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Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

johanna
johanna
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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Selbtloses dienen lernen wir von den Bienen

Bei schönem Wetter, noch dazu Sonntags kann man nicht zu Hause in der Bude sitzen. Man muss einfach die Sonne geniessen, hinaus fahren und sich in der Gegend umschauen. Im Moment ist es ein wenig schwierig, aber Uwe ist ein Goldstück – er schiebt mich im Rollstuhl, da ich weite Strecken noch nicht laufen kann. So auch gestern. Wir fuhren nach Weimar, wollten uns dort die durch den Brand bekannt gewordene Herzogin Anna Amalia Bibliothek anschauen. Bei der Ankunft erkundigte sich Uwe wo ich mit Rollstuhl eingelassen werden kann – eine Servicekraft kam und positionierte mich auf einem Viereck, welches im Gehsteig eingelassen war. Dies sollte der Fahrstuhl in die Eintrittshalle werden, doch leider versagte die Technik. Trotzdem konnten wir dann die Eintrittskarten erwerben und den im Haus befindlichen Fahrstuhl zum Rokokozimmer benutzen. Leider kann man nur diesen einen Raum anschauen. Beim Eintritt sieht man die restaurierten Wände, das Bild welches oben in der Decke gemalt und restauriert ist. Die Bücherwände – Regale – sind durch Pfosten und Kordeln abgesperrt, sodass man nicht so nahe herantreten kann um auch die Buchtitel auf den Rücken leicht lesen zu können. Und über all ist die Anwesenheit Goethes präsent. Goethes Büste als alter Mann steht in einer Nische. Die Schrift auf dem Sockel besagt: „Selig, welchen die Götter die gnädigen vor der Geburt schon liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt, welchen Phoebus die Augen die Lippen Hermes gelöst, und das Siegel der Macht Zeus auf die Stirne gedrückt.
Ein Bild welches nach seinem Tod gemalt wurde zeigt ihn in seinem Arbeitszimmer. Auch andere berühmte Persönlichkeiten sind hier als Büsten aufgestellt. Unter einer der mir unbekannten Personen die Inschrift:
Denn er war unser. Mag das stolze Wort
den lauten Schmerz gewaltig übertönen.
Er mogte sich bei uns im sichern Fort
Nach wildem Sturm zum dauernden gewöhnen.
Indessen schritt sein Geist gewaltig fort.
Ins ewige des wahren, guten, schönen,
und hinter dem in wesenlosem Scheine,
lag was uns alle baendigt,
das Gemeine.

Die Buchreihen, jede Fensternische war mit Regalen bestückt, der Treppenaufgang in die obere (abgesperrte) Region auch liebevoll restauriert. In einem Nebenraum hinter Glas eine Weltkugel welche die genaue Zeit angab. Die Dauer eines Tages: 23 Stunden und 56 Minuten und die Erklärung, warum dies seine Richtigkeit hat.
Eine grosse Tafel klärt über die Restaurierung und die Partner der Herzogin Anna Amalia Bibliothek auf.
Ein weiteres Diagramm zeigte dass 25.000 Bergungseinheiten (Aschebücher) unter dem Brandschutt, 46.000 Bücher durch Ruß und Rauchschäden 37.000 Bücher durch Wasser und Hitzeschäden gelitten hatten. Insgesamt wurden hier 50.000 Bücher Verlust angezeigt. Darunter teilweise Bücher von unermeßlichem Wert, da es diese nirgend wo auf der Welt mehr gibt.
Es wurden die verschiedenen Restaurierungsschritte gezeigt. Die Unterschiede von Lederrücken bzw. Ledereinbänden und die Restaurierung derselben sind auf Tafeln genauestens beschrieben. Von den 15.000 Aschebüchern mit durchgängig schweren Brandschäden sind ca. 0,6 Mio Blätter restaurierungsfähig. Notenfragmente der herzoglichen Musikaliensammlung liegen zur Betrachtung hinter Glas. Auch die Bergung, Gefriertrocknung ist weitgehendst detailliert aufgelistet.

