Plaudereien Karl May

margit
margit
Administrator

Karl May
geschrieben von margit
Vor hundert Jahren am 30. März ist Karl May in Radebeul gestorben. Als ich diese Nachricht in der Zeitung las, drängten sich mir viele Erinnerungen auf. Vielleicht geht es euch ebenso.

Nachdem ich mit 12 Jahren meinen ersten Karl May gelesen hatte, war ich süchtig nach seinen Abenteuern und habe fast alle Bände gelesen. Mein erster Band war "Durch das Land der Skipetaren", gefolgt von "Der Schut". Leider waren die Tage zu kurz, so dass ich auch in der Nacht weiterlesen musste. Die Lektüre wurde nur dadurch gestört, dass ich immer mit einem Ohr auf die Schritte nahenden Unheils, d.h. meiner Eltern, achten musste, da Lesen im Bett strikt verboten war. Es gelang mir immer, rechtzeitig das Licht zu löschen, bis ich durch die Wärme der Glühbirne entlarvt wurde. Die schrecklichste aller Strafen folgte: Karl-May-Verbot für eine Woche!

Überhaupt war es schwierig, an die Lektüre zu kommen: In der Pfarrbücherei gab es keinen "Schmutz und Schund", in der städtischen waren gerade immer die Bände, die man lesen wollte, ausgeliehen und man durfte auch nur einen Karl-May auf einmal ausleihen. Da kam die Rettung: in der Schulbibliothek standen alle Bände in den Regalen. Als ich jedoch bei unserem alten Bibliothekar, er war Latein- und Altgriechisch-Lehrer, einen Karl-May ausleihen wollte, schaute er mich nur verächtlich an - was er übrigens sehr gut konnte - und schlug mir statt dessen ein Mädchenbuch vor. Schließlich verließ ich den Bibliotheksraum mit "Wutz die Wildsau". Seitdem mochte ich den Lehrer nicht mehr.

Eine Woche später war wieder Ausleihe. "Wutz die Wildsau" ging zurück und ich fragte nach einem Reisebericht ... hocherfreut unterbrach mich der Lehrer, um gleich einige Bücher vorzuschlagen. Sein Gesicht habe ich heute noch in Erinnerung, als ich meinen Wunsch mutig fortsetzte ... von Karl May. Angewidert erhielt ich nun einen Karl May, Winnetou III. Ich habe beim Tod von Nscho-tschi bitterlich geweint .... und damals den Lehrer bitter gehasst. Die ersten beiden Bände von Winnetou habe ich nie gelesen. Den Film durfte ich nicht sehen, Kinogehen galt bei meinen Eltern als unnötiger Luxus.

Meiner Begeisterung für Karl May tat das alles keinen Abbruch. Und jetzt habe ich beschlossen, nochmals "Durch das Land der Skipetaren" zu lesen.

Wer von Euch war noch Karl May Fan?

Margit
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von luchs35
als Antwort auf margit vom 24.03.2012, 08:46:27
Diese nächtliche Karl-May-Leseleidenschaft packte mich erst mit 14 Jahren, als meine Freundinnen schon auf dem Trip mit ersten Teenagerschmökern waren, die sich immer um kitschige Traumpaare drehten.

Ich hatte allerdings das Glück - im Gegensatz zu dir, liebe Margit- dass ich in der Betriebsbibliothek meines Vaters ohne weiteres die Karl May-Bände ausleihen konnte. Aber ab dem ersten Band, " Der Schatz im Silbersee", war ich Winnetou und Old Shatterhand total verfallen. Später kamen Kara Ben Nemsi und sein Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah ( ) dazu.

Als ich mich anfangs 1990, also unmittelbar nach dem Mauerfall mich beruflich längere Zeit in der Ex-DDR aufhielt, besuchte ich in Radebeul natürlich auch das Karl May - Museum , alles sehr schlicht und kein Hauch von den Abenteuern meiner früheren Helden spürbar. Heute soll es ja umgebaut und erweitert worden sein, damals war es eher ernüchternd und vernachlässigt - so habe ich es zumindest empfunden. Vielleicht habe ich erwartet, auf Winnetou zu treffen

Meine Enkel haben keine Ahnung mehr von diesen Karl May -Büchern, ihre "Abenteuer" drehen sich um ganz andere, uns fremde Figuren. Ob sie sich so lange halten wie jene von Karl May? Meine Söhne liebten diese Bücher noch, aber sie konnten meine Enkel auch nicht von diesen Abenteuerfiguren überzeugen.

Aber wenigstens haben sie alle eine absolute Lust am Lesen, was für uns die Hauptsache ist.

Und es ist schön, Margit, dass du am 100. Todestag Karl Mays, an ihn erinnerst. Du holst da bei uns Älteren eine grosses Stück nostalgischer Erinnerung an die Lesehelden unserer Jugendzeit zurück.

