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Plaudereien Fleißbildchen 1 / Seniorengrundschule 3/ Frage und Bitte

niederrhein
niederrhein
Mitglied

Fleißbildchen 1 / Seniorengrundschule 3/ Frage und Bitte
geschrieben von niederrhein
Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Freunde der BKK!

Nachdem die ersten Leistungen vorliegen, erhebt sich die Frage nach der entsprechenden Bewertung. Statt der unpersönlichen Benotung, die ja das halbe Abendland neurotisiert hat, möchte ich auf Fleißbildchen zurückgreifen.

Meine Frage und Bitte:

Welche Erinnerungen an den Fleißbildchen liegt vor? Anlaß, Umstände, Art der Fleißbildchen (Motive etc.)

Wer hat noch Fleißbildchen? (Einscannen und schicken - das wäre echt stark!)

Gibt es heute noch Fleißbildchen? Motive etc.? (Internet?)

Auf geht's ... fleißig an die Fleißbildchen!

Es grüßt fröhlich-fromm und fleißig
Die Bertha
vom Niederrhein
enigma
enigma
Mitglied

Re: Fleißbildchen 1 / Seniorengrundschule 3/ Frage und Bitte
geschrieben von enigma
als Antwort auf niederrhein vom 27.06.2007, 10:15:50
...känguru macht`s möglich...
aber Du meintest wahrscheinlich solche, die man im Netz einsehen kann?
--
enigma

niederrhein
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Mitglied

A weng anders ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf enigma vom 27.06.2007, 10:32:01
Vielen Dank für den Hinweis, diese Kärtchen meinte ich nicht.
Früher verteilten doch die LehrerInnen an den Volksschulen kleine Bildchen (mit wohl meist frommen Motiven?) an die Kinder, die sich aus der Sicht der Lehrkraft besonders hervorgetan haben.
Immerhin hat hier in meinem Umfeld eine ältere Lehrkraft solche Bildchen noch 1988 verteilt.

Mich hat bei meinem Aufruf tatsächlich interessiert, ob dies häufiger geschah, welche Bildchen, welche Motive, bei welchen Anlässen, hatten diese Bildchen eine Bedeutung für die frühkindliche Seele?

Schönen Gruß
Die Bertha
vom Niederrhein

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enigma
enigma
Mitglied

Re: A weng anders ...
geschrieben von enigma
als Antwort auf niederrhein vom 27.06.2007, 11:26:54
Ich vermute, dass ich die von Dir geschilderten Fleißkärtchen noch aus Erzählungen von Bekannten kenne.
Sie erzählten mir von farbigen Bildchen, die, wie Du es schon beschrieben hast, an Schüler verteilt wurden, die sich in irgendeiner Weise (meist leistungsmäßig) hervorgetan hatten.

Teilweise waren die Kärtchen wohl auch mit belobigenden Texten geschmückt.

Ich nehme an, dass die "Belobigten" sich schon darüber freuten, wie das Ganze allerdings heute pädagogisch gesehen würde, kann ich nicht sagen, denn es hat ja nach meinem Gefühl auch eine ausgrenzende Wirkung für die weniger guten oder weniger fleißigen Schüler. Ich könnte mir vorstellen, dass es da andere Mittel der Motivation geben könnte.

Ich habe etwas im Internet gefunden und gebe den Link mal ein.

Und nun bin ich endgültig weg...

Tschüss....


--
enigma
pilli
pilli
Mitglied

zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von pilli
als Antwort auf enigma vom 27.06.2007, 11:51:35
lach enigma,

datt zitierte aus deinem link erinnerte mich doch gleich an meine einträge in grundschul-zeugnisse, die es jedesmal hatte, anstatt von fleisskärtchen:

"Selbständiges Denken, Kreativität, eigene Ideen oder gar Kritik waren im Schulwesen damals nicht gefragt."

zeugnis-einträge, die da lauteten:

"Rosmarie arbeitet stets interessiert und geräuschvoll mit!"

oder

"Rosmarie sollte sich trotz der erworbenen, sehr guten noten, weiterhin bemühen, ihren mund zu beherrschen!"

ich sende euch mal per link-pfeil von Terrassien aus, die info zur "Sammlung Cüppers", dem schul-museum in Bergisch-Gladbach:

" Schulrat a.D. Carl Cüppers hat früh erkannt, daß uns nicht nur die häuslichen Verhältnisse, sondern vor allem auch die Schule mit ihren Lehrmethoden für unser späteres Leben prägen. Deshalb hat er schon vor ca. 30 Jahren angefangen, alles aufzubewahren, was ihm in diesem Zusammenhang von Bedeutung erschien und mit etwa 12 ehrenamtlichen Helfern eine Sammlung zusammengestellt, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Sie umfaßt etliche 1000 Exponate, darunter fallen u.a. Schiefertafeln und Griffel, Schulranzen ( für Mädchen und Jungen getrennt ), Fibeln (Schulbücher), Wandbilder und die größte Sammlung an Schultextilien in Deutschland."

...

vielleicht eine fundstelle, nach manchen zu stöbern; auch nach belobigungs-gedönz?



--
pilli
Linta
Linta
Mitglied

Re: zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von Linta
als Antwort auf pilli vom 27.06.2007, 12:10:02

Schade, den Rundgang krieg ich nicht gestartet.......

