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Plaudereien Tag der offenen Moscheen

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Tag der offenen Moscheen
geschrieben von JuergenS
Habe heute eine kleine Führung in einer Moschee gemacht, die von türkischen Gastarbeitern gegründet wurde.
War sehr positiv, erneut wurde mir bewusst, dass man über Muslime meist Negatives erfährt, über Gebühr. Zwangsheirat, Ehrenmorde, Benachteiligung der Frauen etc.
Besonders in Krimis werden Moslems oft als Gruselelemente eingebaut.
Oh wäre doch der Islam wirklich überall so friedlich, wie er meist ja bei uns gelebt wird.

Servus
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf JuergenS vom 03.10.2012, 18:24:06
Wie viele Frauen hast du dort angetroffen?
Karl
Karl
Administrator

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von Karl
als Antwort auf schorsch vom 03.10.2012, 19:22:33
Aber schorsch,

Frauen sind doch auch friedlich - meistens.

Im Ernst, Du weißt sicher, dass in Moscheen Geschlechtertrennung (noch) gilt. War bei uns im Siegerland im evangelischen Gemeindehaus noch in den 70er Jahren genauso.

@ heigl,

eine Öffnung der Moscheen und das Gespräch mit der Bevölkerung ist zumindest eine positiv zu bewertende Vorgehensweise, um Vorurteile abzubauen.

Karl

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Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Karl vom 03.10.2012, 19:26:32
...

Im Ernst, Du weißt sicher, dass in Moscheen Geschlechtertrennung (noch) gilt. War bei uns im Siegerland im evangelischen Gemeindehaus noch in den 70er Jahren genauso.

...

Karl
geschrieben von karl

Wie ich anlässlich einer Führung durch die (relativ neue) Synagoge auf dem Münchner Jakobsplatz mit Erstaunen erfuhr, ist dort bei der Sitzordnung während des Gottesdienstes die Trennung nach Geschlechtern ebenfalls durchaus (noch) üblich.

LG - She
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von JuergenS
schorsch, es war in Pasing bei München.

Die Führung machte eine selbstbewusste Frau türkischer Abstammung, es waren etwa soviele Frauen wie Männer parat für FRagen.

Die FRauen hatten einen eigenen Moscheeraum, der genauso schön war wie der der Männer.

Alles klar.

Servus
Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 03.10.2012, 20:00:26

Die Führung machte eine selbstbewusste Frau türkischer Abstammung, es waren etwa soviele Frauen wie Männer parat für FRagen.


Das war die eine Seite der Medaille.
Nun wäre es geboten und angenehm, auch mal einen Gegenbesuch zu erleben.
Gegenseitiges Interesse stärkt Vertrauen.

nordstern

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diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von diogenes
als Antwort auf JuergenS vom 03.10.2012, 18:24:06
herzlichen Dank, Heigl,

daß Du bereits auf den Tag der offenen Moscheen aufmerksam gemacht hast. Ich hatte den sonnigen Nachmittag benutzt Obst zu ernten und finde die Nachricht davon erst jetzt. Wenn ich in den Medien und den Diskussionen hier vorwiegend das thematisiert finde, was problematisch und trennend von den anderen Religionen rüber kommt, dann hatte ich wiederholt das Bedürfnis, eben auch auf die vielen, alltäglichen Begegnungen und Bemühungen auf beiden Seiten aufmerksam zu machen, die ein besseres gegenseitiges Verständnis anstreben – wie der seit vielen Jahren schon angebotene Tag der offenen Moschee.

Nun will ich doch ein paar einfache Erlebnisse hierzu schildern. 1981 wohnten wir kurz in Herrenberg, einem Städtchen südlich von Stuttgart, beteiligten uns an einer Initiative, die Kindern ausländischer Nachbarn zusätzlichen Sprachunterricht und Hausaufgabenbetreuung anbot. Daraus ergaben sich auch freundschaftliche Kontakte mit den Eltern, meist Türken, Besuche und Gespräche im nahegelegenen, gemeinschaftlichen Gemüsegarten.

Jetzt sollte ich kurz vorausschicken, daß eines der wichtigsten islamischen Festeislamischen Feste das Eid-ul-adha = das große Fest ist, das an die zunächst geforderte Opferung eines der Söhne Abrahams (= Ibrahims) erinnert und bei den Türken Kurban Bayrami = Opferfest heißt.

