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Plaudereien Theater im Theater

luchs35
luchs35
Mitglied

Theater im Theater
geschrieben von luchs35
Nein, ich meine nicht die Diskussionen hier im Forum , sondern die reale Theaterwelt, sei es Schauspiel oder Oper.

Die Regiseure scheinen keine Grenzen mehr zu kennen, wenn es darum geht, Aufsehen zu erregen- egal mit welchen Mitteln.
Das jüngste "Opfer" von Bayreuth: "Tannhäuser"- in einer Biogasanlage , ein Regiekonzept mit Exkrementen, ein Werk bis zur Unkenntlichkeit entstellt , ratlose Zuschauer, die damit nichts anfangen können und mit lauten Buhrufen ihr Missfallen kund tun.

Andere Aufführungen zeigen Ophelia als versoffene Schlampe, Hamlet als drogensüchtiger Punk, der "Troubadur " im texanischen Oelbusiness angesiedelt - nur um noch einige herauszugreifen aus dem Angebot der Schauspiel-und Opernbühnen.

Die Herren Regisseure glauben von den Medien nicht wahrgenommen zu werden, wenn sie nicht um jeden Preis auffallen.
Das gespielte Werk wird zum blossen Rohstoff in ihren Händen, der beliebig oft geknetet werden darf.
Leid können einem die Sänger und Schauspieler tun, die im Liegen, Hängen, Kriechen oder Knien singen oder sprechen müssen.

Dahinter steckt nicht nur die Profilierungssucht der Regisseure , deren Furzideen (pardon) manchmal einen grossen und teuren Aufwand erfordern, sondern auch die grenzenlose Selbstbezogenheit unserer Zeit, die sich für so einzigartig hält, dass sie alles auf sich, auf ihre gerade aktuellen Probleme, Ängste und Anschauungen beziehen muss.

Dass wir aus der Begegnung mit der Gedanken-, Gefühls- und Vorstellungswelt der Vergangenheit einen Gewinn, eine Erweiterung unserers Horizonts und unserer Sensibilität ziehen könnten, scheint den gnadenlosen Verfremdern und Umformern nicht in den Sinn zu kommen.

Es ist nichts dagegen zu sagen, dass manches Werk entstaubt wird, aber es bleibt dennoch zu hoffen, dass die Regisseure irgendwann mal zur Besinnung kommen und ein wenig Demut und Respekt vor den grossen Werken des Theater / Musiktheaters lernen.

Oder denke ich zu konservativ und "unzeitgemäss" ?

Luchs
youngster
youngster
Mitglied

Re: Theater im Theater
geschrieben von youngster
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2011, 15:19:29
Hallo luchs,

ich kann mich deiner Meinung und deinen Ausführungen nur anschließen.

Aber die Verunstaltung von Schauspiel- Oper- und Operretteninzenierungen gibt es m.E. schon seit geraumer Zeit.
chris
chris
Mitglied

Re: Theater im Theater
geschrieben von chris
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2011, 15:19:29


Wenn niemand mehr solche verunstalteten Werke mehr besucht, dann kommen
vielleicht auch die Herren Regisseure und Intendanten zur Erkenntnis,
dass es doch viel sinnvoller ist, ein volles Haus zu haben und zufriedenes
Publikum.

Modernisierungen ja, aber nicht um jeden Preis.



Chris

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Theater im Theater
geschrieben von luchs35
als Antwort auf chris vom 29.07.2011, 16:40:16
Das stimmt,Youngster, viel zu lange schon, und jetzt will ein Regisseur den andern übertreffen- auf Kosten der Werke, die oft auch noch subventioniert werden.

Chris, ich fürchte, allzu viel wird ein Boykott nicht nützen, denn es wird immer Leute geben, die auf den letzten Mist abfahren. Es sind dieselben, denen man ein Stück Leinwand mit einem schwarzen Punkt in der Mitte als große Kunst verkaufen kann.