Eigentlich hatte ich erwartet einige der wirklich alten Schriften hinter Glas sehen und entziffern zu dürfen, aber hier stehen leider – im Gegensatz zur staatlichen Bibliothek in St. Gallen – solche Exponate nicht zur Betrachtung für die Besucher zur Verfügung.


Nach dem Besuch der Bibliothek stiessen wir auf ein Hinweisschild zu einem Bienenmuseum. Wir kamen durch eine Einfahrt in den Innenhof – sehr gemütlich sah es aus. Tische und Stühle – sonnenbeschienene Bänke an einer der Hauswände. Rechter Hand ein Hofladen. Hier konnten wir die verschiedenen Honigsorten verkosten. Edelkastanie, Blüten, Raps oder Weißtanne und auch Kornblume waren nur einige der diversen Sorten. Der Geschmack köstlich und ich konnte nicht widerstehen, zumal ich in dieser Woche mein letztes Glas Honig angebrochen hatte und keinen Vorrat mehr habe. Der Honig aus Griechenland, der Honig den ich im Harz erstand – alles aufgebraucht…...also habe ich hier wieder für Vorrat gesorgt.
Diese Stille in dem Hof – in der Mitte stand ein kleines „Hexenhäuschen“ hier konnte man sich Kaffee, Tee Kuchen oder auch einen kleineren Snack gönnen. Gemütlich, schön, weit ab vom Trubel einer Stadt, ein Platz zum ausruhen und geniessen.
Auf dem Freigelände stand ein grosser Baumstamm, der von Bienen umschwärmt wurde. Im Sonnenlicht putzten die fleissigen Arbeiterinnen ihren Bienenstock sauber. Auf einer Schautafel an einem anderen grossen Wagen wurde der Lebenslauf einer Biene vom Ei bis zum Sterben genau aufgelistet.
Welche Arbeiten von den Bienen erledigt wurden, wie sie von Stufe zu Stufe mit höheren Aufgaben betraut und vertraut wurden.
In einem der Nebengebäude eine Maschine – Wachshammer stand daran - dieses grosse Gerät war komplett aus Holz. Diese grosse Presse zur Wachsgewinnung stammt aus dem Berg- und Schuhmacherstädtchen Siebenlehn. Wraas – Wachsreste und alte Waben wurden damit zu goldgelbem Wachs verarbeitet.
Um 1600, als Bienenwachs sogar als Zahlungsmittel galt, entwickelte sich in Siebenlehn die besondere Technik der Wachsschlägerei; interessanterweise als Nebengewerbe für die Schuhmacher. Das bei der Honigernte anfallende Wachs samt Wabenresten war durch starke Verunreinigungen und unterschiedliche Einfärbung für eine direkte Weiterverarbeitung nicht geeignet.
Der Zweck des Wachsschlagens bestand einzig und allein darin, diese Verunreinigungen aus dem Grundmaterial herauszubekommen und eine goldgelbe Färbung des Bienenwachses zu erreichen.
Zuerst wurden die Wachsreste mit doppelt so viel Wasser in einem Kessel aufgekocht, dann die Wachsbrühe in die Lade - den Hohlraum der Presse - geschüttet, der mit Sackleinen ausgeschlagen war. Während das Dünne gleich durchlief, blieb das Dicke (etwa 20%) in den Tüchern hängen, die man nun zusammenlegte, mit Filzstücken - dem Aufsetzer - abdeckte und einen Holzstempel - den Boxer - daraufsetzte.
Jetzt begann das eigentliche Schlagen. Zwei schwere Hämmer drückten über Holzkeile den Boxer in die Lade. Das Wachs mußte in kurzer Zeit ausgepresst werden, damit es durch Abkühlung im Leinensack nicht erstarrte. Eine Bodenwanne fing das flüssige Wachs-Wasser-Gemisch auf, während alle Verunreinigungen vollkommen trocken in den Sacktüchern hängen blieben und gleich wieder als Brennmaterial für den nächsten Kessel dienten. Das leichtere Wachs setzte sich nach einiger Zeit auf der Wasseroberfläche ab, wurde abgeschöpft, in Barren gegossen - sogenannte Wachskuchen oder Wachssteine - und als reines Bienenwachs vielseitig weiterverwendet. In 14 Stunden erhielt man 85 kg reines Wachs.
Historische Wachspressen haben sich in vielerlei Formen erhalten, aber ein so gestalteter Wachshammer dürfte wohl einzigartig sein.


