzen hatte und einfach Jugoslawien hieß . 

50 Jahre ist das her und damals musste man sich diese Straße, die eigentlich ganz normal aussah, weil sie im Gegensatz zu fast all den anderen Straßen im Landesinneren asphaltiert war, mit Fußgängern, Eseln und Schafen teilen. Vor jeder Kurve stand ein riesiges Schild mit einem Totenkopf als Warnung. Sah man ins Wasser der Adria, konnte jede Menge Autowracks bewundern. Wer in diesen Kurven mehr als 30 kmh fuhr, kam ins Schleudern. Auch in dieser Zeit gab es schon Einheimische die ein Auto fuhren, und auch damals schon fuhren sie genauso, wie Du es beschreibst. Es war wirklich eine Straße des Schreckens trotz der überwältigend schönen Landschaft.

Ich danke Dir hiermit nochmals aus ganzem Herzen, liebe Johanna, denn durch Deine Berichte sind so viele wundervolle Erinnerungen wieder hochgekommen.

Das damalige Jugoslawen war in meiner Jugend der Ort meiner Träume und Sehnsucht.

Dankbare Grüße
von Pippa


 
johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Sonnabend 3.2.
Gestrandet
Eine ruhige Nacht? Gewünscht hätte ich sie uns schon. Nur leider geht es nicht immer so in Erfüllung was man sich wünscht. Bis ca. 23:30 Uhr haben wir noch diskutiert, Erinnerungen ausgetauscht von der Reise, gelacht und geplant.
Autoverkehr war äusserst minimiert. Nachts gegen drei Uhr wurden wir wach. Der Wohnwagen schaukelte uns nicht nur sanft in den Schlaf - nein - Windböen die sich fast wie Sturmböen anfühlten ergriffen Caravan und Auto. Wir standen mit dem Gespann völlig ungeschützt in diesen Naturgewalten. Dazu peitschte der Regen fast quer auf die Erde. Das Wasser der Adria hatte nicht nur Schaumkronen auf den Wellen sondern man sah eine weisse Schicht von Gischt darüber.
Aufspringen, anziehen alles schnell festzurren. Uwe brachte mich sicher zum Auto, um dann noch im strömenden Regen die Fahrräder vom Träger abzumontieren und im Caravan zu verstauen. Er drehte die Gasflaschen ab und checkte alles rund um den Caravan auf Sicherheit ab. Wir fuhren langsam auf der Suche nach einem etwas geschützteren Platz weiter. 30 km/h war Höchstgeschwindigkeit. Ein paar Kilometer weiter war direkt vor einer Felswand eine Möglichkeit. Der Wohnwagen schaukelte zwar immer noch, aber das war erträglich und nicht mehr so erschreckend.
Wir legten uns wieder zur Ruhe, nur nicht lange. Gegen sieben Uhr wurden wir durch das ächzen und stöhnen des Caravans wach. Der Wind hatte gedreht, die rückwärtigen Scheiben, die eine Seite vom Auto, alles war voll Schnee und Eis.
Der Wind, der wieder in Böen den Caravan erfasste war stärker geworden. Nur mit viel Mühe konnte ich heute morgen Tee kochen. Den Topf müsste ich über der Gasflamme festhalten, sonst wäre er weggerutscht. An heissen Teewasser wollte ich mich nicht verbrennen. Der Honig den ich zum süssen verwende war fast fest geworden.
Am Strassenrand lag noch etwas Schnee - der Himmel war grau,  wenn nur endlich dieser  schreckliche Wind aufhören würde, wäre ich schon zufrieden.
Zehn Kilometer vor Karlobag starten wir wieder. In Karlobag werden wir von der Polizei angehalten. Die Papiere werden kontrolliert. Die Strassen ist für Fahrzeuge wie das unsrige  gesperrt wegen dem Sturm, deswegen zahlen wir 250 Kuna Strafe. Wir müssen auf dem Parkplatz am Eingang des Ortes stehen bleiben bis das Wetter besser wird. Gestern war die Strasse noch frei - heute gesperrt ohne ein Schild - ohne einen Hinweis.
Wir entscheiden beiden uns ein Zimmer in einem Hotel zu nehmen. Uwe läuft um ein Hotel zu finden und wird auch fündig. Der Wind reisst mich fast von den Beinen als ich aus dem Auto aussteige. Wir packen das nötigste. Zahnputzzeug habe ich im Rucksack. Tablet, Smartphone und Schreibzeug auch immer dabei. Ebenso alle Papiere und sämtliches Bargeld.
Aus dem Auto holen wir nur noch frische Wäsche für Uwe denn er ist durch den Sturm, Regen, die Arbeit am Wagen doch ziemlich beeinträchtigt. Das Hotel hat am Abend Musik - eine Faschingsveranstaltung. Das Zimmer ist gross, gemütlich eingerichtet für insgesamt drei Personen, Dusche, WC. Einschließlich Frühstück 60,- €
Die Gaststube rustikal gemütlich, warm. Man spricht ein hervorragendes Deutsch.
 

