Plaudereien Das globale Dorf

hugo
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von hugo
als Antwort auf mradefeld vom 16.10.2010, 08:42:54
Natürlich haben die Sowjetsoldaten in fast allen Fällen die sozialistische Ordnung wiederhergestellt (radefeld)

ich denk die Ursachen dafür wurden schon in Jalta oder wars Teheran und Potsdam durch die Alliierten gesetzt.

Da hatten wir keinen Einfluss,,wir Ossis haben uns das nicht ausgesucht vonwegen russischer Besatzung Sozialismus, Mauer usw,,es ist also unfair unseren Eltern das heutzutage anzulasten,,Mitschuld haben sie am Kriege, ok, aber,,

das ein Teil der Bevölkerung -siehe die Ausschläge in Polen, Ungarn, Prag, DDR- sehr unzufrieden war und ein noch kleinerer Teil zu echtem Aufmucken fähig und ein ganz kleiner Teil zu extremen Widerstand,,,bedeutet für mich das es auch ne ganze Menge ängstlicher oder überzeugter Mitläufer gegeben haben muss.

Kein Regime dieser Erde kann längere Zeit gegen einen absoluten Mehrheitswillen regieren,,dazu braucht es eine Anfangsbeihilfe bzw eine Gleichgültigkeit oder gar Resignation der Massen um fest in den Sattel zu gelangen und die nötige Zeit zum Aufbau bzw zu Organisieren der entsprechenden Administration.

das war im Osten -durch das Indensattelheben der Neuen Machthaber mittels Moskauer Hilfe- etwas anders und sogar völlig ohne Gegenwehr der Massen,,naja und anfänglich sogar auch teilweise mit deren wohlwollender Zustimmung,, was sollten sie denn in der damaligen Situation auch sonst wollen ?

den Russen nun an-zulasten das sie keine blühenden Landschaften im Osten Deutschlands nach Deinen Vorstellungen schufen und schon gar keine Wunder Wirtschafts BRD- sondern sich jeglichen Versuchen Ihr neues Reich zu schwächen zu unterwandern oder gar zu teilen,,entgegenstemmten, ist bei den damaligen Gesamtsituation ja doch ziemlich unfair.

was hätten sie denn Deiner Meinung nach anders tun sollen ohne Gefahr zu laufen im Kalten Krieg aufgerieben zu werden ?

das sie den westdeutschen (durch die solventen Amis abgesicherten) Lebensstandard in dieser kurzen Zeit für uns nicht annähernd erreichen konnten wird wohl bis auf den Allerdümmsten auch heute noch Jeder normale Mensch nachvollziehen können., es sei denn er ist auf bösartigen virtuellen Krawall aus *g*

hugo


mradefeld
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von mradefeld
als Antwort auf hugo vom 16.10.2010, 09:29:17
War der große Lebensstandartunterschied der beiden deutschen Staaten nur auf die USA-Hilfen zurückzuführen? Oder hat es vielleicht doch am Wirtschaftssystem gelegen? An der Unmöglichkeit, eine wirkliche PLAN-Wirtschaft zu machen? Die wird niemals möglich sein, weil alle Einflussfaktoren niemals von vornherein berücksichtigt werden können. Das liegt in der Natur der Dinge und des Lebens überhaupt. Die Marktwirtschaft ist nun einmal flexibler, kann sich verändeeten Bedingungen und Bedürfnislagen besser anpassen. Natürlich passiert das im Wesentlichen über die Preise. Und das tut manchmal auch weh. Aber, dass es praktisch immer alles gibt, im Gegensatz zur Planwirtschaft, wo es vieles überhaupt nicht oder nur mithilfe guter Beziehungen gab....das ist schon ein Vorteil den schließlich JEDER genießt. Auch die, die heute noch der DDR mit ihrem (fast) festen Preisgefüge nachtrauern. Das ist so wie mit der Reisefreiheit: Die nutzen gerade die am meisten, machen die weitesten Reisen, die die verschollene DDR am höchsten loben.
M.F.Radefeld
zwergi
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von zwergi
als Antwort auf mradefeld vom 16.10.2010, 09:46:37
Haaalllooo - wünsche allen einen schönen Sonntag.

Bevor hier wieder ein erbittert geführter Ost-West-Konflikt ausbricht, möge man bitte sich den Verfasser dieses Essays betrachten:

Joachim Knuth ist seit Anfang 2008 der Programmdirektor des NDR Hörfunks. Er wollte wohl nur daran erinnern, dass wir einfach zufrieden mit unserem Leben sein sollten...
http://www.ndr.de/unternehmen/organisation/organisation/knuth112.html
Gruß vom zwergi.

