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Plaudereien Die Sucht, Spuren zu hinterlassen

luchs35
luchs35
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Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von luchs35
Was bringt eigentlich Menschen dazu unter Einsatz ihres Lebens Rekorde zu brechen? Sie nennen sich Extremsportler, haben ein Flair von Abenteuer um sich, wollen ihre Grenzen auskosten und erliegen der Faszination des Unerreichbaren.
Gleichgültig , ob sie mit einem Skatboard schneebedeckte Hänge hinunterrasen, Seen durchschwimmen, Höhlen erforschen, Berge besteigen oder 8000er ohne Sauerstoffmasken überqueren, Eis- oder Sandwüsten überqueren , aber immer an der Grenze des Möglichen.

Der jüngste Stratosphärensprung von Felix Baumgartner hat in der Welt Millionen von begeisterten oder neugierigen Menschen an den Bildschirm gelockt, aber schon wetzen andere Abenteurer das Messer, um ihm den Höhenrekord abzujagen. Jetzt soll der Sprung aus 105- 120 Metern geschafft werden, was als unmöglich gilt.

Was ist es, das diese Menschen ihr Leben einsetzen lässt, um das Unerreichbare möglich zu machen? Liegt es in den Genen, der Abenteuerlust, der Sucht nach Anerkennung und Ruhm oder Geld? Ist es der Adrenalinkick, der süchtig machen kann?

Felix Baumgartner hatte schon als Siebenjähriger nur eines wollen: Fallschirmspringen, je höher ,je besser. Da hatte er sicher all das, was ich aufzählte, noch nicht im Kopf. Und sein ganzes Leben ist diesbezüglich zum Abenteuer geworden.

Können wir Normalsterbliche das überhaupt nachvollziehen?
Es ist einfach, darüber aus eigener Sicht zu urteilen und etwas zu unterstellen, aber müssen wir nicht einfach akzeptieren, das es da etwas gibt, das wir nicht fassen und begreifen können?

Ach ja, ich habe schon mal gesagt: ich habe ein Faible für diese Menschen,auch wenn ich den Sinn nicht erfassen kann.

Luchs
justus39
justus39
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von justus39
als Antwort auf luchs35 vom 23.10.2012, 15:04:25
So unverständlich mir auch manche Rekordsucht erscheint, so ist sie doch nicht ganz sinnlos.
Irgend etwas bewegen diese Menschen indem sie zeigen, dass Dinge möglich sind, die wir normalerweise für unmöglich halten. Sie erweitern damit unsere Fantasie und machen Anderen Mut, auch nach neuen Wegen zu suchen.
Obwohl ich nicht zu denen gehöre, die unnötige Risiken eingehen, beeindrucken mich solche Wagehälse und ermutigen mich auch bei meinen unspektakulären Vorhaben etwas zu versuchen, was nicht unbedingt als erfolgreich gilt.

justus
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von dutchweepee
In meinen Augen waren Amundsen, Scott, Livingstone, die Humboldts und viele andere Helden der Vergangenheit nichts anderes als die "Extremsportler" ihrer Tage.

Heute gibt es eben kaum noch weiße Flecken auf der Landkarte und die Menschen versuchen andere Grenzen zu überschreiten.

Mittelmäßige Menschen werden die Avantgarde niemals verstehen - bestenfalls bewundern.

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clara
clara
Mitglied

Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von clara
als Antwort auf luchs35 vom 23.10.2012, 15:04:25
Auch die Sucht, im Sport unter Missachtung der eigenen Gesundheit Spuren zu hinterlassen, zeigt aktuell das Beispiel Lance Armstrong. Als siebenmaliger Gewinner der Tour in die Radsportgeschichte einzugehen, war ihm dieses Risiko wert. Nun geht er trotzdem in die Annalen ein!

Clara
sissismam
sissismam
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von sissismam
ich habe schon oft überlegt, ob diese angesprochene sucht auch
die motivation für manche amokläufer sein kann

sich selbst ohne tamtam umbringen, wie schnell wird das vergessen (ausser von der familie)
aber ein amokläufer, der einige menschen mitnimmt, wie oft werden solche namen in den medien genannt!
sie sind zwar (oft) tot, aber bekannt

lg
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf dutchweepee vom 23.10.2012, 15:50:19
In gewisser Weise gebe ich Dir da Recht, Dutch, und doch sehe ich auch einen Unterschied. Jene Männer wie Scott, Amundson u.a. sind nicht ausgezogen, um mit einem Rekord an die äußerste Grenze zu gehen, sie hatten ein Ziel. Sie wollte erforschen auch unter Einsatz ihres Lebens und brachten Erkenntnisse, die die Menschen im Wissen voranbrachten. Das unterscheidet sie zumindest hierbei von den Extremsportlern, die nur ihre eigenen Grenzen erforschen wollen.

