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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

ahle-koelsche-jung
ahle-koelsche-jung
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ahle-koelsche-jung
als Antwort auf Majorie vom 19.01.2019, 17:42:22

Hallo Ruth,
dann drück ich dir die Daumen das du die Taschenlampe nicht brauchst um das Fläschchen zufinden, es aber trotzdem geniessen kannst.

Schöne Grüsse aus dem kalten Köln

images (21).jpghier ein kleiner Vorrat für dich und alle Nachteulen

50989410c92f382832a3ad85a6a6a8fc.jpgEule a-k-J.jpg

johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

oh liebe Majorie - ein Fläschchen roten - und vom Kölsche Jung eine ganze Batterie - das dürfte sicher für einige Zeit reichen.
Gestern hatten wir hier so einen tollen Sonnenschein, da konnten wir uns nicht entschliessen zu Hause zu bleiben und sind in den Thüringer Wald gefahren. Wir haben uns für nächste Woche Montag und Dienstag in der Gehlberger Hütte ein Bett reserviert. Schlafsack und andere Utensilien müssen wir mitnehmen - Autoanfahrt ist verboten obwohl alle Wege gut geräumt sind, Loipen für Langläfer sind auch genug vorhanden. Die Luft war herrlich, die Aussicht phantastisch - Wald, Wald und nochmal Wald, verschneite Äste die sich sehr weit herab bogen. Nur in der Ferne sah man einen Teil einer grossen Autobahnbrücke.
Natürlich hatte ich mal wieder die verkehrten Schuhe an - Halbschuhe und dann stapfte ich im Schnee herum - aber dieser Ausflug war gar nicht geplant, sondern wir wollten eigentlich in ein Aquarium  oder ein Waffenmuseum. Planen können wir - Uwe und ich - gar nichts. Und wenn, dann geht es bestimmt in die Hose und es kommt etwas ganz anderes herausZwinkern
Dir ganz liebe Grüsse aus der "alten kalten Heimat"
Allen anderen Nachteulen wünsche ich noch frohes Schneemannbauen - bis auf Bruny die hat ja genug Sonne, da schmilzt der Schneemann und braucht dazu nicht einmal die Sicht auf eine Schneefrau.....Errötet

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

21.1.
Die Schneekopfkugeln

Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir am Montag 21.1. Richtung Suhl. Wir waren uns noch gar nicht so einig wohin die Reise gehen sollte. Ziele hatten wir genug – zur Auswahl stand Suhl oder aber auch Zella-Mehlis und vorher waren auch noch andere Ziele in Hessen im Gespräch. Das Aquarium sollte es sein, doch so weit kamen wir gar nicht. In Suhl ist das Waffenmuseum am Montag geschlossen, also fiel dieses Ziel schon mal weg.
Der Sonnenschein, der Schnee verlockte uns zu einem Abstecher – Richtung Schmücke. Schmücke war mir ein Begriff, allerdings wurde unter diesem Namen ein Darsteller (Jacki Schwarz) in der Krimireihe „Polizeiruf 110“ benannt.

Die Fahrt zu der Ortschaft Schmücke war, wie beim ersten Mal, traumhaft. Die schneebedeckten Zweige der Tannenbäume bogen sich unter der Last weit nach unten – die Strassen waren sehr gut geräumt – die Schneehaufen rechts und links der Strasse verdeckten fast die Strassenbegrenzungen.
Eiszapfen hingen immer noch von den Dächern herab und glitzerten in der Sonne. Dann lenkte Uwe seinen Knut von der Strasse ab Richtung Gehlberg – Schneekopf die Höhenangabe stand auf einem Hinweisschild.
Am letzten Parkplatz vor der Gehlberghütte stellten wir das Auto ab. Da ich nur Halbschuhe trug war an ein Herumstapfen im Schnee fast nicht zu denken – Uwe erkundigte sich wie weit die Gehlberghütte sei und erhielt die Auskunft „ca. 500 m“. Dann möchte ich wirklich im Nachhinein wissen wie es um die Meßbarkeit der Entfernung bei diesen Sonntagsausflüglern bestellt ist. Denn der Weg war lt. Späterer Auskunft ca. 1 km.