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hugo
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von hugo
als Antwort auf mradefeld vom 16.10.2010, 09:46:37
War der große Lebensstandard Unterschied der beiden deutschen Staaten nur auf die USA-Hilfen zurückzuführen? Oder hat es vielleicht doch am Wirtschaftssystem gelegen? (mradefeld)

interessante Frage, darauf will ich mal mit eigenem Gedanken antworten, so wie mir sich das jetzt im nachhinein darstellt.

also die US-Hilfe war sicher eine echte Hilfe im positivem Sinne und zwar für beide Seiten, also USA und BRD und das nicht nur rein materiell gesehen sondern auch für die ideologischen Pläne der USA.

Die Hilfe aus Moskau war anfänglich eher bremsend besonders wenn wir bedenken, das aus dem Osten über 90 % der gesamten jemals erfassten Reparationsgüter abflossen,,

Desweiteren wurde die DDR eher geschröpft als befördert wenn man an die vielen integrationsbedingten Ausfälle und technischen Abwanderungen denkt.
( an alle Bruderstaaten einschließlich der SU wurden Spezialproduktionen abgegeben bis hin zum Radiobau nach Rumänien usw,,)

Die Idee war zwar dem Internationalismus geschuldet und für die anderen Länder sicher nützlich und förderlich jedoch für die DDR-Wirtschaft wenig hilfreich.

Das Ziel war, mitzuhelfen (auch auf eigene Zusatz-Kosten und Verzögerungen der Erhöhung des Lebensstandards) das die Menschen der anderen Staaten an unser Niveau herangeführt werden sollten, und aus der Agrarsituation herauszukommen ,

es hieß also für uns,,warten, zurückstecken, Solidarität üben in einem Maße das für die BRD niemals auch nur annähernd -im Rahmen der EG- abverlangt wurde, da war schon damals eher der Wettbewerb Trendsetzend.

So gesehen (und natürlich das dadurch die Praxis nicht annähernd der soz. Theorie folgen konnte) hatte die DDR gar nicht die Chance ihr volles Potential auszuspielen, zumal es dafür auch keine Beispiele , keine gelungenen Vorbilder für dieses Experiment gab an dem man sich hätte messen und vorhergemachte Fehler verhindern können.

das sehen wir ja jetzt das auch das Zusammenwachsen bei uns durch Probleme behindert wird, von denen wir 1990 noch wenig ahnten,, und wir schieben das eben diesen Überraschungen zu und wenn uns gar nichts mehr einfällt,,ok, ist eben immer noch die marode DDR an allem Schuld,,so einfach ist das heute.

aber das ging bei der DDR damals nicht und je älter sie wurde desto weniger waren die Verantwortlichen bereit auch selber gemachte Fehler (die es zuhauf gab, denn das waren ja z.T. Dachdecker und Schreiner usw und keine Wirtschaftswissenschaftler und Ökonomie Experten,,) einzusehen und etwas zu verändern,,

Nun hab ich die Erschwernisse des Kalten Krieges, die Embargopolitik der Amis, das Wettrüsten, das Ausbluten der DDR durch die Fluchtbewegungen, ihr Engagement bei den internationalen Widerstandsbewegungen usw noch gar nicht voll -zu Ihrer Entschuldigung oder Anklage- mit ausgereizt *g*

Naja und all das kam ebenzusammen und rahmt nun mein Bild von der EX ein.

vielleicht kannste das ein wenig nachvollziehen, wenns auch gestandenen DDR-Kritikern und /oder Alleswarschlechtbehauptern schwerfällt, sich darüber n Kopp zu machen.

ps hallo zwergi,, nett das Du Blutvergießen vermeiden willst,,musst Dir aber keine Gedanken machen, noch gehts hier gesittet zu, es scheint diesmal glimpflich auszugehen,,sagt mir mein Gefühl *g*

hugo


ruth
ruth
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von ruth
als Antwort auf zwergi vom 16.10.2010, 10:03:38
Hallo, zwergi
Mit meinem so einfach gestrickten Satz "Seid zufrieden" wurde eine sehr tiefsinnige Unterhaltung angetörnt, die Du nun aus Deiner Sicht der Dinge vor einer wie auch immer gearteten Entgleisung bewahren willst. Finde ich prima, aber auch ich habe diesesmal keine Angst vor Kämpfen mit harten Bandagen und finde es interessant, dass eine kleine Bemerkung so viel an geschichtlich-politischem Hintergrund ins Rampenlicht bringt.
Das beweist wieder einmal das Engagement der STler und die Tatsache, dass ohne Bösartigkeit auch Themen diskutiert werden können, die sehr unterschiedliche Ansichten widerspiegeln.

