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Plaudereien Nie Dein Abbityr verhunzen!

EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von EmilWachkopp
Da es heute verjährt ist, kann ich das wull kleckerweise schon zugeben: Mein erstes Abbityr hab ich ganz böse verhunzt. Mit Pauken und Trompeten, wenn man das so ausdrücken kann. Und jetzt spreche ich nicht von meinem Hilfschulsabbityr, das ich im Jahre zuvor mit Glanz bestanden hatte, weil die toleranten Prüfer jede Antwort – sogar jedes Schweigen aus Verlegenheit – mit hohen Noten honorierten. Ich spreche auch nicht von meinem provisorischen Abbityr, das ich gleichzeitig auf der jährlichen Auslosung gewonnen hatte. Nein, hier handelte es sich um das richtige Abbityr, das was man nur aufs Gymnastikum bekommen kann. Das mein ich.

Es war das Abbityr, das ich böse verhunzt hatte. Obwohl ich daran – wie an allen anderen Patzern, die mir in meinem Leben unterlaufen sind – gänzlich schuldlos war. Die Ursachen für die Pleite müssen wir in den äußeren Umständen suchen. Die waren numlich gar nicht günstig.

Zur Mathematikprüfung kam ich eine halbe Stunde zu spät; und die wollten mir zuerst gar nicht zulassen, die Pedanten. Doch ich hab gebettelt und gedibbert und gejammert, bis sie Gnade vor Pedantenrecht ergehen ließen. Aber sowas gehört sich ja auch nicht: Man schließt Emil nicht von einer Prüfung aus, denn wie soll er die bestehen, wenn er nicht mal teilnehmen darf?

Dass ich zu spät erschien, lag daran, dass ich verpennt hatte. Und dass ich verpennt hatte, lag daran, dass ich viel zu spät ins Bett gekommen bin. Wenn man nümlich erst um halb sechs Uhr früh in die Falle kommt, denn fällt einem das Aufstehen um halb sieben Uhr manchmal doch recht schwer. Jedenfalls hab ich den Wecker gar nicht gehört. Aber da hätte die Schule ja auch, find ich, mal büschen aktiver sein können. Wenn Emil eine viertel Stunde nach Prüfungsbeginn noch nicht zugegen ist, gebietet es der Anstand jemand zu ihm nach Hause zu schicken, um ihn zu wecken. Find ich. Jedenfalls in einem Sozialstaat. Find ich. Aber das Wort „Sozialservice“ war offenbar ein Fremdwort für unsere altmodischen Lehrerinnen
Jedenfalls bin ich so spät ins Bett gekommen, weil ich den letzten Bus verpasst hatte und stundenlang auf den ersten warten musste. Und das wiederum lag daran, dass ich bei Bier und Knobeln das Gefühl für die Zeit verloren hatte. „Na“, sag ich noch fröhlich und streich meinen Gewinn ein, „zum Glück ist heute Sonntag.“ „Sonntag?“ lallte da die Sabsche (auch Sabine genannt). „Du bist gut Emil. Aber heute ist Montag.“ Ein Aufschrei stieg auf aus meiner Kehle. „HAAAAA!!!! Meine Prüfung!!! Ich muss sofort weg.“ Dann rannte ich wie ein Irrer zur Bushaltestelle, sah den Bus aber nur noch an der nächsten Straßenecke abbiegen. Wie man sieht: eine Kette extrem ungünstiger äußerer Umstände, denen ich zum Opfer fiel, hat mir mein erstes richtiges Abbityr verhunzt.

Ich nahm die Mathematikaufgaben entgegen und setzte mir an einen freien Tisch in dem großen Saal. Gleich loszulegen hätte wenig Sinn gemacht, denn ich sah die Zahlen und anderen Symbole doch noch reichlich verschwommen, obwohl ich zu Hause mein Gesicht kalt abgespritzt hatte. Außerdem hechelte ich immer noch heftig, ja fast asthmatisch, weil ich doch den fünfhundert Meter langen Weg von der U-Bahn zur Schule wie ein Verrückter gewetzt bin. Auf der Treppe bin ich sogar noch gestürzt und habe mir beide Arme aufgeschürft. Die Unglückskette wollte einfach nicht abreißen.