Nun gibt es im Islam die fünf wichtigsten Pflichten für jeden Moslem, als

fünf Säulen bekannt, zu denen auch das Almosen geben gehört, was auch am Opferfest praktiziert wird. An diesem Tag werden zur Erinnerung an den dann tatsächlich geopferten Widder zahlreiche Schafe und Lämmer geschlachtet – in drei Wochen ist es wieder soweit. Ja und so trafen wir dann auch in dem erwähnten Jahr bei unserer Rückkehr von der Arbeit auf Yilmaz, einen jungen Familienvater, der uns strahlend eine Schüssel Hammelfleisch überreichte. Als wir darauf verwundert reagierten, erklärte er uns voller Stolz : ‚Heute ist Kurban bayrami und an diesem Tage geben reiche Leute den Armen Fleisch!‘ – Ich antwortete ihm lachend mit einem kameradschaftlichen Rippenstoß: ‚ so, nun weiß ich endlich, wie ihr uns einschätzt!‘ . Wir setzten den Teekessel auf und unterhielten uns auf den Balkon noch einige Zeit weiter über islamische Feste.

Schon morgens waren wir auf den Feiertag aufmerksam geworden. Die türkische Gemeinde hatte in der Stadt eine ehemalige Werkstatt, einen roten Backsteinbau, liebevoll zu einem Versammlungsraum, einer Cami, einer kleinen Moschee hergerichtet. Wir verdienten damals unseren Unterhalt kurz als Taxifahrer und wunderten uns beim Vorbeifahren über die außergewöhnlich vielen Männer, die sich dort in Festtagskleidung versammelten. Unter unseren Kollegen war auch ein türkisches Ehepaar, und Ekrem, ein kleiner, rundlicher, immer sehr aufgeregter Mann, saß dann auch schon auf dem Schilfsandsteinsockel am Bahnhof in der Morgensonne mit seiner Gebetsperlenkette in der Hand. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre älter als ich und immer sehr stolz, wenn er mir in väterlicher Manier was erklären konnte. Ich stieg aus, begrüßend hockte ich mich neben ihn und fragte, was an der Cami besonderes los sei. Er blickte mich strahlend an und rief : ‚weißt du, Kollege, heute ist Abschlachten-Fest!‘ – Oha! Ich kramte in meiner mimischen Kiste schnell das Gesicht für möglichst totales Entsetzten hervor, rückte blitzschnell ein gutes Stück weg von ihm und wiederholte ‚Abschlachten-Fest???‘. Für einen Augenblick war die Feiertagsstimmung von ihm gewichen, er schaute mich mißtrauisch von der Seite an, dann dämmerte es ihm. Er rückte wieder auf, legte seinen Arm um mich und lachte: ‚ach, keine Angst, Kollege, nicht dich abschlachten - Hammel!‘

Schließlich sollte ich noch eine Begebenheit erzählen, in der auch Frauen vorkommen, die Schorsch schon vermißt hat. Davon gibt es mehrere, ich sollte die interessanteste herausgreifen. Doch ich zögere noch, weil sie zum Ende hin eine Entwicklung nimmt, die nun durch eine überraschende himmlische Erscheinung gelöst werden konnte. Und da weiß ich nur zu gut, daß gar manche ST-Leser darauf recht sensibel reagieren.

Doch es hat ganz unverfänglich angefangen. Die türkischen Familien hatten an einem warmen Sommerabend alle Betreuer ihrer Kinder ins Haus der Begegnung eingeladen. Wie es sich bei derlei Anlässen geziemt, wurde auch ordentlich ‚Integration‘ praktiziert, freilich in der Weise, daß wir in die Genüsse der türkischen Küche eingeführt wurden. Die Frauen hatten keine Mühe gescheut und verwöhnten uns, mal scharf, mal süß – ein Hochgenuß. Seither bin ich ein glühender Verfechter der Integration in dieser Form!