Abenteuerblut hatten sie wohl alle.

Bei den Extremsportlern denke ich eher, dass sie die Grenzen zwischen Leben und Tod beschäftigt. Der Mensch will sich nicht ohne weiteres abfinden mit dem Tod. Unbewusst deshalb riskiert er sein Leben, um mit der gemachten Erfahrung möglichst nahe am Tod zu sein, ihn überwinden zu wollen.
Das bringt dann auch für die Menschen, die dabei zusehen, diese gewisse Faszination.
Das wäre dann auch in etwa die Antwort für Dich,Justus .

Ob Armstrong mit dieser Doperei nun zu dieser Art von Abenteurern gehört, möchte ich eher bezweifeln, Clara. Er hat zwar auch mit seinem Leben gespielt, aber was war seine Motivation? Jeder Sieg hat jede Menge Geld in die Kassen nicht nur von ihm, sondern auch von seinen Sponsoren unf "Gönnern" gespült. War er gar von einem Hochleistungssportler zu einer benützten und gepuschten "Geldquelle" geworden?

Luchs

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pilli
pilli
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von pilli
ja, da gestehe ich gerne,

dass ich grösstes vergnügen empfinde, wenn adrenalinsüchtige leutz die gelegenheit dazu bieten, dass wieder mal die internette gemeinde feixend das extreme werbespektakel intelligent dazu nutzt, der satire freiraum zu schaffen.



"Putin, Balotelli, springende Tiere & Co.: Das Netz lacht über Felix Baumgartner

...Nicht nur „Der Postillon“ hat Baumgartners Rekordsprung auf die Schippe genommen. Bei Facebook und Twitter werden Dutzende Verballhornungen des Events geteilt – im Mittelpunkt steht das Bild der Kapsel am Rande des Weltalls. Statt Baumgartner sitzt zum Beispiel eine Katze darin – bei dem animierten Gig setzt sie in Dauerschleife zum Sprung an. Auch andere Tiere sind beteiligt: Es kursiert ein Foto, auf dem eine Giraffe Baumgartner beim Sprung aus der Kapsel zusieht.

Bei einer anderen Fotomontage fliegt Fußballer Mario Balotelli an der Kapsel vorbei – in der berühmten Pose mit den geballten Fäusten. Auf einem Twitter-Foto hält Baumgartner eine CD in der Hand, mit dem Hinweis: „Wir haben Baumgartner einen Cent gezahlt, dass er unsere CD mitnimmt. Schön, wenn Menschen Dinge noch umsonst tun“.

Sogar Prominente machen bei dem Spaß mit: Kult-Schauspieler George Takei, bekannt als Hikaru Sulu in „Star Trek“ postet bei Facebook ein Bild mit den „Titanic“-Darstellern, die nun nicht mehr „on Top of the world“ sind....
geschrieben von focus online


focus

und nun das allerbeste:

selbst Senioren möchten im hohen alter den kick spüren, wo sonst nur noch wenig zu spüren ist:

Gleich zwei ältere Herren wollen den Rekordsprung von Felix Baumgartner übertrumpfen. Sowohl der französische Fallschirmspringer Michel Fournier, 68 Jahre alt, als auch der 62-jährige britische Milliardär Richard Branson wollen nach Medienberichten höher hinaus, um tiefer fallen zu können.
geschrieben von n-tv


konkurrenz für den ösi-held?

ist das geil?

lego wirbt per video und grosse werbeagenturen fluten zur zeit das netz mit den kreativen ergebnissen von nächtens flugs veranstaltetem extrem-brainstorming. im Österreich Journal ist zu lesen: "In zahllosen Medienberichten aus aller Welt wird nun auch auf Salzburg Bezug genommen – eine unbezahlbare Werbung für unser Bundesland" was wären die werbemacher ohne die todesmutigen, adrenalinsüchtigen junkies?

wenn es da noch seniorentreffliche werbezettel hat, vielleicht könnte ein günstiger vertrag geschlossen werden, dass Richard Branson, die flyer mitnimmt und von seinem raumschiff, von dem er springen möchte, in alle lüfte verteilt?

