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Plaudereien Nachrichten, damals und heute.

gerry
gerry
Mitglied

Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von gerry

Nach der politischen Wende stießen Medienforscher auf eine verblüffende Erkenntnis:
Die Implikationen einer sytemimmanenten Rezeptionsweise blockieren die interaktive Massenkommunikation, da divergierende Einwirkungen zumeist negativ sanktioniert werden.
Ganz grob übersetzt: Im Osten wird anders gelesen und geredet!
Da man aber bei einem Bevölkerungs anteil von 5:1 (der verschiebt sich aber ständig weiter zur größeren Zahl) unmöglich verlangen kann, dass die Altbundesbürger anders schreiben, muss man dafür sorgen, dass die Neubundis anders lesen.
Nur ein Beispiel: Die Nachrichten!

Westnachrichten bestanden - oder bestehen nur aus einem Satz, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Das regt das Denken an!
Ostnachrichten hatten viel, viel mehr Sätze, schon um die Funktion der beteiligten Personen aufzuzählen.
Das förderte den wertvollen Tiefschlaf!

Westnachrichten meldeten und melden, was Viele wissen wollen.
Ostnachrichten dagegen, was die Leute wissen sollten!
Den einen ging es um den Sog der Sensation, den anderen um den Sieg des Sozialismus! Mit dem sensationellen Zusammenbruch des Sozialismus ist das vorbei!

Westnachrichten werden oft im neckischen Wechselspiel von Pärchen mit freiem Blick in die Kamera vorgetragen.
Ostnachrichten wurden in betonter Sachlichkeit vom Blatt abgelesen.
Was wiederum beweist, dass alles vorgeschrieben wurde.

Westnachrichten eignen sich selten zum "Danach- richten", weil auf Gerüchte bald das Dementi folgt.
Ostnachrichten verlangten das "Nach-richten", auch wenn die staatliche Plankommission mitteilte, dass 2x2 künftig 6 wäre. Das wirkte beruhigend!

Westnachrichten enthalten in speziellen Teilen Börsennachrichten.
In den Ostnachrichten wurden die furztrockenen Fünfjahrplanzahlen nun endlich durch das amüsante Tageshoroskop ersetzt.
Gott sei Dank!

Die Westmedien folgen in der Auswahl gern den sechs großen "B" - Bomben, Busen Beine, Babys, Business, Banditen.
Ostnachrichten folgten meist den sechs kleinen "w" - wer, was, wann, wo, wie und warum.
Es ist wohl keine Frage, was schneller zu Kopfschmerzen führt.
Aber wer will die schon?

Die Ostmedien waren angehalten zu zeigen, wie aus drei Punkten eine Linie wird, damit man beim Draufgucken das Durchblicken lernt. So haben sie das Volk letztendlich auch befähigt, einen gewaltlosen Umsturz herbeizuführen.
Jeder der die Schwierigkeiten der Übergangsperioden kennengelernt hat, kann den Westmedien nur dankbar sein, wenn sie statt der Hinlenkung die Ablenkung von den wichtigsten Dingen des Lebens betreiben.

Vertauen wir also BILD und den Bildschirm, dann sind wir immer im Bilde!
Aber: Unbildung schützt nicht vor Strafe!

Einen schönen Tag
wünscht Gerry
Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 18.05.2010, 10:58:09


Westnachrichten bestanden - oder bestehen nur aus einem Satz, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Das regt das Denken an!



...stimmt. Nur wie kann es zum Nachdenken anregen, wenn elementare Informationen in dem einen Satz NICHT enthalten sind.
Und wenn ich dann noch darüber informiert werde, daß in China bei einem Busunglück 3 Menschen das Leben verloren haben, dann schüttel ich nur noch den Kopf. Denn am gleichen Tag kamen in Deutschland bei Verkehrsunfällen mehr Menschen ums Leben; dies wurde aber "unterschlagen".
In meinen Augen hat die Qualität der Nachrichten bzgl. Informatiosgehalt gewaltig nachgelassen.
ozimmi
miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von miriam
Nachrichten damals...aber ein damals, welches viel weiter zurückliegt - denn es ist eine Erinnerung aus meiner Kindheit.

Es geht dabei auch um Ostnachrichten und Westnachrichten, nur liegen räumlich diese Koordinate viel weiter auseinander.

Der Nachrichtenhörer befindet sich im Osten Europas (Rumänien), der Nachrichtensprecher auf den die Hörer Abend für Abend warten in der Hoffnung er würde endlich etwas Gutes verkünden, befindet sich in London - es ist der Sprecher der deutschsprachigen Nachrichtensendung des BBC. Leider habe ich seinen Namen vergessen, er war in jener Zeit der Mensch in den man seine Hoffnungen setzte - deswegen auch sehr beliebt und berühmt.