Dann räumten die Männer die Möbel etwas zur Seite und forderten zum Tanz. Obwohl ich mich beharrlich sträubte, zogen sie mich in ihren Kreis und ich sollte die geforderten Bewegungen mitmachen. Ich gab mir dann auch alle Mühe, doch an ihren wiederholten Hinweisen und den lachenden Frauen merkte ich, daß hier die Integration wohl noch etwas auf sich warten läßt. Ich kam zunehmend ins Schwitzen, doch sie wollten mich nicht loslassen. Erst als ich sie fragte, ob es ihnen schon mal gelungen sei, diesen Tanz einem Kamel beizubringen, gaben sie lachend und gnädig nach.

Die Frauen hatten inzwischen Tee gebracht, dann die gemütliche Polsterecke aber bereits in Beschlag genommen. So mußten wir uns mit den weniger behaglichen Stühlen begnügen. Es kam dann auch schnell ein Austausch über unsere unterschiedliche Herkunft und Lebensformen, Anschauungen und Feste in Gang, der dann zu gegenseitigen Fragen über die verschiedenen Religionen führte. Dabei zeigten sich eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten aus deren Entstehungsgeschichte – die Abrahamgeschichte beispielsweise, wie oben erwähnt. Keine Annäherung im Verstehen jedoch, als islamischer Monotheismus und christliche Trinität verhandelt wurden. Einige theologisch geschulte Teilnehmer versuchten vergeblich, die christliche Auffassung darzustellen,

Drinnen war es heiß geworden, ich etwas müde vom essen, tanzen und reden, und trat durch die Balkontüre hinaus in die klare Sommernacht. Während ich noch über die letzten Dialoge nachdachte, tauchte plötzlich im Osten über der Schwäbischen Alb der Vollmond auf und erhellte die Wiese vor mir. Da entdeckte ich den blühenden Klee und erleichtert zupfte ich ein recht großes Kleeblatt ab. Mit diesem ging ich zurück zu den Männern, die noch um eine Lösung rangen und zählte laut die Blättchen ab: ‚ bir – iki – üc, eins – zwei – drei!‘. Dann hob ich das ganze Blatt an der unteren Stengelspitze in die Höhe und rief: ‚eins!‘. – Kurze, erstaunte Blicke, dann ein allgemeines, erleichtertes Lachen, und seither kann ich behaupten, daß ich dieses wichtige, theologische Problem nur mittels himmlischer Unterstützung habe lösen können.

Rückblickend waren diese Begegnungen für uns sehr bereichernd und erleichtern uns bis heute Kontakte mit Angehörigen anderer Nationen, Kulturen und Religionen. Sicher finden sie in ähnlicher Weise bis heute vielerorts statt. Ich würde mich freuen, wenn meine Schilderungen dazu anregen, weitere Erlebnisse und Erinnerungen hierzu beizutragen.

diogenes
ingo
ingo
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von ingo
als Antwort auf JuergenS vom 03.10.2012, 20:00:26
Du bestätigst, was ich in den Fernsehaufnahmen und in Zeitungsfotos verwundert zur Kenntnis genommen habe. Offenbar haben bevorzugt Frauen die Führungen gemacht; und ich bin noch nicht dahintergekommen, warum das so war. Es ist eigentlich unlogisch. Ich habe nur zwei Ideen dazu: Entweder wollten Männer nicht gerne in der Öffentlichkeit erscheinen, oder man wollte den Anschein erwecken, dass Frauen auch im Islam präsent sind.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf diogenes vom 03.10.2012, 23:22:19
Das war mal wieder ein echter, kluger und wohltuender "diogenes"!

Danke für diese "himmlische" Schilderung ...Luchs
ingo
ingo
Mitglied

Re: Tag der offenen Moscheen
geschrieben von ingo
als Antwort auf ingo vom 04.10.2012, 10:47:24
Lieber Diogenes, Du berichtest von eigenen positiven Erlebnissen. Auch ich könnte sowas von meinem Freund Öztürk (Gott/Allah habe ihn selig)berichten. Er hatte den Humor, sich selbst schmunzelnd als "Kümmeltürke" zu bezeichnen. Aber das, was Du schreibst und ich über Öztürk und seine Familie schreiben könnte, ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme; das muss man einfach zur Kenntnis nehmen; und deshalb lese ich das, was Du beschreibst zwar interessiert, verallgemeinere es aber beileibe nicht.

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