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Plaudereien Privatisierung der Bahn

gerry
gerry
Mitglied

Privatisierung der Bahn
geschrieben von gerry
Bekanntlich will Herr Mehdorn mit "seiner Bahn" an die Börse, wozu aber die vorhergehende Privatisieung gehört.
Recht hat der Mann! Endlich weg von dem langweiligen Bahnbetrieb, der durch den jetztigen Streik noch lahmer wurde.
In Zukunft wird es bunt! Es wird den "Normalreisenden" der 2. Klasse nicht sonderlich stören, wenn die 1. Klasse als "Privatgrundstück" deklariert wird, das Unbefugte nicht betreten dürfen. Aber das war ja schon immer so.
Was ist aber, wenn plötzlich der Eintritt in das - ebenfalls privatisierte - Bord-Bistro plötzlich 1000 Rubel kostet?
Oder der chinesische Neu-Eigentümer dort jetzt Hunde-Geschnetzeltes statt Buletten oder Schnitzel und statt heißem Kaffe nur noch lauwarmes Sojawasser anbietet?
Oder man bekommt keinen Schnaps mehr, weil der arabische Neu-Eigentümer Alkohl aus religiösen Gründen nicht duldet?
Für Verwirrung dürften auch die vielen ausländischen Schaffner sorgen, die dann in den privatisierten Zügen ihren Dienst tun.
Es wird schwierig werden, sich mit einem Zugbegleiter über eine Nachzahlung in Japanisch, Suaheli oder Mandarin zu streiten.
Auf die Bahnhofsdurchsagen wird die Sprachvielfalt jedoch keinen Einfluß haben. Da versteht man ohnehin immer nur "Bahnhof".
Freuen wir uns auf die Zukunt der "Neuen Bahn".... ,-)))
--
Gerry
eko
eko
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von eko
als Antwort auf gerry vom 26.10.2007, 10:29:51
@ gerry: Ich versteh nur Bahnhof!! ()

Aber mal ohne jegliche Polemik:

Der Mehdorn macht das ja nicht aus purem Jux und Dollerei. Mit den Eisenbahnen geschieht ja so etwas ähnliches wie mit der Globalisierung, nämlich, die Bahnen werden europäisch. Da kommt man mit Kirchtumsdenken nicht mehr weiter. Zugläufe enden heutzutage nicht mehr an nationalen Grenzen, sondern sie erstrecken sich oft über mehrere Nationalstaaten hinweg und das wird in Zukunft noch mehr ausgebaut. Da fährt der französische TGV z.B. in Zukunft von Paris bis Wien durch. Deutsche ICE's fahren neuerdings bis Brüssel und Paris, aber auch in den Norden nach Dänemark.

Da muss der Mehdorn sehen, dass er "seine Bahn" auf den neuesten Stand bringt, sonst hat er gegenüber der europäischen Konkurrenz keine Chance. Und dazu braucht er Geld und das bekommt er schließlich dann, wenn er an die Börse geht. So einfach ist das!

Da werden Diskussionen über den angeblichen Ausverkauf der Bahn und Visionen, wie Du sie beschrieben hast, zu Nebenkriegsschauplätzen auf Biertischniveau. Pardon! Aber so sehe ich das.
--
eko
hafel
hafel
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 26.10.2007, 10:52:30
Na eko, ganz so einfach, wie Du das hier hinstellst, ist das ja nun auch nicht. In England wurde das Privatisierungsprogramm jedenfalls voll wieder zurückgefahren, da zu Gunstern der Aktionäre an der Sicherheit gespart wurde. Das wollen wir doch nicht, oder?

Das Problem ist ein ganz anderes. Mehdorn kann seine Privatisierung nur durchsetzen, wenn er auch die Hoheit der Netze hat. Es ist wie bei den Energieträgern, die andere Stromversorger dann aber nicht, oder nur überteuert, die Nutzung der Netze gewähren.
Bei der Bahn sind aber die Länder dagegen, dass die Netze (das Schienennetz) mit auf der Börse verschleudert werden. Und da haben die Länderchefs auch recht.
Beispiel Schleswig-Holstein:
Der Öffentliche Nahverkehr wird von den Ländern ausgeschrieben und betreiben hier im Land ca 10 Privatbahnen den Bahnbetrieb. Bis jetzt müssen die Privatbahnen pro/Achse-pro/Km an den Netzbetreiber Bahn
Kosten abführen. Eine kalkulierbare Angelegenheit. Wenn die Netze auf der Börse sind, ist es für die zahlreichen Privatbahnen, für die die Länder zuständig sind, unkalkulierbar. Deshalb hoffe ich sehr, dass die Länderchefs das Bahnnetz nicht für die Börse frei geben.