Der Schneekopf ist fast der höchste Berg des Thüringer Waldes – wir nahmen den Weg zur neuen Gehlberger Hütte, dem Fernmeldeturm und Aussichtsturm in Angriff. Der höchste Punkt Thüringens ist der Schneekopfturm mit 1001 m ü.NN. Und um das Vergnügen doch noch im Schnee herum zu stiefeln voll zu machen – legte Uwe mit seinen grossen Füssen eine Spur für mich bis unter schneebedeckte Tannen, damit ich nicht zu tief im Schnee versinke und nasse Füsse bekomme.
Auf dem Weg zur Hütte sahen wir in Abständen aus Holz geschnitzte Figuren, einen Pinguin - eine grosse Eule – Baumstämme die mit den Wurzeln nach oben im Erdreich steckten und deren Stämme mit Ornamenten geschnitzt waren. Ausserdem war für Kinder und Erwachsene immer wieder die Möglichkeit gegeben, Geschicklichkeitsspiele zu absolvieren – Tannenzapfenschiessen auf feststehende kleine Figuren z.B.
Ein Radfahrer mühte sich bergauf mit seinem Vehikel ab – stramme Waden – pusten und kräftiges in die Pedale treten – die Reifen des Rades waren sehr dick.
Eltern zeigten ihren Sprösslingen wie man Langlauf beherrscht – oder zogen Schlitten hinter sich her. Skiläufer hatten direkt neben dem geräumten breiten Weg für Fußgänger eine Loipe.

Dann hatten wir die Hütte erreicht. Davor waren an Gestellen viele Skier angelehnt, dicke Eiszapfen hingen von dem Terassendach herab und ein Schild zeigte die Jahreszahlen in der Geschichte dieser „neuen Gehlberger Hütte“. Die Einweihung fand 2009 statt aber bereits 1664 war dieser Berg als Türkenwarnfeuer genutzt und 1866 stand hier das erste Turmwärterhaus.

Der Schneekopf ist vulkanischen Ursprungs und besteht aus Porphyr und ist bekannt für die hier vorkommenden Schneekopfkugeln, Porphyrkugeln (Drusen), die im Inneren Kristalle ausbildeten.
Nachdem wir uns in der Hütte bei heisser Schokolade und einem Cappucchino eine Pause gönnten, fragten wir nach Unterbringungsmöglichkeiten. Mehrbettzimmer waren kein Problem – man sollte sich nur rechtzeitig anmelden. Wir begutachteten die Zimmer, den Aufenthaltsraum und die Waschräume – waren angenehm überrascht und liessen uns, spontan wie wir sind, für den 28. auf den 29.1. Unterkunft reservieren.
Dann stiegen wir zum Aussichtsturm, doch der war leider schon geschlossen. Trotzdem sah man weit übers Land hinaus, die Autobahnbrücke „Wilde Gera,“ die mit 252 m Spannweite größte Bogenbrücke Deutschlands war in der Ferne gut zu sehen. Waldreiche Gegend – herrliche Aussicht – himmlische Ruhe – alles ein Bild des Friedens. Bei klarer Sicht kann man bis zum Brocken im Harz schauen…..aber dieser Blick war uns heute doch nicht gegönnt, trotz Sonnenschein.

Wir liefen den Weg zurück zum Auto, freuten uns auf die Unterbringung und hofften auf die gleiche Wetterlage, Sonne und klare Sicht, die wir am heutigen Tag hatten. Dann schmiedeten wir Pläne – Rucksack, Schlafsack und eigene Waschsachen mussten wir ja vorbereiten. Ausleihe eines Hüttenschlafsacks wäre auch möglich. Nur Haustiere wären in der Wanderherberge nicht gestattet, WLAN vorhanden und am liebsten hat man Barzahlung.

Dieser Sonnentag war so richtig nach unserem Geschmack und wir probierten gleich einen der Schlafsäcke für mich aus, die Uwe hat, als wir am Abend später nach hause kamen.

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johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Traumzeit hautnah……

Frank Zagel, Journalist, Globetrotter und Familienvater umrundete mit seiner Familie Australien.
Diesen Kontinent, den er schon seit Kindertagen liebt und bereits mehrfach bereiste.

Frank Zagel zeigt am Freitag den 25.1. in Eisenach in vielen Bildern die Vorbereitungen die getroffen werden mussten – wie er, der Globetrotter seine Frau eine Inderin nach indischem Ritus heiratet.

