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Plaudereien Die Kunst "nein" zu sagen

loretta
loretta
Mitglied

Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von loretta
Wie oft im Leben habe ich vor der schwierigen Entscheidung gestanden, etwas nicht so unbedingt gerne zu tun oder konsequent „nein“ zu sagen.

Oft genug frage ich mich dann, warum es mir so schwer fällt, dieses kleine Wörtchen „nein“ über die Lippen zu bringen?

Kennt ihr das auch? oder kommt euch ein konsquentes „nein“ nach einer Bitte, die ihr aus irgend welchen Gründen nicht bereit seid, zu erfüllen, leicht über die Lippen ??

loretta
josie
josie
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von josie
als Antwort auf loretta vom 24.01.2010, 18:15:52
Für mich ist das auch immer ein Problem, denn man hat dann immer Angst den anderen zu verletzen, wenn man seine Bitte ablehnt. Allerdings wird man dann auch leicht ausgenutzt. Mit den Jahren habe ich das "Neinsagen" in manchen Situationen gelernt, aber dann plagt mich schon mal das schlechte Gewissen.

josie
Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 24.01.2010, 18:15:52
Kennt ihr das auch?
Naklar, wer kennt das nicht...

...oder kommt euch ein konsquentes „nein“ nach einer Bitte, die ihr aus irgend welchen Gründen nicht bereit seid, zu erfüllen, leicht über die Lippen ?
Auch das.
Und das geht hervorragend, wenn man sich mal die Konsequenzen der Inkonsequenz hat deutlich erklären lassen, nämlich daß andere schamlos meine Lebenszeit ausnutzen.
Oder wenn man oft genug (hinterhältig) ausgenutzt und für blöde verkauft wurde.

So ein Werdegang ist allerdings nicht mit drei Worten zu erklären. Mancher kommt nie auf den Trichter.

Seit ich die Erfahrung gemacht habe, und mir das auch deutlich erklärt wurde, habe ich das Helfersyndrom abgelegt.
Und auf keinen Fall (mehr) ein 'Ehrenamt'.

Und siehe da - die anderen können auf einmal ihre Sachen sehr gut selber erledigen. Und ich muß mir nicht noch hinterher 'Reklamationen' anhören.
70 Jahre - jetzt ist es meine Zeit.
Andere möchten auch mal zum Zug kommen.

Wer mein Nein nicht vertragen kann,
der ist nicht mein Freund, der kann es nicht sein.
Der wollte mich schon von vornherein 'reinlegen'.
Und somit bin ich auch niemandem 'verpflichtet',
der mir schon einen Gefallen getan hat; denn ich frage erst gar nicht.

Was kriegt man 'aufgebunden'?
Jammern, jammern, jammern über Tod & Teufel.
Ist nicht meine Welt.

Rücksichtlos, asozial?
Ich finde mich total ok damit.
Wenn es mir gut geht, dann geht's auch allen anderen um mich herum gut.
Jedoch müssen die schon selber dafür sorgen.
Tipp gegen, ok. Aber über die Brücke gehen sie selber.

Fazit: Jeder handele für sich allein.
Davon nehme ich mal brennende Probleme aus,
wie z.B. Unfall, oder Not-am-Mann.

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Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf josie vom 24.01.2010, 18:22:31
Hallo Josie,
hängt das nicht auch mit Selbstbewußtsein zusammen?
Man muß nicht immer ja sagen.
Auch ein "NEIN" wird akzeptiert.
Erkäre doch Deinem Gegenüber, warum Du nein sagst
und es für richtig hälst/empfindest.
Mir würde es eher ein schlechtes Gewissen machen,
wenn ich wieder einmal gegen mein besseres Wissen,
einfach "JA" gesagt hätte.
Denn so halst man sich oft was auf, was man nicht
wollte.
Aber das kann man auch lernen.
Fange mal mit an und meistens wirst du sogar noch
mehr respektiert von Anderen und nicht soviel ausgenutzt.
Das jedenfalls ist meine Erfahrung.

