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Plaudereien "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?

gerry
gerry
Mitglied

"Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von gerry
So ganz genau weiß es wohl niemand mehr, doch wahrscheinlich war es Wilhelm IV,
Herzog von Bayern, dem nach einer Sauferei mit seinen Kumpels speiübel wurde.
Als er am nächsten Morgen mit einem Brummschädel erwachte, dachte er so vor sich hin,
soweit es noch möglich war: "Entweder hatte ich zwei, drei Glas zuviel oder das Gesöff war so hundsföttisch gepanscht, dass es mir noch immer hochkommt.
Das muss aufhören!"

So griff er durch und erließ 1516 das sogenannte "Reinheitsgebot", das fortan zu keinem Bier mehr
als Wasser, Gerste und Hopfen verarbeitet werden sollten.
Dass dies ein nachhaltiger Akt war, konnte Wilhelm nicht wissen....

Dieser "Wilhelminische Erlass" erwies sich als Segen für deutsche Brauer und Zecher gleichermaßen
mit nachhaltigen Auswirkungen auf's Gesundheitliche und Geschäftliche bis heute.
Man hielt sich damit lange Zeit nicht nur lästigen Konkurrenten vom Brauerleib, nein, jetzt 500 Jahre
später, soll das deutsche Bier noch geadelt werden.
Jedenfalls wenn es nach dem bayrischen Bundestagsabgeordneten Herbert Frankenhauser geht.

Der mag einfach nicht mehr schlucken, dass ausländische Brauer heute wieder - wie vor 500 Jahren die bayrischen - allerlei Zeugs ins Sudfass kippen, das da nicht hingehört.
Zwar nicht mehr Eichenrinde, Efeublätter, Löwnzahn und anderes Unkraut,
aber Chemikalien, Essenzen, Farbstoffe und Schaumbildner.
Da dreht sich der Magen um und Gefahr ist im Verzug!
Zu verhindern, dass das deutsche Reinheitsgebot irgendwann vermixt wird, ist erste Bayernpflicht!

So fordert Frankenhauser - der nicht nur Politiker sondern auch noch Präsident des "Deutschen
Institut's für reines Bier" ist, - einen internationalen Schutz für's nationale Reinheitsgebot.
Das reine deutsch Bier, so Frankenhauser, muss zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt werden.

Jo mei, spinnens die Bayern?
Aber nicht doch: Wer glaubt, dass nur Klöster, Dome, alte Fabrikhallen, Altstädte, die Chinesische Mauer, die Wartburg und ähnlich Trutziges zum Weltkulturbe ernannt werden kann, hat eine völlig falsche Vorstellung von Kultur, Erben und der UNESCO.
Die hat längst erkannt, das nicht nur Gemauertes und Elbauen schützenswürig sind, sondern auch
Immaterilles zu "Meisterwerken des Erbes der Menschheit" ernannt werden kann.
Seit acht Jahren gibt es das "Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes."

So gehören jetzt auch die "Traditionen des Bemalens und Dekorierens von Ochsenkarren"
in Costa Rica genauso zum Kulturerbe der Menschheit, wie die "Aufführung baltischer
Lieder und Tänze" im Baltikum.
Immaterielles aus Deutschland ist leider noch nicht gelistet, obwohl wir beim Karneval eine
gute Tradition vom Bemalen und Dekorieren von Karren haben und das deutsche Liedgut
auch nicht ohne ist.
Da wäre auch der bayerische Schuhplattler zu nennen und die Berliner Currywurst.

Es gibt so viele Möglichkeiten!
Doch warum hat Deutschland noch nicht ein einziges Immaterielles Kulturerbe zugesprochen
bekommen?
Weil die schlafmützige Politik die UNESCO-Übereinkunft noch nicht gerafft hat!
Jo mei, was macht eigentlich der Kultur-Staatssekretär im Kanzleramt?
Das wäre doch mal eine Recherche wert, schon des reinen, deutschen Bieres wegen.
Man macht sich schon richtig Sorgen.

Ich gehe jetzt mal rüber in die "Jägerklause" und lasse mir von Klaus ein gutes, reines, deutsches Bier zapfen.
Ob Klaus wohl den Bierpreis erhöht, wenn aus seinem Zapfhahn künftig goldgelbes Kulturerbe
rauscht?

Am besten, ich rede nicht drüber.

