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Plaudereien Faszination Oktoberfest

ingo
ingo
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Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von ingo
Das Oktoberfest wird heuer 200 Jahre alt. Mich fasziniert es Jahr für Jahr, dass so viele Menschen auf's "Oktoberfescht" gehen, obwohl die "Moaß" (das ist weniger als 1 Liter!) immer teurer wird (2009: 8,60 €; 2010: 8,90 €). Vielleicht können ja ein paar Münchner etwas dazu schreiben.
P.S. Obwohl ich in Hannover wohne, liegt meine Seelenheimat südlich der Mainlinie; wahrscheinlich, weil meine Mutter dort geboren ist.
Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 18.09.2010, 13:08:39
Als Münchnerin stellt sich mir mehr die Frage, ob "i auf da Wiesn oane oda zwoa Mass (mit sehr kurzem a und scharfem sssss gesprochen) dringa wui" (die zumindest in der Theorie natürlich 1 l sein soll).

Die ganze Stadt steht unter dem Eindruck des Trachten-Dresscodes, mittlerweile wird das Dirndl auch ins Büro angezogen, weil man ja Abends auf der Wiesn verabredet ist. Der Businessanzug darf gegen die Krachlederne getauscht werden - es hat ein bisschen was von Trachtenfasching.

Üblicherweise verwöhnen Dienstleister ihre Kunden mit Bier- und Hendlgutscheinen, wer wirklich renommieren möchte oder muss, lädt Geschäftskunden jedoch in eine reservierte Box in eines der Bierzelte. Diese Einladungen auszuschlagen ist wenig empfehlenswert, da im Rausch des Wiesnbiers die guten Beziehungen gefestigt werden.

Viele Münchner verbinden mit der Wiesn eher eine Art Hassliebe - wehmütig den alten Zeiten nachhängend, als noch nicht zu ohrenbetäubenden "Wiesnhits" in seltsamen Verkleidungen auf den Tischen getanzt wurde, man zumindest Nachmittags noch ohne Reservierung in die Zelte kam und dort evtl. auch noch das eine oder andere Wort wechseln konnte.

Am geschicktesten entzieht man sich der ganzen Sause durch einen Urlaub im fernen Ausland.

Die Oma meiner Schulfreundin stockte fürs ganze Jahr ihre sehr karge Rente mit den sehr erfreulichen Erträgen ihres "Klohäusls" auf, auch heute noch gilt die Wiesn als Tipp für zwar sehr anstrengende aber dafür auch einträgliche Jobs.
Der Pfarrer der katholischen St. Maximilianskirche (Isarvorstadt) arbeitet seit einigen Jahren als Kellner im Schottenhammelzelt (und spendet seinen Verdienst caritativen Zwecken). Schiessler auf der Wiesn

Wir hoffen auch in diesem Jahr wieder auf eine friedliche Wiesn,
zum ersten Mal wurde ein "Sicherheitsring" um die Wiesn gezogen, so dass keine Autos direkt anfahren können.

Sorella





clara
clara
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Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von clara
als Antwort auf ingo vom 18.09.2010, 13:08:39
Letztes Jahr war das OF hier schon ein Thema. Ich lebte lange südlich der Weißwurstgrenze , war aber noch nie auf dem Oktoberfest und werde es wohl in diesem Leben auch nicht tun! Mit solchen Menschenansammlungen kann ich nichts anfangen. Clara

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ingo
ingo
Mitglied

Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von ingo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.09.2010, 13:51:16
Danke für Deine ausführliche Darstellung, sorella! Wer sitzt denn nun aber "in der Mitt'n" vom Zelt? Das einfache Volk? Und warum gehen Jahr für Jahr 6 Mio. Menschen hin? Beim weltgrössten Schützenfest in Hannover waren es dieses Jahr nur 1,5 Mio.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.09.2010, 13:51:16
.... und wenn dann das Oktoberfest vorüber ist, dann kommen die Schausteller zu uns in den Norden und in meiner Stadt wird auf der Bürgerweide der 975. ! Freimarkt (gell da staunst) - wieder aufgebaut, was das Zeug hält. Und immer ist in jedem Jahr die Attraktion das Bayernzelt.....

Ich gestehe, daß ich auch selten auf dem Festplatz zu finden bin, so am Rande hole ich mir Schmalzkuchen, duftende Berliner und Viktoria und natürlich ein Fischbrötchen (Lachs, Bismarckhering, Krabben, Schillerlocke etc.) - schon aus alter Tradition heraus.

Aber jetzt erst einmal Hoch die Mass und nicht am Henderlbeinerl oder an der Schweinshaxn verschlucken.

Medea.

Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 18.09.2010, 14:41:20
...Wer sitzt denn nun aber "in der Mitt'n" vom Zelt? Das einfache Volk? Und warum gehen Jahr für Jahr 6 Mio. Menschen hin? ...



auch die Mittn ist nur noch über Reservierungen zu bekommen, soweit ich weiß -
eines der großen Aufregerthemen hier.
Ich selbst gehe - wenn ich nicht einer Einladung folgen muss - nie in die großen Zelte (zu laut), sondern entweder draußen in die Biergärten, oder in die kleinen Hendlzelte daneben (dort hört man von der Musik immer noch genug). Und nach einem Abend in einer Bierzeltbox bin ich eigentlich immer am nächsten Tag ziemlich erledigt und heiser.


Der größte Anteil der über 6 Mio. Besucher sind Touristen -
die zweite Woche ist z.B. traditionell fest in der Hand der Italiener.


Es gibt aber auch bayerische und Münchner Liebhaber der Wiesn. Die Hardliner nehmen sich mindestens 1 Woche Urlaub in der Zeit und hocken die Tage auch tatsächlich ab zwischen Mass und no a Mass. Und dann natürlich die vielen Partymacher, aber das entspricht eher dem neueren Zeitgeist und hat mit der vielbesungenen Gemütlichkeit nichts mehr zu tun.

Die immer größere Drängelei ist einer der Hauptgründe, der viele Einheimische vergrault. Während die weltweite PR in allen Medien dazu führt, dass immer mehr Touristen kommen, ist die Fläche ja nicht erweitert worden (geht auch gar nicht). Also kann man ein beschauliches Flanieren getrost vergessen, man drängt in den Massen durch die Gassen.

Da ja seit einigen Jahren stundenlang im Fernsehen mehr oder weniger live von der Wiesn berichtet wird, kenne ich einige Leute, die sich zuhause ein Wiesnbier aus der Flasche zapfen und gemütlich vom Sofa aus dem Treiben zuschauen und sich sakrisch freuen, dass sie nicht dazwischen mittun müssen.

Ich wohne außerdem noch in Hörweite der Wiesn (vor allem bei Ostwind) und in unserem Viertel kurven die verzweifelten Parkplatzsucher herum, die dann noch locker 40 Minuten Fußmarsch vor sich haben. In diesem Jahr hat der MSV seinen Streik auf die Wiesn-Zeit verlegt (zumindest angekündigt), das heißt dann, dass die eh schon gestopft vollen UBahnen ausfallen werden ... ja heut san ma wieda zünftig!





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Britt
Britt
Mitglied

Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von Britt
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.09.2010, 15:35:53
Hallo sorella und Interessenten.
Also heute Vormittag bin ich mit der U-Bahn in die Stadt gefahren und war unter lauter bunten Trachten eine graue Maus. Jedes Jahr finde ich ein paar sonnige Vormittagsstunden für einen Wies'nbummel, in denen man unbeschwert und voller Appetit auf leckere Spezialitäten sein Leben genießen kann. Aber dieses Jahr scheint es mir besonders penetrant zu werden. Wenn jemand meine kleine Zusammenstellung vom letzten Jahr sehen möchte, hier der Link. Die Dirndl nehmen zu von Stund zu Stund.
Liebe Grüße aus München, Britt
myrja
myrja
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Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von myrja
Ich meide inzwischen, wenn möglich, diese wahnsinnigen Menschenansammlungen. Manchmal muss man mit KollegInnen mal drüber bummeln.

Aber wenn es denn mal sein muss, ziehe ich unseren Freimarkt hier in Bremen dem Oktoberfest vor. Ich kenne beide Feste.

Ein Muss für mich ist jedes Jahr der Freimarktumzug. Den muss ich einfach sehen.

Gerne gehe ich auch Sonntagvormittag über den Freimarkt. Da ist noch alles friedlich und man kann die wundersamsten Dinge sehen und fotografieren.

Auf unserem Freimarkt laufen auch nicht alle in Dirndln und Krachledernen rum. Gott sei Dank!!! Ich finde das einfach nur albern. Mich wundert es nicht, dass Menschen aus fernen Länder, die das Oktoberfest besuchen, glauben, alle Deutsche laufen so rum und trinken Bier bis zum Umfallen.

Myrja
eko
eko
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Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von eko
als Antwort auf myrja vom 18.09.2010, 17:51:55
Jetzt lassts halt den Leit ihr Freid !!!!!!

Offenbar gibts genügend Menschen, die sich weder an Dirndln noch an Krachledernen stören, denen auch die Musi nicht laut und die Masss nicht zu schlecht eigschenkt ist, denn sonst gäbs ja diese Drängelei und diese Enge nicht.

Auch die Wies'n ist - wie alles im Leben - Veränderungen unterworfen und nix bleibt für immer so, wie es momentan ist.

Es ist nun mal das Fest der Bayern, also solln sie auch ihren Gschpass daran haben. Und wems nicht gefällt, naja, der soll halt wegbleiben.

Host mi?


e k o
ingo
ingo
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Re: Faszination/Pänomen Oktoberfest
geschrieben von ingo
als Antwort auf Britt vom 18.09.2010, 17:34:05
Nette Bilder, Britta! Man darf auch nicht ausser Acht lassen, dass Dirdl nciht gerade billig sind, gell?

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