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Sonntag 4.2.
Grottenolm müsste man sein
Nach dem Aufstehen und einem sehr ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Der Sturm hatte nachgelassen, es wehte zwar noch ein mittelprächtiger Wind, aber wir durften fahren. Denn die anderen Wohnmobilfahrer, die ebenfalls von der Polizei am Vorabend aus dem Verkehr gezogen wurden, hatten auch schon den Parkplatz verlassen.
Jelena hatte uns den Tipp gegeben, die Höhlen von Postojna zu besuchen, wenn wir schon den Weg über Slowenien nach Italien nehmen. Das war ihre letzte Information, denn von unseren Reiseänderungen wusste sie nichts. Aber da Postojna auch auf dem Rückweg nach Deutschland liegt, liessen wir uns eine Besichtigung nicht entgehen. Je weiter wir nach Norden kamen um so kälter wurde es und in Slowenien hatten wir dann Schnee am Strassenrand. Die Landschaft wie im Voralpenland Hügel, Berge flache Täler. Der erste Schneemann stand in einem Garten und wir wussten: jetzt hat uns der Norden wieder, Adria und der Süden Europas liegen hinter uns. Wir kamen in Postojna jama an und konnten auf einem geräumten Parkplatz unser Lager aufschlagen. Uwe mass die Schneehöhe: 25 cm. Nicht jeder Parkplatz ist jetzt im Winter  geräumt, im Sommer dürfte hier wesentlich mehr los sein, obwohl es hier jetzt auch von Touristen wimmelte.
Busse standen in Reih und Glied und warteten auf die Fahrgäste, die gerade einige Besichtigungen unternahmen.
Unser erster Weg ging zum Ticketverkauf. Es gab Anschlagtafeln auf denen vermerkt war, welche Besonderheiten man anschauen kann, welche Ticketkombinationen man kaufen kann und was alles kostet. Wir entschieden uns für die Kombination 1, 2 und 3 - die Expo die Höhle von Postojna Karst, ausserdem das Vivarium mit der Ausstellung von Schmetterlingen und das wichtigste war natürlich die Tropfsteinhöhle von Postojna und Proteus Höhle.
Viel Zeit hatten wir für die ersten beiden Besichtigungen nicht, denn in der Höhle von Postojna war eine deutschsprachige Führung um 15:00 Uhr angesetzt.
Es war bereits kurz nach 13:00 Uhr als wir die Expohalle betraten. Hier waren Ausstellungsstücke aus den Urzeiten der Menschheit von Versteinerungen bis zu Bullen und Bären. Ein sehr aufwendig und lehrreich dargebotenes Erlebnis. Für diesen Rundgang benötigten wir ca eine Stunde, obwohl man sich eigentlich viel mehr Zeit für die Exponate nehmen müsste. Besonders die Versteinerungen - Tiere, Muscheln, Blattabdrücke gibt es in grosser Anzahl und sind absolut sehenswert. Wie lebten die ersten Menschen in Höhlen, wie entstanden die Höhlen im Karst und welche Formen gibt es? Ausführliche Beschreibungen und Beispiele, Darstellungen und Informationen werden durch Schautafeln den Besucherne nahe gebracht.
Die zweite Ausstellung über die Schmetterlinge, sowie die Tiere die in den Höhlen leben war ebenfalls mit vielen kleinen Aquarien praktisch dargestellt. Olme, Grottenolme, Spinnentiere, Fische die in tieferen Gewässern leben, Krebse und andere Winzlinge konnte man sehen, wenn man sie entdeckte. Auf einem Aquarium sah ich eine starke Lupe liegen - für interessierte Besucher ein weiteres Hilfsmittel. Die Schmetterlingssammlung war sehr umfangreich. Vom kleinsten Falter bis zum größten Schmetterling, von unscheinbar bis farbig bunt - alles war vertreten - ein Augenschmaus für jeden Botaniker.