Das eigentliche Bienenmuseum konnte ich leider nicht besuchen – es war im ersten Obergeschoss des Hauptgebäudes untergebracht. Die vielen Stufen, ziemlich hohe Stufen - eine Herausforderung der ich mich gestern nicht gewachsen fühlte.
Johanna_1.gif
ahle-koelsche-jung
ahle-koelsche-jung
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ahle-koelsche-jung
als Antwort auf johanna vom 25.02.2019, 14:24:28

Hallo Johanna,
deinen Bericht mit dem E Auto habe mit Intersse gelesen.
Allerdings so ein Auto kann man nachwievor nur im Stadtverkehr nutzen.
Wenn ich an unsere Urlaube denke, eine Strecke 1200 km teilweise, wann sollen wir dann da ankommen? Also da muss noch viel getan werden was dieses Thema angeht. Zusätzlich schrecken die Anschaffungskosten und MIetkosten für die Batterien auch noch ab.
Wie wir zu der benötigen Energie kommen? Windparks gibts genug und Solaranlagen sind eine gute Alternative zu Kohlekraftwerken. Da steckt noch viel Potential drin.

Schöne Grüsse a-k-J

Eule a-k-J.jpg

Mira
Mira
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Mira
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.02.2019, 09:28:17
Liebe Tine,

vielen Dank für die so nette Begrüßung.

Habe mich ein wenig eingelesen.

An alle Kranken:  schnelle und gute Besserung! Rose

@ Johanna
wünsche Dir, dass es wenigstens in der Reha gut läuft und Dir endlich richtig geholfen wird!
Dein Bericht ist der Horror!


Ich werde mich gerne bei Euch niederlassen und mitmachen, freue mich auf Euch! Daumen hoch

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johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna
als Antwort auf ahle-koelsche-jung vom 25.02.2019, 16:35:37

AKJ Windparks gibt es meiner Meinung nach nicht genug - ich fahre ja hier viel herum und schaue....sperre meine Augen auf! In Nordhessen sind Windparks Mangelware in Nordthüringen sind Windparks keine Frage - aber trotzdem wenn man davon ausgeht dass ein Braunkohlekraftwerk in der Lausitz gerade mal so viel Energie herbeischafft wie die Stadt Berlin benötigt, woher sollen dann die anderen Bewohner des Umlandes ihre Energie beziehen?

ahle-koelsche-jung
ahle-koelsche-jung
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ahle-koelsche-jung
als Antwort auf johanna vom 25.02.2019, 19:13:13

@Johanna

Wenn das Netz vernünftig ausgebaut wird sollte dies kein Problem sein. Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein machen es auch vor.

a-k-J

Distel1fink7
Distel1fink7
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Distel1fink7
als Antwort auf johanna vom 25.02.2019, 15:49:15

Danke fürs Mitnehmen. Ganz schön spannend, da muss  ich meinen Denkapparat
mal schön schmieren.
Was die Künste betrifft verhalf es mir, mich an meinen Besuch in Wien in der
Session zu erinnern. Da war zwar nichts von Goethe aber von meinem
Lieblingsmaler Gustav Klimt.Als   ich das  Beethoven-Fries, ein Kunstwerk
der besonderen Art, wo alle Eigenschaften, die im Menschen  wohnen,, sei es die
Tugenden, aber auch die Laster, kunstvoll  gemalt  halb Relief, dargestellt
waren, mußte ich mich setzen und weinen vor Ergriffenheit. 

Nach einer Stunde holte mich mein Mann wieder ins Weltliche  zurück. Ich erinnere
mich gern daran, zumal es eines der letzten Erlebnisse ist, die ich mit meinem Mann
Uwe habe.

