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Plaudereien Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat

Blaustrumpf
Blaustrumpf
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Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von Blaustrumpf
Fast jede Gegend hat nette Geschichten und Anekdoten. Auch Geistergeschichten, Sagen und Mythen? Ich bin wieder mal neugierig und freue mich, wenn ihr solche Geschichten hier mitteilen mögt.
Hier was aus meiner Gegend:
Freudenstadt im Schwarzwald ist meine Geburtsstadt und inzwischen lebe ich wieder ganz in der Nähe. Wir können mit dem größten bebauten Marktplatz Deutschlands angeben und der kam so zustande:

Friedrich I. von Württemberg beauftragte aus strategischen (und – es sei offen gesagt – geldgierigen) Gründen seinen Baumeister Heinrich Schickhardt mit der Planung und Ausführung einer Stadt mitten im schwarzen Walde. Es gab mehrere Entwürfe, doch der Herzog favorisierte zum Schluß einen Mühlbrettentwurf, die Häuser sollten regelmäßig um einen großen, für ein Residenzschloß reservierten Platz entstehen. Wie das so ist im Baugewerbe: die Planung zog sich hin, die Bebauung zog sich hin, Friedrich führte ein exzessives Leben und so raffte ihn früh und unerwartet ein Schlaganfall dahin... Das Schloß wurde nie gebaut. Und nur darum ist Freudenstadt heute nicht Landeshauptstadt – da haben die Stuttgarter aber noch mal Glück gehabt.
schorsch
schorsch
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Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Blaustrumpf vom 26.02.2012, 09:30:46
Und warum heisst Freudenstadt heute Freudenstadt? Genau - deswegen ()
liz
liz
Mitglied

Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von liz
als Antwort auf Blaustrumpf vom 26.02.2012, 09:30:46
Dann will ich doch mal etwas aus meiner Heimatstadt erzählen:

In Frankfurt am Main gab es eine Frau Rauscher, ein Original aus der Klappergasse im Stadtteil Sachsenhausen wo der Äbbelwoi zu Hause ist.

Rauscher nennt man den neuen Apfelwein welcher noch gärt und nach ausgiebigem Genuss verbringt man lange Zeit auf der Toilette

Einmal hat Frau Rauscher reichlich davon genossen, fiel auf den Kopf und hatte eine große Beule.

Die Polizei konnte nicht klären ob der Sturz daran Schuld war, oder ob ihr der Ehemann eine geballert hatte.

Jedenfalls haben sich die Sachsenhäuser darüber köstlich amüsiert und folgendes Lied wird auch heute noch gerne in den Äbbelwoischänken gesungen:


Am Sonndag warn mer dribb de Bach, was hammer do gelacht,
so warn zwaa Eheleut beschleucht unn hawe Krach gemacht.
Uff aamal duds en dumpfe Schlag, die Fraa lieht uff de Gass
unn alle Kinner singe laut, des mecht en Heidespass.

En Griene hot den Fall geseh' un kimmt im Laafschritt aa.
Der Ehemann ruft ganz erschreckt, ich hab er nix gedaa!
Mei Alt, die kennt kaa Maß un Ziel, die hot zuviel gebaaft,
drumm hot der liewe Herrgott sie mit aaner Beul gestraft.

Jetzt gehts uffs Bolizeirevier, die Buwe hinerdrei.
Des is en intressanter Fall, des leucht doch jedem ei.
De Kommissar is ganz empeert un segt, des is doch doll.
Der Griene, wie sich des geheert, der gibt zu Protokoll.

Jetzt wärs genug, die Rauschern hat sich mit ihrm Mann versöhnt,
des kennt mer schon un is mer aach in solche Fäll gewöhnt,
doch so en beeser Zeitungskerl dut mehr als wie seine Pflicht,
am annern Dag stehts dick un braat im Bolizeibericht:

Refrain:

Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hoot e Beul am Ei,
ob des vom Rauscher, obs vom Alte kimmt, des klärt die Bolizei.


Frau Rauscher wurde ein Denkmal gesetzt und wenn man davorsteht, dann kann es passieren, dass man nass wird. Sie spuckt allerdings nur Wasser







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Helen3
Helen3
Mitglied

Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von Helen3
als Antwort auf Blaustrumpf vom 26.02.2012, 09:30:46
Die Wasserfrau aus der Eulschirbenmühle,im schönen Taubertal.