Luchs
longtime
longtime
Mitglied

Re: die g e f ü h l t e Original-Aufführung! Aber, bitte!!
geschrieben von longtime
als Antwort auf chris vom 29.07.2011, 16:40:16
Die angeblich tollen, einzig wahren, echten Aufführungen sind Auf-Fühlungs-Illusionen:

Komponisten und Dramatiker (wie es ja auch bei Regisseuren belegbar ist, die verschiedene „Cuts“ ihrer Filme vorlegen müssen) haben unterschiedliche Akte oder Auftritte geschrieben, die gestrichen, aber auch h i n t e r l a s s e n wurden, die man nachlesen kann in gar nicht so teuren Ausgaben.
(Alle Reclam-Hefte der KLASSIKER belegen solche Überlieferungen, die z.B. in der Oberstufe, zum Abitur oder im Studium genutzt werden.)

Alle historischen Aufführungen sind auch immer spezielle Darbietungen, die unterschiedliche Möglichkeiten von Stimmen, Anlässen oder Stars nutzen… (Nur man war damals eben zu jung, hatte kein Geld - oder ist heute zu alt!)

Morgen erlebbar - und man kann dazu die Rezensionen/Kritiken und Jubelarien der Salzburger Aufführung von 2003 im Internet nachlesen):


„Hoffmanns Erzählungen“um 20:15 h.

Ja, die Musik war immer von Jacques Offenbach.
Der Text immer in verschiedenen Fassungen von Jules Barbier nach dem gleichnamigen Drama von Jules Barbier und Michel Carré. Usw.: Die Spieldauer beträgt je nach Fassung/Bearbeitung zwischen 2½ und 3½ Stunden… - Das Original war ja nun französisch-sprachig. Wer schuf die italienische, die deutsche Übertragung, die sich durchsetzten?

Vgl.:

Man oder frau hat immer die Erinnerung an eine besondere Aufführung im Kopf oder im Herzen, statt dass man sich auf das einzig wahrhaftig richtig inszenierte Original berufen müsste oder könnte. – Für die Erinnerung hat man ja seine Platten oder CD.s.
Wer von späteren (oder früheren) Aufführungen Routine erwartet, sollte sich mit seinen Phantasien begnügen.

Na, hier singt Elina Garanca, na und die Netrebko:

Wie immer, stimmlich optimal:


Wer allzeit das gefühlte Original sucht – sollte sich heutzutage - bei Normalkonsum an Kultur u.d. mit dem Tatort am Sonntag (oder gleichzeitig der Pilcherei) begnügen, und sie anderen Möglichkeiten auf 3sat.de, phoenix.de oder arte.d meiden. (Und interim bei youtube tanken.)

... Oder hier seine Sehnsüchte geschrieben aufführen lassen – oder Bücher selber verlegen (Auflage 5000 bei „books on Betrügerei“ und hier seine Lamentationen offen legen.)

Wer sich nicht mit Kunst auseinandersetzen will – sollte es ganz lassen. (Pardon für meine Deutlichkeit. - Auf die üblichen Schmähungen deswegen werde ich nicht reagieren.)

Je „senioreller“ ein Forum geführt oder genutzt wird, desto häufiger tauchen diese zwei typischen Malaisen auf:

die echte Inszenierung/Aufführung, bitte sehr!

und:

das immer wiederkehrende Bücher- und Persönlichkeits-Druck-Verlangen von Trivialitäten!

ingo
ingo
Mitglied

Re: Theater im Theater
geschrieben von ingo
als Antwort auf chris vom 29.07.2011, 16:40:16
Stimmt, Chris! Nehmen wir aber mal Bayreuth: Zur Eröffnung kommen wohl in erster Linie Leute, die "gesehen werden wollen" oder eingeladen werden. Wer sich die übrigen Vorstellungen "antut", ist mir schleierhaft. Ich habein den jüngsten Jahrzehnten noch niemanden getroffen, der begeistert erklärt hat, dass er in Bayreuth war. Der Letzte, der davon angetan war, war mein Vater.....vor über 50 Jahren.

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: die g e f ü h l t e Original-Aufführung! Aber, bitte!!
geschrieben von luchs35
als Antwort auf longtime vom 29.07.2011, 17:10:57
Hallo longtime, ich habe deinen leicht verworrenen Beitrag erst jetzt gelesen. Nein, mit "Schmähungen" möchte ich nicht antworten, aber ich glaube, du hast gar nicht verstanden, was ich meinte.