Ein Vergleich wären die Autobahnen und Straßen. Wehe, wenn diese Netze mal in der Mehrheit an der Börse sind. Die wenigen Mautstraßen machen ja jetzt schon reichlich Ärger, jedenfalls hier in Lübeck, wo ständig die Nutzung erhöht wird.


--
hafel

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hafel
hafel
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 26.10.2007, 10:52:30
Na eko, ganz so einfach, wie Du das hier hinstellst, ist das ja nun auch nicht. In England wurde das Privatisierungsprogramm jedenfalls voll wieder zurückgefahren, da zu Gunstern der Aktionäre an der Sicherheit gespart wurde. Das wollen wir doch nicht, oder?

Das Problem ist ein ganz anderes. Mehdorn kann seine Privatisierung nur durchsetzen, wenn er auch die Hoheit der Netze hat. Es ist wie bei den Energieträgern, die andere Stromversorger dann aber nicht, oder nur überteuert, die Nutzung der Netze gewähren.
Bei der Bahn sind aber die Länder dagegen, dass die Netze (das Schienennetz) mit auf der Börse verschleudert werden. Und da haben die Länderchefs auch recht.
Beispiel Schleswig-Holstein:
Der Öffentliche Nahverkehr wird von den Ländern ausgeschrieben und betreiben hier im Land ca 10 Privatbahnen den Bahnbetrieb. Bis jetzt müssen die Privatbahnen pro/Achse-pro/Km an den Netzbetreiber Bahn
Kosten abführen. Eine kalkulierbare Angelegenheit. Wenn die Netze auf der Börse sind, ist es für die zahlreichen Privatbahnen, für die die Länder zuständig sind, unkalkulierbar. Deshalb hoffe ich sehr, dass die Länderchefs das Bahnnetz nicht für die Börse frei geben.

Ein Vergleich wären die Autobahnen und Straßen. Wehe, wenn diese Netze mal in der Mehrheit an der Börse sind. Die wenigen Mautstraßen machen ja jetzt schon reichlich Ärger, jedenfalls hier in Lübeck, wo ständig die Nutzung erhöht wird.


--
hafel
susannchen
susannchen
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von susannchen
als Antwort auf hafel vom 26.10.2007, 21:58:12
Genau, England ist das beste Beispiel!
--
susannchen
pharaox
pharaox
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von pharaox
als Antwort auf hafel vom 26.10.2007, 21:58:12
Klasse Hafel,

dem kann ich fast nichts hinzufügen. Denn wenn die Bahn für ca 10 Mio., statt für ihren tatsächlichen Wert von ca.100 Mio. verscherbelt wird, möchte ich wissen, wer da den Reibach macht! Und Gnade uns, die Schienennetze werden auch privatisiert, dann drohen tatsächlich Zustände wie in England!!!

pharaox

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niederrhein
niederrhein
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf eko vom 26.10.2007, 10:52:30
[...} Der Mehdorn macht das ja nicht aus purem Jux und Dollerei. Mit den Eisenbahnen geschieht ja so etwas ähnliches wie mit der Globalisierung, nämlich, die Bahnen werden europäisch.
geschrieben von eko


Ob aus Jux und Dollerei oder nicht ... Entscheidend ist doch, was tatsächlich geschieht bzw. in Zusammenhang mit dem Börsengang geschehen wird.

Während der Rückreise von Donaueschingen erhielt ich auf dem Bahnhof ein Flugblatt mit - so mein Eindruck! - recht soliden und umfangreichen Informationen; die entsprechenden Argumente findet man auch hier.

Zu glauben, mit der Privatisierung würde dem Bahnkunden und der Bahn (= Angestellten, der Bahn als "Volksvermögen") genutzt, dürfte in den Bereich Wunschdenken gehören.

[...] Da muss der Mehdorn sehen, dass er "seine Bahn" (Es ist nicht die Bahn von Herrn Mehdorn!) auf den neuesten Stand bringt, sonst hat er gegenüber der europäischen Konkurrenz keine Chance. Und dazu braucht er Geld und das bekommt er schließlich dann, wenn er an die Börse geht. So einfach ist das!
geschrieben von eko


Hier fehlt bloß der Zusatz, daß Volksvermögen schlichtweg zur Bereicherung einiger weniger verhökert wird; und daß die Tatsache, daß die privatisierte Bahn dann in erster Linie der Profitmaximierung der Anlieger dient. Das sollte man doch ehrlicherweise einfach zugeben ... (Wozu sonst an die Börse ...)

