Plaudereien Liebesbriefe-SMS?

gerry
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Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von gerry
Wer von uns Älteren oder Alten denkt nicht gern an seine Jugendzeit zurück,
die Zeit der ersten Liebe und der Heimlichkeiten.
Die ersten Küsse... die ersten Liebesbriefe.....
Es hatte alles seine Zeit.
Der Fortschritt schritt langsamer fort, Eile mit Weile, immer langsam mit die jungen Pferde, abwarten und Tee trinken.

Anders ist der Fortschritt im digitalen Zeitalter.
Schnell, dynamisch und rücksichtslos.
Ein neuer PC ist nach drei bis vier Monaten schon veraltet.
Auf diesem Weg zum Fortschritt wächst kein Gras mehr, ich las neulich eine Aufstellung
von Dingen, die vermutlich bald aussterben werden:

Weil es immer mehr 3D-Filme gibt wird 2D so nach und nach abgeschaft.
Das Digitalfernsehen hat das analoge schon weitestgehend verdrängt.
Die Papierfotos haben ausgedient, weil alle Welt nur noch digital fotografiert.
Was spielt es da für eine Rolle ob Bilder im elektronischen Nirvana verschwinden?
Das schluckt man dann eben.

Dass jetzt auch noch der handgeschriebene Brief sein Schicksal erleiden wird - inklusive
dem Liebesbrief - hat wohl doch schon Schockwellen ausgelöst.
Abgesehen davon, dass mit dem Verlust des Handschriftlichen generell ein Stück Kultur
unter die digitalen Räder kommt, Liebesbriefe digital geschrieben oder noch besser: Gesimst mit dem Handy, wie unromatisch.
Heiliger Amor, schieß Zornespfeile ab!

Mein Mitleid ist bei allen Liebenden!

Was war das damals aufregend, auf die Grüße der Liebsten zu warten.
Mit klopfendem Herzen wurde der Briefträger erwartet.
Welch ein Glücksgefühl, wenn der Brief dann wirklich kam, handgeschrieben mit Herzblut
und duftend nach Ihrem Parfüm.
Es war immer ein Ereignis, ihn zu lesen, ein Rausch der Sinne.
Jeder Brief ein Schatz, der an geheimen Orten verwahrt wurde.

Wonach duftet nun das Handy, auf dessen Display die "romantische" Nachricht aufleuchtet: "Hi, bist'n cooler Typ! Date?"
Das las ich neulich auf dem "Smartphon-Display" meines jüngeren Enkels, als er mir die empfangene Nachricht zeigte.
Adieu Romantik!

An welchem Ort wird dieser Schatz verwahrt werden?
Wohl schnell gelöscht, verschwunden und vergessen....
Verschwunden ist jegliche Romantik, die modernen Zeiten haben keine Zeit mehr für Liebesgestammel.
Und wer darauf nicht verzichten möchte, loggt sich eben bei "Google" ein.
Die neuen "Liebesgedichte" lesen sich in etwa so:
"Liebe ist eine Krankheit, die man im Bett auskuriert,
lass' uns gemeinsam krank werden."
Na, wer darauf nicht abfährt ist wohl selbst schuld.

Ich werde mal rüber zu Klaus in die "Jägerklause" gehen und ihn fragen, wann er seinen
letzten Liebesbrief....natürlich von seiner Uschi erhalten hat.
Er wird mich - wie so oft - seltsam ansehen.
Doch Eines ist ganz sicher:
Nicht auf dem Handy, Klaus nicht und ich auch nicht!
Wir Beide wissen noch wie Liebesbriefe duften.
Wisst Ihr das auch noch?

Einen schönen Tag
wünscht Gerry
geli
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von geli
Aber wie lang musste man auf eine Antwort warten?
Ewigkeiten!!!
Inzwischen konnte man tausend Tode sterben!

Womit ich nicht den SMS-Liebes"briefen" das Wort reden möchte - aber für die Erfindung des Email ist man mitunter schon dankbar!
olga64
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von olga64
als Antwort auf gerry vom 05.07.2011, 15:19:47
Die Gefahr bei solch nostalgischen Sichtweisen ist leider,dass man sie zu positiv sieht.
Und Handy, SMS und auch Computer begleiten unser Leben ja nun auch schon seit Jahrzehnten (meinen ersten Computer bediente ich 1980; mein erstes Handy hatte ich 1996).
Mir ist immer wichtiger, wer mir nette Worte schreiben möchte - wie er (oder sie) dies dann machen ist für mich sekundär. Bei Computer und Handy kann man auch ein Rechtschreib-Programm einschalten, was mich schon mehr freut, als einen handschriftlichen Brief mit Fehlern (und evtl. noch einer Schrift, die ich nicht entziffern kann). Ich finde, die "Neuzeit" in der wir uns befinden, hat viele Vorteile und erleichtert auch das Leben von uns alten Leuten. Olga

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gerry
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von gerry
als Antwort auf geli vom 05.07.2011, 15:35:16
Ich finde es fürchterlich, überall erreichbar zu sein.
Für bestimmte Berufsgruppen kann ich es verstehen, da ist es unverzichtbar.
Aber als Privatperson kann ich gut und gerne darauf verzichten.
Meine Frau schimpft oft mit mir, weil ich ständig mein Handy im Schrank liegen lasse.
Ich "vergesse" es eben gern.
Am Schlimmsten ist es aber, wenn im Restaurant, Kino oder Theater das Gebimmel losgeht, grauenhaft!