Grüße an die lieben Nachteulen auch wenn es jetzt EULE.JPG nur abend ist. Distel1fink7


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RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Liebe Majorie, es tut mir so leid zu hören, dass es bei dir immer noch hakt. Ich würde dich so gerne ein wenig betüddeln, doch die Entfernung läßt das nicht zu. Ich hoffe, du hast jemand der sich ein wenig um dich kümmert.
Ich kann dir nur ein wenig erzählen, das dich hoffentlich ein bisschen aufheitert. Bei uns wird gepflügt was das Zeug hält. Dem Campo wird jedes verfügbare Land abgerungen, der Boden umgeackert und vorbereitet um Orangen oder Zitronen anzupflanzen. Und weil es schon seit Monaten nicht mehr geregnet hat ist das eine sehr staubige Angelegenheit. Morena zieht ganze Staubwolken hinter sich her wenn sie darüber läuft und ich versinke fast in der sandigen Erde. Gestern nachmittag, als wir um die Ecke bogen war Morena fast Auge in Auge mit  4, 5 kleinen Häschen die nach kurzer Schockstarre in alle Richtungen davonflitzten. Nur Morena stand da und sah mich an, unentschlossen welchem sie nun hinterherrennen soll und dieser kleine Augenblick Unentschlossenheit hat genügt, dass sich die Häschen in Sicherheit bringen konnten. Es war überhaupt nicht ihr Tag, denn überall knackte und raschelte es, sah man weiße Höschen blitzen wenn die Hasen durch das Dickicht flitzten, Morena sprang begeistert hinterher doch immer war ihre Beute schneller und verschwand in den zahlreichen Hasenbauten, sehr zu meiner Freude. Noch vor 3 Jahren wäre Morena stundenlang verschwunden, immer der Hasenfährte hinterher, aber jetzt weiß meine Fellnase, wann sie aufgeben muss und unsere Spaziergänge werden deutlich ruhiger.
So liebe Majorie, ich hoffe ich konnte dich ein klein wenig ablenken und wünsche dir, dass es bald wieder aufwärts geht, deine Schmerzen bald vergehen und du wieder ins Eulennest kommen kannst, wir warten auf dich und dann gibt es eine große Feier.

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Distel1fink7
Distel1fink7
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Distel1fink7

Zurück ins Nestchen
EULE.JPGHeute fuhr ich Bus. Es war eine abgelegene Strecke und ich konnte mit Ruhe schauen.
Da fiel mein Blick auf eine Eule auf einem Reklameschild. Da stand drauf

Auch Nachteulen haben mal Heimweh !

( Ich dachte " wiewahr, wie wahr )

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Distel1fink7 vom 28.02.2019, 16:49:25

Sogar ich als alte Weltenbummlerin überkommt manchmal Heimweh. Als ich nach junger Mensch in die USA ging hatte ich zwar nicht virl Zeit um wehmütige Gedanken aufkommen zu lassen, aber wenn über die Intercom Tom Jones dudelte green green gras of home, gab es für meine Tränen kein halten und wenn ich dann emotional ganz weit unten angelangt war, musste noch Peter Maffay herhalten mit seinem Du. Diese Single Platte habe ich total abgenudelt Zwinkern.
Wenn ich dann genügend geheult hatte, dann ging es mir wieder besser.
Heute, wenn ich meine moralischen 5 Minuten habe, ziehe ich mit Semino Rossi durch das Campo, singe lautstark mit, erfreue mich an jedem Blümchen, den zarten Zitrusduft und ich rede mut meiner Fellnase und sage ihr wie glücklich wir uns schätzen können, dass es uns gut geht, die Sonne scheint und an so einem herrlichen Fleckchen Erde leben dürfen. Dann gehen wir wieder frohgemut nach Hause.
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Distel1fink7
Distel1fink7
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Distel1fink7
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.02.2019, 18:40:48

Hallo Bruny, das ist eine schöne Einstellung,, 
die ich gern mit Dir teile.

Ich war für ein paar Wochen in Californien,Pazifik, Route 66,
Berge, Wald, Hollywood. Unbeschreibliche Eindrücke.

Nun aber habe ich mich hier niedergelassen und denke
nicht daran, das Nest zu verlassen,.

Allen ein schönes Wochenende Distel1fink7
Eule mit müden FlügelnEULE.JPG


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