Plaudereien Nochmal mein Zahnarzt

Entweder man hat Geld oder einen guten Zahnarzt.
Es kann auch Beides sein!
Über Geld spricht man nicht, über Zahnärzte schon.
Und vielen von denen ist Geld wichtig!
Sie lassen sich jeden Handgriff gut bezahlen.
Sogar das Öffnen des Mundes, obwohl man den selbst, eigenhändig aufmacht.

Der letzte - an mir verübte - dentale Zugriff war an dem Tag, an dem mein lebenslustiger und gerne redender Zahnarzt mir versehentlich den falschen Backenzahn gezogen hatte.
Zuvor hatte er mir andere - angeblich kariöse - Zähne verplombt, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen.
Seither habe ich Zahnarztpraxen gemieden, wie der Teufel das Weihwasser.

Schon der Geruch im Wartezimmer schreckte mich ab.
Deswegen blieb mein Bonusheft so leer, wie Wolfgang Schäubles Kassen.
Dennoch war mal wieder eine Inspektion fällig.

Der Zahnspezialist betrachtete fassungslos die Fragmente meiner Kauwerkzeuge, als ich ihn schmerzbedingt wieder aufsuchte:
"Haben sie neulich im Fernsehen den Film über die Steinbrüche im rheinischen Schiefergebirge gesehen?"
"Wieso, was hat das mit meinen Zähnen zu tun?" wollte ich wissen.
"Weil die Steinbrüche noch ganz intakt aussahen, aber wenn ich hier so reingucke...au, au...Waren Sie nichtmal im Mathe gut?"
Jetzt hätte ich ihm seine Zahntaschen vollhauen können, fragte aber nur, wie er darauf käme...
"Wir werden wohl ein paar Wurzeln ziehen müssen" klärte er mich auf.
"Also ich ziehe keine Wurzeln, lieber ziehe ich Leine" meinte ich.
"Das Nächste wäre dann eine Kiefernhöhlenvereiterung, wenn Sie das riskieren wollen..."
Nee, lieber nicht.

Er machte sich an's Werk, in meinem Mund muß es ausgesehen haben wie in einem Wanderrucksack.
Eine leichte Extraktion erledigte er gleich, zwei schwerere drei Wochen später.
Dann nahm er noch die operative Entfernung der Weisheitszähne vor, die er liebevoll "Achter" nannte, - ich dachte immer, das sei ein Ruderboot - ehe er sie in den Abfallbehälter warf.

Wie ein Architekt setzte er mir eine Brücke ein - ich kenne einen, der riecht aus dem Mund als hätte ihm jemand hinter den Pfeiler geschissen - verpaßte mir einige Inlay's und adelte mich mit mehreren Kronen.
Anschließend krönte er das Ganze mit einer lasergestützten Paradontosetherapie.

Doch das I-Tüpfelchen waren zwei implantierte Titan-Zähne, die allein an die Kosten eines Kleinwagens heranreichten.
Natürlich lehnte meine undankbare Krankenkasse - mit Hinweis auf mein blütenweißes Bonusheft - die Übernahme sämtlicher Kosten ab.
Als gebrochener und hochverschuldeter Mann - ich mußte eine Hypothek auf's Haus aufnehmen - verließ ich die Praxis.
Zwar habe ich wieder das gesunde und strahlende Gebiss eines gesunden Mitteleuropäers, aber nichts mehr zu beißen.

Muß mich mal erkundigen, wo die nächste "Tafel" ist oder mich mit meiner Quetschkommode in die Fußgängerzone setzen.
Der Zahnarzt begann kurz nach meiner Zahnsanierung mit dem Bau seines Eigenheims.
Hoffentlich kann ich meins noch halten.

Einen schönen und schmerzfreien Tag
wünscht Gerry

Der arme Zahnarzt, lach.

Nett geschrieben. Falls es fast die Wahrheit ist, depremierend.
Allerdings gibt es zwei Seiten der Betrachtung, die des Zahnarztes fehlt mir.

Spass beiseite. Auch ich habe vor etwa 7 Jahren eine extrem umdfangreiche Sanierung mitgemacht, bis heute sehr haltbar.
Was mich nun aufregt, dass bereits kleinere Reparaturen soviel kosten wie ein Griechenland-Urlaub.
Ich bin auf der Suche nach einem Zahnarzt der Prägung der 70er, 80er Jahre.
Der Unterschied ist, dass heutige Zahnärzte so hochgerüstet sind, dass sie ihr ganzes Inventar ständig nutzen müssen.

Gibt eigentlich noch den Zahnarzt, der "normal" behandelt?

Bei meinem stehen auf der Rechnung grundsätzlich viele Positionen, die aufzeigen, dass er besondere Schritte machen mußte, weil....

Nachvollziehen kann ich da nichts, aber zahlen tut die Kasse fast nix.

Meine Hoffnung ist, dass alles besonders gut gemacht wird und 30 Jahre hält. Brauch ich das noch mit meinen 70 Jahren?????