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Plaudereien Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn

luchs35
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Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von luchs35
Die Walpurgisnacht geht auf keltisches Brauctum zurück und hat im europäischen Raum vielfältigen Ausdruck gefunden.
Denken wir nur mal an den Maibaum, Maisingen, Maitanz, Maibüsche stecken, Maifeuer, über die Verliebte zusammen springen, sogar die Maibowle hat hier ihren Ursprung wie noch vieles andere in den einzelnen Regionen. Dichter und Maler haben der Walpurigisnacht ihre Inspirationen zu verdanken.

Aber ich erinnere mich nun an die Walpurgisnächte als Jugendliche, und sicher werden sich auch daran der eine oder andere erinnern.
Es war die Nacht der mehr oder weniger lustigen Streiche, die man allen spielte, die man nicht oder zu gerne mochte.

Da hingen am Morgen des 1. Mai Fahrräder in den Bäumen, Türeingänge waren mit Holzscheiten verrammelt, Autos verschwanden unter Bergen von Papier, Fensterläden zugeklebt , im Dorf wurden Misthaufen entsprechend vor die Türen versetzt ..ach, die Ideen, entsprangen einfach dem Ausgelassensein, bei dem man jedoch peinlichst vermied, etwas zu beschädigen- naja, manchmal ging es nicht ganz ohne Schrammen ab. Die Belohnung war am nächsten Morgen jedenfalls das allfällige Gefluche und Geschimpfe auf die "Halbstarken"!

Erwischt wurde wir höchstens , wenn wir das Gelächter nicht unterdrücken konnten.

Mit dem heute leider sehr oft praktizierten Vandalismus hatte es nichts zu tun, der Effekt musste zwar störend aber heiter sein.

Natürlich waren die Jugendlichen am 1. Mai sehr früh auf den Socken , spazierten "unauffällig" an ihren Schandtaten vorbei und lauerten auf das Geschimpfe der "Heimgesuchten". Die einen fühlten sich beleidigt, die andern sogar geehrt. Aber geflucht haben alle gleich!

Das alles kommt mir alljährlich in den Sinn, wenn die Walpurgisnacht angesagt ist.

Vielleicht haben andere User/Innen diese Nacht genauso in ihrer eigenen Erinnerung ????

Luchs
myrja
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Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von myrja
als Antwort auf luchs35 vom 30.04.2010, 17:39:17
Wo ich aufgewachsen bin, wurde die Walpurgisnacht nicht gefeiert.
Da wurden nachts von jungen Burschen junge Bäume gefällt, die Äste, bis auf die ganz oben, abgesägt. Dann wurde dieser Baum der Angebeteten am Haus vor ihrem Fenster angelehnt. Ich fand das immer sehr schön und war mächtig stolz, als ich mit 15 jahren solch einen Baum am 1. Mai vor dem Fenster hatte. ich weiß übrigens bis heute nicht genau von wem er war. Ich konnte es nur ahnen, da ich damals noch keinen Freund hatte.

Zitat aus Maibaum:
"In Deutschland werden seit dem 13. Jahrhundert Maibäume aufgestellt. Anfangs wurden die Bäume dabei nur mit bunten Bändern geschmückt. Da es als Liebesbeweis galt, wenn ein junger Mann seinem Mädchen einen bunt geschmückten Baum vor die Tür stellte, wurden jedes Jahr sehr viele Bäume geschlagen! Um die Wälder zu schützen, wurde deshalb schon seit dem 16. Jahrhundert mehrfach versucht, den Brauch zu verbieten - allerdings ohne Erfolg."

Myrja
luchs35
luchs35
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Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von luchs35
als Antwort auf myrja vom 30.04.2010, 17:58:00
Schau mal vorsichtig aus dem Fenster, Myrja, vielleicht steht da doch ein Maibäumchen ! Man kann ja nie wissen.

Leider sind viele der alten Bräuche ausgestorben oder werden höchstens noch zur Ankurbelung zum Geschäftemachern benützt.