Im Taubertal,zwischen Wertheim und Tauberbischofsheim,steht auf einem Bergkegel die Gamburg , unten im Tal liegt einsam in einer lieblichen Wiesenlandschaft die sagenumwobene Eulschirbenmühle.
Die Sage erzählt von der schönen Melusine,einer schöne Magd des Müllers,welche oft für einige Tage,über eine Treppe in den Erdboden verschwand.
Der Müller ging ihr nach und fand heraus,dass sie sich mit dem Grafen der Burg traf.Nun hatte er nichts besseres zu tun,als dem Abt des Klosters Bronnbach
von der " Unzucht" zu berichten,worauf der Abt dem " Treiben" ein Ende machte! ( ich weiß leider nicht wie! )
Als Kind verbrachte ich mehrere Ferientage auf der Gamburg.Als der Burghof ,für einen Öltank,auf gegraben wurde,kam ein gut gemauerter,unterirdischer
Gang zum Vorschein.Man fand heraus,dass der Gang ,unter anderem, bis zur Eulschirbenmühle führte.In der Mühle kann man die Treppe,welche in die Erde führt noch sehen, sie ist allerdings nach ein paar Stufen zu gemauert.
Ich denke,die meisten Sagen und Geschichten haben einen wahren Hintergrund,wenn auch im Laufe der Zeit verfremdet.
Wir Kinder haben auf der Burg auch noch andere Geheimgänge gesehen.Die Burg ist in Privatbesitz und kann nur auf Anfrage besichtigt werden.

Tipp: im Taubertal kann man schöne Radtouren unternehmen! )
Helen3
Medea
Medea
Mitglied

Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von Medea
als Antwort auf Helen3 vom 26.02.2012, 11:08:38
Die Sage von der Bremer Gluckhenne
(frei nach Wikipedia)

"Um das Jahr 778 fuhr eine kleine Gruppe vertriebener Fischer flussabwärts die Weser entlang. Sie waren vor Angriffen geflohen. Nun hatten sie nichts mehr, außer ihren Booten und Netzen. Sie wären auch bereit gewesen, diese herzugeben, konnten sie sie doch schnell ersetzen. Doch an einem Gut hingen sie wie an keinem anderen – an ihrer Freiheit.

So lagen sie denn im breiten Unterlauf des Stromes im Marschenland. Gegen Abend zog ein Sturm herauf und die Menschen wußten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Verzweifelt warteten sie auf ein Zeichen ihrer Naturgötter, denn eigentlich wollten sie nicht so schnell weiterziehen, da das Wasser an jenem Ort sehr fischreich war. Im letzten Glanz des Abendlichtes entdeckten die Fischer eine Henne mit ihren Küken, die am rechten Flussufer auf einer hohen Düne einen sicheren Platz für die Nacht und Schutz vor dem Unwetter suchte.
Sie sahen dies als Zeichen an und folgten der Glucke. Diese verkroch sich schließlich mit ihren Küken im Heidekraut. Die Flüchtlinge, die die Situation der Henne mit der ihrigen verglichen, beschlossen, sich ebenfalls auf der Düne niederzulassen, da diese wohl Sicherheit gewährleistete. Hütten wurden gebaut, die ersten Gebäude des späteren Bremen."

Am Bremer Rathaus ist ein Relief, das die Henne mit
ihren Küken zeigt.

Medea.

Felide1
Felide1
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Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von Felide1
als Antwort auf Medea vom 26.02.2012, 12:05:05

Eine Sage aus unserem Ort erzählt über den hochmütigen Ritter Oswald.
Da ich kein Genie bin im nacherzählen setze ich den Link zur Sage ein.

ritter Oswald

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Mareike
Mareike
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Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von Mareike
Als Kind war ich immer fasziniert, wenn von den "Bokkerijders" erzählt wurde. Angeregt durch diesen Thread habe ich etwas im Netz gestöbert. Hier einiges was ich in der Kürze der Zeit dazu auftreiben konnte.


Bockreiter

Die Legende der Bockreiter

Bockreiter Trailer

Mareike

Ich möchte noch erwähnen, dass es dazu hervorragend aufgearbeitetes historisches Material gibt: Bokkerijders, Legende of Leugen?