Für diese lange Reise nimmt er seine Kinder aus der Schule – er und seine Frau unterrichten die Kinder während dieser Reise täglich eine Stunde im Schreiben, Lesen und Mathematik. Alles andere lernen diese Kinder durch das Leben auf dieser Reise und können sich nach kurzer Zeit mit anderen Gleichaltrigen in Englisch unterhalten, lernen mehr wie genug durch den täglichen Umgang mit Natur und Tierwelt dieses großartigen Kontinents. Und sie können nach der Rückkehr problemlos jeweils eine Klasse überspringen.

Mit dem Geländewagen, einem Zelt, Tanks für Trinkwasser und Ersatzbenzin ausgestattet, fährt diese Familie von den Pinguinen des Südens bis zu den Krokodilen des Nordens. Lernen den Unterschied zwischen Salzwasser und Süßwasserkrokodilen kennen, lernen welche dieser beiden Arten nicht nur für Tiere sondern auch für Menschen gefährlich werden kann, entdecken auf sehr vielen Waschbrettpisten die entlegensten Gebiete.

In den abenteuerlichen Kimberleys befahren sie die berüchtigte 700 km lange Piste der Gibb River Road, durchqueren Flussläufe und entdecken die endlose Weite des australischen Outbacks. Ein Abstecher nach Alice Springs der Millionenstadt im Outback zeigt interessante Eindrücke einer aus den Anfängen der Besiedlung einst kleinen Ansiedlung.

Von den Millionenstädten der Ostküste bis in die menschenleeren Winkel des Landes führt sie der Weg – sie lernen die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Australier kennen. Schnorcheln im Great Barrier Riff – lauschen dem Geschrei der Papageien im Kakdu-Nationalpark. Erleben die Känguruhs hautnah. Sie besuchen viele Nationalparks – unter anderem auch den Uluru-Kata-Nationalpark.

Erklären den Zuhörern warum keine Fotografien von den Ureinwohnern gemacht wurden. In ihrer Tradition glauben die Aborigines, dass sie ihre Seele verlieren, wenn man sie ablichtet. Und andere/fremde Traditionen sollte man wirklich respektieren.
Die Familie Zagel startet ihre Reise in Perth, kaufen sich dort mit Hilfe eines Bekannten alle benötigten Dinge wie Auto, Dachgepäckträger, Kanister usw. und beenden die Reise in Syndey. Hier schlossen sich dann 3 Monate Aufenthalt in Hawaii und 3 Monate im Norden des amerikanischen Kontinents an bevor die Familie wieder Europa erreichte.

172 mal bauten Frank Zagel und seine Familie auf dieser Reise ihr Zelt auf und haben jedesmal die großartigen Naturschauspiele und Naturschätze genossen. Auch aus dem Blickwinkel der Kinder wird über diesen Reiseverlauf humorvoll berichtet. Durch die vielen Erlebnisse der Kinder mit der Tierwelt und den Abenteuern auf der einjährigen Reise wuchsen ihr Mut und Selbstvertrauen. Das wurde sehr deutlich als die Tochter Simren (4. Klasse) sich mit Schülern über Funk während einer Unterrichtsstunde in englischer Sprache fliessend austauschte.

Der kleine Junge lief eines Tages am kilometerlangen Strand entlang, verschwand für die Familie spurlos und bewies doch so viel Überlegung nicht ins buschbewachsene Hinterland zu laufen sondern am Strand zu bleiben, bis man ihn nach langer Suche endlich fand. Die Polizei kam zwar sofort mit Hubschraubern um ihn zu suchen, aber der Einsatz war dann nicht mehr nötig.

Der kleine Angad wurde nach der einjährigen Reise direkt in die zweite Klasse eingeschult und stand mit seiner grossen Schultüte als wohl einmaliges Beispiel bei den Zweitklässlern seiner Heimatstadt.
Ein wirklich schöner Filmvortrag den uns Frank Zagel hier präsentierte – er machte gleich Lust auf das Kennenlernen dieses Kontinents. Auch wenn es nur ein kleiner Teil sein kann. Denn normalerweise erhält man ein Besuchervisum für diesen Kontinent nur für die Dauer von drei Monaten, doch Frank Zagel als Journalist konnte für sich und seine Familie ein 6-monatiges Visum erhalten.
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johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

„Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne….

