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Plaudereien Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz

kai
kai
Mitglied

Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von kai
Anschlag
Wer früher ein Verbrechen beging, über den wurde ein Fahndungsdokument mit Foto an einen Baum oder einer Holztafel an einem Behördengebäude etc. angenagelt, sprich: angeschlagen. Weil auf jede schwerere Straftat so ein Anschlag eines Plakates erfolgte, entwickelte sich daraus die Redewendung: Es wurde ein neuer Anschlag verübt, Terroranschlag usw., oder auch Kostenvoranschlag, Vorschlag etc.

Verhängung
Nach der Verurteilung eines Straftäters wurde das schriftliche Urteil mit Strafmaß öffentlich ausgehängt, deshalb: ..."über ihn wurde ein Urteil, eine Strafe verhängt" usw.

Steckbrief
Bei wichtigen Fahndungen wurde in die Briefkästen der Hausbewohner ein Fahndungsbrief gesteckt, deshalb Steckbrief, steckbrieflich gesucht usw.

Schwarz
Schwarzes Brett, Schwarze Liste, Schwarzgeld, Schwarzmarkt, Schwarzmalerei, Schwarzbrennerei, Schwarzfahren, Schwarzarbeiter, Schwarzer Tod (Pest), Schwarze Messe, "ich sehe schwarz", anschwärzen usw.

Zur Herstellung einer schwarzen Farbe wurden Ruß, Kohle, schwarze Erde etc. verwendet - quasi Schmutz. Deshalb wurde alles schmutzige, rechtswidrige, üble, dunkle, verschleierte, anrüchige, unheil- und todbringende, lebensgefährliche, unheimliche, angsteinflößende, mystische usw. mit der Farbe des Schmutzes, nämlich Schwarz assoziiert.

Personen die Angst und Schrecken verbreiten oder Macht ausstrahlen bzw. ausüben wollten, oder auch Autorität und Respekt, kleideten sich schwarz, wie die Juristen - insbesondere Richter, Kirchendiener usw. Ob das auch auf die Politik zu beziehen ist, weiß ich nicht.
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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf kai vom 23.11.2013, 12:20:21
kuhl
adam
adam
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von adam
als Antwort auf kai vom 23.11.2013, 12:20:21
Die Etymologie ist eine kurzweilige Sache und immer interessant, was sprachliche oder andere Herkunft anbelangt.

Warum heißt ein Hund Chow Chow?

Es ist die chinesische Bezeichnung für "lecker-lecker". Das deutsche Kaiserhaus schickte vor über hundert Jahren ein Schäferhundpärchen, zwecks Zucht, nach Peking. Zurück kam ein Schreiben mit Dank für das gute Essen.

Whiskey
kommt aus dem keltischen uisge beatha, was Lebenswasser bedeutet.

Das Wort Laune stammt von der römischen Göttin Luna (Mond), weil man dem Mondlich nachsagte, die Stimmung zu beeinflussen.

Warum heißt Samuel Langhorne Clemens nicht wie er heißt?

Weil der Schrifsteller lange Namen nicht mochte und auch nicht wie ein Rindvieh heißen wollte. Er erinnerte sich an seine Jugend auf dem Mississippi und nannte sich "Zwei Faden Tiefe" = Mark Twain

Von Martin Luther las ich, daß er ursprünglich "Luder" hieß. Weil der Name schon damals ehrabschneidend war, änderte er das d in th.

Warum funken Piloten "Maitag" (Mayday), wenn sie Hilfe brauchen?

Weil die Engländer den üblichen, französischen Hilferuf M'aidez = "Helft mir!" nicht verstanden und nur Maitag hörten. Mayday setzte sich international durch.

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adam

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Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 23.11.2013, 15:02:04
Die Etymologie ist eine kurzweilige Sache und immer interessant, was sprachliche oder andere Herkunft anbelangt.

Von Martin Luther las ich, daß er ursprünglich "Luder" hieß. Weil der Name schon damals ehrabschneidend war, änderte er das d in th.

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adam
geschrieben von adam


Das stimmt aber so nicht, denn Luther kommt von Luthier = französisch "Luth" = Laute. Luthier war ursprünglisch ein Lautenbauer und noch heute werden Saiteninstrumentebauer in verschiedenen Sprachen so genannt
Das Luder war zu Luthers Zeiten die Bezeichnung für ein totes Tier und so nennt die Jägersprache es heute noch.

luder, m. cadaver, vita dissoluta.
1) das nur noch mittelhochdeutsch und mitteldeutsch vorkommende wort heiszt dort luoder, lûder, die ahd. form ist nicht belegt; lautete sie, wie anzunehmen, hluodar, so sind die nächsten verwandten des wortes zuvörderst in der ältesten nachweisbaren zeit das altniederfränkische hlôtha und das ags. hlôð (beides fem.); jenes in der bedeutung beute: (garu te) hlôthu (paratus ad) praedam gloss. Lips. 578; dieses im sinne von haufe, schaar (Grein sprachschatz 2, 87), woneben aber eine glosse hlêða praedator (ebenda 1, 87) auch auf die altniederfränkische bedeutung hinweist; beides deutet auf etymologischen zusammenhang mit dem verbum goth. hlaþan, ags. hladan, unserem laden (sp. 41), wobei die beute als das auf- oder in schiffe eingeladene gedacht sein musz, und der begriff haufe, schaar sich wie in dem verwandten last ausgebildet hat (vgl. sp. 250). dem ags. hlôð in der bedeutung steht zunächst mhd. luot, schaar, menge in verächtlicher bedeutung (vergl. Germ. 7, 301), mitteld. lût auch ohne diesen nebensinn:

vor der werdin vrouwin lût.
Jeroschin 18926;
geschrieben von aus dem GRIMM
adam
adam
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.11.2013, 16:27:17
Danke Wolkenschieber,

Deine Ableitung klingt besser. Meine Version hatte ich vor einiger Zeit irgendwo im Netz gelesen.