Ruth

zwergi
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von zwergi
als Antwort auf ruth vom 16.10.2010, 11:31:53
Mir kommt bei dem Thema der unterschiedlichen Lebensformen und -gewohntheiten zwischen D-Ost und D-West immer wieder ein Fernsehfilm in den Sinn, der diese Unterschiede zwischen den Wirtschafts-Auffassungen (will nicht -Systemen sagen) aufzeigt.

Die DDR (irgend eine Institution oder sogar der Staat selbst) erbt eine Schuhfabrik in Pirmasens (?).
Eine Kommission wird eingesetzt und soll die künftigen Geschicke dieser Fabrik lenken.
Als die Schuhmodelle für die kommende Saison ausgesucht werden, bestimmt man 5 Modelle, die praktisch, nett aussehend und vor allem rationell anzufertigen sind. Unnötiger Schnickschnack kostet nur unnötig Geld und ist eine Verschwendung von kostbarem Material.
Wie die Sache zum Schluß ausgegangen ist, könnt Ihr Euch vorstellen.

Nun, das Vorhaben der DDR-ler war goldrichtig und gut überlegt, musste aber halt scheitern, da man die "Dekadenz" und "Verschwendungssucht" im Westen nicht berücksichtigte.
Die Leute waren in dem ehrlichen Bestreben angetreten, dass Sparsamkeit und handwerkliches Geschick genügen würden, den Betrieb am Leben zu erhalten.

Wie Hugo schon beschrieb, waren die wirtschaftlichen Verhältnisse mit denen in Westdeutschland überhaupt nicht zu vergleichen. Da sie jedoch bessere Ergebnisse als in den "Bruderstaaten" brachten, konnten die Wirtschaftsbosse der DDR der (irrigen) Meinung sein, ihre Wirtschaft könne in den Ergebnissen mit denen im Westen unbedingt konkurrieren.

Abschließend noch ein weiteres Licht auf die Denkweise von "Wirtschaftslenkern": Ich wollte Anfang der 90er natürlich auch Produkte aus der DDR bei meinen Kunden einführen. Ich wusste, der Hersteller fabrizierte exzellente Produkte.
Ich schlug also vor, mir ein bestimmtes Produkt, und das sogar in größeren Mengen, in einer bestimmten Größe herzustellen.
Nach einem verlegenen Überlegungszeitraum bekam ich zur Antwort: "Warum können Sie denn nicht die bisherigen Produkte nehmen? Die gehen doch gut! (für meinen Bedarf waren sie viel zu groß und dadurch auch zu teuer.) Da müssten wir ja die Maschinen umstellen!"

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mradefeld
mradefeld
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von mradefeld
als Antwort auf ruth vom 16.10.2010, 11:31:53
Danke den beiden "Zuleserinnen" für das Lob an uns Diskutanten (oder wohl eher -onkels? . Man kann, ja sollte, wirklich jede Diskussion, auch wenn sie von verschiedene Standpunkten, vor allem Lebenserfahrungen, aus geführt wird, in einem angemessenem und anständigen Rahmen halten.
Hugo hat offenbar, ebenso wie ich, sich die Frage gestellt, warum unser Traum vom Sozialismus nicht Wahrheit werden konnte. Wir sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. Er sieht es als Summe von Widerständen und Fehlern, ich bin (heute)der Ansicht, dass es überhaupt nicht geht.
Ein interessantes, fast unerschöpfliches, Thema.
Das bringt uns zu Familienfeiern auch stets neue Gesprächsthemen, aber keinen Streit.
So wird es nicht langweilig- und dann trinken wir einen auf unsere guten Gedanken und Gesprache!
Prost!
M.F.Radefeld
clara
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von clara
als Antwort auf mradefeld vom 16.10.2010, 09:46:37
War der große Lebensstandartunterschied der beiden deutschen Staaten nur auf die USA-Hilfen zurückzuführen? Oder hat es vielleicht doch am Wirtschaftssystem gelegen?