...als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorlieb nehmen muss“ schrieb Karl Kraus 1909

Im Märchen Aschenputtel symbolisiert der Schuh die romantische Liebe, da der Schuh nur einer Trägerin passt und der Prinz schliesslich diese Frau heiratet. Die sexuelle Begierde gilt im Schuhfetischismus dem leblosen Objekt und lässt die Eigenschaften der Trägerin und auch die Schönheitsideale ganz in den Hintergrund treten.

Unter diesem Aspekt sahen wir Schuhe aus allen Kulturkreisen – vergoldete Balletheels von 1935, Gin-Lien-Schuhe aus China um 1900, Mandschuh-Stelzschuhe mit viel Holz, Hausschuhe der letzten Geliebten von Goethe, ein Kinderschuhfragment aus dem 2. Jhd. n. Chr., die Brautstiefel der Fürstin von Metternich um 1860, einen Zehenkammernschuh von 1907, einen koptischen Schuh aus Ägypten des 14. Jahrhunderts. Es waren kleine Kindermokkasins von 1875 reich mit Perlen bestickt neben den Ledermokassins der Erwachsenen ausgestellt.

Doch zu allererst betraten wir nach dem Bezahlen des Museumseintritts einen Saal, der mit „Leder von A – Z“ bezeichnet wurde. Hier standen viele grosse Medientische mit Glasplatten. An den Rändern dieser „Tische“ waren unzählige verschiedene Lederstücke angebracht. Wenn man diese Lederstücke anfasste, sie genüßlich mit den Fingern befühlte dann konnte man beim Drücken auf diesen Teil der Glasscheibe lesen, wie dieses Leder hiess, welche Eigenschaften es hatte, von welchem Tier es stammte usw.

Krokodilhaut, Haifischleder, Elefantenleder, Bindenwaranleder und auch Kaugummi, sowie Hühnerbeinleder waren unter anderem ausgestellt und befühlbar. Känguruhleder ist sehr reißfest, obwohl es mit einer durchschnittlichen Dicke mit einem Millimeter sehr dünn ist.

Rentierleder z.B. ist sehr weich, jedoch von seiner Struktur her widerstandsfähig und sehr langlebig. Daraus werden z.B. Kinderstiefel der Inupiat in Alaska angefertigt. Die kleinen Mädchen lernen mit diesem Leder Puppen herzustellen und lernen so auch den Gebrauch von Sehnen, Fell und Leder.

Seehundleder gehört z.B. zu den dauerhaftesten und wertvollsten Portefeuilleledern. Die Seehundhaut war einst eine der wichtigsten Rohhautprodukte der Menschen in den Polarregionen. Meist wurde es getrocknet und nicht gegerbt.
Lachsleder ist elastisch, reißfest und wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. Die Struktur erinnert ein wenig an Schlangenleder. Die in Sibirien lebenden Nanai verarbeiten traditionell Lachsleder. Es werden daraus Kleidung, Kleinlederwaren gefertigt. Lachsleder entsteht als Abfallprodukt bei der Lebensmittelherstellung.

Pinatex ist natürlich, vegan ein aus Fasern von Ananasblättern gefertigtes Lederimitat. Es wird u.a. in Barcelona in einer Textilfabrik verarbeitet.

Als Rohhaut bezeichnet man die enthaarte abgezogene und getrocknete Haut des Tiers, die im Gegensatz zu Leder nicht gegerbt wird und daher wesentlich steifer ist. Nach dem Abziehen und entfleischen wird das Fell aufgespannt und getrocknet. Danach lässt man es in einer Lauge aus Holzasche weichen, wodurch sich das Haar löst. Rohhaut ist im Gegensatz zu Pergament meist etwas dicker und lichtundurchlässig.

Effektleder ist meist chromgegerbtes Leder, dessen Oberfläche unter Wärme und Druck mit einer Folie versehen wird. Die aufgebrachten Materialien können die Eigenschaften des Leders beeinflussen, es wird entweder robuster oder empfindlicher, daher schwankt die Langlebigkeit erheblich.
Rauleder ist ein Oberbegriff für alle Lederarten, die durch Anschliff der Narbenseite (Nubuk) oder der Fleischseite (Velours) eine raue, griffige und samtige Haptik erhalten. Die Begriffe Rauleder und Wildleder werden häufig synonym verwendet, obwohl Wildleder nur die gegerbten Felle von Wildtieren wie Hirsch, Reh oder Antilopen beschreibt.