--

nach einem interview, bei dem ich hören konnte, wie schwierig das vater-sohn-verhältnis sich in der jugend von Baumgartner gestaltet hat, wundert mich nix mehr. auch so kann das ergebnis einer allzu konsequenten erziehung, gespickt mit vielen verboten, spätere wirkung zeigen? adrenalinsucht hat viele namen...

erklärt wird "thrilling" hier:

Extremsportarten (thrilling)

Das Austesten von Grenzen und die Suche nach Extremsituationen gehört zur Evolution der Menschheit. Es wird jedoch dann pathologisch, wenn der damit verbundene Stress zur chronisch aufgesuchten (Angst-) Lust wird.
geschrieben von suchtprävention bundeswehr.de


bundeswehr.de

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pilli
justus39
justus39
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von justus39
als Antwort auf pilli vom 23.10.2012, 17:22:40
selbst Senioren möchten im hohen alter den kick spüren, wo sonst nur noch wenig zu spüren ist:

Gleich zwei ältere Herren wollen den Rekordsprung von Felix Baumgartner übertrumpfen. Sowohl der französische Fallschirmspringer Michel Fournier, 68 Jahre alt, als auch der 62-jährige britische Milliardär Richard Branson wollen nach Medienberichten höher hinaus, um tiefer fallen zu können.

geschrieben von n-tv

Die Rentenversicherung wird da sicherlich nichts dagegen haben!
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 23.10.2012, 16:40:42
luchsi: "In gewisser Weise gebe ich Dir da Recht, Dutch, und doch sehe ich auch einen Unterschied. Jene Männer wie Scott, Amundson u.a. sind nicht ausgezogen, um mit einem Rekord an die äußerste Grenze zu gehen, sie hatten ein Ziel. Sie wollte erforschen auch unter Einsatz ihres Lebens und brachten Erkenntnisse, die die Menschen im Wissen voranbrachten. Das unterscheidet sie zumindest hierbei von den Extremsportlern, die nur ihre eigenen Grenzen erforschen wollen."

Das stimmt so nicht!

Der Wettlauf zwischen Ammundsen und Scott zum Südpol war reine Rekordsucht ohne wissenschaftliche Erkenntnisse. Dieser Wettlauf brachte Amundsen den Ruhm und Scotts Männern den Tod ...für was?

Das war nur ein sinnloser Wettlauf wer "der Erste" ist.
wandersmann
wandersmann
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Re: Die Sucht, Spuren zu hinterlassen
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf clara vom 23.10.2012, 15:51:18
Auch die Sucht, im Sport unter Missachtung der eigenen Gesundheit Spuren zu hinterlassen, zeigt aktuell das Beispiel Lance Armstrong. Als siebenmaliger Gewinner der Tour in die Radsportgeschichte einzugehen, war ihm dieses Risiko wert. Nun geht er trotzdem in die Annalen ein!



Ob er sich durch die Anwendung von EPO gesundheitliche Schäden zugezogen hat, kann ich nicht ganz beurteilen, da fehlen mir die tieferen Kenntnisse. Ich weiß aber, dass EPO ein körpereigenes Hormon ist, dass in den Nieren produziert wird und die Bildung roter Blutkörperchen anregt. Je mehr von diesen im Blutkreislauf unterwegs sind, desto mehr Sauerstoff wird den Muskeln zugeführt, und umso höher ist die Leistungsfähigkeit, gerade im Ausdauerbereich. Dieses leistungssteigernde Mittel ist keinesfalls vergleichbar mit den Kälbermastmitteln, die seinerzeit ostdeutschen Schwimmerinnen oder auch us-amerikanischen Sprintern oder auch bspw. weißrussischen Hammerwerferinnen in voller Dröhnung verabreicht wurden und werden.

Keine Frage - EPO steigert die Leistung, und verschafft einen Vorteil anderen Sportlern gegenüber, die diese Anwendung nicht bekommen. Höchstleistung allein aber der Verwendung von EPO zuzuschreiben ist natürlich Käse. Auch ohne EPO war Lance Armstrong ein Athlet der absoluten Ausnahmerklasse, einer von der ganz zähen Sorte, ein Beißer, einer der eine Bergetappe in den Pyrenäen im Wiegetritt mit einem Puls von 170 mit "schwarz vor den Augen" und Tunnelblick noch zum Sieg fährt. Freilich auch bis zum Exzess vom Ehrgeiz zerfressen.

Auffallend ist aber auch, dass der Profiradsport in den letzten Tagen seeeeehr stumm bleibt. Sagt auch einiges aus.

Lance Armstrong ist für mich auch jetzt noch, nachdem man ihn auslöschen möchte, ein Athlet der Ausnahmeklasse, auch ohne die 10% Leistungssteigerung, die das EPO brachte. Er steht für mich mindestens auf einer Stufe mit Miguel Indurain, Täve Schur oder auch Eddy Merckx.

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