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Plaudereien Das andere Weihnachtsmenü

fritz_the_cat
fritz_the_cat
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Das andere Weihnachtsmenü
geschrieben von fritz_the_cat
Ein Freund von mir antwortete auf Beiträge bei "Essen und Kochen" in einem anderen Forum, und mit seiner Erlaubnis stelle ich diesen Beitrag, der vom Inhalt auch von mir sein könnte, hier mal rein:
Bei den meisten Rezepten fiel mir auf, daß sie letztlich ihren "Kick", ihr "Außergewöhnliches" nur durch die Gewürze, einen Pinselstrich mit diesem oder jenem bekommen.

Bei keinem Produkt, ob Bratwurst oder Schwein, Entenkeule oder auch nur Kartoffel
kommt die Frage auf, wie produziert, unter welchen Qualen hochgezogen oder welchem Stress bei Wind, Kälte, Enge, Wetter auf dem Weg zum Schlachthof ausgesetzt und dort quasi "vernichtet", dem Supermarkt-Franchise-Nehmer mit seiner Mini-Marge zuliebe.

Bei den Kartoffeln keine Frage, warum Hunderte von Sorten/Varietäten nicht mehr zu kaufen sind.

Sehe ich dann im Supermarkt die Leute - es geht mir nicht nur um Deutsche, sondern auch Engländer und Franzosen - vorbestellen, hektisch überlegen ohne Rücksicht auf das ohnehin überzogene Konto, gepanschten Wein und Champagner kaufen, foie gras (man muß den genauen Zeitpunkt abpassen, wann man die Gans oder Ente schlachtet 2 Tage vor ihrem programmierten Koma - die anderen Teile
der vorkomatösen Tiere werden dann als "magret" oder "confit" oder unter Folie verkauft), Kapaune (chapons) - in Deutschland aus Tierschutzgründen (25 % sterben infolge der Kastration bei vollem Bewußtsein) nur als schon fertiges Produkt auf dem Markt, aber nicht zur Aufzucht zugelassen, während in Frankreich inzwischen
auch weibliche Hühner bei lebendigen Leibe ihrer Eierstöcke beraubt werden dürfen, um später als "Chaponnette" vermarktet zu werden (mal bei google: chaponnage eingeben, schön mit Abbildungen der Prozedur); wer weiß schon, daß foie gras eine Fettleber ist, wie sie der Schwiegervater im Endstadium der Zirrhose vom Saufen hat?

Gefälschter Kaviar, gefälschte Trüffel - alles ist auf dem Markt.

Na, und dann die Hummer. Ein großer stolzer Hummer braucht in der Natur 15 bis 20 Jahre mindestens, bis er ausgewachsen ist.

Die heutigen kommen meist aus den Zuchtbecken, reine Naturhummer sind selten geworden wie die Lachse, die sich auch meist mit den Farmlachsen paaren und von diesen verdrängt werden. Antibiotika, Antimykotica und Fischmehl sind ihre Nahrung. Lachse werden nach dem Fang mit ca 20 % Salzwasser aufgeschwämmt (mit Ä!), über eine Fülle kleiner Injektionsnadeln am Fließband. Das erhöht das Endgewicht und den Profit um ca 8 % nach dem "Räuchern". Geräuchert wird nicht mehr langsam über Buchenholz, sondern im Hauruckverfahren unter Zuhilfenahme von Aromen, die dem Fischfleisch außerdem das Aussehen von echtem Räuchern verleihen und auch von Kennern nicht zu unterscheiden sind.

Mag sein, daß die Hummer nicht mehr lebendig der Länge nach durchgeschnitten werden, wie es bei vielen Sterneköchen noch unlängst üblich war, dafür kann man ja in ein japanisches Restaurant gehen.
Hier gibt es feine Angebote: der Gast sucht sich seinen lebendigen Fisch = frisch aus im Glasbecken und läßt ihn zubereiten für seine geliebte Familie. Wie? Ganz einfach:
Das Vorderteil des Fisches wird in Eis und Tuch gehüllt und das Hinterteil kurz fritiert. Dann wird serviert. Mit den Stäbchen bedient man sich am hinteren Körperteil, schmatzt und plaudert über die Welt, während der Fisch in seinem Vorderteil mit dem Maul nach Luft (eigentlich Sauerstoff) japst (man beachte das ungewollte Wortspiel). Er lebt, ist ein Zeichen der Frische - manche Leute, auch in Europa, glauben, Fische könnten keine Schmerzen empfinden.

Um uns die Stress-Einkäufe zu ersparen, haben wir einige Vorräte angelegt, Spaghetti, Knoblauch, Bohnen in Dosen und Knäckebrot.
Was man so braucht.
Wir verringern den Stress, das Unfallrisiko, überlassen den hungrigen Meuten die ungekehrten Parkplätze.

Wir sind sicher, so darum herumzukommen, die vielen Nanopartikel (Plastik und Glas), die sich im Fettgewebe der Fische anreichern und so auch in unsere Körper kämen - das meiste davon übrigens von den Stränden, nicht von den Schiffen -
als von der Gewalt des Wassers und dem Zerreiben am Meeresgrund durch die ewigen Schleifbewegungen an Felsen und am Kies so verfeinert, daß dem nicht auszuweichen ist (man rechnet allein im Pazifik mit der geballten Menge eines Kubikkilometers, aber eben feinst verteilt).

So werden wir sicher uns mit einem Rote-Bete-Salat und einer Linsensuppe aus der Dose (verfeinert mit einem Löffelchen Zucker und etwas Essig) begnügen und an die denken, die Lammkeulen mit Salbei und Knoblauch essen.

In einem anderen Forum schreibt einer, als sei die Drôme das Zentrum der Kulinarität. Ihn kümmert nicht, daß ein Drittel aller franz. AKWs nicht funktionsfähig sind und Tricastin in der Drôme besonders an- und auffällig ist.

Wer weiß, auf welchen Müllhalden die Lämmer weiden, Verzeihung: geweidet haben.

So wie bei uns in der Gegend die Jäger stolz sind, wenn sie eine Wildente schießen, die ich noch am Vortag auf dem Klärteich schwimmen und fressen sah, in den auch
das Altöl, die Schwermetalle und natürlich die Fäkalien der ganzen Gemeinde fließen.
Gleichwohl: Bon appetit!

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