Crustleder, punziertes Leder , auch die Vergoldung von Leder ist genau beschrieben. Ein Freudenbergsches Minnekästchen um 1350 zeigt das Verarbeiten mit Holz, Bronze und Vergoldung. Das Lederkästchen ist ein Schmuckstück, das seinesgleichen sucht. Die plastischen Bilder zeigen Paare, die sich gegenseitig Geschenke überreichen.

Olivenleder entsteht durch einen pflanzlichen Gerbstoff auf der Basis eines wässrigen Olivenblattextraktes. Dieses auf diese Art gegerbte Leder ist besonders hautverträglich und wurde 2006 von der Reutlinger Firma wet-green GmbH entwickelt.

Blankleder auch Kernleder genannt sind pflanzlich gegerbte leicht gefettete Rindsleder mit einer Stärke von mindestens 2,5 mm. Blankleder sind typische Sattlerleder, da sie kräftig und robust sind.

Der Pilzwerkstoff wird von einem lebenden Organismus erzeugt und ist flexibel, wasserabweisend und atmungsaktiv.
Und zuletzt Papier – es diente immer wieder bei Ressourcenknappheit wie zum Beispiel im ersten Weltkrieg dazu als Lederersatzmaterial für Schuhe und Taschen Verwendung zu finden.

Futterale für Vorlegemesser, für Brillen, für alle möglichen Dinge wurden in Schaukästen gezeigt. In der Mitte eines der anderen Säle stand ein Schiff vollkommen aus Leder gefertigt in einem Schaukasten, sodass man es gut von allen Seiten aus betrachten konnte.
Auch liturgische Kleidung war ausgestellt und diese Entwicklung lässt sich teilweise bis in die römische Zeit zurück verfolgen. Aus der römischen Alltagskleidung, besonders der Tunika entwickelten sich die liturgischen Gewänder. Als Materialien standen Wolle, Leinen und Seide im Vordergrund. Die ausgestellte liturgische Kleidung aus Leder stammt aus dem 18. Jahrhundert. Weil allerdings das Material sehr hart ist, hat es sich für diesen Zweck nicht dauerhaft durchgesetzt. Zum priesterlichen Obergewand – Kasel genannt – gehört eine Stola, ein schmaler über beide Schultern herabhängender Teil des Gewandes. Das grosse Pluviale, ein weiter Umhang wurde nur bei bestimmten Feierlichkeiten wie Prozessionen angelegt. Die dazugehörigen Schuhe orientierten sich an der Schuhmode des Jahrhunderts. Auf einen hohen Absatz wurde allerdings verzichtet. Die Mitra wurde aus Brokat gearbeitet.

Eine weitere Abteilung war den Taschen und Koffern gewidmet. Schrankkoffer – grosse und kleine – Koffer die man früher auf die offenen Autos hinter den Sitzen befestigte. Assecoires wie Behältnisse für Rasierzeug, Hygieneartikel, Kulturtaschen aus Leder – alles entsprach dem teuren Modegeschmack der damaligen Zeit.
Auch die Buchdrucker hatten eine Abteilung, die für mich mit dem kleinsten Buch der Welt ihre Krönung fand. Dieses Büchlein enthält das Vaterunser in sieben Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Englisch in der amerikanischen Fassung, Spanisch, Holländisch und Schwedisch.
Die Grösse der Schriftfläche auf jeder Seite beträgt 3,5 x 3,5 mm. Jede Seite des Buches wurde in einer Schriftgiesserei in Metall geschnitten, nicht fotografisch verkleinert. Das Buch ist von Hand in Leder gebunden und mit einer Goldprägung verziert.

Als ausgesprochene Leseratte hat mich dieses Buch sehr fasziniert.
Teil 1 Besuch des Ledermuseums in Offenbach am 27.1.2019

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johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Teil 2 – Geschichte und ethnologische Sammlung

Das Ledermuseum wäre ohne die Industriestadt Offenbach – die Stadt des Leders und der Lederwaren nicht denkbar gewesen. Aus einem ursprünglich handwerklichen Luxusgewerbe entwickelte sich im Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine moderne Leder- und Lederwarenindustrie, die weltweit Trends setzte.

