Forum Allgemeine Themen Plaudereien Schrullen und Originale

Plaudereien Schrullen und Originale

wichtel
wichtel
Mitglied

Re: Schrullen und Originale
geschrieben von wichtel
als Antwort auf wichtel vom 26.02.2012, 08:23:44
Die bösen Geister die ich rief....
Meine Oma war mit 35 Jahren schon ein altes Mädchen als
sie Opa heiratete. Er war Witwer und brachte 6 Kinder mit
in die Ehe. Oma bekam dann noch vier weitere Kinder.
Oma war sehr abergläubig und hielt regelmäßig mit den Nachbarsfrauen Geisterbeschwörungen ab. Meine Mutter und
Onkel Franz, der aus meiner ersten Erzählung, schauten dann immer durchs Schlüsselloch und bekamen auch mit, wie die bösen Geister durch Streuen mit Salz ausgetrieben wurden.

1956 zogen wir in eine 3-Zimmer-Wohnung mit Bad.
Bis dahin hatten wir mit 5 Personen auf zwei Zimmern gelebt.
Oma kam zu uns und teilte sich mit meiner ältesten Schwester Christa das „Kinderzimmer“. Meine Schwester Ursula und ich (das Nesthäkchen)schliefen im Elternschlafzimmer.
Christa war morgens immer total gerädert.
Oma lutschte nachts Eukalyptusbonbons, schlurfte dabei hin und her und erst am frühen Morgen schlief sie ein. Hatte Oma mal was verlegt, suchte sie nicht. Sie saß am Tisch, klopfte mit ihrem Pittmesser auf die Tischkante
und murmelte:“ Heiliger Antonius hilf“. Hatte sie das Teil dann wiedergefunden, betete sie einen Rosenkranz.

Meinen Vater mochte Oma wohl nicht. Ging er morgens zur Arbeit, streute Oma Salz hinter ihm her. Als meine Mutter Oma erwischte gab es natürlich ein Streuverbot.
Von da an fegte Oma mit dem Besen hinter ihm her um den Teufel auszutreiben.
Carola
Medea
Medea
Mitglied

Re: Schrullen und Originale
geschrieben von Medea
als Antwort auf wichtel vom 26.02.2012, 08:31:04
Herrlich Deine Geschichte liebe
Wichteline - übrigens, an den
heiligen Antonius wende ich mich
obwohl Protestantin bei verlegten
Sachen auch. Er hilft tatsächlich
religionsübergreifend ....

Doch jetzt:

Diesen und die nächsten drei ....


Mein Großvater trug diesen "Witz" in die Familie,
er blieb mir unvergeßlich (der Großvater und
der Witz)


Es soll sich bei einem großen Essen, das zu Ehren
der damaligen niederländischen Königin Wilhelmina
gegeben wurde, zugetragen haben.
Die Königin hatte wohl ein Magen-/Darmproblem und
so entfuhr ihr unüberhörbar ein heftiger Wind.
In das allgemeine Schweigen hinein erhob sich
- ganz Gentleman - der britische Botschafter und
murmelte, Verzeihung Majestät, der Vorfall war
buchstäblich vom Tisch, da geschah der Königin
ein weiteres Malheur.

Nun erhob sich der französische Botschafter und
entschuldigte sich. Doch es kam wie es kommen mußte
und erneut entfleuchte hörbar ein Wind.

Der deutsche Attaché wollte hinter dem Engländer
und dem Franzosen nicht zurückstehen, erhob sich
und schnarrte:

Majestät, diesen und die nächsten drei
übernimmt die deutsche Reichsregierung.



Mein Großvater verstarb auf dem
Treck im Januar 1945 von Niederschlesien nach
Böhmen.


Medea.



wichtel
wichtel
Mitglied

Re: Schrullen und Originale
geschrieben von wichtel
als Antwort auf Medea vom 26.02.2012, 08:55:04
Diese kleine Anekdote hat meine Mutter immer zum Besten gegeben.

Nach Kriegsende, ich war noch gar nicht auf der Welt,
zog in die Nachbarschaft eine Familie aus Polen.
Sie war eine große stattliche Frau, ihr Mann klein und schmächtig.

Bei einem Tratsch vor der Tür sagte sie:“ Iss sich mäine Mann auch kläin, aber er arbeitet gut auf mich!“

Wichtel

Anzeige

Medea
Medea
Mitglied

Re: Schrullen und Originale
geschrieben von Medea
als Antwort auf wichtel vom 03.03.2012, 09:32:00
Lache sehr Wichteline,
heißt es doch auch volkstümlich ein guter Hahn wird selten fett.
- gg -

Meine Mutter erzählte gerne folgendes:

Es war im vierten Kriegsjahr,
sie hing die Wäsche auf den Trockenboden und nebenan
war die Bodenkammer des alten Herrn Brauner.
Der kramerte schon die ganze Zeit leise fluchend
herum, er suchte Nägel für irgendeine Reparatur.
Da er passendes nicht fand und zu kaufen es auch
nichts mehr gab, wurde er immer ungehaltener.

Plötzlich hörte sie ihn in schönster
Mundart sagen:

War den Krieg hoat
agefanga, is een verfluchter Affe gewast.


M.







Medea
Medea
Mitglied

Re: Schrullen und Originale
geschrieben von Medea
Die Otternfellmütze

Mein Großvater Andreas besaß eine wunderbar warme
dunkelbraune Otternfellmütze: sie war sein ganzer
Stolz.

Seine ersten Enkel Horst und Roland, meine Cousins,
ca. vier Jahre alt, waren ganz versessen darauf, sie
aufsetzen zu dürfen und fragten ständig den Großvater,
ob sie sie haben dürften.

Wenn ich einmal gestorben bin, dann bekommt Ihr
meine Mütze, sagte mein Großvater, worauf Horst
fragte: Wann stirbst Du denn Großvater?

Nun so schnell hoffentlich nicht, war seine Antwort.


Den großen Treck von Ost nach West im
eiskalten Januar 1945 überlebte der alte Mann
nicht und er wurde, wie alle anderen Verstorbenen
an den Straßenrand in den Schnee gelegt.
Seine Otternfellmütze trug er bei dieser seiner
allerletzten Reise - darauf bestand meine
Großmutter.



Medea.




[size=8][/size]

Anzeige