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Plaudereien Macht schmieden glücklich?

Federstrich
Federstrich
Mitglied

Macht schmieden glücklich?
geschrieben von Federstrich
Ich verneige mich immer bis unter die Rippen vor der universellen Gültigkeit und Tiefenschärfe solch geronnener Volksweisheiten wie z.B. "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" oder "Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.".

Neulich musste ich über die Bedeutung von „Jeder ist seines Glückes Schmied“ nachdenken, das mir jemand entgegen geworfen hatte. So ganz glücklich bin ich mit diesem Sprichwort nicht.

Auch hier im Forum "be-Glück-wünschen" wir Jubilare. Wir wünschen uns bald wieder viel Glück im neuen Jahr. Aber was meinen wir eigentlich mit "Glück"? Ist es dinglich oder liegt es in uns? Mir ist kürzlich etwas Entscheidendes gelungen, das günstige Langzeitwirkung haben könnte, und mich glücklich machen würde, wenn die anderen, auch äußeren Faktoren mitspielen, die ich nicht beeinflussen kann. Wenn das so ist, liegt es doch nicht an mir und meinem "Schmieden" allein? Und wodurch werden wir glücklich? Durch das Schmieden? Schmieden von was eigentlich?
Die Formulierung „Jeder ist seines Glückes Schmied“ spricht innere und äußere Faktoren des Seins an, schiebt die Last der Lebensgestaltung aber letztlich auf das Individuum. Stimmt das so?
Was meint ihr? Habt ihr euch glücklich geschmiedet? Oder braucht es mehr dazu?
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
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Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Federstrich vom 13.12.2015, 07:55:36
Dieses Sprichwort ist,wie viele andere auch im übertragenen Sinn zu verstehen,
denn

"Glück"

beinhaltet so viele verschiedenartige Empfindungen,die wir nur bedingt
beeinflussen können.

Jeder kann sehr viel tun,um Zufriedenheit und Wohlgefühl, die wie vieles Andere auch unmittelbar mit Glücksempfindungen verbunden sind,
zu schaffen.

Sehr oft sind es die kleinen Dinge,die "glücklich" machen.

Gudrun
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2015, 08:53:21
Freude ist unsäglich mehr als Glück.
Glück bricht über die Menschen herein,
Glück ist Schicksal …. Freude ist einfach
eine gute Jahreszeit über dem Herzen.
Freude ist das Äußerste, was die
Menschen in ihrer Macht haben.

Rainer Maria Rilke

Ich glaube, dass wir Glück nur insofern "beeinflussen" können, wenn wir unsere Vorstellung davon loslassen. Loslassen - schwieriges Wort -, man kann es manchmal nicht mehr hören. Wie geht Loslassen?
Ich glaube, wenn ich offen dafür bin, kommt es vielleicht in ganz anderer Form zu mir, als ich es erwartet oder mir eben vorgestellt habe. Und trotzdem ist Glück etwas Flüchtiges. Ich kann nicht beeinflussen, ob es kommt und wie lange es bleibt. Vielleicht ist Glück, dankbar und zufrieden zu sein, mit dem was ich habe.

Roxanna

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Federstrich vom 13.12.2015, 07:55:36
Über das Thema "Was ist eigentlich Glück?" haben wir hier schon so oft diskutiert. Der Begriff "Glück" hat wohl so viele Bedeutungen wie Interpretinnen.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von JuergenS
Drum wende ich mich dem Wort Schmieden zu.

In meinem Namen kommt das Wort vor, zu dem Bauer in meinem Namen kam irgendwann das Wort Schmied, später Schmid dazu.
Ich gehe davon aus, dass die Namenserweiterung damit zusammenhängt, dass erweitert wurde ums Schmieden, also wurde auch da buchstäblich geschmiedet.
Glück geschmiedet?

Servus
mane
mane
Mitglied

Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von mane
als Antwort auf Federstrich vom 13.12.2015, 07:55:36

Neulich musste ich über die Bedeutung von „Jeder ist seines Glückes Schmied“ nachdenken, das mir jemand entgegen geworfen hatte. So ganz glücklich bin ich mit diesem Sprichwort nicht.
... was meinen wir eigentlich mit "Glück"? Ist es dinglich oder liegt es in uns? Mir ist kürzlich etwas Entscheidendes gelungen, das günstige Langzeitwirkung haben könnte, und mich glücklich machen würde, wenn die anderen, auch äußeren Faktoren mitspielen, die ich nicht beeinflussen kann. Wenn das so ist, liegt es doch nicht an mir und meinem "Schmieden" allein? Und wodurch werden wir glücklich? Durch das Schmieden? Schmieden von was eigentlich?
Die Formulierung „Jeder ist seines Glückes Schmied“ spricht innere und äußere Faktoren des Seins an, schiebt die Last der Lebensgestaltung aber letztlich auf das Individuum. Stimmt das so?
Was meint ihr? Habt ihr euch glücklich geschmiedet? Oder braucht es mehr dazu?


Hallo Federstrich,

für mich hat Glück recht wenig mit äußeren Umständen zu tun. Ich finde es in mir - alles andere ist Makulatur.