Einen schönen Tag
wünscht Gerry
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf gerry vom 01.08.2011, 17:36:59
Ist das schon ein Beitrag zum Internationalen Tag des Bieres?
hugo
hugo
Mitglied

Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von hugo
als Antwort auf gerry vom 01.08.2011, 17:36:59
Zwar nicht mehr Eichenrinde, Efeublätter, Löwnzahn und anderes Unkraut,
aber Chemikalien, Essenzen, Farbstoffe und Schaumbildner.
Da dreht sich der Magen um und Gefahr ist im Verzug!


na, so mein ansonsten so erfolgreicher Gartentipgeber aus dem Rheinland, wenn das kein toller Geheimtipp ist, man muss es nur für die richtige Sache einsetzen,,
ich hab das ausprobiert und die Blattläuse damit bekämpft, sagt er mir am Telefon, mit dem tiefsten Brustton ehrlicher Überzeugung.

was meinen Magen dreht, sollte doch bei Blattläusen am Apfelbaum auch funktionieren, also flux einen halben Eimer dieser Brühe in den Druckbehälter und dann auf die 4 Apfelbäume gespritzt,,und ? tatsächlich es wirkte,,nach 3 Tagen kräuselten sich die Blätter, nach 5 Tagen fielen sie ab und mit ihnen die Läuse und nach zwei Wochen sahen die Bäume aus also ob sie verkehrt rum (also mit der Wurzel nach oben) eingepflanzt wären.

Nun rufe ich den Experten an,,,Du,nach Befolgen Deines Rates Bier gegen Blattläuse, sind alle meine Bäume eingegangen,,
aha,,,meint er, dacht ich mirs doch,,meine damals auch.

hugo

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adam
adam
Mitglied

Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von adam
als Antwort auf gerry vom 01.08.2011, 17:36:59
Gerry,

eine schöne Geschichte, mit absoluter Berechtigung. Ich bin unbedingt für die Einführung des Reinheitsgebotes als Weltkulturerbe und habe mir eben dazu ein Bekenntnis einfallen lassen, das die immer auf der Zunge führen sollten, die reinen Bieres sind:

Reines Bier unser,
das du bist im Steinkrug,
gehopft sei dein Wasser,
deine Reinheit bestehe,
wie in Bayern also auch auf Erden.
Unser täglich Bier gib heute,
vergib uns manchmal Wein,
wie wir vergeben anderen Weintrinkern.
Und führe uns nicht nach Belgien,
zu versuchen fremde Aromen,
sondern befreie uns vom anderen Zutaten.
Denn dein sei das Wasser, der Hopfen
und der Weizen in Ewigkeit.

Prost.


Danke für Deinen Aufruf

--

adam

Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Flens forever !

nordstern
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 01.08.2011, 17:36:59
Wenn es Kulturerbe ist, das einem halben Dutzend deutscher Fürschten nachgesagt wird ein Gesetz erlassen zu haben, nachdem man in die Maische nicht pinkeln und spucken darf, dann muß es wahrlich gepflegt und von der UNESCO gefördert werden. Was für eine wichtige und weltbewegende Erkenntnis im Streit zwischen den Bayern und Thüringern. Wieviel Maß muss man eigentlich trinken, um dieses bahnbrechende Wissen zu erwerben?

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Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.08.2011, 09:28:40
Wenn es Kulturerbe ist, das einem halben Dutzend deutscher Fürschten nachgesagt wird ein Gesetz erlassen zu haben, nachdem man in die Maische nicht pinkeln und spucken darf, dann muß es wahrlich gepflegt und von der UNESCO gefördert werden.


Au weia.
Wenn das stimmt, würde ich das nächste Bier lieber mal zur Doping-Probe schicken.

nordstern

Gillian
Gillian
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Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von Gillian
als Antwort auf adam vom 02.08.2011, 09:20:23
Ich wundere mich, dass du für dieses herrliche "Gebet" nicht gelobt wirst, Adam. Ich werde es gleich auswendig lernen und gelegentlich weiter verbreiten, wenn du´s erlaubst!

G.
adam
adam
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Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von adam
als Antwort auf Gillian vom 02.08.2011, 14:48:41

Gerne Gillian,

daß Du in Zeile 6 noch ein "uns" einfügen mußt, wirst Du gemerkt haben.

--

adam

gerry
gerry
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Re: "Reinheitsgebot" als Kulturerbe?
geschrieben von gerry
als Antwort auf Gillian vom 02.08.2011, 14:48:41
Ich würde Adams Gedicht auch zum Kulurerbe vorschlagen!

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