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Plaudereien Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?

gerry
gerry
Mitglied

Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von gerry
Ende letzten Jahres fiel mir ein Buch in die Hände, das ich - als alter "Bücherwurm" unbedingt lesen musste, weil es der Titel so "in sich" hatte.
" Generation doof, wie blöd sind wir eigentlich"? Von Anne Weiss und Stefan Bonner.
Als ich dieses Büchlein gelesen hatte, war mir sofort klar, daß Dummheit ein unverbrüchliches Menschenrecht ist, das es gilt zu bewahren und dafür zu kämpfen.
Ich persönlich befinde mich in einem ziemlich fortgeschrittenen Alter und habe daher notgedrungen schon viele Leute, Dinge und Diktaturen kommen und gehen sehn.
Daher glaube ich nicht, daß da noch groß was kommt oder geht.
Abgesehen von diversen Säuen, die regelmäßig durch's mediale Dorf getrieben werden, wie Rechtschreibreform, Klimaschutz oder Schweinegrippe.

Die "Generation Doof" beispielsweise halte ich lediglich für ein Medienspektakel von Journalisten und zwar nicht von den Besten.
Grade das Buch. "Generation Doof! Wie blöd sind wir eigentlich?" beweist doch im Gegenteil, daß der Analphabetismus konsequent überwunden wurde.
Heutzutage können auch Analphabeten schreiben.
So wie ich!

Zwar gibt es heute mehr Verblödete als früher, das ist aber auch leicht zu erklären.
Wenn eine ganze Generation mit dem "Tutti-Frutti"-TV aufwächst, kann das nicht ohne Folgen für den Verstand bleiben. Strategen in Sendern und Verlagen haben sich - im Gegensatz zu den Bad-Bankern - ihre Boni verdient.
Weil sie früh genug die Möglichkeit erkannten, die sich Investoren boten, denen so etwas wie Schamgefühl, Moral und Anstand fremd war.

Die beiden Autoren des Buches "Generation Doof", er Journalist und Fernsehgucker, sie hat sich mit Jungendkultur und Joghurtkulturen beschäftigt, sind Lektoren in einem größeren Verlag.
Zwar ist niemand verpflichtet, sich auf dem Niveau "Null" aufzuhalten,
doch, was schreibt man heutzutage nicht alles auf, um einen Bestseller zu landen?

Ganz früher - so etwa im Mittelalter - blieben arme Leute einfach Analphabeten.
Sie kamen mit den Kirchenbildern aus.
Heute erscheint täglich in einer großen deutschen Tageszeitung auf der ersten Seite auch ein Bild, eine Wichsvorlage für Pubertierende oder solche, die es mal waren.
Heute bildet man sie in einem kostspieligen Bildungssystem zu funktionalen Analphabeten aus.

Manches wurde vor Einführung der Marktwirtschaft einfach effektiver gehandhabt.
Früher galt die stillschweigende Übereinkunft, daß über Sex und Geld nicht geredet wird. Basta!
Heute ist die offenhosige, die Beine breitmachende Bereitschaft - Privates öffentlich zu machen - erst die Vorraussetzung dafür, in irgendwelche Talk-Show's eingeladen zu werden.
Schuld am Zustand dieser Gesellschaft jenseits aller Tabu's sind gleichgültige Eltern, frustrierte Lehrer, moralfreie Manager und geschwätzige Politiker.

Heute glaubt ein Hauptschüler, der Dreisatz sei eine olymische Disziplin.
Ein Gymnasiastin hält den Bundestag für einen Feiertag.
Das kann ja alles mal vorkommen.
Eine Karriere als Fußballprofi oder "Superstar" bei Bohlen ist immerhin verlockender als eine solide Ausbildung zum Hartz IV-Empfänger.

Für mich persönlich klingt "Generation Doof" sogar noch verharmlosend.
Als ob es nur um eine Generation in der Bundesrepublik ginge.
Als ob zwischen Pofalla und dem Hauptschüler Murat B. (Nachname geändert) irgendein prinzipieller Unterschied bestünde.
Überhaupt das ganze Generationengefasel: Auf die Generationen der Nazis folgte die Generation der Humanisten mit SS-Vergangenheit.

