Plaudereien Flohmarkt

gerry
gerry
Mitglied

Flohmarkt
geschrieben von gerry


Wenn ich unterwegs bin, mal andere Städte besuche, gehe ich auch gern mal auf einen "Flohmarkt".
Oft sieht man interessante, alte Dinge und man kann - was besonders viel Spaß macht - noch "handeln".
Zum Beispiel Omas "Röhrenden Hirsch" oder einen schönen alten Regulator...
Doch wieso heißt der "Flohmarkt" eigentlich Flohmarkt?
Hat das was mit den possierlichen Tierchen zu tun, derentwegen man seinem Hund heutzutage verschiedene Mittelchen verabreicht?
Nein, es stammt aus dem Mittelalter, als fürstliche Kleiderspenden auf Märkten verhökert wurden und so mancher Floh mit ihnen.
Also waren adlige Flöhe der Namensgeber dieser Trödelmärkte, die aber nun schon viel mehr sind als Orte des Second-Hand-Handels.

Natürlich sind Flohmärkte international.
Magdeburg und Warschau, Berlin, Braunschweig, Moskau, Castrop-Rauxel, Paris und New York, überall sind sie zu finden.
Sie sind Kommunikationszentren, Geburtsstätten so manchen Gerücht's, sie sind Kultur, Subkultur, Gegenpol des Kaufrausches der "Shopping-Society" und der Preisdiktate der modernen Konsumwelt.
Dort trifft man sich, sieht sich, schwatzt, kauft oder läßt es sein.
Flohmärkte sind auch "Tante-Emma-Ersatz", nur, daß auf ihnen nicht angschrieben wird.
Ich liebe Flohmärkte, weil sie eben Flohmärkte sind: Unordentlich ordentlich. Überraschend und bunt!
Die "Tante Emma" ist ein "Onkel" und trägt einen Bart als käme er grade aus Woodstock.
Ein Flohmarkt hat eben Atmosphäre".

Es ist die Atmosphäre, die aus der Summe der Verkaufsstände den Erlebnisbereich "Markt" zaubert, mit oder ohne Floh.
Da kommen Erinnerungen auf:
Die Hamburger Markthallen, auch das alte Berlin hatte seine Markthallen, in denen sich Stand an Stand reihte, ein bißchen sauber, ein bißchen unordentlich.
Paris hatte seinen "Bauch", die "Hallen" wo heute das futuristische "Centre Georges Pompidou" steht.
Die Hallen rochen, zwar nicht nach Chanel Nr.5, sondern nach Gewürzen dieser Welt, nach Fisch und exotischen Früchten. Herrliche Gerüche, es war Markt und Leben in der Bude.
Es gibt noch heute diese Hallen, modernisiert und aufgebrezelt, Marmorfußböden, Messing und Neonlicht und es riecht nach Chanel Nr.5.
Eben Einkaufscentren, kennt man eins, kennt man alle.
Man kann alles kaufen in diesen großen Märkten, nur keinen alten Regulator oder Omas "Röhrenden Hirsch". Es gibt keine Atmosphäre mehr.
Die gibt es aber noch auf vielen Märkten, mit oder ohne Floh, auch wenn schon die deutsche Ordnung Einzug gehalten hat.
Man soll den Flohmarkt Flohmarkt sein lassen, auch wenn der Fortschritt nicht aufzuhalten ist.......
Wie gesagt, ich liebe sie und mache mich jetzt in die Spur.
In Goslar ist nämlich Flohmarkt!

Einen schönen Tag
wünscht Gerry



sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Flohmarkt
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf gerry vom 04.02.2011, 11:36:02
Hallo Gerry,

Deine Geschichte erweckte Erinnerungen.
Die Zeit der Reisen ist vorbei. Heute hätten wir Hochzeitstag, den wievielten, verrate ich nicht,
sonst gehöre ich gleich zu den Scheintoten. Lach.

