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Plaudereien Oh, erinnere mich bloß nicht daran!

loretta
loretta
Mitglied

Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von loretta
In jedem Leben eines Menschen gibt es in den Kindheitserinnerungen Erlebnisse, an die man sich überhaupt nicht gerne erinnert.

Ich hatte da ein royalblaue Strickjacke, natürlich selbstgestrickt mit grauer Knopfleiste auf der ebenso blaue Knöpfe mit schmalem Goldrand saßen.

Warum ich mich so genau daran erinnere?

Weil ich diese Strickjacke hasste - besonders wenn sie frisch gewaschen war und ich sie anziehen musste.

Ich stand da .. stocksteif ... nein, ich weiß nicht ob ich mich nicht bewegen wollte oder konnte. Es piekte und kratze überall ganz früchterlich.

Ich weiß noch genau, dass ich mich vor meiner Mutter mit einer Schmollschnute aufbaute und sie einfach nur gaaaaanz vorwurfsvoll ansah. Sie rubbelte einen Arm nach dem anderen - immer wieder und immer wieder... und sagte dabei immer und immer wieder in einem ganz lieben Ton: "Ist doch alles nicht so schlimm. Morgen kratzt sie nicht mehr!"

Ja, morgen! Aber heute war da dieses schreckliche Kratzen und Pieken, das mich schier wahnsinnig machte.

Erinnert ihr auch Erlebnisse, die für euch damals schrecklich waren, über die ihr heute aber schmunzeln könnt?

loretta

klauspeter
klauspeter
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von klauspeter
als Antwort auf loretta vom 15.07.2010, 21:28:57
Ja Loretta, ich erinnere mich auch!

Gruß Klaus
loretta
loretta
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von loretta
als Antwort auf klauspeter vom 15.07.2010, 21:39:29

Wie jetzt ??????????? Sag bloß du hattest auch so eine doofe Strickjacke

Tja, Lenor gabs ja damals noch nicht !!!!

loretta

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klauspeter
klauspeter
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von klauspeter
als Antwort auf loretta vom 15.07.2010, 21:41:21
Damals in den den 1966-1971 habe ich IMMER einen Mecki Haarschnitt bekommen, ich habe mich immer soooooo geschämt.
Aber dann wurde ich 12

Gruß Klaus

P.S.Ich mußte mal mit meiner Mutter für MICH eine Hose kaufen, ich glaube 1973. Ich wollte etwas enges, meine Mutter fand die grüne weite Försterhose so schön und sie bekam unterstützung von der Verkäuferin.
(Nein die steht dir aber gut und der ganze Quatsch)
Ich habe diese Hose, ich glaube, einmal angehabt bevor sie zur Altkleidersammlung ging.

Klaus
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von bongoline
Eine mit mir gleichaltige Tochter einer "lieben" Freundin meiner Mutter, die in meiner Schule in die Parallelkasse ging und eine richtige Streberin war, während ich eher der Meinung war, während des Unterrichts aufpassen erspart viel Arbeit daheim wurde notgedrungen auch meine Freundin, nachdem unsere Mütter jeden Sonntag gemeinsam mit uns irgend etwas unternahmen. Und jeden Sonntag verdrehte ich schon am Morgen die Augen, weil ich wußte, dass der Tag wie alle anderen Sonntage verlaufen wird.

Wir zwei Mädchen gingen vorne und hinter uns die Mütter, die mit Argusaugen über uns wachten. Die "liebe" Freundin meiner Mutter hat dann über eine lange Strecke des Weges mit stolzgeschwellter Brust bzw. wogendem Busen von den immer hervorragenden Noten ihrer Tochter berichtet und ich merkte, wie die Laune meiner Mutter von einem geschilderten Einser zum anderen immer tiefer sank. Was hatte ich für einen Zorn auf diese "liebe" Freundin, ging aber doch manierlich den eingeschlagenen Weg, als wäre alles in Ordnung. Und jeden Sonntag dann am Abend, wenn wir wieder daheim waren der gleiche vorwurfsvolle Vortrag meiner Mutter:

Nimm Dir ein Beispiel an der Gerti, wie die gut in der Schule ist und wie deren Mutter stolz auf sie sein kann und du schwimmst mit deiner Faulheit grad immer so im Mittelfeld einher. Manch Träne habe ich dann schon vergossen. Bis meiner Großmutter dann mal der Geduldfaden riß und sie zu meiner Mutter sagte: Wart erst mal ab, nicht immer ist die Theorie entscheidend sondern bewähren muss man sich der Praxis, meine Enkelin wird schon ihren Weg machen. Ich hätte ihr dafür die Hände küssen können, geändert hat das aber den Sonntagen solange nichts, bis der Gerti dann die Burschen lieber waren und ihre Noten schlechter wurden, aber mir der Knopf aufgegangen ist. Urplötzlich wurden dann die Sonntagsspaziergänge immer weniger. Was war ich froh darüber

Tja und die liebe Gerti war dann bald mal schwanger während ich meine berufliche Ausbildung absolviert habe. Meine Mutter hat aber nie großes Aufheben darüber gemacht, aber die "liebe" Freundin ist sehr kleinlaut geworden. Das war dann schon eine gewisse Genugtuung für mich, nur vergessen habe ich die Sonntage nie.

bongoline
opti
opti
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von opti
als Antwort auf loretta vom 15.07.2010, 21:28:57

Eine blaue Strickjacke hatte ich zwar nicht, doch musste ich jeden Sonntag zum Kirchgang die blauen Schuhe meiner Mutter anziehen, bis sie endlich zu klein waren.

Gekratzt haben mich die mit kratziger Wolle verlängerten Strümpfe, mich juckt es heute noch, wenn ich nur daran denke.

Am schlimmsten war das Geschenk einer Tante, eine "Leib- und Seelhose" aus Leinen. An der unteren Rückseite war eine Klappe, die man - bei Bedarf - mit einigen Knöpfen öffnen musste. Was hab ich dieses Kleidungsstück gehasst!
Einmal jedoch schaffte ich das Öffnen nicht rechtzeitig und ich war dieses Monstrum von Wäsche los.

Allen eine gute Nacht
opti



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adam
adam
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von adam
als Antwort auf klauspeter vom 15.07.2010, 21:53:36
Klaus,

da hast Du aber noch Glück gehabt, sowohl mit dem Kauf der Hose als auch mit Deiner Mutter.

Bei mir war der Hosenkauf als Kind, bis etwa einem Alter von 11 Jahren eine Tortur. Wir wohnten in einer bayrischen Kleinstadt und zum Hosenkauf ging es in das einzige Modehaus am Ort. Jeder kannte natürlich jeden und meine Mutter war in der Hosenabteilung im Nu von zwei Verkäuferinnen flankiert und ich konnte darauf wetten, daß noch ebensoviele Bekannte dazu kamen.

Die Benutzung einer Umkleidekabine kam bei solch einem Gedränge natürlich nicht in Frage und so stand ich als Acht- bis Elfjähriger bald in Unterhosen und runter gerutschten Strümpfen in einem Pulk von Frauen. Es war nur noch peinlich und ich sehnte mich nach dem vertrauten Schutz meiner Krachledernen.

Dann kam die Verkäuferin mit der ersten Hose "Nur mal zum Probieren, wegen der Größe!" Nun ging die Folter erst richtig los. Alleine anziehen durfte ich die Hose nicht, weil der edle Stoff dabei ja mit dem Boden in Berührung gekommen wären. Also halfen mir mindestens drei Frauen ins Beinkleid. Hatte ich die Hose hochgezogen, kam das Unvermeidliche: Der "Griff".

Meine Mutter führte ihn immer persönlich aus und er ging von unten in meinen Schritt, gefolgt von einem "Herrgott, zieh doch mal richtig hoch!" Dies war aber keine Aufforderung an mich, denn meine Mutter schnappte sich den Hosenbund immer selber und zerrte die Hose so nach oben, daß ich mich noch heute darüber wundere, daß der Stimmbruch nicht zu meinem primären Geschlechtsmerkmal geworden ist. Nach dem Zerren klemmte die Hose unter den Achseln und im Schritt, was meine Mutter mittels erneutem "Griff" feststellte und die Hose wieder nach unten in eine weniger schmerzliche Position zog.

