Plaudereien Meine Frau Schwiegermutter - eine völlig sinnfreie Utopie über den Schönheitswahn

Zugegeben, meine Schwiegermutter und ich waren uns von Anfang an nicht "grün".
Ich nahm immer an, daß es daran lag, weil ich ihr die Tochter "weggenommen" hatte.
Weit gefehlt, doch Eins nach dem anderen:

Wir wohnten alle unter einem Dach, natürlich in getrennten Wohnungen.
Als meine Schwiegermutter ihren "Rappel" kriegte, muß sie so um die 65 gewesen sein, ich um die 40.
Bei einem Senioren-Workshop mit dem Thema: "Korrekte Wickeltechnik mit Kohlrouladen bei Krampfadern" hatte meine Schwiegermutter wohl von neuesten Verjüngungstechniken schnittiger Schönheitschirurgen gehört und war sofort bereit, sich unter die Saugnäpfe ihrer Fettabscheider zu legen.
So etwas kannten wir bisher nicht von ihr und hätten es auch nie vermutet.
Sie war eher konservativ bis altmodich.

Sie unterschrieb sofort die notwendigen Formulare, wie Patientenverfügung und Testament.
Ich war außer mir - und als mir meine Frau einen bösen Blick zuwarf - außer mir vor Freude, daß sie unser Erbe diesen Weißkitteln hinterher werfen wollte.
Mein holde Gattin meinte nur: "Laß' sie doch, wenn sie ihre Freude dran hat und sich wohlfühlt."
Wenn die geahnt hätte.

Nach zwei Wochen besuchten wir meine Schwiegermutter und ich war echt überrascht.
Man hatte ihr mindestens zwanzig Jahre aus dem Gesicht gebügelt. Sie strahlte uns an mit der Aura einer etwa Vierzigjährigen.
Ich hielt es nicht für möglich.
In der Folge buchte meine Schwiegermutter jede Behandlung, die ein Verjüngung versprach.
Sie fuhr - viel mehr ließ sich von mir fahren - nach Franzensbad in eine "Schönheitsfarm".
Was mußte die arme Frau dort alles durchmachen:
Fett absaugen, Warzen und Altersflecken entfernen, Plastitationstherapien, saunieren, massieren und reanimieren.

Nach vier Wochen sollte ich sie von ihren Umbauarbeiten abholen, konnte sie aber leider erst nicht entdecken.
Mein Blick fiel auf eine äußerst attraktive Kastanienbraune, die in der Empfangshalle saß und neugierig umherschaute. Was für eine tolle, attraktive Frau.
Da ich aber meine Schwiegermutter suchte, konnte ich der attraktiven Dame weiter keine Aufmerksamkeit widmen und wollte weitersuchen, als plötzlich mein Namen gerufen wurde.
Es war die attraktive Kastanienbraune und an der Stimme erkannte ich meine Schwiegermutter.
Was die ärztliche Schnitzkunst und "Aufbaustunden" da geleistet hatten, war sagenhaft.
Besser hätte es Prof. Mang vom Bodensee auch nicht gekonnt.
Ich verliebte mich sofort in sie!

Auf der Heimfahrt wollte ich dann wissen, warum sie all diese Torturen auf sich genommen habe.
"Du Dussel, für Dich natürlich. Hast Du nie gemerkt, was ich für Dich empfinde?"
Ich war wiedermal baff! Da wäre ich nie drauf gekommen...

Zu Hause dann die Auseinandersetzungen.
Zuerst sträubte sich meine Frau noch gegen unsere Hochzeit.
Doch da ich ja ihre Mutter heiratete, blieb alles in der Familie.
Ich auch!
Nur in der Stammbaum-Konstellation änderte sich einiges:

Meine bisherige Frau wurde meine Stieftochter und ich wurde zum Großvater meiner Tochter.
Einen Bekannten von mir "erwischte" es aber noch schlimmer

Leider ist meine Frau vor zehn Jahren im Alter von 80 - aussehend wie eine blühende 60 erin - verstorben.
Laut ihrer Geburtsurkunde war sie aber schon 90!
Nach einer angemessenen Wartezeit heiratete ich dann meine Stieftochter - frühere Frau - so daß nun alles bei'm alten ist.
Allerdings sagt meine Tochter noch manchmal "Opa" zu mir.
Das mag aber daran liegen, daß sie zwei kräftige, schmucke Söhne hat.
Das sind aber nun meine "richtigen" Enkel.

Einen schönen Tag
wünscht Gerry

Mein Rat an dich: Falls du dich wieder mal mit dem Gedanken trägst, dich zu verheiraten, such dir eine Schwiegermutter aus, die froh ist, ihre Tochter loszuwerden!