Dann kamen die falschen Fünfziger, danach die richtigen 68er und zerstörten den Glauben an Gott und Vaterland, indem sie wieder Naturgötter einführten und die anti-autoritäre Erziehung.
Aber keine Frage, die 68er haben den Muff aus den Talaren geblasen, den Strafvollzug liberalisiert und die Gleichberechtigung der Frauen vorangetrieben.
Leider bin ich nicht dabeigewesen und sehe nur die Ergebnisse:
Neben sexueller Freizügigkeit gelten heute vor allem Doppelnamen als Ausdruck der Gleichberechtigung.
Dummerweise haben schon alle Nachkommen der 68er Doppelnamen.
Wenn sie heiraten, müssen sie sich - wie in der muffigen Adenauer-Ära - wieder für einen von Beiden entscheiden.
Denn Dreifachnamen wie "Kanthaken-Trinkaus-Nonnenfurz", sind seit 1993 verboten.
Aber, wenn man ehrlich ist, muß man sich eingestehen, daß volle Gleichberechtigung mit endlosen Namensketten nur noch zu mehr klimaschädlicher heißer Luft führen könnte.
Und das beim letzten "Klimagipfel", der auch mächtig viel "heiße Luft" hinterlassen hat. Dass Ergebnis der teueren Zusammenkünfte war lediglich, "dass man sich bald mal wieder trifft"!
Statt die Erderwärmung zu stoppen, hat er wohl das Gegenteil bewirkt.

Der auf Reintegration orientierte Strafvollzug hat zweifellos die roheste Gewalt - einschl. der Todesstrafe - aus den Gefängnissen verbannt und in die Gesellschaft verlagert.
Hilfsbereite S-Bahnmitfahrer werden verprügelt, sogar totgeschlagen.
Die komplette Volkswirtschaft - ja sogar der ganze Staat - wird von völlig unfähigen, skrupellosen und geldgeilen Börsen-Piraten in Geiselhaft genommen.
Sie haben dafür gesorgt, daß der Berufsstand "Banker" im Volksmund zum Schimpfwort verkommen ist.
Die Jugendsprache hat dafür das Wort "Bankster" kreiert.

Also: Je zivilisierter der Strafvollzug, umso krimineller die Gesellschaft.
Mittlerweile brauchte unser ganzes Gemeinwesen eine Therapie zur Resozialisierung.
Vielleicht sorgt der europäische Gerichtshof dafür?
Eher wohl nicht, denn nach seinem Urteil werden in deutscher Sicherungsverwahrung befindliche Schwerstverbrecher entlassen und sollen vielleicht noch finanziell entschädigt werden.
Armes Deutschland!
Aber mir ist der Sinn nach Gerechtigkeit längst abhanden gekommen.

Auch in hochmodernen Gefängnissen hat die Gewalt Einzug gehalten.
In einer Haftanstalt bei Leipzig kam es zu Folterungen unter Strafgefangenen.
Vermutlich, weil es in Leipzig und Umgebung nie eine 68er Bewegung gab.
Nur eine gewaltfreie Revolution.
Aber die kam 21 Jahre später.

Der Rohrstock ist aus dem Schulalltag auch verschwunden.
Wiedereingeführt wurde die Prügelstrafe kurioserweise von Schülern!
Von Schülern- für Schüler!
Gelegentlich werden in den Schulen nun sogar Lehrer verdroschen.
Ausgleichende Gerechtigkeit!
Das vorläufig letzte Projekt der 68er war die Befreiung unserer Schriftsprache von ihren unnatürlichen Regeln. Schreiben sollte einfach werden.
Das Ergebnis kann man oft in der zeitgenössischen Literatur besichtigen.
Es wimmelt nur so von den - früher so verpönten - "F-Wörtern".
"Ficken" ist deutsch und so wird es auch geschrieben!
Nicht überall wo Deutsch draufsteht ist auch Muttersprache drin.
Das macht aber gar nichts, der Leser muß nur mit dieser Entwicklung Schritt halten.
Soweit zu den 68er Entwicklungen.