Und dann das: auch ein Nachrichtensprecher ist nur ein Mensch und hat vielleicht seine charismatische Rolle mal satt. Kurz - es geschiet ihm Folgendes: wie jeden Abend verabschiedet er sich mit sehr freundlichen Worten von seinen Zuhörern, wartet 1-2 Minuten und sagt dann: "und jetzt könnt Ihr mich mal alle..."

Leider sind die Leitungen des Senders noch nicht abgeschaltet, sein Zu-satz wird in der ganzen Welt vernommen.

Die BBC kündigt ihm sofort - doch es folgt weltweit eine solche Welle der Empörung, nicht gegen dem Nachrichtensprecher wegen des Ausrutschers, sondern gegen den Sender, wegen der Kündigung.

Die BBC musste die Kündigung innerhalb weniger Tage rückgängig machen.

Und ich, damals 12 Jahre alt, hatte zum ersten mal begriffen, dass Nachrichten etwas sehr spannendes sein können...

Miriam



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hugo
hugo
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von hugo
als Antwort auf gerry vom 18.05.2010, 10:58:09


hm, mal eine etwas andere Nachricht,,danke gerry


"Die Ostmedien waren angehalten zu zeigen, wie aus drei Punkten eine Linie wird, damit man beim Draufgucken das Durchblicken lernt. So haben sie das Volk letztendlich auch befähigt, einen gewaltlosen Umsturz herbeizuführen."

dazu meine Frage:
Dann reichts wohl heute nur noch für Kopfschmerzen, aber nie, nie, niemals wieder für eine so dringend nötige Neuorientierung/ Neuausrichtung ??


hugo
trux
trux
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von trux
als Antwort auf miriam vom 19.05.2010, 07:01:43
Guten Morgen miriam,
danke für deinen informativen Kommentar.
Trux
miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von miriam
als Antwort auf trux vom 19.05.2010, 08:50:23
Guten Morgen miriam,
danke für deinen informativen Kommentar.
Trux
geschrieben von trux


Guten Morgen Trux,

nun - seit mir diese Geschichte eingefallen ist, versuche ich mich an den Namen dieses Mannes zu erinnern.

Jetzt sage ich mal:

Ein Königsreich - für den Namen des Nachrichtensprechers ...


Die Queen wird doch nix dagegen haben?

Liebe Grüße

Miriam

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ehemaligesMitglied42
ehemaligesMitglied42
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von ehemaligesMitglied42
verblüffend, was du schreibst!
5 Akademiker meiner Familie sind gut mit ihren Schulkenntnissen im "Westen" angekommen, (20 Jahre inzwischen her und mehr!!! fühlen sich wohl, haben Familie gegründet und den Westen bereichert!
Wenn doch nur mal das Ost- West Gehetze aufhören würde, die ewig Dummen können aber nicht Ruhe geben. die !Alten! müssen weg , die Jugend macht das schon. Die Mitte Deutschlands liegt eben und lag im Ostdeutschland
.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaligesMitglied42 vom 19.05.2010, 09:03:59
die !Alten! müssen weg, die Jugend macht das schon.
geschrieben von Paris1




Unterstreichung stammt von mir...

Muss ich mich jetzt gleich auf die Reise machen - oder darf ich noch mein Mittagessen zu mir nehmen?

Heute gibt es nämlich mein Lieblingsgericht, das jüngste Gericht kann ja bis dann noch warten...

meint Miriam
ehemaligesMitglied42
ehemaligesMitglied42
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von ehemaligesMitglied42
als Antwort auf miriam vom 19.05.2010, 09:19:46
grins, guten appetit, dann aber ab mit deinen tollen ansichten! Gehörst zu den ewig gestrigen
hugo
hugo
Mitglied

Re: Nachrichten, damals und heute.
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaligesMitglied42 vom 19.05.2010, 09:40:11
Gehörst zu den ewig gestrigen (paris)

ist das eine Krankheit ? wie wärs dann mit einem Medikament zum Vergessen, welches Erinnerungen auslöscht und prompt aus diesen "Ehemaligen" Zukünftige macht, also Ewigheutige oder gar Ewigmorgige,,

ok wir Wären dann zwar kein ehemaliges Kulturvolk mehr, die Schüler bräuchten keine Gedichte Geschichten Märchen mehr erlernen
irgendwie erinnert mich das an "Untertagblues. Ein Stationendrama von Peter Handke"

hugo

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