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Plaudereien Frühe Geräusche ....

adam
adam
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von adam
als Antwort auf morgensonne vom 23.01.2008, 09:12:06
Da fällt mir Das Läuten der Schulglocke ein und das euphorische Gefühl von Freiheit auf dem Nachhauseweg.

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adam
angelottchen
angelottchen
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf adam vom 23.01.2008, 09:26:28
Ich erinnere mich an einen sehr schlimmen Winter und wie wir morgens in der Schule die nassen Schuhe ausziehen mussten und zusammengeknülltes Zeitungspapier hineinsteckten. Wir Kinder zogen dann dicke Socken oder so eine Art Hüttenschuhe an im Unterricht. Die feuchten Schuhe standen alle rund um den riesigen Ofen zum Trocknen und dabei gabs nicht nur einen herben Geruch sondern auch so ein leises fiepen und knarren, verursacht durch die verdampfende Feuchtigkeit und das feuchte Leder ... und wir sassen die ersten 10 Min da, mit einem Löschblatt oder einer Buchseite zwischen den aneinandergelegten Handflächen, "Holt leitet Wäre und Papier wird aus Holz Gemacht.." unsere Lehrerin brachte das schon uns 7Jährigen kleinen Kröten bei.. und während sie erzählte quietschten die feuchten Schuhe ..
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angelottchen
schorsch
schorsch
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von schorsch
als Antwort auf angelottchen vom 22.01.2008, 21:10:31
Ich lag. Um mich herum war ein Vorhang, blau-weiss geblümelt. Er bewegte sich im Wind des offenen Fensters, draussen zwitscherten Hunderte von Vogelstimmen.

Ich lag im geflochtenen Stubenwagen. Es war Frühling. Ich muss also etwa 3-4 Monate alt gewesen sein....

....Mutter nahm mich heraus, legte mich auf den Küchentisch, wickelte mich....

....dann gab sie mir die Brust.....

Ihr denkt vielleicht: Der spinnt ja; so weit zurück kann sich keiner erinnern?! Aber dieses Bild trage ich seit bald 75 Jahren in mir....

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schorsch

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hafel
hafel
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von hafel
als Antwort auf angelottchen vom 22.01.2008, 21:10:31
Für mich ein wunderbares Geräusch ist, wenn im Frühtau eine Dampflok durch den Winterwald den Berg hoch schnauft. Da hört man jedes Stück Metall arbeiten. Aber das ist recht subjektiv.
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hafel
navallo
navallo
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von navallo
als Antwort auf angelottchen vom 22.01.2008, 21:10:31
Paradoxerweise hat mich eine Zeitlang die Stille, und nicht der Lärm im Schlaf gestört.


Vor unseren Fenstern in der ersten Etage war eine Eisenbahnbrücke. Wenn Züge in den Morgenstunden zwischen 3 und 6 Uhr nicht pünktlich vorbeifuhren, wachte ich auf und konnte nicht eher wieder einschlafen, bis die zu erwartende Bahn die Überführung passiert hatte.

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navallo
desiree
desiree
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von desiree
als Antwort auf navallo vom 23.01.2008, 11:20:51
Ich erinnere mich ganz deutlich an das Geräusch, wenn ich auf Schlittschuhen über einen Bach "sauste". Es war einfach herrlich.

Dann erinnere ich mich an Ferientage bei meiner Großmutter. Schön war es immer wieder, wenn die Bauern in das größere Dorf kamen und ihre Pferdewagen über das Kopfsteinpflaster rollten. Dann war es Zeit aufzustehen, um möglichst früh mit den Kindern aus der Nachbarschaft zu spielen.

Ich lese gern Eure Erinnerungen.

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rosine
rosine
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von rosine
als Antwort auf adam vom 23.01.2008, 09:26:28

o ja, der heimweg war immer das schönste. Pünktlich musste man nicht sein. Mutter ging arbeiten - vater im krieg verstorben - uhren hatte wir auch keine - also hatten wir zeit und auf dem heimweg wurden die klingeln an den haustüren getestet. Es war ein tolles geräusch - die eine war schrill, die andere dumpf, es gab viele varianten; aber eine hörten wir garnicht und haben mehrmals probiert, konnte ja sein, dass sie klemmte. Doch plötzlich wurde die tür von innen aufgerissen und man konnte nur noch das klatschen hören. Oh, oh, wir bekamen heiße ohren, das tat weh. Und am nächsten tag haben wir uns sicherheitshalber eine andere straße vorgenommen.
rosine
niederrhein
niederrhein
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf angelottchen vom 22.01.2008, 21:10:31
Habt ihr auch schöne oder unangenehme Geräusche aus Eurer Kindheit, an die Ihr Euch erinnert?



Eine sehr nette Idee ... denn man weiß ja heute bzw. heute wird einem wieder bewußt gemacht, wie entscheidend und auch konstutuierend die Eindrücke der ersten Lebensjahre (Theodor Fontane spricht in einem (autobiographischen) Roman davon, daß das erste Jahr entscheidend sei) sind. Sie bilden den ersten Konnex jenes Gewebes, das man dann letztlich ein individuelles Leben nennt. (Das ist „Ein weites Feld“ ... doch hier und jetzt davon nicht mehr.)