Habe es so auch weitergegeben an eine junge Freundin.
Und seither nutzt man Sie nicht mehr aus.
Sie sagte es mir selber, es geht Ihr danach besser,
ohne ein schlechtes Gefühl zu haben.

In diesem Sinne, grüßt die Astrid

@ Digizar, entschuldige, Du schriebst auch schon
vom Ausnutzen, las es erst nach dem ich meinen Beitrag
schrieb.
sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von sonja47
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.01.2010, 18:40:39
Endlich nein sagen können,
da geht es mir gleich wie digizar und astrid.

Seit ich meiner Tochter erkläre, warum ich nicht am Morgen in
aller Frühe austehen will um den Enkel zu hüten, geht es mir besser und sie kann das akzeptieren und findet eine andere Lösung!

Sehr lange Zeit konnte ich nicht nein sagen, da war die Angst
dass ich dann nicht mehr geliebt werde, von wegen!

Meine Ehrlichkeit, das zu mir stehen, nein sagen können, wird sogar des öfteren gelobt.

Da heisst es immer wieder, alte Verhaltensmuster loslassen.

Sonja

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf loretta vom 24.01.2010, 18:15:52
Auch ich habe früher selten nein sagen können, hatte Angst davor, als egoistisch oder nicht hilfsbereit eingestuft zu werden, wenn ich eine Bitte ausschlug, bis ich irgendwann merkte, was ich damit eigentlich tat.

Ich bewertete das Wollen der Anderen höher, als mein eigenes Wollen. Ich stellte also deren Recht, die Bitte von mir erfüllt zu bekommen über mein eigenes Recht, diese Bitte abzulehnen, weil ich, aus welchen Gründen auch immer, diese Bitte eigentlich nicht erfüllen wollte.

Bei mir stammte das eindeutig noch aus der Zeit meiner Kindheit, als von den Erwachsenen erwartet wurde, das ein Kind gefälligst alles zu tun hätte, was ein Erwachsener von ihm erwartet. Sowas prägt fürs Leben. Deswegen ist es so schwer, nein zu sagen. Wenn ich als Kind nämlich nein sagte, war ich in den Augen der Erwachsenen eigensinnig, starrsinnig, unbelehrbar, egoistisch oder gar faul, immer was negatives halt. Und wer will als Kind nicht ein sogenanntes liebes Kind sein? Liebe Kinder aber waren in den Augen der Erwachsenen nur die, die ohne Widerrede taten, um was sie gebeten wurden, was ihnen befohlen wurde.

Heute haben die so Erzogenen die Konsequenzen daraus zu tragen und müssen sich die Freiheit, ohne schlechtes Gewissen NEIN zu sagen, erst erarbeiten. Das ist ein langer Prozess, aber er kann gelingen, wenn man sich vor Augen hält, dass das Wollen der anderen nicht höherwertig ist, als das eigene Wollen.

Wir sind keine Kinder mehr, die anderen Menschen gefallen müssen.

Liebe Grüße,
woelfin

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hans10
hans10
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von hans10
als Antwort auf loretta vom 24.01.2010, 18:15:52
Ich weiß nicht, ob es eine Kunst ist, nein zu sagen.

Freunde behaupten, ich sei eine typische Waage ( vom sternbild her) und es fällt mir in der Tat oft nicht leicht "nein" zu sagen. Weniger im privaten Bereich, aber ich hatte auch Angestellte, sag denen mal, euch 2 muß ich ent-
lassen, weil uns die Aufträge fehlen,oder einer hat eine Verfehlung begangen, die eine Kündigung rechtfertigt, du weißt aber er hat 3 Kinder, Frau arbeitslos.

Da wird man schon nachdenklich und vergißt manchmal das eher angebrachte "nein"

Da fallen solche Entscheidungen schwer. Du weißt, der Wundbrand muß bis ins gesunde Fleisch geschnitten werden, aber die Schmerzen werden schlimm.

