Forum Allgemeine Themen Plaudereien Nachdenken über die Langeweile

Plaudereien Nachdenken über die Langeweile

miriam
miriam
Mitglied

Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von miriam
Zugegeben – ein etwas widersprüchlicher Titel – denn beim Nachdenken, langweilt man sich nur in den seltensten Fällen.
Und außerdem, trägt man in diesem Fall, allein die Verantwortung für diese Zeit der Langeweile, die sich ja meistens durch ihre Leere auszeichnet...

Schon Blaise Pascal befasste sich im 17. Jahrhundert mit dem Phänomen der Langeweile – seine Gedanken kann ich zum Teil auch nachvollziehen, bis auf dem einen Satz in dem er zur Schlussfolgerung gelangt, dass die Langeweile sich dort breit macht, wo ein Platz im Menschen leer geblieben ist, und zwar - der Platz Gottes.

Ist es nicht so, dass wir inzwischen auch diesen Platz gedanklich besetzt haben – durch die Tatsache, dass wir uns erlauben zu zweifeln, zu hinterfragen, nachzuforschen usw.?

Und trotzdem begegnet uns auch heute noch viel zu oft die Langeweile, oder das Bestreben diese mit völlig unwichtigen Fragen bzw. Beschäftigungen, auszufüllen.
Wir staunen dann, dass wir uns dadurch erneut Mitten in der Langeweile, befinden.

Wieder überrascht es mich (wie seinerzeit bei dem Thema "Über die Dummheit"), wie zahlreich die Autoren sind, die sich mit diesem Thema befasst haben – und uns damit spannende Gedanken überliefert haben.

Für mich persönlich, bleibt Oblomow, eine der spannendsten Figuren die die Langeweile verkörpern.
Oblomow, für diejenigen denen es nicht auf Anhieb einfällt, ist die zentrale Figur im gleichnamigen Roman von Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (erschienen im Jahr 1859) – seine Person ist in erster Linie durch eine extreme Passivität gekennzeichnet.
Bezeichnend auch, dass dieser Repräsentant des russischen Kleinadels des 19. Jahrhunderts, gar nichts tun muss, um zu existieren.
Dabei scheint es mir, dass seine innerliche Leere keinen genügend großen Leidensdruck verursacht, um ihn zu zwingen diese mit etwas Sinnvollem auszufüllen.

Was denkt Ihr denn über die Langeweile, die sicherlich jedem von uns in irgendeiner Form schon begegnet ist?

Miriam
nasti
nasti
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von nasti
als Antwort auf miriam vom 19.09.2011, 14:11:33
Es gibt zwei Gesichter einer Langeweile:

Eine ist die passive, die andere die aktive Lageveille verbunden mit Faulheit...

der Faulenzer fiel in eine Depression, tut nichts und oft greift zum Alkohol-----das passive

der andere - aktive Faulenzer belebt die Langeweile mit Muse, Geduld, Neugier, Kreativität, Lebendigkeit.

Sehr viele Philosophe und Schriftsteller und berühmte Menschen schöpfen von Langeweile ganz besondere Werke, welcher überleben Jahrtausende.
Die meiste aktive Faulenzer lassen für die nachkommende Generation nichts besonderes hier , trotzdem sind glücklicher als diejenige welcher versuchen sein Leben und Leben der anderen kontrollieren, die Zeit für sich ausnützen und arbeiten--also sind gestresst und hadern mit Chronos /Zeit/ --das die Zeit ist sehr kurz und schaffen es nicht was Sie so vorhaben hatten....
Der aktive Faulenzer denkt nicht an verlorene Zeiten, die Ideen welcher kommen versucht er/sie realisieren. Wenn es nicht gelingt--auch gut, kann über sich lachen.
Die meist nur materiell denkenden vergessen etwas:

"Was man besitzt, hat man. Was man hat ist uninteressant."

Der Mensch strebt immer nach etwas anderes was er/sie hat, das ist das beste Mittel gegen langeweile eigentlich und Recht hat der Woody Allen:

"Die Ewigkeit ist sehr lang, besonders zum ende hin"

Nasti
caya
caya
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von caya
als Antwort auf miriam vom 19.09.2011, 14:11:33
Miriam, das Thema gefällt mir.

