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Plaudereien Erinnerung an eine ferne Zeit

luchs35
luchs35
Mitglied

Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von luchs35
Gestern wurde ich jäh an meinen ersten Schultag erinnert, als zwei kleine Mädchen, chic und absolut dem grossen Ereignis angemessen herausgeputzt, mit jeweils einer riesigen Zuckertüte im Arm über den Zebrastreifen trippelten.
Richtig, gestern wurde in vielen Regionen eingeschult!

Klar, in meiner blitzschnell abgerufenen Erinnerung sah ich mich wieder an der Hand meiner Mutter an diesem "grossen und wichtigen Tag" erstmals zur Schule "schreiten". Wirklich: es war ein Schreiten, denn mich hatte der Ernst des Lebens irgendwie erreicht und gepackt!

Alles war wichtig an diesem Tag, vor allem natürlich die Zuckertüte, die sofort mit denen der anderen zukünftigen Schulkamerad/en/innen vergleichen wurde.

Welche war die grösste? Was mochte wohl überall drin sein? Und vor allem: was war in meiner drin? Nachsehen durfte man ja erst, nachdem die Einschulung offiziell abgeschlossen war.

Wir hatten einen "uralten" Lehrer, war in der Nachkriegszeit so üblich, denn jüngere gab es kaum mehr.

Mucksmäschenstill sassen wir kleinen Lernwilligen in der Bank und harrten der Dinge , die da kommen sollten.

Nach Namensnennung - jeder piepste schüchtern seinen Namen - gab es das erste Buch, das offizielle Lesebuch. Es war gebraucht, denn Lesebücher wurden von Klasse zu Klasse "vererbt".
Ich hatte Glück. Meines hatte wenig "Lesespuren", war sogar ganz frisch eingebunden.
Andere Erstklässler bekamen ziemlich zerfledderte, was schon eine erste kleine Enttäuschung war.

Danach war der erste Schultag auch schon Geschichte. Endlich nach Hause, nachsehen, was in der Tüte war!
Die Äpfel waren schnell abserviert, aber die Süssigkeiten waren einfach ein Traum, nichts Alltägliches in jener Zeit. Da machten Bonbons noch leuchtende Augen.

Erinnert ihr euch auch noch an diesen ersten grossen Schritt "ins Leben"?





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luchsi35
Linta
Linta
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von Linta
als Antwort auf luchs35 vom 12.08.2008, 16:31:23

An meine Einschulung erinner ich mich noch. Ein neues Kleid trug ich und meine langen dunklen Haare waren zu Zöpfen geflochten.
Eine Schultüte gab es auch, doch nicht nur gefüllt mit Süßigkeiten, sondern auch Malutensilien und dergleichen mehr.

Nachmittags wurde dieser erste Schultag in der Familie und mit Freundinnen gefeiert.

Als Lehrerin erhielten wir ein "altes Fräulein", knochendürre und ziemlich hoch gewachsen. Die Güte in Person.
Irgendwo hab ich noch Bilder..............ich müßte mal suchen.

Frl. Sch. blieb meine Lehrerin die ersten vier Jahre hindurch bis zu meinem Schulwechsel.
Aber unsere private Verbindung blieb bis zu ihrem Tod.
Sie war es auch die in mir die Liebe zu Tagore weckte mit einem Spruch in meinem Poesiealbum. Von jener Zeit an schon ließ mich Tagore nimmer los.

ninna
chris
chris
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von chris
als Antwort auf luchs35 vom 12.08.2008, 16:31:23


1949 -
Nein, Schultüte gab es keine. Aber ich erinnere mich, dass ich mich sehr auf die
Schule gefreut hab.

Was war das alles aufregend, Tafel, Griffel, Schwamm und das Lesebuch, alles war
mein und sogar ein neuer Bücherranzen.

Die Begeisterung für die Schule ist geblieben, die Erinnerungen an die 1. Jahre
verblassen jedoch sehr.

Ich muss doch mal gucken, irgendwo muss es auch ein Bild geben.


--
chris

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von luchs35
als Antwort auf chris vom 12.08.2008, 17:51:11

Lach, Chris, ich ging nur an den Tagen gerne in die Schule, wenn Mathe nicht auf dem Stundenplan stand.
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luchsi35
desiree
desiree
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von desiree
als Antwort auf chris vom 12.08.2008, 17:51:11

oh, ich erinnere mich gut an meinen ersten Schultag.

Wir wohnten in einem kleineren Ort.

Der Hauptlehrer mit seiner Fasmilie wohnte neben uns. Schon deshalb hatte ich keine ängstlichen Gefühle.

Nun wollten mich einige "große" Mädel abholen, um mich zur Schule zu begleiten. Ich war nicht begeistert, weil ich ja jetzt "groß" war.

Die Schule war wegen der vielen "Flüchtlinge" überfüllt. Für mich als Einzelkind war es herrlich. So fand ich in der Schule gleich nette Freundinnen, die mir z. Teil bis heute geblieben sind.
Ich bin gern die 4 Grundschuljahre in diese Schule gegangen.