1773 wurden 37 Bockreiter gehängt.
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von eleonore
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2012, 12:38:47
Sopron/Ungarn

*Ziegenkirche*

Die ab dem Ende des 13. Jh.s errichtete Kirche birgt - am Hauptaltar - ein Gemälde von Dorfmeister, dem Meister barocker Malerei, der in Sopron lebte. Der Kapitelsaal ist ein schöner Saal mit Spitzgewölbe, dessen Rippen bis zum Fuß der Säulen hinabreichen. Ihren Namen verdankt die Kirche vermutlich den an mehreren Stellen sichtbaren Skulpturen, die Köpfe von Ziegen und eines Geißleins darstellen, oder auch der Legende, wonach ein Ziegenhirt eines Tages einen Schatz fand und einen Teil davon für den Bau des Gotteshauses stiftete.






Das schönste Ziegenkopf wurde grade reastauriert, als ich letzesmal dort war.
clara
clara
Mitglied

Re: Geschichten, Anekdoten und Mythen aus der Heimat
geschrieben von clara
als Antwort auf Blaustrumpf vom 26.02.2012, 09:30:46

Freudenstadt im Schwarzwald ist meine Geburtsstadt und inzwischen lebe ich wieder ganz in der Nähe. Wir können mit dem größten bebauten Marktplatz Deutschlands angeben und der kam so zustande:


Blaustrumpf, sicher weißt Du von dem witzigen Streit der beiden Städte Freudenstadt und Heide/Holstein. Nicht weit von letzterer wohne ich seit langem.
Inzwischen ist der Streit gütlich beigelegt und man einigte sich, dass jeder Marktplatz auf seine Art der größte ist.

Wer hat den größten Marktplatz?

Clara
ehemaligesMitglied35
ehemaligesMitglied35
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Carolsruhe
geschrieben von ehemaligesMitglied35
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2012, 12:38:47
Die Gründung von Karlsruhe.

Verirrt auf Waidmanns-Pfaden
War Markgraf Karl von Baden
In grüner Waldesnacht;
Wohl hatt’ er manche Stunde
Im Hardtwald schon die Runde,
Doch kargen Fang gemacht.
So ward der Tag geschieden,
Und heil’ger Abendfrieden
Umweht ihn wonnesam;
Da setzt er sich ermattet,
Vom Eichenzelt umschattet,
Auf einen morschen Stamm.

Still ward’s im Hain allmälig;
Das Lied, das hundertkehlig
Noch jüngst das Laub durchscholl,
Erstarb in sanften Lauten,
Und durch die Wolken schauten,
Die Sterne sehnsuchtsvoll.
Und wie der Markgraf ruhte,
Ward ihm so wohl zu Muthe;
Ihm schien, daß unsichtbar
Ein Engel ihn umkreiste
Und flüstert ihm im Geiste
Die Worte himmelklar:
„Hier, wo erhabne Eichen
Die Riesenhand sich reichen,
Und traulich aus den Höh’n
Dir Grüß’ entgegen rauschen,
Im Grase Veilchen lauschen,
Hier ruht sichs gut und schön,
Hier muß die Zwietracht schweigen,
Hier, wo auf allen Zweigen
Ein sel’ger Friede ruht;
Vom Sang der Nachtigallen
Die Wipfel widerhallen,
Hier ruht sichs süß und gut.

Im bunten Hofgewühle
Sitzt Sorg’ auf weichem Pfühle,
Langweil’ im Gallakleid;
Verdruß ist Kellermeister,
Der Mundkoch, Eckel heißt er,
Mischt Gift zur Süßigkeit.
Auf alle deine Reden,
Auf deiner Blicke jeden
Lauscht Neid und Ehrgeiz dort;
Geschminkt sind Herz und Wangen,
Die Glieder hält gefangen
Der Mode Herrscherwort.
Doch hier im Hain, dem kühlen,
Darf noch das Herz sich fühlen,
Da darf noch sonder Zwang
Um sich das Auge schauen; –
Hier sollst du Hütten bauen
Und wohnen lebenslang!
Wenn draußen Stürme rasen,
Paläste niederblasen,
Sey hier der Ruhe Port;
Denn Treue soll hier wohnen
Und Fürstenweisheit thronen
Fest wie die Eichen dort!“ –

So klang’s dem Herzerquickten,
Die teutschen Eichen nickten
Den Worten Beifall zu;
Und mit vergnügten Sinnen
Gieng Markgraf Karl von hinnen,
Im Busen Gottesruh’.
Und siehe, um ein Kleines
Ward’s laut im Schooß des Haines
Von Art und Hammerschlag,
Von Meistern und von Knechten;
Bald stieg aus Waldesnächten
Ein stattlich Schloß zu Tag.
Und wieder um ein Kleines
Ward’s hell im Schooß des Haines,
Und Karlsruh’ heißt die Stadt,
Die schnell begann zu blühen,
Wo nach des Waidwerks Mühen
Der Fürst gerastet hat.[1]

Eduard Brauer.