Es gibt sogenannte Kritiker, die darauf abzielen, unter allem Umständen sich als Kenner der Kunst auszuzeichnen, obwohl dies nur zu oft darauf zurückgeht, dass viele der heutigen "alten" Klassiker- Dichter, Maler, Komponisten etc. - verhöhnt, finanziell am äussersten Rand der Gesellschaft lebend von dem damaligen Publikum verkannt wurden . Der Ruhm kam oft erst nach ihrem Tod und machte manchen Sammler reich. Zu den "Verkennern" will heute um Himmelswillen keiner mehr gehören, es wird eine "Gebrauchsanweisung" mitgeliefert, wie der und was der "Kunstkenner" zu sehen oder zu hören hat, auch wenn es der größte Mist ist. Und er betet nach, was ihm vorgeflüstert wird.
Deinen Bemerkungen nach muss ich dich zu diesen zählen, wenn du dich aufschwingst , andern klar zu machen, ob und wie sie sich mit Kunst auseinanderzusetzen haben. Der eine ist Purist, der andere stört sich nicht daran, wenn von dem Ursprung eines Werkes nichts mehr zu erkennen ist.

Deine eher verächtlichen Anmerkungen zu Meinungen anderer zeigt doch einige Arroganz . Senioren mögen einen anderen Blickwinkel haben, vielleicht noch Aufführungen in jüngeren Jahren nachträumen, aber willst du sie wegen deiner Sichtweise ausschließen, sie als unfähig erklären, "künstlerische" Ausschweifungen als das zu sehen ,was sie sind - nämlich Respektlosigkeiten gegenüber den Urhebern und dem Publikum.

Es gibt sehr viele interessante, nachdenkenswerte Interpretationen von Regisseuren, die nicht auf Skandale spekulieren und trotzdem dem Inhalt einen durchaus zeitgemässen Impuls geben, siehe nur die völlig neue Inszenierung von "Figaros Hochzeit" vor einigen Jahren, die aufzeigte, dass Mozart eine völlig andere Vorstellung gehabt haben könnte : nämlich die unendliche Traurigkeit der Gräfin Almaviva und nicht das vergnügliche Techtelmechtel des Gatten. Dies nur als Beispiel.

Aber nun z. Bsp. "Tannhäuser" völlig sinnentfremdend in eine
BioGASanlage zu verlagern hat wohl einen Hintergrund in der Vita Wagners- und die hat hier nichts verloren.

Aus kritischen Worten zu vielen Entgleisungen der auf Skandale ausgerichteten Regisseure nun Unverständnis für künstlerische Inspirationen zu machen und die Senioren hier nun zu Pilchers süsser Welt oder Tatort zuverweisen , das ganze noch mit Druckwerken zu vermischen .... nein longtime, so nicht!
Luchs
navallo
navallo
Mitglied

Re: die g e f ü h l t e Original-Aufführung! Aber, bitte!!
geschrieben von navallo
als Antwort auf luchs35 vom 30.07.2011, 19:00:11
Ich sehe das ähnlich wie Du.

Erklärungen für den Drang, um jeden Preis auffallen zu wollen (= „Notorismus“ nach Winter), findet man in Achim Winters Buch „Wir sind nicht Papst!“. Es heutzutage offensichtlich leichter, die Anerkennung der Öffentlichkeit (= finanzielle Besserstellung) durch demonstrierten Irrsinn und Tabubrüche zu erlangen als durch echte Leistung. Dazu reichen aufgespritzter Schlauchbootlippen oder das öffentliche Bekenntnis zu gepiercten Schamlippen. Wie sonst könnte man sich die Popularität von Paris Hilton, Lady Gaga, Dieter Bohlen, Charlotte Roche oder Joseph Bouys und vieler anderer erklären. Und auf dieser Welle reiten notgedrungen auch wirkliche Könner mit, weil ihre Kunst ohne diese Absonderlichkeiten nicht wahrgenommen würde. Hohes Niveau oder lange Ausbildung sind eher schädlich.