In meiner Jugendzeit war der 1. Mai vor allem traditionell in unserer Gegend der Tag eines Ausfluges ins Renntal zur Maienblüte. Da wanderten ganze Völkerscharen hin, ein richtig heiterer Spass, auf den wir uns alljährlich freuten. Ein Glas Apfelsaft war der Höhepunkt für die Kinder. Belegte Brote brachte man selbst mit.

Vor 3 Jahren war ich wieder einmal am 1. Mai eher zufällig in der Gegend und natürlich überfiel mich die nostalgische Idee, ins Renntal zu wandern . Ich hörte schon von weitem Musikgedudel. Und tatsächlich waren da Jahrmarktstände und Festwirtschaften - alles schön um einen Maibaum dekoriert. Es war eine Riesenenttäuschung. Nur Rummel, der den Leuten an den Geldbeutel ging. Keine Spur mehr von der Maifreude in meiner Erinnerung.

Es ist besser, man versucht nie einer nostalgischen Erinnerung nachzuhängen, dann bleiben sie im Gedächtnis als schönes Erlebnis.

Luchs

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myrja
myrja
Mitglied

Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von myrja
als Antwort auf luchs35 vom 01.05.2010, 09:25:16
Ach Luchs,

ich hab mich natürlich sofort ans Fenster geschlichen, aber da war nichts. Vielleicht bin ich doch schon ein paar Jährchen zu alt. Oder es liegt daran, dass ich im 5. Stock wohne. Was ich ja eher glauben möchte.

Deine Enttäuschung kann ich gut verstehen. Es ist wirklich schade, dass heute alles nur an Gewinn orientiert ist. Da hast Du recht, gar nicht hinschauen, hingehen und besser die schönen Dinge in Erinnerung behalten.

Myrja

Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf myrja vom 01.05.2010, 09:45:38
Hallo Ihr Lieben,

ich finde es sehr interessant zu erfahren, wie Ihr früher den ersten Mai erlebt habt. Ich bin in einem kleinen bayerischen Dorf, nahe der österreichischen Grenze aufgewachsen und dort war die Walpurgisnacht völlig unbekannt. Die größte Gaudi war zweifellos auch bei uns der "Maibaumkult", bei dem die Burschen ihre Geschicklichkeit im Klettern beweisen konnten um sich für den traditionellen Maitanz die schönste Maid zu ergattern. Ich persönlich war allerdings immer anderweitig engagiert. In der nächst größeren Stadt fand alljährlich am ersten Mai eine große Maikundgebung der Gewerkschaften im großen Saal des Gasthofs zur Post statt, bei der ich das Vergnügen hatte, als Mitglied eines Salonorchesters (Werksorchester des ortsansässigen Chemiewerkes) für die feierliche Umrahmung zu sorgen.Vom Triumphmarsch aus Aida bis zu Polkas, Märschen und Walzern der Walzerkönige war da alles dabei. Schon ab dem 15. Lebensjahr war ich dort aktiv, mußte mir den für mich unverständlichen Schmarrn der Redner anhören, bekam aber dafür in der Pause zusammen mit meinen Musikerkollegen eine zünftige Brotzeit und ein großes Bier, auf das ich mich schon monatelang gefreut hatte.
Jetzt im Alter lebe ich in einem Urlaubsort, in dem die Walpurgisnacht natürlich ein Thema ist und ich an jedem 1. Mai froh bin, wenn alles in Ordnung ist.Am heutigen Abend wird es wieder laut werden, denn der Maitanz ist auch hier ein großes Ereignis. Der Maibaum wird allerdings nur jedes zweite Jahr erneuert - heuer also leider nicht, denn das ist immer ein großes Ereignis. Es muss immer ohne Mithilfe von Maschinen stattfinden und das riesige "Stangerl" nur mit der Muskelkraft vieler kräftiger Burschen aufzustellen ist immer wieder interessant und aufregend.
Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag...trotz schlechter Wettervorhersage kommt bei uns gerade die Sonne heraus und die Temperatur ist sehr angenehm.
aras
luchs35
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Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.05.2010, 10:48:23
Jep aras, diese Kulte haben sich im Bayrischen viel deutlicher erhalten als in andern Regionen. Vor allem die Maibäume sind sehr schön, voller Fantasie und trotzdem traditionell geblieben. Auch die Tänze und Spiele findet man dort noch recht häufig.