Schöne oder unangenehme Geräusche ... nun, das früheste Geräusch, an das ich mich erinnere (1934 geboren, bis Anfang 1941 in Deutschland, dann bis 1945 in der Schweiz), waren die Sirenen des Luftalarms, wenn die alliierten Bomber kamen: durchdringend, Angst und Panik auslösend, das Getrappel der vielen Füße in den Luftschutzkeller, wobei bei uns die Angst nicht nur den Bombern galt, sondern auch der Möglichkeit, daß unser Inkognito entdeckt wird.
Das nächste Geräusch in diesem Zusammenhang war das zischende und ‚schnaufende’ Geräusch jener Lokomotive, die den (für mich rettenden) Zug in die Schweiz zog und gleichzeitig mich von meinen Eltern und den sehr kleinen Geschwistern trennte; letztere waren zu klein, um allein in dem Schweizer Kinderheim aufgenommen zu werden. Bahnhöfe, Züge, Dampflokomotiven lösen auch heute ... nach fast siebzig Jahren ... immer noch sehr widersprüchliche Gefühle aus. (Aus der Zeit vor 1941 sind noch andere, eben „politische“ Geräuscherinnerungen vorhanden, die ich den Lesern hier ersparen will.)

Dann: 1945, September: Ich erinnere mich an das brummende Geräusch des Flugzeugs (eine DC-3, wie ich später erfuhr), das – voll zurückgeschickter großer und kleiner Emigranten – auf dem Wannsee landete ... so intensiv habe ich schaukelnde Bewegungen und Wassergeräusche nie wieder erlebt.

Klingeln, Gongs, Weckrufe in den verschiedenen Waisenhäusern und Heimen, später im Internat, Schulen etc. gehören zum festen Bestand meiner nicht so schönen Geräuscherinnerungen. Hingegen (ich lebte etliche Jahre am Niederrhein auf einem Bauernhof) bildeten die Geräusche auf dem Bauernhof, in jenem kleinen Dorf, eine Art Heimatgefühl: Das Kauen und Schlucken der wiederkäuenden Kühe, das leise Rasseln ihrer Ketten, wenn sie sich bewegten ... sie gehören zum ersten bewußt erlebten Heimatgefühl. Und auch die anderen Geräusche: Wenn die Schweine sich gierig schmatzend im Futter mit ihren Rüsselschnauzen wühlten, Gackern der Hühner und das Krähen des Hahnes.
Mir wurde der Heimatwert dieser Geräusche erst später bewußt, als ich schon längere Zeit weg war und dann diese (Ersatz)Heimat wieder besuchte.
Mit zu diesen „Heimatgeräuschen“ und „-gefühlen“ gehör(t)en die sonntäglichen Kirchenglocken ... ich kann die Fülle der Gefühle schlecht beschreiben: Heimat, Friede, Sonntag (d.h. frei von den Alltagsmühen und –zwängen) ... das, obwohl ich weder christlicher Herkunft noch christlichen Glaubens war und bin. (Ich muß bei diesen Zeilen lächeln: Ich weiß, daß man auch Kirchenglocken anders erleben kann, denn eine Freundin von mir wohnte am Domplatz in München, gleichsam vierzig Meter Luftlinie vom Glockenturm der Münchener Frauenkirche ...)

Intensiv beeinflußt haben mich Naturgeräusche: Wind, Sturm (bei Rilke heißt es: Wind von hundert Tagen über einen einzigen Tag), Regengeräusche, Vögel (ich habe im Juni einmal wild in einem Wald im Münsterland gezeltet, wo mich bereits vor vier Uhr mit nahezu infernalischem Lärm diese lustige Vogelschar weckte ...). Wellengeräusche an der Nordsee, Möwenschreie, dazu der eweige Wind ... dann wird meine Seele ganz weit und groß.


Die Bertha
vom Niederrhein

piccola
piccola
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Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von piccola
als Antwort auf niederrhein vom 28.01.2008, 00:18:07
Die schlimmsten Geräusche in meiner Kindheit waren die Alarm-Sirenen, wenn mal wieder die Bomber über uns waren,das gibt mir heute noch eine Gänsehaut.Das krachen der Bomben und Luftminen, das krachen der Balken über unseren Köpfen als das Haus zusammenbrach,das knistern des Feuers rundherum.Das laute beten
unserer Nachbarin im Luftschutzkeller. Diese ganzen Geräusche vergisst man sein Leben lang nicht mehr.

Doch hier, mitten in der Natur , wecken mich die vielen Vögel mit Ihrem fröhlichen Zwitschern,da bleibe
ich gerne noch ne Weile liegen und höre mir dieses jubilieren und tirilieren an und freue mich, dass
ich noch lebe.
herzlichen Gruß piccola


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piccola
eleisa
eleisa
Mitglied

Re: Frühe Geräusche ....
geschrieben von eleisa
als Antwort auf piccola vom 28.01.2008, 10:46:36
Verdrängt, hatte ich diese Geräusche
zitternde Kellerwände, wenn in der Nähe Bomben einschlugen...
jetzt höre ich das Geräusch wieder,
Tiefflieger die mit Maschinengewehr Salven eine spazierengehende
Mutter mit ihrem Baby niedermähten...
durch den Beitrag von Berta wude ich an dieses Gräuel wieder erinnert...wer hat uns Kinder eigentlich damals nach solchen Erlebnissen psychisch betreut....niemand.
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eleisa

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