Die vierte Hose war in der Regel die richtige, viermal hieß es also: Griff, "Herrgott, zieh doch mal...!", Zerren, Doppelklemmer, Griff, Ziehen, bis mein neues Beinkleid gefunden war.

Mit Elf hatte ich mich dann auf eine "Jeanshose" versteift. Die bekamen wir allerdings nicht im Modehaus am Ort, weil man dort "Rockerkleidung" nicht führte. Wir mußten zum Kauf in die nächstgrößere Stadt. Eine erste Erleichterung. Hosenkauf ohne Frauenpulk stimmte mich heiter.

Ich glaube, es war C&A, wo mich eine Kaugummi kauende Verkäuferin abschätzend ansah und mir dann eine Jeans vor den Bauch hielt. Meine Mutter forderte mich auf, meine Hose zwecks Anprobe auszuziehen und ging in Bereitschaftsstellung für Griff, Herrgott, Zerren und Doppelklemmer, als ich die Verkäuferin sagen hörte: "Die braucht er nicht probieren, das ist die richtige Größe. Richtig passt sie sowieso erst nach dem ersten Waschen."

Ob die Verkäuferin gemerkt hat, wie ihr mein junges Herz zu flog? Es war das Ende von Griff, Herrgott, Zerren und Doppelklemmer. Beim nächsten Jeanskauf war ich im Stimmbruch.

--

adam


klauspeter
klauspeter
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von klauspeter
als Antwort auf adam vom 16.07.2010, 00:19:39
Hallo Adam,

super geschrieben, ich hab mich "kaputtgelacht", ich konnte mich so richtig in Deiner Lage reinversetzen.
Ich glaube das wir alle Früher mehr oder weniger in solch prekären Lage waren.

Gruß Klaus
heide †
heide †
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von heide †
als Antwort auf loretta vom 15.07.2010, 21:28:57
Nicht die Wochentage, sondern speziell sie Sonntage im Winter waren es, die mich 2 Jahre lang schier verrückt machten. Denn Sonntag morgens, auf dem Weg zum Gottesdienst, musste ich immer eine lange braune Gabardinehose und einen braun-beigen Fischgratmantel tragen, beides Teile, die vom Schneider umgeändert wurden; sah ich doch vorher meinen Vater mit diesen Klamotten herumlaufen.
Unter der langen Hose trug ich immer heimlich meine Schlafanzughose, damit ich das Kratzen an den Beinen bloß nicht spürte, und den Mantel, Mensch, der war so was von hässlich – er hatte Schulterpolster, war zweireihig geknöpft und hinten am Po baumelte auch noch ein Gürtel herum – zog ich in der Kirche trotz Kälte grundsätzlich aus, ich schämte mich in diesem Sack zu Tode.

Als wäre es jedoch für mich ein Geschenk des Himmels gewesen, meine Mutti las in den 50er Jahren den Roman Suchkind 312, bekam ich plötzlich einen neuen Mantel genäht, und zwar angeblich genauso aussehend wie ihn das ‘Suchkind’ lt. Hörzu getragen haben soll, nämlich Pepita mit einem schwarzen Samtkragen. Ach, was war der schön, meine Sonntage waren über Jahre hinweg gerettet.

In späteren Jahren habe ich gerne die Kleider mit meinen Freundinnen getauscht, wir haben regelrecht Liste geführt, wer wann dran war.....

Ach, was gäbe es noch alles zu erzählen...

Heide
klauspeter
klauspeter
Mitglied

Re: Oh, erinnere mich bloß nicht daran!
geschrieben von klauspeter
als Antwort auf heide † vom 16.07.2010, 01:03:56
Au man, da fällt mir gerade noch ein dass ich lange Zeit Strumpfhosen tragen mußte. (Ein 8 jähriger Knaller in Strumpfhosen )
Klaus, und was sollst Du Dich nicht? Dreckig machen!!!!

Mit der Zeit fallen mir bestimmt noch mehr Klamotten ein.

Gruß Klaus

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