Plaudereien Godwins Gesetz oder die "Nazikeule"
Der Rechtsanwalt Mike Godwin formulierte 1990 eine Beobachtung, die als Godwins Gesetz bekannt wurde.
Es besagt, dass im Verlaufe von Diskussionen, z.B. in Online-Diskussionen,, mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, sich dem Wert Eins annähert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law
Der Hitler/Nazi-Vergleich gilt häufig als Todschlagargument und soll andere diskreditieren und beendet oftmals jede weitere sachliche Argumentation. Godwin weist darauf hin, dass man in einem solchen Fall auf die Unangmessnheit dieses Vergleichs hinweisen soll, was in der Regel auch der Fall ist, um die Diskussion nicht abzuwürgen.
Was meint Ihr dazu?
Gruß Mane
Wichtiger ist mir, was Godwin 2016 dazu sagte:
"Im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl 2016 wurde Donald Trump häufig mit Hitler verglichen. Mike Godwin hat daraufhin klargestellt, dass er Hitler-Vergleiche nicht grundsätzlich ablehnt, sie sogar helfen können, den nächsten Holocaust zu verhindern, es komme ihm jedoch darauf an, dass solche Vergleiche historisch fundiert sind." (Wikipedia)
"Sure, call Trump a Nazi. Just make sure you know what you’re talking about."
Mane - ich meine - dazu gelesen zu haben, daß diese Studie recht simpel gestrickt wurde, denn angeblich hat sie nur gezählt, wie oft in den Online-Kommentaren "Hitler" oder "Nazi" gefallen ist, aber nicht berücksichtigt wurde, in welchem Zusammenhang!
Edita
Wer den plumpen Nazi-Vergleich bringt, benutzt ihn meist als Provokation, weniger aus Ungeschicklichkeit, vor allem zu einem Zweck: Er will Aufmerksamkeit bekommen und den politischen Gegner diffamieren. Es geht ihm nicht darum, differenziert zu argumentieren, weil er es entweder nicht kann oder weil es ihm zu mühsam ist. Es ist deshalb auch eine geistige Bankrotterklärung.
Diese Inflationierung eines solchen Vergleiches führt zu Abstumpfung, zu Relativierung der Verbrechen der NS-Gewaltherrschaft, verletzt die Opfer und versperrt damit den Blick auf die Einzigartigkeit der NS-Verbrechen und bedeutet letztlich eine Gefahr für die Demokratie.
Begegnen kann man solchen unangemessenen Vergleichen, indem man den Nazi-Verleich als rhetorische Masche benennt und indem man ins Detail geht und die Unterschiede herausarbeitet. Das ist aufwändig und zeitintensiv. Aber genau darauf spekuliert vielleicht der Nazi-Keule-Schwingende . Dann hat er "gewonnen". Federstrich
Liebe Mane,
gibt es für dieses Thema einen konkreten Anlass?
Es ist m. E. sehr problematisch, die Erwähnung von Parallelen zu politischen Entwicklung vor oder nach der Machtergreifung der Nazis generell und pauschal zu tabuisieren. Das würde ich für extrem gefährlich halten und es würde den Kräften freie Fahrt signalisieren, die kein Problem mit unserer Geschichte haben und diese glorifizieren möchten.
Karl
P.S.: Ich finde gut, was Mareike dazu geschrieben hat und habe auch folgendes zu Goodwin gefunden: The man who pointed out that everyone compares everything to Nazis says it's OK to call alt-right protestors Nazis. Es gibt also auch nach Goodwin Vergleiche, die passen.
Ich verweise auf "The creator of Godwin’s Law explains why some Nazi comparisons don’t break his famous Internet rule." :
https://www.washingtonpost.com/news/the-intersect/wp/2017/08/14/the-creator-of-godwins-law-explains-why-some-nazi-comparisons-dont-break-his-famous-internet-rule/?utm_term=.3b5ccc19aea7
Also - ich habe jetzt wieder zusammen, was ich mal gelesen habe, da hat 2016 ein Blog namens CuriousGnu versucht herauszufinden, wie oft die Begriffe HITLER oder NAZI auf der Internetseite Reddit gebraucht werden, es waren 4,6 Mio. Kommentare und bei 78% der Diskussionen mit mehr als 1000 Kommentaren wurden diese Begriffe mindestens ein mal genannt, und der oder die Inhaber des CG betonen, daß sie erstens Godwins Gesetz weder bestätigen noch widerlegen wollten, uns sie haben auch nicht die Zusammenhänge untersucht, in denen die Begriffe genannt wurden!
Quelle
Edita
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Charlottesville ist es richtig von Nazis zu sprechen. http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-08/gewalt-charlottesville-rechtsextreme-alex-fields/komplettansicht
Es ist jedoch aus meiner Sicht nicht hilfreich alle Menschen, die nationalistisch denken und empfinden gedanklich sofort mit den Verbrechen der Nazidiktatur in Verbindung zu bringen.
Sich mit der eigenen Nation zu identifizieren muss nicht zwangsläufig in Fremdenfeindlichkeit und Gewalt ausarten.
Das ist der Grund, warum ich die Rassismuskeule ablehne. Diese Art von "Diskussion" verhindert einen sachlichen Austausch von Meinungen.
Mareike - m.M.n. hat nationalistisches Denken sehr wohl mit Nazitum zu tun, was anderes ist nationales Denken, da ist alles was mit Nazi zu tun hat, außen vor!
Es ist jedoch aus meiner Sicht nicht hilfreich alle Menschen, die nationalistisch denken und empfinden gedanklich sofort mit den Verbrechen der Nazidiktatur in Verbindung zu bringen.
Sich mit der eigenen Nation zu identifizieren muss nicht zwangsläufig in Fremdenfeindlichkeit und Gewalt ausarten.
Das ist der Grund, warum ich die Rassismuskeule ablehne. Diese Art von "Diskussion" verhindert einen sachlichen Austausch von Meinungen.
Nationalismus ist eine Ideologie und bezieht sich auf die herrschende Gesinnung, Nationalität bezieht sich auf alles was das Land betrifft, wie Bevölkerung, Wirtschaft, Wachstum usw.!
Edita
Ich finde es schlimm und wenig hilfreich, wenn auch heute noch "Die Deutschen" als Nazis bezeichnet werden..., diese Zeit ist lange vorbei und man muss sich nicht wundern, wenn das dadurch noch immer oder gerade deswegen in den Köpfen verankert bleibt...
Kristine