↑ Das Nähere über die Gründungsgeschichte der Stadt ist zu bekannt, um es hier noch einmal anzuführen; ein trefflicher Aufsatz darüber findet sich in Jos. Bader’s „Badenia“ Band 1 Seite 1 u. ff. Nur soviel sey hier bemerkt:

Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, ein tapferer und väterlich herrschender Fürst, aber durch seinen feurigen Geist zu seltsamen Privatlaunen verleitet, gründete im Jahr 1715 Karlsruhe an der Stelle des Hardtwaldes (Lußhardts), wo er auf der Jagd verirrt, auf einem Baumstamme geruht hatte. Während des Schlummers soll der Gedanke, dort im Herzen des Waldes einen abgeschiedenen, stillen Ruhesitz zu schaffen, in seiner Seele gereift seyn. Karls Ruhe nannte er den Ort, der anfangs nur ein Sommersitz seyn sollte, bald aber durch die wachsende Zahl der nachbauenden Ansiedler zu einer Stadt und zur bleibenden Residenz wurde.

Die frühere Inschrift am Schlosse lautete also:
„Anno 1715 war ich ein Wald, der wilden Thiere Aufenthalt. Ein Liebhaber der Ruhe wollte hier in der Stille die Zeit vertreiben in Betrachtung der Creatur, die Eitelkeit verachtend, den Schöpfer recht verehren. Allein das Volk kam auch herbei und baute, was du hier siehest. Also keine Ruhe, so lange die Sonne glänzet, als allein in Gott zu finden, welche du, wann du nur willt, auch mitten in der Welt genießen kannst. Anno 1828.“

Bei der Grundsteinlegung wurde der Hausorden der Treue gestiftet.
Die Wahl dieses Platzes zur Anlegung einer Stadt ist schon oft Gegenstand herben Tadels geworden. Allerdings ist die Lage der Stadt, ziemlich fern von Berg und Gewässer, keine besonders günstige, doch ist sie gesund und nicht so trostlos, als sie oft hingestellt wird; gewährt doch die Gegend gegen Ettlingen zu einen recht freundlichen Fernblick und die Nähe des urschönen Hardtwaldes Ersatz für manchen andern Mangel. Schöne Spaziergänge umgeben jetzt die Stadt beinahe auf allen Seiten, und die allgewaltige Zauberin unserer Tage, die Dampfkraft, hat Berg und Gewässer gleichsam herangerückt.

Die Vergrößerung des Badischen Landes hat mächtig auf Karlsruhe zurückgewirkt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts zahlte die Stadt nur 7000 bis 8000, jetzt enthält sie schon über 24,000 Einwohner.
(Siehe Ed. Brauer’s „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ – Vergl. Kolb’s „Lexikon von Baden.“ Bd. II. S. 118. – Gehres, kleine Chronik von Durlach, S. 136. – Bader, „Badische Landesgeschichte.“ S. 534.)


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Eine Ergänzung von FR
Diese Sage wird oft variiert durch den Verlust des Fächers der Markgräfin, die übrigens eine Württembergerin war und demnach Pietistin und demnach prüde, so dass der Karl allen Grund hatte, sich mit den Tulpenmädchen – über diese wäre eigens zu handeln – zu umgeben, bei einer Jagd
Diesen Fächer sollte also der Markgraf suchen; er ritt also nach der Jagd noch einmal in den Wald, wurde müde und legte sich unter einen Baum und schleif ein. Und er träumte davon, dass er sich ein Schloss baute, von dem aus die Straßen strahlen- oder fächerförmig wegführten, bzw auf es zu führten.

Und so sei der Grundriss der Stadt zu erklären.

Dass dies erfunden ist, wenngleich gut erfunden
Si no é veri, è bene trovato! .
Merkt man gleich daran, dass ein Markgraf für solche Suchaktionen seine Diener, Jäger und Laufburschen hatte, also sicher nicht selber in den Wald geritten wäre, um einen Fächer zu suchen, selbst wenn der ein Hochzeitsgeschenk und mit Diamanten besetzt gewesen wäre.



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