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Plaudereien Der verlorene Genuss

luchs35
luchs35
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Der verlorene Genuss
geschrieben von luchs35
Es gibt niemanden ,der nicht isst und trinkt,
aber nur wenige, die den Geschmack zu schätzen wissen*
( Kung Futse /551.479 v. Chr.)

Diesen Spruch las ich unlängst in einem Chinarestaurant. Er ergänzte, was ich in einem franzöischen Magazin gelesen hatte.

Die Studie einer französisch.- deutschen Studentengruppe hat nach Untersuchungen in Kantinen und Restaurants festgestellt, dass viele Menschen für ein komplettes Menue nicht länger als sechs Minuten Zeit aufwenden. Die Anzahl der Essgestörten nimmt ausserdem stetig zu. Woher kommt es, dass viele Menschen das Essen nicht mehr geniessen können?Die Annahme, dass es an unserer schnelllebigen Zeit liege, konnte dabei nur bedingt bestätigt werden, denn diese Klage des "essens ohne zu geniessen" wurde laut Überlieferungen auch schon vor mehr als zweitausend Jahren geführt, als das Leben noch gemächliger ablief und weder Handy noch Termindruck das Leben bestimmten.
Gab es damals wie heute die gleichen Motive, die gleiche Reizüberflutung, hat sich da so wenig verändert?
Ist der Mensch auf Hast programmiert und zwingt sich nur aufs Innehalten...wenigstens bei den Mahlzeiten?
Muss es denn sein, dass wir stets per Handy erreichbar sein müssen oder sein wollen? Bestätigt das unsere Unausgefülltheit oder täuschen wir Bedeutung vor mit dem Immer- erreichbar-sein-wollen?

Es wäre zu einfach, diesen "Genussverlust" auf das Handy schieben zu wollen.
Was also "vermiesst" uns das Essen? Vielleicht ,weil es mit dem Schlankheitswahn etwas zu sehr in den Mittelpunkt gerückt ist? Die Mager- und Brechsüchtigen könnten darauf hinweisen. Oder sind wir einfach zu satt, zu verwöhnt, denn auch sogenannte Gourmets kommen auf immer abstrusere Geschmacksrichtungen.?

Bis heute Mittag dachte ich noch, ich sei da ausgenommen. Aber als meine 13jährige Enkeltochter plötzlich sagte: "Omi, iss doch nicht so schnell, das ist ungesund!", fiel mir wieder ein, was ich darüber gelesen hatte.

Deshalb stelle ich das Thema zur Diskussion. Vielleicht macht sich ja noch jemand Gedanken darüber.
--
luchsi35
ika1
ika1
Mitglied

Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von ika1
als Antwort auf luchs35 vom 29.02.2008, 18:16:56
Hallo Luchsi
sehr lustig , auch meine Enkel Tochter mit ihren 8 Jahren ( ich denke aber sie plabbert es nach)
.

"sagt Oma schlinge das essen nicht so runder".
Ich esse auch sehr schnell , bin immer die erste die fertig ist.
Sicher ist das bestimmt nicht sehr gut.
Aber ich denke auch es ist eine sehr schnell lebige Zeit mit Handy und Pc und was es sonst noch alles gibt.
Nichts ist mehr beschaulich.
IKa
--
ika1
uki
uki
Mitglied

Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von uki
als Antwort auf ika1 vom 29.02.2008, 18:36:57
Der Genuss, der bei mir beim Essen abhanden gekommen ist, ist der, dass ich nicht mehr so viel essen kann, weil alles zu leicht in kg auf der Waage angezeigt wird, im Gegensatz zu früher.
Damals achtete ich eigentlich weniger auf das Schmackhafte, was ich als selbstverständlich hinnahm. Heute genieße ich einfach alles. Es schmeckt ein Käse-Schinken-Marmeladenbrötchen, Quark mit Pellkartoffeln, Wirsing in allen Variationen, eigentlich alles was mit Gemüse zu tun hat und Fleisch mag ich auch mal ab und an. Wer behauptet, dass die Geschmacksnerven mit zunehmendem Alter nachlassen, der irrt sich bei mir ganz gewiss.
Nicht mehr lange, nur ein paar Tage, dann fahre ich an einen Urlaubsort, in dem ich schon einige Male war. Schon jetzt freue ich mich auf die herrliche Eierlikörtorte, die es nirgends woanders so gut gibt. Hoffentlich gibt es die Konditorei noch. )) hmmm lecker. )