Je mehr ich mir beruhigte, desto mehr wurde mir bewusst, wie hundemüde ich war. Was ja auch kein Wunder ist, wenn einem der Schlaf immerzu gewaltsam entzogen wird. Davon kann man es sogar, wenn man Pech hat, in Kopp kriegen und nur noch Unsinn verzapfen. Schlimm ist das. Na, zum Glück war ich bloß Schüler und kein Pilot oder U-Bahnfahrer, dachte ich. Das hätte nümlich was werden können! Es war aber jetzt zu überlegen, wie ich am Besten mit meinen dezimierten Kräften haushalten könne, um Optimales unter den scheußlichsten Bedingen leisten zu können. Die Frage war: Soll ich zuerst büschen schlafen und mich dann den Aufgaben widmen? Oder soll ich den Kladderadatsch auf die Schnelle erledigen und dann schön ein paar Stunden auf dem Schulhof schlafen? In diesen Grübeleien versunken, vergaß ich mein soziales Umfeld und gähnte so laut und ungeniert, dass alle mir entsetzt – aber doch irgendwie freudig entsetzt – anstarrten. Und zu allem Überfluss entfuhr mir auch noch ein satter Rülpser. Das ist sonst gar nicht meine Art, aber ich befand mir wahrscheinlich schon in einer Art von „Twilight zone“.
Als das Gelächter im Saal verklungen war, hörte ich hinter mir die piepsige Stimme der kleinen Tietschi: „Emil hat einen in der Krone.“ „Und was soll daran Besonderes sein?“ erwiderte die patzige Stimme der Elvira. „Gar nichts. Ich finde ihn nur eben niedlich, wenn er einen sitzen hat.“ „Tietschi hat Recht“, lallte ich müde. „Und du, Elvira, wirst mal eine richtige Nörgeltante, wenn du erwachsen bist.“ „Ruhe im Saal“, kreischte die Prüfungsaufsichtsbeamtin vom Ende des Saales her. „Ja, ja, ja“, brummelte ich müde und dann gingen alle Lichter aus.

Das Scharren der Stühle, die Schritte auf dem Fußboden und das Geraune vieler Stimmen weckten mir aus dem Schlaf. „Aha, die Prüfung fängt an“, dachte ich. Aber die fing gar nicht an, die war zu Ende. Vor mir auf dem Tisch lagen die Aufgaben und einige leere Bögen Papier. Schön, das würde meine erste Klausur in Mathematik mit null Fehlern sein. Aber irgendetwas sagte mir, dass man die Prüfungsaufgaben so übervorsichtig vielleicht doch nicht angehen darf.

Aber da hätten die Prüfungsaufsichtsbeamtinnen auch mal büschen wacher sein müssen! Emil jedenfalls ist da ganz anders. Sag mal, ich bin Prüfungsaufsichtsbeamtin. Denn geh ich doch nicht bei und lass einen Geprüften drei (oder waren es sogar vier?) Stunden lang ratzen! Na ja, im normalen Unterricht vielleicht mal. Aber doch nicht während einer Prüfung, die darüber entscheidet, ob jemand später Generaldirektor oder Lumpensammler werden muss. Nee, da geh ich locker mal hin und klopf an. Weil Emil nümlich sozial erzogen worden ist. Deshalb ist das.

Jedenfalls waren meine Nerven jetzt erst mal so zerrüttelt, dass ich zu meiner Tante Olga aufs Land fahren musste. Zur Erholung. Die war Chefin in einer Maschinenfabrik und deshalb an Unruhe gewöhnt. „Ach Emilchen, di kriggn wa schon wieder hie“, sagte sie aufmunternd. „Darf ich jetzt rauskommen und Emil begrüßen?“ piepste im selben Augenblick die Fispelstimme ihres Mannes von der unteren Seite der Kellerluke her. „Nei! Du hast dei Straf no niet abgsesse“, motzte Tante Olga mit ihrer Brummstimme. „Der faule Hund will nimmer abwasche“, erklärte sie mir.
Na ja, eine etwas komische Beziehung hatten die Beiden schon immer gehabt.

Ich hätte mir vielleicht viel schneller erholt, wenn mein schönes Auto nicht explodiert wäre. Es ist aber explodiert. Aber das war bloß deshalb, weil ich doch gegen einen Baum gerast bin, den ich in die Eile gar nicht gesehen habe. Und das wiederum war, weil ich in meinem aufgekratzten Zustand wie ein Verrückter ohne Licht losgerast bin. Es war aber schon stockfinster, was ich ebenfalls erst viel zu spät bemerkte.

Wenn ich ganz penibel sein soll, habe ich zuerst eine Hecke umgemäht und bin danach erst gegen den Baum gerasselt. „Wumms!“ sagte es und ich schoss wie eine Kanonenkugel durch die Windschutzscheibe und klatschte gegen die Hauswand eines Eigenheimes. Da die Wand aus Holz war, bekam sie gleich einen gehörigen Knick.
Eigentlich war das noch Glück. Hätte mein Auto mir einen Meter höher abgefeuert, wäre ich durchs obere Fenster geschossen. Das wäre den Hausbesitzern vielleicht gar nicht recht gewesen, denk ich mal.
Um den Fall noch einmal haargenau zu rekonstruieren: „Knister-Knaster, Schramm, Schramm“ durch die Hecke, „Wumms“ gegen den Baum, „Klirr“ durch die Windschutzscheibe, „Huiiii“ mein Flug, „Krack“ gegen die Wand, „Sssssttt“ glitt ich an der Wand hinunter und fiel „Plupp“ auf den Rasen.