Luchs
liz
liz
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von liz
als Antwort auf margit vom 24.03.2012, 08:46:27

Natürlich habe ich auch Karl May gelesen und viele Jahre später sogar gesungen

Mir war nicht bekannt, dass er auch komponiert hat und sein Ave Maria, welches ich mit meinem Chor sang, gefällt mir sehr gut.

Danke Margit für die Erinnerung.



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Re: Karl May
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 24.03.2012, 09:47:58
Luchs,

da kann ich mich Dir nur anschließen, denn mein persönlicher Bericht über meine Karl May Leidenschaft würde gleich ausfallen.

Allerdings hat der Älteste meines Sohnes sich Karl May genommen und liest ihn gern.

Das werden dann wohl auch seine jüngeren Geschwister später machen, die alle von klein auf hinter Büchern her waren.

Meine Schwiegertochter und mein Sohn bieten diese lediglich an, in dem sie diese ins Bücherregal stellten und beantworten Fragen danach positiv.

Meli

hafel
hafel
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von hafel
als Antwort auf margit vom 24.03.2012, 08:46:27
Ja liebe Margit,

Dann mache doch mal im Kreis Segeberg Urlaub. Hier werden alljährlich die Karl-May-Festspiele durchgeführt.

Hafel
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf margit vom 24.03.2012, 08:46:27
@margit,

jetzt ist mir klar warum du Herrn Fischbach geheiratet hast.

Ich glaube ich war in der 2/3 ten Volksschulklasse, als ich meinen ersten zerfledderten Karl Mai Band in die Hände bekam. Es handelte sich um den „Schatz im Silbersee“. Mühsam, die Schrift in dem Buch wich extrem von der in der Schule gepflegten Schrift ab, arbeitete ich mich durch das spannende Buch.

Ein paar Jahre später habe ich dann einige weitere Karl May Bücher gelesen. Am besten gefielen mir die Bände 1 bis 3 der Winnetou Reihe.

Vor einigen Jahren entsorgte ich sehr viele Fachbücher und Bücher meiner Jugendzeit. Aus Spaß klagte ich danach immer mal wieder über meine verschwundenen Karl-Mays. Und prompt bekam ich zum Geburtstag Winnetou I geschenkt.

Aus Neugier las ich nochmals einige Seiten. Das, was mir als Kind bzw. Jugendlicher abenteuerlich und sehr ehrenhaft erschien, war für mich plötzlich maßlos übertrieben und an der möglichen Realität vorbei. Trotzdem würde ich die Karl-May Bände als positive Beeinflussung Jugendlicher sehen.

Ciao
Hobbyradler

Nachtrag: Die Weste von Old Schatterhand war weißer als die von Karl May

Karl May

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Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf hafel vom 24.03.2012, 10:39:02
Pierre Brice verlieh den Festspielen Ende der 80er Jahre einen besonderen Glanz, als er auf seinem "Iltschi" den Segeberger Kalkberg herunter preschte. Nicht nur unsere Kinder waren beeindruckt ...

Kalkberg bei Bad Segeberg

meti
meti
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von meti
als Antwort auf Shenaya vom 24.03.2012, 10:53:40
Auch ich habe in jungen Jahren die Bücher von Karl May verschlungen, oft abends mit der Taschenlampe unter der Bettdecke
Die Verfilmungen werden ja auch immer mal wieder im TV gezeigt. Ich erinnere mich noch an Ostern 2008, da war ich mit einem Gipsbein aufs Sofa verbannt, und habe mir im TV die Filme angesehen und war wieder mal begeistert davon.
"Der Schatz im Silbersee" wurde damals im ehemaligen Jugoslawien gedreht, teilweise im Naturpark Plitvicer Seen.
1978 war ich dort als Begleiterin einer Jugendgruppe und konnte mir diese Naturschönheit vor Ort ansehen.
Ich stelle mal hier zwei Fotos davon ein, habe diese aus meinem Fotoalbumarchiv abgelichtet, demententsprechend fällt auch die Qualität aus. Aber ich setze sie trotzdem mal hier ein.

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meti

hobbyradler
hobbyradler
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Re: Karl May
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf meti vom 24.03.2012, 11:54:13
Beeindruckend Meti
ehemaligesMitglied62
ehemaligesMitglied62
Mitglied

Re: Karl May
geschrieben von ehemaligesMitglied62
Als ich meinen ersten Karl May (Der Schut) las, heimlich im Bett, wurde ich
von meiner Mutter dabei erwischt.
Zur Strafe mußte ich dann meine Brille vor dem Zubettgehen bei ihr abliefern.
Mutter dachte, mich so am Lesen hindern zu können.
Natürlich habe ich ohne Brille gelesen, worauf sich meine Kurzsichtigkeit
innerhalb eines Jahres um 2,5 Dioptrien verschlechterte.
Danach durfte ich meine Brille wieder mit ins Bett nehmen.
Ich bin aber noch heute felsenfest davon überzeugt, daß das schlechte Licht
Schuld an der Zunahme meiner Kurzsichtigkeit war und nicht die fehlende Brille!

Ulfhild

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