"Jeder ist seines Glückes Schmied" suggeriert, dass Glück nicht vom Zufall usw. abhängig ist, sondern dass man es selber "schmieden" kann. Dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur hart genug daran arbeite und selber für Erfolg oder Versagen verantwortlich bin.
Dagegen sprechen die vielen Menschen, die z.B. unverschuldet krank, arbeitslos oder gar in der Dritten Welt in Armut leben und denen es nicht möglich ist, ihr "Glück" zu schmieden.

Viele Erfolreiche (Glückliche?) haben vieleicht nur durch glückliche Umstände und Zufall Erfolg gehabt und dies nicht selbst durch Anstrengung/Intelligent usw. geschmiedet.
Ich denke, zu einem kleinen Teil sind wir für diese Form des Glückes der Schmied, ansonsten wird das Schicksal wohl von Glück im Sinne von Zufall und anderen Faktoren bestimmt, aud die der Einzelne keinen Einfluss hat.
Mane

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von Medea
als Antwort auf mane vom 13.12.2015, 13:13:32
Vorweg: Ich liebe geradezu die Sprichwörter, die ja alle
ein Quentchen Wahrheit enthalten, sie sind einstreubar in die tägliche
Erziehung der lieben Kleinen,- meine Mutter und Großmutter hatten
(damals) fast für jede Situation den entsprechenden Spruch, über
den dann nachgedacht werden mußte.

Die Altvorderen hatten auch ohne Psychologie viel Lebenswahrheiten
erworben - die wurden von Generation zu Generation weitergegeben -
an seinem GLÜCK sollte schon ein jeder versuchen zu schmieden,
nämlich (nächster guter Rat) so lange das Eisen noch heiß ist.
Darunter kann sich jeder etwas vorstellen.
Natürlich ist das GLÜCK auch sehr wankelmütig, denn

GLÜCK und Glas, wie leicht bricht das. also vorsichtig zu
Werke gehen. Glück ist ein windiger Geselle.

Er ist ein HANS im GLÜCK - das ist besonders fingeliensch,
denn erst als der gute Hans wieder dort angelangt war, wo er herkam
und ohne die Last von Gold, Kuh, Gans, wurde er wieder ein
fröhlicher unbelasteter Mensch.

WER ANDERN eine GRUBE gräbt, fällt selbst hinein - gefällt mir
besonders gut (ich habe so manchem aus so einer Grube geholfen)
und ein wenig Schadenfreue kam schon dann und wann auf.

HEUTE noch auf STOLZEN Rossen, morgen durch die Brust geschossen,
denn das UNGLÜCK schreitet schnell.

Besonders schön: wenns dem ESEL zu wohl ist,
geht er auf Eis tanzen.


Medea.
Federstrich
Federstrich
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Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von Federstrich
als Antwort auf schorsch vom 13.12.2015, 10:18:24
Kurz mal OT: Ja, da hast du womöglich Recht, Schorsch, besonders wenn man schon so lange dabei ist wie du.
Ich bin eher einem inneren Impuls gefolgt ohne erst aufwändig zu recherchieren. Die Suchfunktion im ST, die ich nun zum erstenMal bemüht habe, spuckt tatsächlich zehn Seiten zu diesem Thema aus, die bis 2007 zurückgehen. Wow. Es war auch ein Beitrag darunter, der erst jüngst erschien, den ich aber nicht gesehen hatte. Also ist die Suchfunktion das Maß aller Dinge, lerne ich für mich.
Aber davon mal abgesehen, kann man ja Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, so wie das nach meiner Beobachtung hier sehr häufig geschieht. Mir ging es mal um die Reichweite und Gültigkeit von Sprichwörtern, ja, hier im Zusammenhang mit Glück, aber nicht speziell nur dazu. Lesen und antworten ist ja auch freiwillig. Es kommen auch immer neue User dazu. Es wird in so einem großen Forum und mit so erfahrenen Mitgliedern wohl kaum Themen geben, die noch nicht behandelt wurden.
Federstrich
Federstrich
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Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von Federstrich
als Antwort auf mane vom 13.12.2015, 13:13:32
Aufschlussreich, dass bisher alle eindeutig die begrenzte Reichweite dieses Spruches herausstellen, ohne es dabei gleich gänzlich fatalistisch zu verstehen. Wir haben es eben nur zum Teil in der Hand, sind aber auch den z.T. unverschuldeten Umständen ausgeliefert, die @mane anführt und die Heidegger als Geworfenheit unseres Daseins beschreibt. Diese Leitplanken, in denen sich unser Leben bewegt, deckt der Spruch nicht ab, sondern er suggeriert, wie @mane schreibt, die Alleinverantwortung des Einzelnen.
Das Leben als "geworfener Entwurf" und der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" haben für mich dennoch was gemeinsam, nämlich, dass es unverrückbar Vorgefundenes aber auch Gestaltbares gibt. Ich möchte zumindest die Illusion nicht völlig aufgeben, "dem Schicksal (etwas - F.) in den Rachen greifen" zu können, wie Beethoven das mal formuliert hat: "ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht." Lebenskunst und Glück bestehen für mich auch darin, das Gestaltbare im Vorgefundenen zu erkennen in der Hoffnung, dass ich für meine Gemütsruhe in den Lebensverlauf zumindest in Teilaspekten durch Tätigsein vorübergehend korrigierend eingreifen kann.
mane
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Re: Macht schmieden glücklich?
geschrieben von mane
als Antwort auf Federstrich vom 13.12.2015, 14:33:06
Ab und zu mal Schmied sein

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