An was ich mich auch noch gut erinnere, sind die Maifeuersprünge. Da lagen wir Halbwüchsigen stets auf der Lauer, wer mit wem über die Flammen hüpfte. Immer ein herrlicher Anlass für Klatsch und Tratsch oder die Bestätigung, dass der mit jener, oder jene mit jenem etwas am Laufen hatten. Das wear ein kleines Vergnügen, kostete nichts, aber der Maibeginn war gerettet.

Luchs

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 30.04.2010, 17:39:17
Den "lustigen" Brauch des Dinge Verschleppens habe auch ich als Jugendlicher noch mitgemacht.

Dann kamen die "Nachbardörfer-Kriege", bei denen die Jugendlichen versuchten, in den Nachbardörfern die liebevoll geschmückten Maibäume in den Nachbardörfern zu kappen.

In unserem Dorf habe ich alle Bräuche noch miterlebt. Dann kamen die Jugendlichen auf die Idee, es wäre doch viel weniger aufwändig, nichts mehr zu verschleppen, sondern ein Zelt auf dem Dorfplatz aufzustellen - neben dem Jahrgänger-Maibaum - und dort zu festen. Jedermann konnte teilhaben - gegen Barzahlung der Getränke und Würste.

Als dann aber immer mehr Ausländer-Jugendliche im Dorf waren, die nicht mehr mithelfen, sondern nur noch hinsitzen und - möglichst gratis - konsumieren wollten, verleidete es den Einheimischen; sie liessen alle Bräuche sausen.

Kommt mir gerade in den Sinn: Ich habe ja noch gar nicht nachgeschaut ums Haus, ob da nicht eine Bank oder ein Blumentopf fehle!
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von eleonore
als Antwort auf luchs35 vom 01.05.2010, 13:39:12
in meine jugend wurde am 1.mai, tag der arbeit aufmarschiert.
unter absingen der internationale und andere lieder dackelten wir die strassen lang, mit fahne´.
wir waren *not amused*, weil wir besseres vorhatten, aber wir mussten.

ansonsten lief in berlin die obligatorische maibambule halbwegs ruhiger ab, als sonst.
nur herr thierse wurde von polizisten aus der anti-nazi sitzblockade weggetragen.

viele trauern ja in berlin.......R.I.P. platz in 1. bundesliga.......vorläufige adieu für hertha.;)
luchs35
luchs35
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Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 02.05.2010, 09:45:19
Aber, Schorsch, dass das Brauchtum in eurem (und anderen Orten) Dorf verloren ging, war nicht die Schuld der ausländischen, sondern der einheimischen Jugendlichen, die mit dem Zeltaufstellen und Geschäftemachen anstatt noch Dinge verschleppen oder in die Bäume zu hängen dem 1.Maischabernack ein Ende bereiteten.
Leider konnte man das vielerorts feststellen : Die Maischerze sind der Geschäftemacherei oder auch Fantasielosigkeit zum Opfer gefallen.

Dafür hast du aber deine Blumentöpfe und deine Bank am Morgen noch vorgefunden....

Luchs
luchs35
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Re: Erinnerung an das Brauchtum zum Maibeginn
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eleonore vom 02.05.2010, 09:57:16
Ja, Eleo, das war natürlich wieder eine ganz andere Art von Maibrauch ( oder Maischabernack? ). Aber gab es beispielsweise in Ungarn diese alten Maibräuche auch? Oder wurde einfach der "Tag der Arbeit" mit Aufmärschen als Brauchtum gefeiert?
Wichtig für uns Jugendliche war die Nacht zum 1. Mai, also die Walpurgisnacht, die wir so in unserer Region aber gar nicht kannten.

Ich denke, jede Gegend hatte da so ihre eigenen Scherze, die manchmal ganz schön happig ausfielen und grosses Gezeter bei den Betroffenen auslösten.

Hertha ist allerdings kein Aprilscherz, da ging's echt in die Tiefe!

Luchs


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