Allerdings, wenn ich über die Langeweile *nachdenken würde, würde ich mich schon nicht mehr langweilen.

In der Langeweile entstehen bei mir die kühnsten Ideen und Pläne, wenn ich überhaupt zugeben würde Langeweile zu haben
Ja, das ist wirklich so, denn meistens tue ich ein paar Dinge auf einmal, nicht zuletzt hier im ST stöbern und lesen und schreiben und fernsehen und sogar noch telefonieren.

Es ist wirklich so, dass der Geist erst in richtig schöner Langeweile dazu kommt, sich zu regenerieren.
Der Kopf muss sich vor lauter Leere hohl anfühlen dann können gute, neue Ideen rein, denn dann ist Platz und Raum für Neues, der ganze ausgelebte Müll ist raus.

Die Langeweile ist nach meinem Gefühl einfach nur eine schöpferische Pause, die man nutzen sollte um Löcher in den Himmel zu gucken.

Man sollte die Langeweile kultivieren!

Caya

Anzeige

peter25
peter25
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von peter25
als Antwort auf caya vom 19.09.2011, 17:01:25

Die Langeweile ist nach meinem Gefühl einfach nur eine schöpferische Pause, die man nutzen sollte um Löcher in den Himmel zu gucken.

caya
geschrieben von caya

Hab schon so viele Löcher in den Himmel geguckt,das der Himmel über mir, nur noch ein großes Loch ist.

Peter

miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von miriam
als Antwort auf caya vom 19.09.2011, 17:01:25
Liebe Nasti, liebe Caya,

eure Gedanken machen mich einerseits glücklich, andererseits wirken sie auf mich inspirierend.

Das was Ihr schreibt, (wenn man die beiden Beiträge einfach zusammen betrachten möchte), bestätigt auch meinen Gedanken: es gibt Stimmungen die eine gewisse Aktivität begünstigen.

So zum Beispiel die Langeweile, die manche Menschen zum Philosophieren inspiriert.

Ich denke nicht, dass Ihr beide Euch im herkömmlichen Sinn des Wortes gelangweilt habt, als Ihr Eure sehr individuellen Beiträge geschrieben habt.

Aber schon das Nachdenken über die Langeweile, kann ja inspirieren – und in uns Gedanken wach werden lassen, die zur so genannten Alltagsphilosophie gehören.
So interpretiere ich auch Eure Beiträge.

Und der Gedanke von Nasti:


"der andere - aktive Faulenzer belebt die Langeweile mit Muse, Geduld, Neugier, Kreativität, Lebendigkeit"...

entspricht auch ganz der Absicht dieses Themas.

Nun tauche ich wieder in die Vergangenheit ein – um zu sehen, was da noch für verborgene Schätze zu entdecken sind.
Blaise Pascal hatte ich schon in meinem Eröffnungsbeitrag genannt, aber es gibt ganz andere Namen, die nicht vergessen werden sollten, wenn wir unter anderem über die Langeweile nachdenken.

Ferdinando Galiani (XVIII Jahrhundert), reduziert in einem seiner Aphorismen die Erziehung auf zwei erstrebenswerte Ziele:


Erziehung läuft auf zweierlei hinaus: Ungerechtigkeiten erdulden
und Langeweile ertragen lernen.


Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob dies die Haupteigenschaften sind mit denen wir in unserer Umgebung konfrontiert werden?
Ich lasse diese Frage einfach unbeantwortet, da ich vermute, dass da die subjektive Wahrnehmung eine große Rolle spielt.

Macht wirklich Spaß, sich auf diese Weise zu langweilen...

Miriam

Danke auch dir Peter - habe deinen Beitrag erst jetzt gesehen.

nasti
nasti
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von nasti
als Antwort auf peter25 vom 19.09.2011, 17:30:50
Keine schlechte Idee

Caya

"Löcher in den Himmel zu gucken"

......ich praktiziere es nicht, ich stiere auf die Decke hoch in Zimmer. Warum immer hoch? Es ist spontan, angeblich ist das Gehirn damit aktiviert---und wir tun es intuitiv, weil wir es brauchen......ich bestimmt brauche noch höher gucken wegen mein Gehirn Aktivitätion....braucht immer mehr und mehr *gggg*....