Aber das soll hier nicht das Thema sein, mir geht's um die verloren gegangene Romatik.
Gruß Gerry
olga64
olga64
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von olga64
als Antwort auf gerry vom 05.07.2011, 15:43:10
In Münchner Theatern und teilweise auch Kinos wird man vor Beginn der Vorstellung um Ausschalten der Handys gebeten - das klappt auch gut.
In Restaurants (innen) gehört es ja in Deutschland zum guten Ton (es sei denn, es handelt sich um eine Kaschemme) nicht zu telefonieren - in Italien und Spanien ist dies genau umgekehrt. In einigen Restaurants in deutschen Grossstädten werden die Handys auch am Eingang eingesammelt - klappt auch gut.
Und jederzeit erreichbar? Alle Geräte haben einen Aus-Knopf, wie auch der Fernseher. Diesen zu bedienen ist nicht schwer und tut auch nicht weh. Dies habe ich schon so gehalten, als ich noch berufstätig war und über Firmen-Handy und -Laptop verfügte - wurde auch immer ohne Murren akzeptiert. Meist sind es ja bestimmte Menschen, die glauben, so unentbehrlich zu sein, dass sie den Aus-Knopf nicht finden. Aber das ist ein anderes Thema. Olga
geli
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von geli
als Antwort auf gerry vom 05.07.2011, 15:43:10
Von "immer erreichbar" habe ich ja nichts geschrieben (auch ich verwende mein Handy nur sehr selten)
Aber Antwort auf meine Post bekomme ich am liebsten sofort
Und stell Dir vor, wir müssten hier immer erst den Postweg abwarten!

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geli
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von geli
als Antwort auf olga64 vom 05.07.2011, 15:53:27
In Münchner Theatern und teilweise auch Kinos wird man vor Beginn der Vorstellung um Ausschalten der Handys gebeten - das klappt auch gut. ...


Uj, da frag aber mal einen Orchester-Musiker (ich kenne einige)!
Aber vielleicht ist München auch da anders
olga64
olga64
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von olga64
als Antwort auf geli vom 05.07.2011, 15:56:44
Ich war mal in Luzern im Konzerthaus, wo Simon Rattle dirigierte. Auch dieser bat das verehrte Publikum, Handys auszuschalten. Irgendein Träumer machte es nicht - es läutete während des Konzerts. Rattle stoppte die Darbietung - wenn ich mir diese Peinlichkeit vorstelle, hat die wohl nur den Vorteil,dass es dem Verursacher nicht mehr passieren wird.
Übrigens - auch in anderen deutschen Grossstädten kenne ich diese legitimen Bitten vor Beginn der Vorstellungen.Kann es sein, dass Menschen, die dies nicht kennen, zu selten Theater besuchen? Olga
Mareike
Mareike
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf gerry vom 05.07.2011, 15:43:10
Hallo Gerry
Auch ich schrieb Liebesbriefe mit Duftnote und es hat mich enorm angerührt diese schön gebündelt in einer schönen alten Blechdose wiederzufinden. Mein Mann war nach außen hin kein Romantiker. Er erwartete jede Woche Post. Dies hat er damit begründet, dass es doch wichtig wäre, dass ich die deutsche Sprache beherschen lerne in Wort und Schrift. Ich bekam dann meist eine Postkarte mit einigen knappen Informationen und den drei obligatorischen Kreuzchen zurück. Dafür war er derjenige, der die wirkliche Begegnung ermöglichte. Er war stolzer Besitzer eines DKWs, der jedoch einen Fabrikationsfehler aufwies, der dazu führte, dass zweimal der komplette Motor ausgewechselt werden musste. Durch die räumliche Entfernung sahen wir uns nur vierzehntägig, und das fast sechs Jahre lang.Schwiegermutter, so gar nicht glücklich,dass ihr einziger Sohn ausgerechnet ein Meisje haben wollte und nicht ein "hiesiges" Mädel aus dem damals noch 1000 Seelendorf.Auch viele Jahre später bekam ich von ihr zu hören: "Zwei Autos hät de Jeck no Holland kapott jevare."

Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Formen von Romantik. Die jüngste Tochter ist mit einem Musiker verheiratet. Sie bekommt häufig über Händy frisch komponierte Liebeserklärungen zugeschickt.

Liebe Grüße
Mareike
geli
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Re: Liebesbriefe-SMS?
geschrieben von geli
als Antwort auf olga64 vom 05.07.2011, 16:04:59
Kann es sein, dass Menschen, die dies nicht kennen, zu selten Theater besuchen? Olga


Ich denke, da gibt es verschiedene Gründe.
Manche sind so wichtig und meinen, sich darüber hinwegsetzen zu müssen/können/dürfen
Andere hören nicht zu (oder lesen die Aufforderung nicht), und wieder andere sind im Glauben, sie hätten eh abgeschaltet.

Wir hatten mal einen Vortragenden, der zu Beginn seines Vortrages auch diese Bitte aussprach. Aber was passierte? Plötzlich läutete ein Handy! Peinliches Herumgeschaue - bis sich herausstellte, dass es aus der Aktentasche des Vortragenden läutete (die sich natürlich bei seinem Sitzplatz befand)

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