„... hochqualifizierte Profis haben oft schlechte Karten ....Wie viele Starphysiker kennt man mit Namen? Wie viele Ärzte? ... Auch auf Perversion kann man setzen. Auf Nekrophilie zum Beispiel. Leichen aus dunklen Quellen kaufen, sie auseinandersägen und ... verkaufen. In kleinen Stücken.“ (zit. aus A. Winter: Wir sind nicht Papst)

Aus meiner Sicht spiegelt sich in diesen Erscheinungen der durchschnittliche geistige Horizont unserer Gesellschaft wider. Das mag arrogant klingen. Aber nur so kann ich mir den überall zu kaufenden Kunst-Schrott erklären. Ich bin halt nicht in der Lage, jedem, selbsternannten Kunstkenner huldigen zu können. Da bleib ich lieber ein Banause.
erafina
erafina
Mitglied

Re: die g e f ü h l t e Original-Aufführung! Aber, bitte!!
geschrieben von erafina
als Antwort auf luchs35 vom 30.07.2011, 19:00:11
In Berlin aufgewachsen war ich früher in den Sechzigern solche Auswüchse gewohnt.
Das hatte sich dann ziemlich totgelaufen.

Ich bin erstaunt zu lesen, dass es anscheinend wieder modern wird, so einen hirnrissigen Unsinn zu verzapfen.

Nun muss man ja feststellen: es hat schon immer Menschen und Institutionen gegeben, die den "Unwissenden" zeigen und erklären wollten, was denn Kunst eigentlich sei. Menschen mit Einfluss und Geld waren und sind offenbar seeehr empfänglich und anfällig dafür, was "Künstler" ihnen anbieten, was sie fördern können.

Eine solche Aufführung verschlingt Unsummen Geldes. Geld, was die Macher erst einmal eintreiben müssen. Es sind also eher die Geldgeber, die vermeintlich kulturfreudig und zeitgemäß diese Katastrophen überhaupt zum Leben erwecken. Wird solche Aufführung denn erst einmal stattfinden, werden sich die bedeutenden Persönlichkeiten nicht lumpen lassen und sich gern als fortschrittlich künstlerisch zeigen. Insofern ist dieses "sehen und gesehen werden" ja der Selbstzweck dieser Veranstaltungen. Vom Publikum in den Reihen wie von den Künstlern selbst. Es liegt also in der Natur der Sache, unsereinen als unflexibel, unmodern, altmodisch, und noch einer ganzen Reihe übler Beschuldigungen mehr, dastehen zu lassen.

Im Grunde ist das aber nichts, worüber man sich aufregen muss.
Keine Macht der Welt hält so etwas auf.
Ignorieren scheint mir persönlich die angemessenste Reaktion.
Gebt diesen Veranstaltungen keine Presse und kein Publikum.
Lasst die Spinner spinnen.
Wer das für Kunst halten mag, ist schon "infiziert".

Im Betreuten Wohnen Wohnstift, in dem meine Mutter wohnt, haben die "Großkopferten" einen Freund eines Freundes .... 4 riesige Ölbilder machen lassen, haben Tausende dafür springen lassen, und nun hängen diese Kunstwerke im Foyer. Ich schwöre: es sind wirklich nur verschmierte Ölfarbenkleckse auf nicht einmal grundierter Leinwand. Nie in meinem Leben habe ich schlimmeres gesehen. Damit waren alle mehrmals in der Presse. Der Künstler hat sich erdreistet, die Flecke als Garten (und dieser Fleck bin ich....) zu beschreiben. Auf anderer Klecksleinwand gäbe es einen Elefanten...
Aber kein beteiligter Mensch dieser Aktion würde sich jemals trauen zu sagen: der Maler hat Euch verarscht.
(Tschuldigung)
longtime
longtime
Mitglied

Re: die g e f ü h l t e Original-Aufführung! Aber, bitte!!
geschrieben von longtime
als Antwort auf luchs35 vom 30.07.2011, 19:00:11
"... verworren"; "verächtlich.. -? Ist Ironie so schwer zu verstehen? Und: Tibbfähler! - Jau!

Was Kunst ist, wie sie entsteht; wie man sie etwas aaauthentich... nicht nur zum Abfeiern inszenieren kann - das blieb ohne dein Verstädnis.
Bleib bei deinem Kunst-Getue... - das klingt hier im Chor so schön-seniorell.