Außerhalb der Schule sagten wir zu unserem Lehrer und seiner Frau: Vati und Mutti. Es blieb ein gutes Verhältnis bir zu ihrem Tode.
pucki
pucki
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von pucki
als Antwort auf desiree vom 12.08.2008, 18:15:05

--Meine Erinnerungen sind echt dürftig, da es keine Schultüten
gab, Fotos vom ersten Schultag ebenfalls nicht. Der Tag war wohl nichts Besonderes , da ich mich nicht
erinnern kann. Damals (1946) muß hier (Helmstedt) noch ein völliges
Durcheinander geherrscht haben. Die "Volks"schule diente teilweise
als Krankenhaus, denn eingeschult wurde ich in einer anderen Schule
(daran zumindest kann ich mich erinnern). Am besten gefiel mir während der Volksschulzeit die Schul-
speisung) Hunger hatten wir damals immer. Aber ich habe nie
darunter gelitten, daß ich nun keine Zuckertüte -wie wir sie nannten,
zur Einschulung bekam. Danach habe ich meine Eltern auch nie gefragt,
also war ich wohl nicht die einzige, die leer ausging))

pucki

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heide †
heide †
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von heide †
als Antwort auf pucki vom 12.08.2008, 18:50:13
Leider, leider, leider.......aber an meinen ersten Schultag als solchen kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Allerdings weiß ich noch, dass mein Schulranzen ein gebrauchter war, außerdem noch von einem Jungen, was ich damals als fürchterlich empfand. Erst zur 1. Hl. Kommunion bekam ich dann eine Aktentasche, die mich stolz wie Oskar machte. Auch an meine Schultüte, allerdings nicht an den Inhalt, kann ich mich noch gut entsinnen. Gut insofern, weil sie über meinem Gitterbettchen, in dem ich zum damaligen Zeitpunkt noch schlief, zur Zierde aufgehängt wurde. (Welches Kind schläft heute noch mit 6 Jahren im Gitterbett und dazu noch im elterlichen Schlafzimmer, undenkbar)
Irgendwann begann ich damit, die Tüte mit Pfennigen zu füllen, für meine späteren Brautschuhe, sie wurde aber nie voll.
Mein Lehrer, fällt mir gerade ein, hieß Rössing, der für mich kugelrund, aber ein lieber Mensch war. Ach ja, meine erstes Buch war eine Fibel, von meinem Vater blau eingebunden und mit einem weißen Schilden versehen, auf dem mein Name stand.
Was ich aber nie vergessen habe: Ich bin ungern zur Schule gegangen!


heide
desiree
desiree
Mitglied

Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von desiree
als Antwort auf desiree vom 12.08.2008, 18:15:05

mich hat eine gute Bekannte ermutigt, auch dies zu schreiben:

Kaum hatte ich meinen Platz in der Klasse, schon holte ich Tafel und Griffel heraus.
Die Kinder aus der Nachbarschaft hatten mir erzählt, daß ich am 1. Tag die Tafel voller Ostereier malen müßte.
Also malte ich brav meine Ostereier. So etwa 2 Reihen hatte ich fertig, da sagte einer der Lehrer zu mir: "Das brauchst Du heute noch nicht".

Ich soll erwidert haben: Wenn ich das heute nicht darf, komme ich nie wieder
heide †
heide †
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Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von heide †
als Antwort auf desiree vom 12.08.2008, 18:58:24
Köstlich!
--
heide
luchs35
luchs35
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Re: Erinnerung an eine ferne Zeit
geschrieben von luchs35
als Antwort auf pucki vom 12.08.2008, 18:50:13

Als gestern die beiden kleinen Mädchen mit ihren riesigen Zucker-oder Schultüten vorbei liefen, dachte ich auch daran, wie klein eigentlich meine war, als ich eingeschult wurde. Die andern hatten auch nun unwesentlich grössere, aber auch kleinere.
Es gab sie auch nicht fertig zu kaufen wie heute, auch das Material war beschränkt. Es waren einfach geformte Tüten aus leichtem Karton, beklebt mit allerlei Bildchen oder Malereien, zwischen denen noch ein bisschen Zeitungspapier hervorblitzte. Gebastelt hatte sie meine Mutter.

Ich weiss sogar noch genau, was drin war. Zuoberst einige Äpfel und ganz unten ein yoyo-Spiel aus Holz, eine Tüte Bonbons, die meine Mutter aus Zucker und Haferflocken zu Karamellen gebraut hatte, Brausepulver war auch dabei und dann so undefinierbare süsse Schnitten, etwas klebrig, aber herrlich süss. Ich überlege manchmal heute noch, aus was die gefertigt waren. Es gab sie erst nach der Währungsreform, einige Jahre später verschwanden sie vollkommen. Aber ich liebte das Zeug.




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luchsi35

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