Dann kamen wir in den Teil des Hauses, den ich die Dunkelkammer nennen möchte. Die Tiere die in den Höhlen leben, haben keine Augen, sind sehr lichtempfindlich weil sie in ständiger Dunkelheit leben. Es hingen auch Fledermäuse an den hohen Decken - ein Schild mit der Aufschrift “psst" wies darauf hin.
Ein Grottenolm kann 100 Jahre leben, kann 7 Jahre ohne Nahrung auskommen, bewegt sich in dieser Zeit fast nicht  und hat in dieser Mangelzeit nur 2 Herzschläge pro Minute. Man stelle sich vor: sieben Jahre eine Nulldiät!
Uwe meinte noch dass ein Beamter einem Grottenolm sehr nahe kommt, keine Bewegung…...usw.
Die Hauptattraktion dieser grossen Anlage ist natürlich die Tropfsteinhöhle von Postojna. Täglich werden bis zu 10.000 Besucher aus aller Welt durchgeschleust. Die Höhlen sind bereits seit ca 200 Jahren für Touristen geöffnet.
Es gibt separate Führungen in englischer, deutscher, französischer und anderen Fremdsprachen. Rings um die Höhle hat sich ein grosses Fremdenverkehrszentrum gebildet. Hotel, Kaffee, Andenkenläden, öffentliche Toiletten - alles ist reichlich vorhanden und gibt vielen Menschen der Umgebung Lohn und Brot.
Vom Eingang aus fährt man mit einem kleinen - aber sehr langen - Zug ungefähr sieben Minuten in das Berginnere. Vorbei an Stalakmiten, Stalaktiten, durch kleine Gewölbe, Gänge und durch ein grosses Gewölbe welches mit Kristallleuchtern taghell erleuchtet wird. Diese unterirdische Landschaft ist berauschend schön.
Dann der Halt, alles aussteigen, die Gruppen werden nach Sprache zusammengehalten. Unsere deutschsprachige Gruppe besteht dieses Mal aus sieben Personen. Eine fünfköpfige österreichische Familie aus Villach, Uwe und mir. Als wir gefragt werden woher wir kommen sagten wir 200 km von Frankfurt entfernt, denn Frankfurt ist ein Begriff. Daraufhin meinte unser Fremdenführer….Richtung Giessen?
Bei der Führung sehen wir so viele verschiedene Formen und Farben von rotbraun durch eisenhaltiges  Wasser bis zu schneeweissen Stalakmiten. Wir hören wie viele Jahrtausende es braucht, bis Stalakmiten und Stalaktiten zusammenwachsen und erhalten auch Erklärungen über Größe und Länge der berühmtesten touristischen Grotte der Welt. Länge ist 24 km wovon die Besucher aber nur 5 km besichtigen. Die Wege sind gut ausgebaut. Der tiefste Punkt der Höhle liegt genau 6 m über einem Fluss, welcher unter der Höhle durchfließt. Nachdem wir an dem Endpunkt der Führung angelangt sind können wir in einem grossen Gewölbe noch in einem Geschäft Andenken kaufen (oder nicht) und besteigen wieder den Zug, der uns zum Ausgang bringt. Hier kann man den breiten Fluss sehen.
In der Tropfsteinhöhle herrscht eine konstante Temperatur von ungefähr 12 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit von 95 %
Wir hätten wirklich etwas verpasst, wenn wir hier keinen Stopp eingelegt hätten. Es ist ein unvergessliches und wunderbares Erlebnis: die Attraktion Postojnska Jama.
Leider haben wir für die größte Höhlenburg der Welt - die Burg Predjama und ihre früheren Besitzer keine Zeit mehr. Aber sie steht im Guinnessbuch der Rekorde. Morgen früh müssen wir an die Weiterfahrt denken.

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von SamuelVimes


LG
Sam

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