Ach, nur dies, versuchsweise:

Es gibt in -zig Stadttheatern das von dir verlangte Normaltheater; man muss nur hingehen (weil es so sehr deinen Gefühlen entspricht); manchmal trifft man dort Junges Theater.
Sogar in Dortmund gibt es schon gemein-übliche Wagnereien, deren Musik mit den sirrenden Tönchen man sonst auch jeden Tag nach Ansage von vier Radiostationen geboten kriegt (neben anderem, klar doch!).

Und warum machen die Wagnerschaften in Bayreuth jeden Sommer ihren Stall auf? Da muss es immer einen Aufreger geben. Man kann doch nicht im Provinziellen bleiben. Ja, bald sogar mit Castorf, der der Ring-Regisseur 2013 werden soll!
Dort ist die "EXPERIMENTELLE ERFAHRUNG“ angekündigt; und es gibt natürlich keine Karten für das piefige Volk.

Castorf wird dem klamaukigen Wagner-Frauen (-weiber will ich nicht sagen) kritische Mores lehren; so dass sie ihn wohl vorher rausschmeißen. Oder das Publikum darf sich die Händchen rot klatschen. (Die Karten sind dann eh vorher weg.)

**

Und hier oder einen Thread vorher setzt es die üblichen Lamentationen, dass Wagner-Parkettsitze unerschwinglich seien.

Ja, man muss ca. 1000 € pro Jahr vorschießen, bevor man Aussichten auf Karten hat.
Wow – das sind die inneren Bedingungen… im Wagner-Festspiel, Freundeskreis, Karten-Lotterie- oder Zuteilungs-Möglichkeit:

Zustiftung an die Stiftung "Freunde von Bayreuth".

Da will man so viel GeldundGold, wie ich es nie ausgeben würde, für irr-gendeinen Festspielzirkus, weil man sich und die textile Dekoration mal auslüften und im Umkreis von anderen schwitzenden Peoples vorführen will:

Ja, stimmt, da sind ungefähr 1000 €; nicht Mark vorweg fällig; nach alten Wagner-Zeremonialien.
Da kann man selber nach clicken!

Und bei der STIFTUNG muss man nochmals "zustiften":

Die Wagner-STIFTUNG:

Der sog. Freundeskreis .., ach, bitte nachlesen. Wer will, findet was raus.

*

Ach, da tröste uns mal (ohne die Musi...) das Vorspiel vom Walkürenfelsen herab; rein wörtlich:

Die erste Norn
Welch Licht leuchtet dort?

Die zweite Norn
Dämmert der Tag schon auf?

Die dritte Norn
Loges Heer lodert feurig um den Fels.
Noch ist's Nacht.
Was spinnen und singen wir nicht?

Die zweite Norn (zu der ersten)
Wollen wir spinnen und singen,
woran spannst du das Seil?

Die erste Norn
So gut und schlimm es geh',
schling' ich das Seil und singe.
An der Weltesche wob ich einst,
da groß und stark dem Stamm entgrünte
weiblicher Äste Wald.
Im kühlen Schatten rauscht' ein Quell,
Weisheit raunend rann sein Gewell';
da sang ich heiligen Sinn.“

Pardon, da hat ein Tibbfähler sych ainschlychen!

Es heißt: „weihlicher Äste Wald.“ Wie wunderbar gewabreimt! Wonniglich!

Wer das geistig erträgt, sollte meinetwegen Freikarten kriegen.

Das Genorne stiftet Sinn, dem man zustiften, ach: dem man nach- und vorbeistiften kann, wer sich für von Musik verhängte angeblich altteutsche sprachliche Affigkeiten interessiert.

*

Nein, verstanden hast du meinen Versuch nicht, dir den Sinn deines eigenen Kunst-Willens als Privatissmun zu erhellen. Wäre ja auch ein Stück Bildung! Brrr! - Das geht hier im ST ja auch den Bach runter; und ich werde mich an den Quälerien nicht mehr verteilen, was Kunst sei oder dass man keine Wagner-Karten kriegt.


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