Meine Flohgeschichte fällt schon in meine Witwenzeit und in ihr hieß ich noch Saskia777.
Erste Gehversuche in den Foren.



Auf dem Flohmarkt.

Es war ein glücklicher Tag für uns.

Eigentlich wollte ich nur mit meiner Schwiegertochter Katharina in`s Städtchen zu Karstadt,
um endlich meine Druckerpatronen zu kaufen.
Doch dann fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr zum Flohmarkt zu fahren, der jeden
Samstag in einer Halle am Rande der Stadt stattfindet.
Ich wusste das gar nicht und da ich nichts versäumte, habe ich natürlich ja gesagt.

Diese Flohmarktleute sind ein eigenes Völkchen.

Ich wollte nach einem Top für meinen mittelgrauen, seidenen Hosenanzug schauen und wir
kamen mit der Verkäuferin, die Katharina kannte, in`s Gespräch und eh` ich mich versah, hatte ich zwei
wunderschöne Blusen, vier Tops und ein süßes Nachthemd in meiner Tüte, für vier Euro.

Schau, Saskia sagte Katharina, dieses Top würde auch wunderbar passen. Und ohne Zögern nahm
die Frau das Top und sagte zu mir, so, Saskia, das nimmst du auch noch mit, das steht dir wunderbar.
Alles für vier Euro und die Sachen sind neu. Ich wusste gar nicht wie mir geschah.

Wir gingen weiter, Katharina hört und sieht alles. „Sie` mal,“ sagte sie zu mir, „dieses schwarze Palettenkleid
mit den wunderschönen, weiten, durchsichtigen Ärmeln und den großen Palettenstulpen am Handgelenk,
das würde dir großartig stehen.“

Diese Verkäuferin, war eine ältere Frau und sie stimmte sofort zu.
Ich sagte:“ Das geht doch nicht. Hier ist keine Kabine, kein Spiegel.“
„Sie sagte:“ Das macht doch nichts, dort hinten in der Ecke, hinter dem Wagen
da kannst du dich umziehen, das sieht keiner; und wenn, dann soll er dem lieben Gott danken,
daß er so gute Augen hat.“

Also dahin. Pulli und Hose runter, Kleid an. Es passte wie angegossen.
Andere Verkäuferinen ließen ihre Stände im Stich und waren alle einer Meinung,
das Kleid passt und sieht toll aus. Ich war skeptisch, hatte aber eigentlich
kein schlechtes Gefühl. Die Verarbeitung ist sehr gut und das Kleid ist ganz weich gefüttert
Für 15 Euro.

Dann entdeckte ich noch eine alte Schallplatte. „Smetanas Moldau.“
Und vier alte Heinrich Heine Bände.

Heinrich Heine:

In alten Märchen gibt es goldne Schlösser,
Wo Harfen klingen, schöne Jungfrauen tanzen,
Und schmucke Diener blitzen, und Jasmin
Und Myrt `und Rosen ihren Duft verbreiten –
Und doch ein einziges Entzauberungswort
Macht all die Herrlichkeit im Nu zerstieben,
Und übrig bleibt nur alter Trümmerschutt.
So hab` auch ich mit einem einz`gen Worte
Die ganze blühende Landschaft entzaubert.



Nun strebten wir dem Ausgang zu, entschlossen das Weite zu suchen.
Aber kurz vor dem Ausgang hatte eine frühere Boutique- Besitzerin
zwei bildschöne Lederjacken hängen.
Eine viel mir sofort in die Augen,
die passte so richtig zu meiner schwarzhaarigen Katharina.
Ich schenkte sie ihr gerne.
Dann zog ich, eigentlich nur so, die andere an, danach konnte ich meine
eigene vergessen.
Beide zusammen 45 Euro. Und das für zwei Designerjacken.
Glücklich, wenn auch mit leerem Beutel zogen wir ab.