Wenn das noch alles gewesen wäre, hätte man von Glück reden können. Aber wo ein Unglück eintrifft, gesellt sich sofort ein anderes dazu. Mein Wagen explodierte und fing an zu brennen. Die Flammen griffen sofort auf den Baum über und setzten auch diesen in Brand. Gerade als wollte sich mein Wagen an dem Baum, der Ursache des Unfalls, rächen.
Da traten drei müde Gestalten – die Hausbesitzer – auf ihr Grundstück: mit leerem Blick und offenen Mündern bestaunten sie was ich da – ganz ohne eigenes Dazutun – angerichtet hatte. Natürlich wollten die Drei wissen, was denn da auf ihrem Grundstück erst so gekracht und dann so geknallt, und was den brennenden Atompilz verursacht hatte. Das muss man verstehen. Ich war ihnen deshalb eine Erklärung schuldig.
„Erst bin ich durch die Hecke da und denn gegen den Baum“, murmelte ich, und meine Stimme klang in meinen Ohren, als würde ich durch ein dickes Lager Watte hindurch sprechen. „Sie können mein Auto behalten. Als Entschädigung.“ Sodann trottete ich mit wahrscheinlich verlorenem Blick von dannen.

Aber das kommt dabei raus, wenn man Emils Nerven ruiniert: Er baut nur noch Mist. Einen ganzen Monat brauchte ich um mir wieder ganz zu erholen: Mit viel Reiten, Fechten, Schwimmen, Waldläufen, Diätkost und Tante Olgas selbst gemachtem Traubensaft. Für den Schaden blechte meine Vollkaskadenversicherung: Eine neue Hecke, ein Eichel, die einmal eine Eiche werden würde und eine neue Bretterwand.

Und die Moral von die Geschicht: Wenn Du jetzt bald Dein Abbityr machst, denn geh man immer schön früh ins Bett. Knobeln kannst Du nachmittags.

nasti
nasti
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von nasti
als Antwort auf EmilWachkopp vom 17.03.2011, 00:04:14
Herrlich geschrieben Emil

so kann ich mir vorstellen

.......Das Aufschreiben von Lebensgeschichten als Hilfe für sich und andere........

wenn ich so ein Talent hätte.

Nasti
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von Gillian
als Antwort auf EmilWachkopp vom 17.03.2011, 00:04:14
Ich tu mir diesen über einen Meter langen Quatsch-Thread nicht an.
Das Überfliegen hat mir schon gereicht.
Tschüs,!

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liz
liz
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von liz
als Antwort auf Gillian vom 17.03.2011, 17:10:48
Ich tu mir diesen über einen Meter langen Quatsch-Thread nicht an.
Das Überfliegen hat mir schon gereicht. Tschüs,!


Das ist einfach nur unverschämt und beleidigend!

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Gillian vom 17.03.2011, 17:10:48
wie steht so schön auf deiner hp: Das mag ich nicht
Überheblichkeit, Besserwisserei, schlechte Manieren, "unerschütterliche"

was ist das nun für eine antwort?

Ich tu mir diesen über einen Meter langen Quatsch-Thread nicht an.
Das Überfliegen hat mir schon gereicht.
Tschüs,!


und nochmal eine antwort aus einer anderen geschichte.

Es widert mich an, wenn gute Eigenschaften nur den Religiösen zugeschoben werden.

Nicht ernstzunehmen, diese Geschichten.
G.



warum liest du überhaupt geschichten, die hier jemand schreibt? oder wirst du gezwungen?

für mich heisst das, die überheblichkeit entsteht aus der besserwisserei gepaart mit unerschütterlichen schlechten manieren. schon mal was von toleranz gehört?






Karl
Karl
Administrator

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von Karl
als Antwort auf EmilWachkopp vom 17.03.2011, 00:04:14
Emil, ich freue mich, dass Du im ST bist. Ich liebe es, Deine Geschichten zu lesen! Karl

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gila
gila
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von gila
als Antwort auf Karl vom 17.03.2011, 22:36:46
Ehrlich gesagt, mag ich sooo lange Beiträge auch nicht. Ich bin für kurz und bündig. Und Gillian ist einfach nur ehrlich, also, laßt sie ehrlich sein um Gottes Willen.
Denkt
gila
Karl
Karl
Administrator

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von Karl
als Antwort auf gila vom 17.03.2011, 23:31:56
Und Gillian ist einfach nur ehrlich, also, laßt sie ehrlich sein um Gottes Willen.
geschrieben von Gila
Aber niemand hat das Recht beleidigend zu werden und wer lange Beiträge nicht lesen mag, kann sie einfach überspringen. Karl
gila
gila
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von gila
als Antwort auf Karl vom 17.03.2011, 23:42:32
Ich seh da keine Beleidigung.
gila
nasti
nasti
Mitglied

Re: Nie Dein Abbityr verhunzen!
geschrieben von nasti
als Antwort auf nasti vom 17.03.2011, 13:15:04
Emilwachkopf beleidigen ist einfach
A b s u r d !!!!

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