Dagegen hatte ich bei Verhandlungen, z.B. mit der Gewerkschaft oft das Gefühl,
"nein" bedeutet hier nicht Schutz der eigenen Interessen, sonder ausweiten dieser.Ich kann absolut nicht verstehen, wenn sich Verhandlungspartner gegenüber sitzen und es trennen nur noch wenige Meter vom Ziel und keiner ist
bereit, das kleinste Stück noch nachzugeben.

Ich meine, nur "nein" sagen und die Tür zuschlagen ist nicht genug, es ist oft viel differenzierter. Trotzdem fühle ich mich mehrheitlich gut, wenn ich "nein"
sage.

Hans10
minu
minu
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von minu
als Antwort auf hans10 vom 25.01.2010, 05:36:03
Ich gehöre auch zu denen, die als Kind nur gelobt wurde , wenn ich alles tat, was sie wollten. Nie NEIN sagte.
Ich habe das ganze Leben durch immer nur ja gesagt, nein, nicht mal das, ich habe nicht NEIN gesagt.
Immer musste ich zuerst rüüüüdige Schmerzen und Erschöpfungszustände haben, bis ich endlich NEIN sagen konnte.
Inzwischen habe ich gemerkt, wenn ich dann sagte: Ich will, oder kann nicht mehr,
wurde es sofort angenommen und eine andere Lösung war sofort da.
Wie viele Schmerzen wären mir erspart geblieben.
Ich hoffe, dass ich es endlich gelernt habe.
minu
Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 24.01.2010, 18:15:52
Mit zunehmendem Alter wächst (in der Regel) auch die Fähigkeit des Sich-Selbst-Erkennens.
Damit im Zusammenhang müsste meines Erachtens die adäquate Fähigkeit stehen, auch "nein" sagen zu können, wenn die angetragene bzw. anstehende "Sache" einen überfordert, nicht liegt, bzw. zu viel an Überwindung/Selbstaufgabe kostet.
Sich opfern tut man ja im Grunde nur für Menschen, die einem besonders nahe stehen, oder bei denen erkennbar ist, dass es eine notwendige "Leistung" im Sinne der Nächstenliebe ist, und es keine anderen Möglichkeiten zur Problemlösung hat.
Dann kann das Ganze für beide Seiten etwas Konstruktives sein.
Opfert man sich für jeden anderen auf, der einem dies abverlangt, entspricht dabei zumeist den Wünschen und Vorstellungen anderer (auch wenn es nur um Unwesentliches geht), indem man sein Ich hintenan stellt und nicht nach der eigenen Befindlichkeit fragt, so schlägt das Geschehen irgendwann in´s Destruktive um und hinterlässt mentale Spuren, kann sogar das physische Befinden beeinträchtigen.

Selbst heilig Gesprochene konnten "nein" sagen!

Wohlgemerkt, ich möchte damit nicht dem puren Egoismus das Wort sprechen! Es ist mehr eine Angelegenheit des Selbstschutzes, auf den wir alle ein Recht haben und ihn in Anspruch nehmen sollten.

(So, Loretta, das ist meine Sicht zum Thema, die es jedoch sicherlich nicht erschöpfend beleuchtet.
Mit besten Grüßen in die Mega-Metropole *Ramires*)

gilda
gilda
Mitglied

Re: Die Kunst "nein" zu sagen
geschrieben von gilda
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.01.2010, 09:41:40
Wenn ein Mensch nicht Nein sagt um sich gegen Unzumutbares zu wehren, sagt er da nicht zu sich selbst "Nein"?
Wenn wir etwas bejahen, was wir eigentlch nicht wollen, dann müssen wir die Verneinung ja uns selbst antun, indem wir uns hinwegsetzen über uns selbst. Hier bleibt aber die Frage offen, was ist Selbstüberwindung was Selbstverleugnung? Was ist unzumutbar und was empfinden wir vielleicht nur so.

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