Auf einer Urlaubsreise nach Südtirol im Jahr 1912 kaufte Hugo Eberhardt bei einer Händlerin in Meran die aus einem Schloss stammende Truhe im Stil des Barockjs. Angeregt durch diesen Kauf entwickelte er die Idee für ein Museum das sich ausschliesslich auf Leder und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten konzentrieren sollte.
Das älteste Objekt des Ledermuseums lässt sich auf etwa 4000 v. Chr. Datieren. Ein Rohhautgefäss wurde bei Ausgrabungen in Ägypten nahe des Nils als Teil einer Grabausstattung entdeckt. Dank der klimatischen Bedingungen in Ägypten haben sich ausserdem zahlreiche Lederarbeiten gut erhalten.

Eines der jüngsten Objekte ist ein Kopfhörer aus New York von 2014. Bei diesem Over-Ear-Kopfhörer trifft eine moderne und schlichte Gestaltung auf höchsten Tragekomfort. Einzelne Komponenten sind in Rindsleder gekleidet, die Unterseite des Kopfbügels sowie die Ohrpads mit weichem Lammleder überzogen.

Lederne Gefässe für die Aufbewahrung von Lebensmitteln sind weltweit zu finden. Indische Kamelhautgefässe repräsentieren die hohe Kunst des Handwerks. Eine Lederflasche aus der Mongolei ist nicht über Ton gearbeitet, wie die Beschreibung verriet sondern sie wurde aus zwei Lederstücken zusammengesetzt und geschickt vernäht, sodass keine Flüssigkeit ausdringen konnte. Die Nähte wurden zusätzlich mit Wachs behandelt. Der Flaschenbauch wurde mit unterschiedlich geprägten Ornamenten verziert.

Aus England stammten die Lederkrüge oder Bombarts wie sie heissen. Diese waren vom 16. bis zum 18. Jahrhundert sehr verbreitet. Diese Lederkrüge sind aus einem Stück gefertigt und innen mit Pech ausgestrichen um sie wasserundurchlässig zu machen.

In Europa wurde Rochenleder seit dem 18. Jahrhunddert zur Gestaltung hochwertiger Objekte wie Etuis und Schatullen verwendet. Nach dem Pariser Kunsthandwerker Jean-Claude Galluchat wurde das Material auch Galuchat genannt. Der natürliche Farbton der Rochenhaut ist beige, das Leder wird sehr gerne in Türkis oder Rosé eingefärbt.

In einer grossen Glasvitrine war eine Sänfte ausgestellt. Mit Leder bezogen, kunstvolle Lederarbeiten verzierten diese Trage. In einer anderen Glasvitrine lag ein Narwalzahn daneben eine Schutzhülle aus Leder für diesen Zahn. Bis in die Neuzeit galten Einhörner als magische Tiere denen besondere Heilkräfte nachgesagt wurden. Die Stoßzähne waren überaus begehrte Sammlerstücke. Das Ledermuseum besitzt seit 1937 das grösste bekannte Exemplar mit dem dazugehörigen Futteral. Es ist 274 cm lang und wiegt 7,5 Kg.

Der Afghan-Mantel wurde von Frauen und Männern getragen. Er stand für Welt- und Naturverbundenheit und auch Gleichberechtigung. Diese Mäntel aus Schaffell kamen ursprünglich aus der Region um Kabul und tauchten erstmals um 1966 in einer englischen Boutique auf. Diesen neuen Modetrend begründeten die Beatles. Der Mantel wurde mit der Fleischseite, die mit geometrischen oder floralen Mustern bestickt war, nach aussen getragen.

Hutschachteln von Goethe und auch von den chinesischen Mandarinen die ihre besondere Stellung durch ganz besondere Kopfbedeckungen zeigten – Fächer mit den Tanzkarten wie sie früher auf den Bällen gang und gäbe waren – alles was mit Leder zu tun hatte wird in diesem Museum gezeigt und ausführlich erläutert.
Die Geschichtsdaten über Aufbau, Zerstörung im zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau bis zum 100-jährigen Jubiläum sind in einem Buch zusammengefaßt.
Die Sonderausstellung über Taschen – funktional, schmückend und modisch ist in einem gesonderten Raum und von den ca. 500 Taschen die im Besitz des Museums sind, werden zur Zeit hier ca. 50 dieser Stücke ausgestellt.
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johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Teil 3 Ledermuseum

30 tote Büffel…...

Im 2. Obergeschoss des Museums war die ethnologische Sammlung unterteilt nach Kontinenten Afrika – Amerika und Asien. Hier sah man als erstes eine Behausung aus Afrika – eine Dachbespannung auf langen Stäben damit man vor Wettereinflüssen geschützt ist. Eine zweite Behausung war kleiner, rund und aus geflochtenen Ruten, Blättern, Palmwedeln. Alltagsgegenstände aus Leder waren im Innern aufgebaut.