Betrachte mit Vergnügen und einem fetten Schmunzeln wie wichtig auch hier so manchem Schüler diese Fleißkärtchen sind.

Ich kann mich an so gar keines erinnern......grübel, grübel.

Einem Pauker, der in unmittelbarer Nachbarschaft meiner Familie wohnte, DURFTE (welche Ehre für mich, schmunzel)
ich jeden Mittag die Schultasche nach Hause tragen, doch
nicht einmal dafür erhielt ich ein solches Kärtchen......

ninna, die ARME, aber sooooo arm nun auch wieder nicht, schließlich hat sie noch das ganze Packerl Schwarzgeld hier
vor sich liegen.......))


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adam
adam
Mitglied

Re: zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von adam
als Antwort auf pilli vom 27.06.2007, 12:10:02
Jetzt bin ich doch fast eine dreiviertel Stunde durch das Museum geschlendert. Gelächelte Nostalgie? Nein, ein Rücksturz in kalte Angst und kindliche Hilflosigkeit.
Festgeschraubte Klappbänke, auf denen die Größeren in der letzten Klasse nur schräg sitzen konnten, vor dem abfallenden Pult. Wir schrieben vier Jahre lang auf Schiefertafeln, von denen kaum eine ohne Sprung war. Noch heute steigt mir der muffig-faule Geruch des Schwämmchens in die Nase, das mittels Schnur an der Tafel befestigt war. Alle sechs Wochen war Diktat, dann wechselten wir von Griffel und Tafel auf Federhalter und Papier. Die Tinte im zuklappbaren Behältnis, das in der oberen Mitte des Pultes eingelassen war, war meistens eingetrocknet. Dann kam Oberlehrer S. mit der großen Pelikanflasche und goß ein Schlückchen Blau nach. Bei manchen aber auch nur Wasser. Mit einem Stöckchen wurde dann stampfend und verzweifelt umgerührt, denn verklexte Hefte wurden unerbittlich von Oberlehrer S. bestraft. Er war der absolutistische Herrscher des Klassenzimmers. Heute für mich ein sadistischer Päderast, der mit hochrotem Gesicht seinen Haselnußstock auf Jungenhintern zerfetzte und immer wieder einen Grund fand, dies zu tun. Selbst bekam ich den Stock nie zu spüren, denn ich gehörte als Sohn eines leitenden Angestellten zu den privilegierten Kindern, fast auf Augenhöhe mit den Söhnen der Pastoren, des Rechtsanwaltes und des unehelichen Sohnes der Sparkassenkassiererin, der als Kind der Sünde bemitleidet und verhätschelt wurde. Einmal kam ein Vater und beschwerte sich über die grünen und schwarzen Flecken auf dem Hintern seines Sohnes. Als er unten die Schule verließ, hörte er oben seinen Sohn schon wieder brüllen. Finsterstes Mittelalter? Nein, so geschehen in einer Volksschule Mitte bis Ende der 50er in der Bundesrepublik Deutschland. Fleißbildchen? Ja! Als ich erkannte, daß sie Orden für gelebte Unterwürfigkeit waren, habe ich sie mit lustvollem Hass zerfetzt! Es waren eh nur zwei.
--
adam
susanne
susanne
Mitglied

Re: zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von susanne
als Antwort auf adam vom 28.06.2007, 10:58:27
Hallo Adam,
wie sich die Bilder gleichen. Ich bin in einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig aufgewachsen. Wir müssen zur selben Zeit zur Schule gegangen sein. Da gab es auch noch die angeschraubten Bänke. Und die schrägen Pulte mit eingelassenem Tintenfaß, in das die Jungen gerne meine blonden Zöpfe steckten. Auch wir hatten den rohrstockbewaffneten Lehrer, der selbst vor kleinen Mädchenhänden nicht Halt machte. Wohl dem, der noch eine echte Schiefertafel besaß. Die anderen mußten sich mit einer schwarzen Papptafel behelfen, deren Oberfläche schnell zerkratzte. Ja, so war das. Ich weiß nicht, warum mir jetzt gerade die Worte "deutsche Nation" einfallen?
--
susanne
adam
adam
Mitglied

Re: zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von adam
als Antwort auf susanne vom 29.06.2007, 09:59:37
Freue mich, von dir zu lesen Susanne!
"Deutsche Nation" und "Zucht und Ordnung" gehören wohl zusammen. Bis heute habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Lehrern. Du wärst ein gutes Beispiel für diese "Pädagogen" gewesen, wie du mir geduldig die ersten Schritte im Chat beigebracht hast.
lieber Gruß
--
adam
dmz
dmz
Mitglied

Re: zuruf aus Terrassien...:-)
geschrieben von dmz
als Antwort auf adam vom 29.06.2007, 11:24:42
@adam, susanne
Eure Beitraege haben in mir Erinnerungen wachgerufen und
ich wiederhole meine Aussage im Thread 'Die Fuenfziger Jahre'(SchwarzesBrett):
Diese Zeit der 1950er war aus meiner Sicht durch eine
hintergruendige misanthropische Atmosphaere gekennzeichnet.
Die Folge in meinem Falle ist gewesen, erst mit Verspaetung
zu einer autonomen Persoenlichkeit gefunden zu haben;
- somit mein Empfinden heute, meine Moeglichkeiten nicht ausgeschoepft zu haben.
Aber wer weisz, wofuer es auf eine andere Art gut so gewesen ist
MfGdmz.

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