Katharina hat mir versprochen, mich beim nächsten Flohmarktbesuch
wieder mitzunehmen.
Vielleicht ergattere ich dann auch noch Smetanas

„Verkaufte Braut. „ Prodana Nevesta.“

Diesen Tschechischen Namen verriet mir meine im letzten Jahr
verstorbene Freundin Karita.


Ist schon einige Jahre her, das Palettenkleid habe ich nie getragen,
und das Geld für die Designerjacken würde ich heute auch sparen.

Doch, was wäre man ohne Erinnerungen.


Gruß, ja, wie heiß ich denn nun??

Saskia777, Katja, Elena - ich glaub', das war`s.
Ja, so tummelte man sich durch die Foren.

von Sarahkatja





gerry
gerry
Mitglied

Re: Flohmarkt
geschrieben von gerry
als Antwort auf sarahkatja vom 04.02.2011, 13:32:00
Danke für die schöne Geschichte, Sarahkatja.
Ja, so ist das wirkliche Leben.
Deinen "wievielten Hochzeitstag" hättest Du mir ruhig verraten können.
Ich hatte am 17. Januar meinen 52!
LG Gerry

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eddylyne
eddylyne
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Re: Flohmarkt
geschrieben von eddylyne
als Antwort auf gerry vom 04.02.2011, 15:11:49
Wat denn?
Wird hier jedes Ehejahr als Floh gezählt?
gerry
gerry
Mitglied

Re: Flohmarkt
geschrieben von gerry
als Antwort auf eddylyne vom 04.02.2011, 15:41:53
Heisst nicht "manche(r) Braut oder Bräutigam floh vor der Hochzeit?"
sarahkatja
sarahkatja
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Re: Flohmarkt
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf eddylyne vom 04.02.2011, 15:41:53
Ja, Eddylyne,

manches Mal zwickten die Flöhe (nicht aus Reinlichkeitsmangel,)
ganz schön, und wer behauptet, dass in seiner Ehe nur Sonnenschein herrschte, der schwindelt.

Gruß von Sarahkatja

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Gillian
Gillian
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Re: Flohmarkt
geschrieben von Gillian
als Antwort auf sarahkatja vom 04.02.2011, 16:34:45
Ich wusste gar nicht, dass es auf einem Flohmarkt auch nagelneue Sachen zu kaufen gibt.
Wird Zeit, dass ich da mal hingehe! Danke, Gerry und Sarahkatja, für die Anregung!
Insgeheim denke ich immer, wenn ich unsere vollen und der Ausmistung harrenden Schränke sehe (Kleidungsstücke meine ich nicht, die fliegen periodenweise raus), - ich müsste mal einen eigenen Flohmarktstand aufmachen. Aber ich stelle demnächst einen großen Karton an den Zaun, der ist am Morgen meistens verschwunden, und ich bin wieder etwas erleichterter. Gillian
gerry
gerry
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Re: Flohmarkt
geschrieben von gerry
als Antwort auf eddylyne vom 04.02.2011, 15:41:53
Auch in einer langjährigen Ehe sind Komplimente wichtig!
Ich sagte zB. zu meiner holden Gattin:
"Du, ich muss Dir ein großes Kompliment machen. Deine Schwiegermutter ist viel besser als meine!"
Was das mit dem Flohmarkt zu tun hat?
Nun, nach diesem Kompliment floh ich bis zum Markt!
adingca
adingca
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Re: Flohmarkt
geschrieben von adingca
weckt auch bei mir schoene erinnerungen, mein mann war hobbydrechsler und hat sehr schoene holzsachen gedrechselt, wie dosen, teller, kreisel, kerzenstaender auch einfach alles moegliche. wir haben uns dann oft einen stellplatz auf dem flohmarkt gemietet u diese sachen verkauft, hatten sehr guten absatz, dieses geld haben wir gespart und mit fuer unsere auswanderung nach paraguay genutzt. gruss adingca

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