Dann kamen in rasanter Folge die Generationen "Golf", "Internet","iPod", und "Doof" und geben angeblich unserer Gesellschaft den Rest.
So werden alle Probleme der Bundesrepublik häppchenweise auf einzelne Generationen verteilt, damit alles ein bißchen erträglicher bleibt.
Und damit ja Keiner auf die Idee kommt,wir leben womöglich in einer antiautoritär verwahrlosten, pseudoreligiös verblödeten und finanziell ruinierten Gesellschaft.
Als Kinder sagten wir immer: "DbddhkP Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen."
Heute werden zahllose Zappelphilips von Kindesbeinen an mit Psychopharmaka ruhiggestellt und damit überhaupt erst schulpflichtig.
Um die wachsende Zahl der "Legastheniker" kümmern sich kaum noch Deutschlehrer, sondern Ärzte und Apotheker.
Millionen Menschen in unserer Arbeitswelt können ihre Position nur noch mit Hilfe von Aufputsch- oder Beruhigungsmitteln halten.
Ohne regelmäßig "was einzuwerfen" könnten selbst unsere Eliten ihre geistige Obdachlosigkeit kaum noch kaschieren.
Übrigens feiern wir in diesem Jahr in der Bundesrepublik 61 Jahre Gedankenfreiheit.
Wie es aussieht, begehen wir nun den endgültigen Sieg der Freiheit über die Gedanken.
Oder wir betreten neue Gebiete, Seichtgebiete!

Nun muß ich mir aber auch erst mal was "einwerfen", etwas zur Beruhigung, - Baldrianpillen - dieser Artikel hat mich ganz hibbelig gemacht. Sonst regt sich mein Weib wieder auf...

Einen schönen Abend
wünscht Gerry


sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf gerry vom 13.08.2010, 18:11:19
Nimm nicht zuviel von den Baldrianpillen, sonst laufen Dir alle Katzen nach.
Die sind ganz scharf drauf, habe ich mal gehört.

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 13.08.2010, 18:11:19
Hallo Gerry,
Bitte unternehme etwas gegen deine Depressionen. So etwas ist heilbar auch beim älteren Menschen.
Dann siehst Du auch wieder den blauen und nicht nur den grauen verregneten Himmel.
Gruss halli

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf gerry vom 13.08.2010, 18:11:19
Tief aufatmen Schorsch, aber: Endlich habe ich gemerkt, dass eine "Generatin" nicht die Gegenspielerin einer Generalin ist ()
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sarahkatja vom 13.08.2010, 18:47:14
Nur Kater reagieren auf Baldrian mit Verblödung
Urego
Urego
Mitglied

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von Urego
als Antwort auf gerry vom 13.08.2010, 18:11:19
Lieber Gerry,

Du hast Deinen Artikel am 13.08.2010 geschrieben und veröffentlicht. Seitdem---NICHTS ! Alle anderen Kommentatoren sind verstummt. Es gibt nichts mehr zu sagen. Das Thema ist erschöpfend behandelt. Basta !

Dies Gemenge aus Sarkasmus, Zynismus, Ironie, Selbsterkenntnis, Wahrheiten und Halbwahrheiten wird souverän gehandhabt und zu einem runden Ganzen verarbeitet. Du merkst, ich komme ins Schwärmen!

Ich könnte jeden geschriebenen Satz von Dir unterstützen. Er trifft genau meine Meinung. Genug der Lobhudelei! Zum Schluß die Frage eines weniger begabten Lesers: Geht Dir so ein, für mich brillianter, Artikel so einfach aus der Feder? Oder sitzt Du auch und brütest über Deinem Entwurf?

Ich danke Dir für diesen Artikel

Viele Grüße von

Urego

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Urego vom 15.08.2010, 11:11:32
Urego, je leichter so ein Beitrag rüberkommt, je schwerer war seine Geburt!

Luchs
gerry
gerry
Mitglied

Re: Generatin "Doof" oder wie blöd sind wir eigentlich?
geschrieben von gerry
als Antwort auf Urego vom 15.08.2010, 11:11:32
@Urego- ich lese viel, mache mir über das Gelesene, Gesehene oder Gehörte meine Gedanken und versuche dann, sie irgendwie geordnet - oder auch nicht - sie in die Tastatur zu hämmern.
Mal gelingt es, mal nicht.
Obwohl ich absolut kein launischer Mensch bin, entscheidet auch hier oft die Tagesform.
Meine Vorbilder sind Kishon und Loriot.

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