Ach, einfach alles schmeckt und ich genieße es. Natürlich darf es nicht zuuu schnell aufgeputzt werden, damit ich länger was von habe.
Es fängt beim Frühstück an. 1/2, höchstens ein Schnittchen und 1 1/2 Tassen schwarzen Kaffee. Dazu die Tageszeitung und meinen Mann gegenüber. Das ist wichtig, wegen der Gemütlichkeit. Dann dauert das Frühstück gut und gerne miiiindestens eine Stunde.
Es darf halt nichts zu kurz kommen. Was das heißt??? )
--
uki

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von luchs35
als Antwort auf uki vom 29.02.2008, 19:07:45

Glaub ich Dir sofort,Uki, schon allein zum Frühstück ein Gegenüber zu haben (grins, muss ja nicht mal der Ehemann sein) lässt einen geniesserisch werden. Wenn nur die verflixten Kalorien nicht wären! Wer schlägt sich damit nicht herum? Ich gehe manchmal mit Freunden richtig ausgiebig brunchen, und das kann ich dann auch wirklich geniessen, dafür lass ich die restlichen Mahlzeiten des Tages weg.

Aber ich denke, dass die diversen Mac's oder andere Fastfoodbuden schon bei Jugendlichen die Genussunfähigkeit fördern. Nicht, dass es ihnen nicht gut schmecken würde, es ist eher die fehlende Sensibilisierung der Geschmacksnerven, die das Geniessen beeinträchtigen. Vor allem:es muss schnell gehen. Es fehlt dort auch das "Beiwerk" eines schön gedeckten Tisches, das ganze fehlende Ambiente, das doch dazu gehört. Und das betrifft nicht nur Jugendliche, sondern auch in vermehrtem Masse Erwachsene, die hopp-hopp auf einem Pappteller ihre Pommes , Grillwurst o.ä. runterstopfen...und zwar nicht als Ausnahme, sondern als Normalfall.

Das hat ebenfalls diese Studie gezeigt. Die normale Mahlzeit am heimischen Tisch weicht dem schnellen "Essen" so nebenbei. Was das unter dem Strich gesehen noch an weiteren Auswirkungen ausserhalb gesundheitlicher Aspekte mit sich bringt, ist schon des Nachdenkens wert.


--
luchsi35
schorsch
schorsch
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Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 29.02.2008, 23:42:41
In Abwandlung eines Bush-Zitats:

Essen ist für alte Knaben
eine von den schönsten Gaben.

Ich beherzige das seit Jahren.....

--
schorsch
poldi
poldi
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Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von poldi
als Antwort auf schorsch vom 01.03.2008, 09:57:45
Leider betrachte auch ich essen nur als "Nahrungsaufnahme", obwohl ich mich in früheren Zeiten zu den Genußessern zählte. Ich führe den Verlust dieses Genusses darauf zurück, daß ich starker Raucher bin, der Geruchssinn wird abgestumpft! Übrigens, ein befreundeter Hundezüchter rtklärte mir vor etwa 30 J.: "Ein Hund frißt nicht, "er nimmt Nahrung auf!"" poldi
luchs35
luchs35
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Re: Der verlorene Genuss
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 01.03.2008, 09:57:45
Gell,Schorsch, nicht umsonst nennt man gutes Essen die Erotik des Alters? )

Und Du, Poldi, musst halt versuchen, ob Du eine leckere Mahlzeit auch inhalieren kannst )!
Aber sonst hast Du vermutlich schon recht, dass die Geschmacksknöspchen auf der Zunge vom starken Rauchen geschädigt werden. Ähnlich ist es ja auch bei eingefleischten Fastfoodessern, da entwickeln sich die Knöspchen sehr einseitig.
Babies muss man ja mit viel Geduld dazu bringen, Geschmacksrichtungen zu unterscheiden.

luchsi35




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