Draußen bin ich ewig abgelenkt, ich habe Garde und große Terrasse wo ich so wie nieee sitze, die Vögel spielen verrückt wenn Sie mich blicken......aber wirklich. Keiner glaubt das....alle denken---aha die olle spinnt wieder.....

Die langeweile ist kostbar wenn ein Mensch muss nicht daran denken wie werde er seine Wohnung bezahlen als Arbeitsloser.....das ist uns erspart, obwohl ich gebe zu - wäre mir lieber jung sein und kämpfen um Überleben.....

Und so vielleicht gelingt uns einmal selber richtig kennenlernen beim Faulenzen und Langeweile /was ich nicht glaube/ weil:


"Der Mensch ist nicht nur ein Naturwesen, sondern auch sich selbst und anderen geheimnisvoll fremd."

sagte Hans Georg Adamer

Nasti






Anzeige

lifong2007
lifong2007
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von lifong2007
als Antwort auf peter25 vom 19.09.2011, 17:30:50
Bei mir ist das aber ganz anders. Bin der Meinung, daß ich Langeweile nicht kenne. Es fällt mir immer so viel ein, was ich noch erledigen müßte, wo ich jetzt noch einmal hingehen muß, daß ich ja mal wieder bestimmte Freunde treffen muß.
Und dann habe ich von Kindheit an immer gern die Wolken am Himmel betrachtet. Es war und ist mir dann immer so, als würde ich mit ihnen weiterfliegen in bekannte und unbekannte Länder. "Ich schau den weißen Wolken nach und fange an zu träumen".
Sollte jemand das Träumen als Langeweile definieren, nun gut, der darf mich dann auch einordnen. Aber für mich ist dieses mit den Wolken fliegen einfach ein herrlicher Zeitvertreib. lifong2007
caya
caya
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von caya
als Antwort auf nasti vom 20.09.2011, 12:20:35
Im nächsten Leben wirst du Philosophin, Nasti

du hast das sehr philosophisch aufbereitet und sehr Recht mit dem, was du sagst!

Mir ging gerade durch den Kopf, dass wir gar keine Langeweile mehr kennen.
Ich meine diese Langeweile, wo du dich umguckst und denkst :
*Boooahhh is datt langweilisch* (von Hape Kerkeling
und wo du vor Langeweile die Hände ringst und von einer Zimmerecke in die andere rennst.

Wann war mir selbst das letzte Mal so richtig langweilig?????
Ich kann mich nicht erinnern.

Um mich rum steht ein ausgefeiltes Unterhaltungs-Equipment, sodaß ich nur den kleinen Finger krumm machen muss um mir Unterhaltung in jedweder Form zukommen lassen kann.....wenn ich das will.

Ich glaube, ich muss mich mal zur Langeweile zwingen.... dann wird der Kopf so schön leer!


Nein,@Miriam, ich will dann auch kein gutes Buch lesen

Caya

@lifong
ich liebte es immer aus den Wolken Tiere zu erraten die vorbeizogen. Aber die Gebilde verändern sich so rasend schnell. Man muss fix sein.
val
val
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von val
als Antwort auf caya vom 20.09.2011, 14:52:38
Langweilig ist mir nie. Aber wenn Langeweile 'Faulenzen' beinhaltet - das kann ich gut ! Ich finde, dass gerade faule
Menschen besonders fleissig und kreativ sein können (womit ich nicht mich meine )
Gruss
Val
fenna
fenna
Mitglied

Re: Nachdenken über die Langeweile
geschrieben von fenna
als Antwort auf miriam vom 19.09.2011, 17:32:37
Nasti, jung sein und kämpfen ums Überleben haben wir hinter uns. Und ich sage Gott sei Dank. Mein Überlebenskampf war oft sehr anstrengend, und ging fast über meine Kräfte.

Miriam, wenn mir langweilig ist fange ich an zu reimen. Dann ist mit einem Schlag die Langweile weg. Dann feile ich und hoble bis etwas halbwegs lesbares herauskommt. Das macht mir großen Spass.

Seit einigen Wochen hab ich auch ein neues Hobby. Ich hab mir eine Kamera gekauft und nun fotografiere ich alles was mir über den Weg läuft. Also Vorsicht wenn ihr mir begegnet

Anzeige