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adam
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von Tina1
als Antwort auf kai vom 23.11.2013, 12:20:21
Anschlag
Wer früher ein Verbrechen beging, über den wurde ein Fahndungsdokument mit Foto an einen Baum oder einer Holztafel an einem Behördengebäude etc. angenagelt, sprich: angeschlagen. Weil auf jede schwerere Straftat so ein Anschlag eines Plakates erfolgte, entwickelte sich daraus die Redewendung: Es wurde ein neuer Anschlag verübt, Terroranschlag usw., oder auch Kostenvoranschlag, Vorschlag etc.

Verhängung
Nach der Verurteilung eines Straftäters wurde das schriftliche Urteil mit Strafmaß öffentlich ausgehängt, deshalb: ..."über ihn wurde ein Urteil, eine Strafe verhängt" usw.

Steckbrief
Bei wichtigen Fahndungen wurde in die Briefkästen der Hausbewohner ein Fahndungsbrief gesteckt, deshalb Steckbrief, steckbrieflich gesucht usw.

Schwarz
Schwarzes Brett, Schwarze Liste, Schwarzgeld, Schwarzmarkt, Schwarzmalerei, Schwarzbrennerei, Schwarzfahren, Schwarzarbeiter, Schwarzer Tod (Pest), Schwarze Messe, "ich sehe schwarz", anschwärzen usw.

Zur Herstellung einer schwarzen Farbe wurden Ruß, Kohle, schwarze Erde etc. verwendet - quasi Schmutz. Deshalb wurde alles schmutzige, rechtswidrige, üble, dunkle, verschleierte, anrüchige, unheil- und todbringende, lebensgefährliche, unheimliche, angsteinflößende, mystische usw. mit der Farbe des Schmutzes, nämlich Schwarz assoziiert.

Personen die Angst und Schrecken verbreiten oder Macht ausstrahlen bzw. ausüben wollten, oder auch Autorität und Respekt, kleideten sich schwarz, wie die Juristen - insbesondere Richter, Kirchendiener usw. Ob das auch auf die Politik zu beziehen ist, weiß ich nicht.
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geschrieben von kai


Kai Danke...sehr interessant!

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Tina1 vom 23.11.2013, 18:36:56
Ja, danke, danke, danke Kai!

Wer kann mir die Wortherkunft des Wortes DICHTEN erklären ohne auf Nachschlagewerke zurückzugreifen?

Mareike
val
val
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von val
als Antwort auf Mareike vom 24.11.2013, 13:25:09
Meinst du 'dichten' im Sinne von 'reimen', oder im handwerklichen (ein Rohr dichten)?

Ich weiss es leider nicht, finde Etymologie aber spannend! Val
murasaki
murasaki
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von murasaki
als Antwort auf val vom 24.11.2013, 14:17:20
@ val

Oder über Rohre dichten?

Zwei Rohre gehn durch ein Hotel
in schönster Eintracht – parallel;
gehn sozusagen Arm in Arm
ein Rohr ist kalt, das andre warm.

Vom Keller steigen sie empor
Zum ersten Stock – Rohr neben Rohr.
Sie machen an zwei Hähnen halt,
ein Hahn heißt WARM, der andre KALT.
Der eine sprudelt glühend heiß,
der andre aber kalt wie Eis.

Vom ersten Stock geht dann empor,
zum zweiten Stock, Rohr neben Rohr.
Sie machen an zwei Hähnen halt,
ein Hahn heißt WARM, der andre KALT.
Der eine sprudelt ziemlich heiß,
der andre beinah kalt wie Eis.

Vom zweiten Stock geht dann empor,
zum dritten Stock, Rohr neben Rohr.
Sie machen an zwei Hähnen halt,
ein Hahn heißt WARM, der andre KALT.
Der eine sprudelt nicht mehr heiß,
der andre auch nicht kalt wie Eis.

Vom dritten Stock geht dann empor,
zum vierten Stock, Rohr neben Rohr.
Sie machen an zwei Hähnen halt,
ein Hahn heißt WARM, der andre KALT.
Der eine sprudelt ziemlich flau,
der andre nur ganz lind und lau.

Vom vierten Stock geht dann empor,
zum fünften Stock, Rohr neben Rohr.
Sie haben durch des Marsches Last,
sich gegenseitig angepaßt.

Im zwölften Stock stimmts ganz genau:
Statt heiß und kalt sind beide lau.
Das Ding hat einen tief'ren Sinn
und zwar liegt nur der Grund darin:
Das Rohr von links, das Rohr von rechts
sind beide selbigen Geschlechts.

Kein Wunder wenn so was passiert,
daß man die Tempratur verliert.

(von Fred Endrikat)

@ mareike

Ohne nachzuschauen, wüsste ich es auch nicht.

murasaki
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Etymologische Erklärungen für Begriffe wie: Anschlag, Verhängung, Steckbrief, Schwarz
geschrieben von Mareike
als Antwort auf murasaki vom 24.11.2013, 14:44:21
Ich finde Etymologie auch spannend.

Und ich liebe Gedichte.

Und wenn ich unbefangen und kreativ über den Begriff Dichten sinniere, dann könnte ich meinen
Dichten kommt von dicht, weil es so dicht ist, was der Dichter dichtet


Oder es kommt von dicht, weil der Dichter in meinen Augen nicht ganz dicht ist, wenn er so´n Nonsens dichtet.


Das wäre dann meine unmaßgebliche Meinung zur Herkunft des Wortes: Dichten.

Der Kai ist schon ein ganz Kluger und Dichten kann er gewiss auch.

Mareike

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