Die Bertha
vom Niederrhein



Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf niederrhein vom 27.10.2007, 18:57:21
Bertha, du sprichst mir aus der Seele. Wenn es so weiter geht, wird auch noch das Wasser privatisiert, wie im Film "We feed the world" tatsächlich bereits von einem Nestlé-Vertreter laut propagiert wurde. Man könnte ja auch noch die Berge, Flüsse, Seen und Meere privatisieren und an der Börse verhökern, wär das nix? Alles für den Reibach der Konzerne, schöne neue Welt! Und immer wieder lassen sich die Obrigkeitshörigen einlullen von scheinbar einleuchtenden Argumenten, denn die da oben haben bekanntlich immer recht, alleine schon kraft ihres Status'.

marina
eko
eko
Mitglied

Re: Privatisierung der Bahn
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.10.2007, 19:06:02
Tut mir Leid, wenn ich jetzt jemand auf die Zehen trete, aber die Art und Weise, wie hier mit einem Thema wieder mal umgesprungen wird, ist für mich einfach nur......schludrig!!!!

Kann mir jemand sagen, wo das steht, dass die ganze Bahn privatisiert werden soll?

Und ist denn überhaupt schon etwas entschieden?

Es wird schwierig sein, auf diese beiden Fragen eine Antwort zu geben, ganz einfach deshalb, weil in der Tat noch gar nichts entschieden worden ist. Wie ich heute morgen in den Nachrichten gehört habe, ist daran gedacht, höchstens bis 49% zu gehen. Damit hätte der Bund auch weiterhin die Aktienmehrheit und somit das Sagen. Da sollte man nicht so fahrlässig davon reden, die Bahn würde privatisiert.

Und was diese komische Bemerkung soll, es sei nicht Mehdorns Bahn, so ist das doch sonnenklar, dass sie ihm nicht persönlich gehört. Dennoch ist es seine
Bahn, für die er arbeitet und die er vorwärts bringen will.

Ideologische Standpunkte, wie sie die Bertha vom Niederrhein hier bringt, haben dabei nichts zu suchen. Die Bahn ist ein Wirtschaftsunternehmen, da beißt die Maus keinen Faden ab und sie muss nach wirtschaftlichen Kriterien geführt werden und nicht nach Ideologien.
eko
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Anmerkung ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf eko vom 28.10.2007, 00:09:05
[...] Kann mir jemand sagen, wo das steht, dass die ganze Bahn privatisiert werden soll? Und ist denn überhaupt schon etwas entschieden?
geschrieben von eko


Nun, da würde ich doch einmal etwas genauer die entsprechenden Kommentare, Artikel (nicht nur in der FAZ) studieren ... Ob partiell und in welchem Maße, ändert doch nichts an der Intention und dem Ziel (nämlich die ganze Bahn sich anzueignen ...)

[...] Ideologische Standpunkte, wie sie die Bertha vom Niederrhein hier bringt, haben dabei nichts zu suchen. Die Bahn ist ein Wirtschaftsunternehmen, da beißt die Maus keinen Faden ab und sie muss nach wirtschaftlichen Kriterien geführt werden und nicht nach Ideologien.
eko
geschrieben von eko


"Die Bahn ist ein Wirtschaftsunternehmen" .. Als wenn das jemand bestreitet! Bloß es ist doch ein winzig kleiner Unterschied, ob ein Unternehmen gewissermaßen einem Gemeinwohl untergeordnet ist (also teilweise vom Staat organisiert und auch (mit)bezahlt wird und zu den Dienstleistungen des Staates gehört, zudem auch Staatseigentum ist) oder ob die Bahn dann (ob völlig oder total, ändert nichts an der Gültigkeit der folgenden Aussage) Privateigentum wird und vor allem oder nur noch dem Profitinteresse der Kapitalanleger dient. (Als wenn diese Kapitalanleger irgend ein anderes Interesse hätten!).
Da ist nichts Ideologisches dabei (gegebenfalls mal wieder nachlesen, was man unter Ideologie versteht!), sondern diese Aussage entspricht den (zukünftigen) Tatsachen. Das kann, darf und sollte man doch beim Namen nennen.


Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Ein kleines weiteres Beispiel ... Die Firma Märklin (Göppingen, Modelleisenbahnen) wurde von einem Finanzinvestor übernommen, der - so war in der FAZ zu lesen - in den nächsten fünf Jahren mindestens 25 Prozent Rendite jährlich erzielen will. Ratespielchen für betriebswirtschaftlich Interessierte: Woher soll das Geld kommen? Vermutlich, weil man auf dem Markt mindestens 25 Prozent Modelleisenbahnen zusätzlich verkaufen will und kann? Oder bezahlt wer bezahlt die Zeche, pardon: den Profit? Die Firma Märklin hat jetzt nur noch eine Funktion: Den Investoren den angestrebten Profit zu bringen. Was mit der Firma, den Angestellten letztlich passiert, ist sekundär, um nicht zu sagen: ohne Belang. Aus der Sicht der Kapitalanleger doch verständlich.


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