Afrikanische Ledermasken: Über die Stülpmaske der Tabwa aus der Republik Kongo ist nur wenig bekannt. Mit Glasperlen und Tierpelzen besetzte einfache Vorsatzmasken stehen im Zusammenhang mit Besessenheitsritualen, die Krankheiten heilen oder Unglück abwehren sollen. Aus Nigeria stammte eine Helmmaske die von Geheimbünden benutzt wurde. Hier waren zwei Gesichter mit gedrehten Zöpfen die in die Höhe ragten zu sehen. Die aus Holz geschnitzten und mit Tierhaut bezogenen Helmmasken sind lt. Beschriftung einzigartig und nur aus dem Cross-River-Gebiet bekannt.

Aus der Arktis war ein Parka ausgestellt. Die Menschen haben sich dort an die extremen Lebensbedingungen angepasst und fertigten Kleidung, die sie im wesentlichen vor Wind, Kälte und Feuchtigkeit schützte. Ausserdem musste sie langlebig und atmungsaktiv sein. Anoraks und Parkas wurden demzufolge aus getrocknetem Seehunddarm, Seehundhaut, Pelzen oder Häuten von anderen Tieren gefertigt. Der Parka wurde aus mehreren Streifen Seehunddarm zusammengesetzt, geschickt miteinander vernäht verhinderten sie ein Durchdringen von Wasser und wurde über der traditionellen Fellkleidung getragen.

In einem anderen Abschnitt dieser ethnologischen Sammlung sah man eine prachtvolle Samurai Rüstung eines japanischen Kriegers aus Hirschleder. Diese Rüstungen waren sehr kostspielig und nur ranghohe und wohlhabende Krieger konnten sich so ein Exemplar leisten. Der Aufbau einer solchen Rüstung besteht aus einzelnen, miteinander verbundenen Lederplatten, die für Beweglichkeit sorgten. Ebenso charakteristisch ist die Aufteilung in Brustschutz, Schulterplatten und mehrgliederigen Waffenrock. An der Wand waren die Zeichnungen die genau aufschlüsselten, wie sich die Krieger vom ersten bis zum letzten Stück anzukleiden hatten bis der Krieger in voller Montur antreten konnte. Diese Rüstungen wurden vor allem zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert getragen und wurden in erster Linie über den mit dem Schwert ausgetragenen Nahkampf entschieden.

Ein japanischer Sattel aus der Edo-zeit des 17. Jahrhunderts war ursprünglich ein Geschenk der Harada-Gesellschaft an Adolf Hitler. Doch dieses Objekt konnte wegen Platzmangel nicht am Berliner Zeughaus ausgestellt werden. Im Dezember 1940 bemühte sich Hugo Eberhardt um diesen Sattel und bekam ihn auch für das Ledermuseum. In der Edo-Zeit übertrafen sich die japanischen Kunsthandwerker im Sattelbau an Finesse und Opulenz. Ausrüstungsgegenstände wurden zu einem prestigeträchtigen und repräsentativen Symbol familiärer Clans. Die Gestaltung folgte einer in der Familie tradierten Symbolik, die Auskunft über Verdienste und Ansehen gab.

Das Schattenspiel ist eine erzählerische Theaterform und hier sind in dem Raum der für diese asiatische Sammlung reserviert ist, einige Schattenspielsätze zu sehen. Der Überfall in den Bergen oder auch die erzwungene Heirat aus Sichuan des 18. Jahrhunderts. Die aus getrockneter Tierhaut gefertigten Figuren werden vor oder hinter einer durch eine Lichtquelle erleuchtete Leinwand inszeniert. Die ersten Schattenspielfiguren kamen bereits 1931 nach Offenburg und bis heute hat sich die Spielsammlung des Ledermuseums sehr vergrössert.

Bis etwa zum 10. Lebensmonat wickelten Comanche-Mütter früher ihre Neugeborenen tagsüber in einen Ledersack auf einer Kindertrage. Dank der Holzkonstruktion konnten sie die Babys auf dem Rücken tragen, an Pferdesätteln befestigen oder aufrecht gegen einen Baum lehnen. Das Kind konnte so die täglichen Arbeiten beobachten und die Mütter hatten Bewegungsfreiheit. Diese Kindertragen waren wertvolle Alltagsobjekte die meistens von Großmüttern oder Tanten hergestellt und teilweise auch über Generationen vererbt wurden. Wir sahen reich mit Glasperlen bestickte Ausstellungsstücke, Kostbarkeiten die sicherlich sehr viele Arbeitsstunden gekostet haben.

