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Plaudereien Der "Mann ohne Macken..."

gerry
gerry
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Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von gerry


Neulich hatten wir wiedermal Besuch.
Karin, eine Freundin meiner Frau. Zwar bedeutend jünger, aber das macht ja nichts. Mit Mitte Fünfig und kastanienbraun gefärbten Haaren immer noch ein "toller Feger"!
Oft kommt sie, um uns ihr Herz auszuschütten.
Jawohl, auch mir!
Es ging wieder um das "berühmte" Thema: Karin sucht mal wieder einen Mann!
Nach ihrer vierten Scheidung ist sie nun drei Jahre solo und hat sich das Ziel gesetzt, 2010 endlich den Richtigen zu finden. Den MoM! Den Mann ohne Macken. Ihr erster Mann war ihr zu schweigsam, der zweite redete zuviel. Der Dritte war arbeitsmäßig zuviel unterwegs, der Vierte zu faul. Keiner konnte es Karin recht machen, nun sucht sie den Fünften, den "perfekten Mann", den Mann ohne Fehler und Macken.
"Wovon träumst Du denn nachts?" Wollte meine Frau wissen: "Die MoM in Deiner Altersklasse sind längst unter der Haube, ausgewandert oder tot. Meinst Du, irgendeine Frau wirft ihren Liebsten den Löwinnen der freien Wildbahn zum Fraß vor, wenn der noch alle Zipfel an der Mütze hat...Und außerdem, schwärmst Du nicht grade von Imrè B.dem ungarischen Kioskbetreiber? Ich glaube, Du jagst einem Phantom nach. Es gibt ebensowenig mackenlose Männer, wie makellose Frauen. Und meinen möchte ich ohne seine liebenswerten Macken nicht mehr missen. Man hat sich nach über 50 Jahren auch daran gewöhnt. Karin, nun werd' mal erwachsen!"

Karin schien das zu überhören: "Irgendwo muss es doch einen geben, der lieb ist, keinen Stuss redet, der einem morgens auch mal das Frühstück ans Bett bringt, einen ohne Schwabbelbauch, einen, den man vorzeigen kann" spann sie einfach weiter. "Einen der sich nicht in Luft auflöst und im nächsten Funkloch verschwindet wenn er seinen Rappel kriegt, wie Dein Imrè B." mischte ich mich ein.
Karin war nicht zu überzeugen:" Sogar mit einem beringten MoM wäre ich besser dran" meinte sie, "da weiß man wenigstens wo und bei wem er ist, wenn er nicht bei mir ist, nachts, an den Wochenenden, Weihnachten."
"Bist Du sicher"? fragte meine Frau. "Wer zwei Frauen unter einen Hut kriegt der schafft vielleicht auch drei oder vier - ein bißchen sportlicher Ehrgeiz, Talent für Organisation und Spaß an der Schauspielerei vorausgesetzt.
Und wenn dann bei der eifersüchtigen Angetrauten das Jagdfieber einsetzt, hast Du keine ruhigen Minute mehr."
Ich mischte mich wieder ein: "Wie wärs denn, wenn Du mal Imrè's Funkloch beseitigst und ihn persönlich triffst?"
Da fing Karin an zu maulen, schließlich brauche sie ja auch mal ihre Freiheiten, für ihr Frau-sein, so ganz für sich allein.
Fürs Kaffeekränzchen, für's Nägellackieren, für die Ü-40-Party. Da will doch so ein "richtiger Kerl" nicht dabei sein.
Also, das leuchtet mir ein! Aber sie spann weiter: Bei einem Beringten erübrige sich das Date mit der Schwiegermutter und auch mit Kindern müsse man sich nicht plagen. Aber wieso guckte sie mich immer so seltsam an?
Sie beendete die Aufzählung der unschätzbaren Vorteile und stubste mich an: "Jetzt geht's rund!" Irgendwie war ich leicht irritiert, hoffentlich meinte sie nicht mich:
"Also willst Du nicht den ultimativen MoM für Dich allein?"
Karin schwieg stur und kaute an ihren rot lackierten Fingenägeln. Nun grübelten wir schon zu dritt über unseren Kaffeetassen: Wo findet man nun den MoM?
Die Zeitungsschau mit den Bekanntschaftsanzeigen half uns auch nicht viel weiter: "Schmusekater sucht geile Mieze ab Mitte 40, bitte mit Foto."
Oder: "Suche Mann mit Pferdeschwanz, Frisur egal!" Oder "Gut erhaltene Mitte-Sechzigerin sucht potenten Mann in gehobener Position um die Mitte Vierzig!"
Na, schönen Dank! Also, das war nichts. Ebensowenig wie die Partnervermittlung im Internet, wo sich Karin erstmal seelisch entblättern müßte, damit die da ihre Libido analysieren, um ihr einen potenziell potenten Partner zuzuschanzen?
Ich machte ihr den möglichen Telefonterror klar, wenn einige der Herren ihre Nummer hätten.
Plötzlich erinnerte ich mich an meinen jüngsten Bücherkauf bei Thalia in Halle.
Zwischen den Ratgebern lag das Set für den Traummann - mit Rezept und Förmchen.
"Lass uns welche backen, die richtige Hitze, dann werden sie schön knusprig" schlug ich vor " und wenn Du uns das nächste Mal besuchst, knabbern wir sie gemeinsam auf. Sogar ich als Mann helfe Euch dabei." Aber irgendwie würde ich mir doch wie ein Kannibale vorkommen....
Irgendwie schien sie leicht angesäuert...."Mensch Karin, wenn Du willst, schenke ich es Dir auch, dann kannst Du zu Hause üben, bis Dir der Richtige gelingt. Du brauchst mich nicht so komisch anzusehen, mit uns würde es nie klappen. Erstens bin ich seit über fünfzig Jahren in ganz festen Händen und zweitens kein Mom!"
Leicht eingeschnappt zog sie von dannen.
Wenn sie die Männer nicht so nehmen kann, wie sie sind, muss sie sich wirklich einen backen.
Aber, von der Sorte kenne ich einige Frauen....sie sterben wohl nicht aus....

Einen schönen Tag
wünscht Gerry


youngster
youngster
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Re: Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von youngster
als Antwort auf gerry vom 29.06.2010, 15:20:26
Hallo gerry,

wieder eine ganz tolle Geschichte. Vielen Dank dafür war amüsant zu lesen und so richtig aus dem Leben herausgegriffen.

Herzliche Grüße youngster
gabilie
gabilie
Mitglied

Re: Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von gabilie
als Antwort auf gerry vom 29.06.2010, 15:20:26
deine Geschichte ist toll ,ich bekam zum 60.dieses Exemplar.Sag deiner Bekannten das war auch keiner ohne MoM.ich hab ihn zu semmelbrösel verarbeitet.diverses(gabilie)



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gerry
gerry
Mitglied

Re: Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von gerry
als Antwort auf gabilie vom 29.06.2010, 19:26:43
Da war er wenigstens zu etwas gut! ;o)))
Drachenmutter
Drachenmutter
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Re: Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf gabilie vom 29.06.2010, 19:26:43
Gröhl. Die Krönung is dat fesche Hösken, lol.

Grinsegrüße,
woelfin
omasigi
omasigi
Mitglied

Re: Der "Mann ohne Macken..."
geschrieben von omasigi
Ein

Mann ohne Macken.........ist das nicht ein langweiliger Zeitgenosse?


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