Ganz klar hat der Aufschwung im Westen am Wirtschaftssystem gelegen. Dabei ist es im Nachhinein egal, ob dieses System von den USA "verlangt" wurde. Welche Hilfen haben die denn gegeben, außer Nachhilfe in Demokratie?
Ludwig Erhard, der erste Wirtschaftsminister der BRD, hat sich dabei durch die Einführung der sozialen Marktwirtschaft eher von den USA mit ihrer freien Marktwirtschaft abgegrenzt.
Jahrzehntelang funktionierte diese Wirtschaftsform für alle Bevölkerungsschichten hervorragend, eigentlich bis zur heutigen Globalisierung mit ihren komplizierten Mechanismen.
Hugo gebe ich insofern Recht, dass die Sowjetunion nach dem Krieg selbst so gebeutelt war, dass sie unmöglich noch ihren Satelitenstaaten Hilfe in irgend einer Form geben konnte. Im Gegenteil verlangte sie ja von der DDR eine Art Wiedergutmachung in Form von Produktionsgütern.

Clara
hugo
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Re: Das globale Dorf
geschrieben von hugo
als Antwort auf mradefeld vom 16.10.2010, 12:33:19
Hugo hat offenbar, ebenso wie ich, sich die Frage gestellt, warum unser Traum vom Sozialismus nicht Wahrheit werden konnte. Wir sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. Er sieht es als Summe von Widerständen und Fehlern, ich bin (heute)der Ansicht, dass es überhaupt nicht geht.(M.F.Radefeld)

das es unter den damals vorhandenen Bedingungen siehe oben,, mit einem geteiltem Deutschland, dem Schaufenster West und einer Stadt Westberlin mitten in der DDR, bei teilweise getrennten Familien, bei völlig zerschnittenen Infrastruktur die ja mal fürs gesamtdeutsche Funktionieren geschaffen wurden (Brücken, Strassen, Bahnlienien usw) tatsächlich noch so halbwegs funktionierte,,,läßt mich denken, das es auch länger hätte dauern können mit besserem Ausgang.

Zumindest wenn ich es mir einfach mache und schlicht nicht ausschließlich die BRD als einzigen Anhalts-, und Vergleichspunkt ins Visier nehme.

Stell ich mir vor wie die DDR dastand im Vergleich zu weltweit über zweihundert Ländern, die allesamt überhaupt keinen sozialistischen Einflüssen unterliegen, die ausschließlich kapitalistischen, weil rein privatwirtschaftlichen ja sogar marktwirtschaftlichen Gegebenheiten ausgesetzt sind

und wenn ich heute sehe das sich hinter Slowenien und Tschechien usw fast 200 Länder einreihen beim Pro Kopf Bruttosozialprodukt, die allesamt keine DDR-typische Vergangenheit aufweisen, dann bin ich mir gar nicht mehr so sicher das dieses Experiment so furchtbare Ergebnisse hätte haben müssen.

Zumindest kenn ich persönlich schon ca 12 Länder die ich nach der Wende besuchen konnte, die allesamt noch heute einen weitaus schlechteren Lebenstandard haben als ich ihn persönlich in der DDR erlebte,,
pro kopf

z.B gibts in der Karibik Länder da würden die Menschen sonstwas dafür hergeben (sogar die Reisefreiheit,die werden nämlich genauso mißhandelt wenn sie frei aufs offene Meer hinausfahren wie damals bei uns, jedoch aus anderen Gründen heraus),)wenn sie auch nur ein klein bisschen von der sozialen Sicherheit und Bildung und Versorgung abbekommen könnten wie es die DDR ihren Bürgern trotz aller Dürftigkeit geboten hat.

ich denke, ein gemeinsames Deutschland welches nach 1945 einen dritten Weg eingeschlagen hätte, könnte gut und gerne wirtschaftlich -auch heute noch- mit den meisten Ländern dieser Erde gut mithalten,,ok wir könnten vielleicht nicht mit einigen Milliardären protzen, wie derzeit, hätten vielleicht auch einige Einkommensmillionäre weniger, aber Harz IV und massenhaft Armutsstatistiken, die wären wohl unbekannt.

Bestrebungen in dieser Richtung gingen übrigens ausschließlich von westdeutscher Seite aus, wurden jedoch später und bis heute wohlweislich vor Veröffentlichungen sehr eingebremst, oder ist das in der BRD Allgemeingut ? ich glaube nicht, wenn ich die Diskussionen hier seit ca 10 Jahren verfolge. ?

ich meine die Tätigkeit der Heidelberger Aktionsgruppe zur Demokratie und zum freien Sozialismus 1947/48

die vertane Chance

hugo






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