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Plaudereien Lieblingsmethaphern

caya
caya
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Lieblingsmethaphern
geschrieben von caya
Eine Metapher ist ein Verfahren des Geistes vermittels dessen es uns gelingt, etwas zu erfassen das unserem begrifflichen Vermögen ferner liegt.
(Ortega y Gasset)

Ein guter Mensch am Höllentor

Die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich musste sich der Teufel selbst hinausbegeben, um die Bewerber fortzuschicken:
»Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist«, sagte er. »Den muss der ärgste Sünder bekommen. Sind vielleicht ein paar Mörder da?«

Und nun forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte.
Wieder und wieder blickte er die Schlange entlang. Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte:

»Was ist eigentlich mit Ihnen - dem Herrn, der da für sich allein steht? Was haben Sie getan?«

»Nichts« sagte der Mann, den er so angesprochen hatte. »Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, die Leute ständen hier um Zigaretten an.«

»Aber Sie müssen doch etwas getan haben«, sagte der Teufel. »Jeder Mensch stellt etwas an.«

»Ich sah es wohl«, sagte der gute Mensch, »aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herumgetrampelt und die Armen zertreten. Überall um mich herum haben Menschen von Übeltaten jeder Art profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts.«

»Absolut nichts?« fragte der Teufel ungläubig. »Sind Sie sich völlig sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?«

»Vor meiner eigenen Tür«, sagte der »gute Mensch«.

»Und nichts haben Sie getan?« wiederholte der Teufel.

»Nein!«

»Komm herein, mein Sohn, der Platz gehört dir!«

Und als er den »guten Menschen« einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um mit ihm nicht in Berührung zu kommen.

Eugen Rucker

Caya
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Re: Lieblingsmethaphern
geschrieben von caya
Diese kleine Geschichte kennt sicher mittlerweile schon jeder Bitte nicht knurren, wenn ich sie dennoch wieder mal hervor gekramt habe

Der Hund und der Spiegelsaal

Kennst du die Geschichte vom Hund, der sich auf den Weg macht, die Welt zu erkunden und sich dann verirrt?
Dieser Hund macht sich alleine auf den Weg und läuft los. Die Welt erkundend ...streunt hier und dort ... schnuppert mal hier und da ... läuft weiter ... und kommt schließlich auf wundersame Weise in einem Spiegelsaal mit Tausenden von Spiegeln an.

Hier beginnt nun die eigentliche Geschichte:

Der Hund schaut sich um in diesem Saal mit Tausenden von Spiegeln. Überall sieht er Hunde. Vor ihm Hunde, neben ihm Hunde, hinter ihm Hunde – egal, wo er hinschaut – überall sieht er Hunde ...

Völlig erschrocken weicht er einige Schritte zurück ... er ist misstrauisch.
Seine Alarmbereitschaft fährt hoch ... das Fell sträubt sich, die Haltung ist angespannt.
Schlagartig sieht er in den Spiegeln die Hunde zurückweichen und in angespannter Haltung das Fell sträuben.

Die Bedrohung steigt!
Der Hund zieht die Lefzen hoch und zeigt in einer Drohgebärde seine Zähne ... ein gefährliches, tiefes Knurren kommt aus seinem Maul.

Zu seinem völligen Entsetzten sieht er sich nun einer riesigen Zahl von rasend wütenden Hunden gegenüber. Sie alle reißen gefährlich ihr Maul auf und fletschen mit den Zähnen.

Seine Verwirrung steigt ins Unermessliche. Wie verrückt beginnt der Hund sich im Kreis zu drehen und nimmt gleichzeitig in den Tausenden von Spiegeln wahr, wie
die anderen Hunde sich auch alle wie verrückt benehmen - es genauso machen wie er, sie drehen sich alle verwirrt im Kreis.

Schließlich bricht er entkräftet zusammen
– die Erschöpfung ist groß - er kann nicht mehr – er stirbt ganz verwirrt.

Eine erstaunliche Geschichte ist das.
Schaut man von außen auf diesen Hund, wird klar, dass er nicht wusste, dass er sich in einem Spiegelsaal befand und nichts weiter sah, als immer nur sich selbst!

Lass uns die Geschichte spielerisch in einer kleinen Nuance anders schreiben.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu. Wir brauchen uns nur vorzustellen, dieser Hund, hätte im Spiegelsaal erwartungsvoll und voller Freude mit seinem Schwanz gewedelt
... natürlich wäre sie dann ganz anders verlaufen.

Stell dir vor, dieser Spiegelsaal ist (wie) ein geistiges Gesetz und im übertragenen Sinn befinden wir uns - jede/r von uns - im Leben, wie in einem Spiegelsaal.
Und wir erleben auf ähnliche Weise die Welt. Wir begegnen dem, was in uns schwingt im Außen, jede Begegnung, in jedem Moment, in jeder Facette. Immer wieder haben wir so die Möglichkeit, wie in einen Spiegel zu schauen ... auf diese Weise Leben
zu erleben.

im Netz aufgefischt
Caya
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Re: Lieblingsmethaphern
geschrieben von caya
als Antwort auf caya vom 11.03.2010, 18:13:38
Zwei Wölfe

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer.
Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.

Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens:
"Weißt du, wie ich mich manchmal fühle?
Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend."

"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?" fragte der Junge.

"Der Wolf, den ich füttere." antwortete der Alte.

Verfasser unbekannt


Auch diese kleine, schlichte Geschichte gefällt mir gut.

Sie zeigt, dass jeder Mensch seine Gedanken lenken kann und die negative Seite seines Wesens im Laufe seines Lebens kultivieren kann.
Gedanken formen den Charakter, formen die Sicht auf das Leben und die Mitmenschen.

Caya
caya
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Re: Lieblingsmethaphern
geschrieben von caya
als Antwort auf caya vom 13.03.2010, 11:19:46
Eine hübsche kleine Geschichte zum Nachdenken ist auch diese hier:



Die Chance der Bärenraupe, über die Straße zu kommen

Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Zwanzig Autos in einer Minute.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.
Sie weiß nicht wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern, Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur,
dass jenseits Grün wächst.
Herrliches Grün,
vermutlich fressbar.
Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Sie geht los auf Stummelfüßen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Geht los und geht und geht und kommt an.

Rudolf Otto Wiemer

Wer nicht losgeht kann niemals irgendwo ankommen....

Wer aus Angst oder Feigheit immer dort verharrt, wo er sich sicher wähnt,
verpasst vielleicht die größten Abenteuer seines Lebens....

Wer keinen Mut zu Veränderungen hat, muss sich nicht beklagen, dass
die größten Chancen im Leben der hat, der den Erfolg auch auf der anderen
Seite der Straße zu finden weiß.

Caya


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