Das Schild eines Kiowa-Kriegers war sein kostbarster Besitz. Auseinandersetzungen mit anderen Gemeinschaften und den eingewanderten Europäern prägten das Leben. Entscheidend für das Ansehen und die Stellung eines Jägers in der Hierarchie waren die Leistungen für die Gesellschaft. Adlerfedern unterstreichen die Verdienste und den Heldenmut. Die Schilde hatten symbolische Kraft sie boten aufgrund ihres Materials nur begrenzten Schutz vor Pfeilen oder Kugeln.

Ein ausgestelltes Festkleid der Lakota verdeutlichte den Einfluss kolonialer Handelswaren, Stachelschweinborsten und Muscheln als Verzierungselemente wurden von bunten Glasperlen verdrängt. Daneben ein Siedlerfrauenkleid, ohne jegliche Verzierung. Einfarbig – allein der bodenlange, gefältelte Rock versprach ein wenig Eleganz.

Und dann kam aus dem Aufzug eine Kindergruppe von ca 5 – 8 Jahren heraus und die junge Frau, welche diese Gruppe durch verschiedene Abteilungen führte machte vor einem grossen Schaufenster Halt. Bat die Kinder sich im Halbkreis um sie herum zu setzen und begann dann das Leben der Indianer in Nordamerika zu erklären. Zog aus einem mitgebrachten Beutel einen Büffel und fragte die Kinder, ob sie wüssten wie dieses Tier heissen würde. Die Kinder lauschten sehr aufmerksam ihren Ausführungen und die junge Frau machte alles sehr geschickt um die Aufmerksamkeit der Kinder wach zu halten. Sie erzählte, deutete auf das u.a. ausgestellte Objekt – ein Wigwam. Zuerst erklärte sie allerdings, dass dieses ausgestellte „Zelt“ nur eine verkleinerte Nachbildung sei – das Aufbauen der langen Holzstäbe für das Umlegen der Lederverkleidung wurde erklärt. Und dann kam die Fragen aller Fragen: Wieviele Tierfelle wurden für den Aufbau eines einzigen Wigwams benötigt - jedes Kind durfte raten, wie viele Tiere ihre Haut für diese Unterkunft hergeben mussten. Die Jagd mit Pfeil und Bogen – das anschleichen wurde erklärt und die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache. Wir beobachteten das Ganze mit grossem Vergnügen. Und auch wir wurden gefragt und lagen doch weit daneben mit der Anzahl der getöteten Tiere. Es wurden je nach Grösse bis zu 30 Tiere für ein Wigwam getötet.

Alle ausgestellten Abteilungen kann man gar nicht aufzählen, es wären einfach zu viele Möglichkeiten, denn auch bei den Sportarten wird Leder verwendet.


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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Hallo ihr Nachteulen,
ich möchte Euch nur davon in Kenntnis setzen, dass ich bis Ende März ausfalle, nichts anschauen, nicht reisen und nichts beschreiben kann.
Das KH hat einen Platz für mich reserviert - der Chirurg wartet mit einem Hüftgelenk auf mich und gleich anschliessend bin ich dann in der Reha - also macht Euch keine Sorgen. Anschliessend werde ich meiner Neugierde wieder freien Lauf lassen, soweit ich kann.
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ahle-koelsche-jung
ahle-koelsche-jung
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ahle-koelsche-jung
als Antwort auf johanna vom 31.01.2019, 10:05:08
Hallo Johanna,

dann wünsch ich dir viel Erfolg und toi toi toi für den Eingriff.
Hoffe das Alles gut verläuft und du anschliessend wieder eure Ausflüge geniessen kannst.

Alles Gute und schöne Grüsse


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Klara39
Klara39
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Klara39
als Antwort auf johanna vom 31.01.2019, 10:05:08
Hallo Johanna,
den guten Wünschen von a-k-J. schließe ich mich gerne an.
Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Op. und dass die anschließende Reha
Dir schnell wieder auf die wanderfreudigen Füße hilft
Ich drück Dir die Daumen! Daumen hoch
Herzlich
Klara


 

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