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Plaudereien Theater im Theater

luchs35
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Re: Theater im Theater
geschrieben von luchs35
als Antwort auf clara vom 01.08.2011, 12:14:59
Ja, Carla, das dürfte die Übertragung des *Figaro* gewesen sein, die ich auch im TV sah. Ich habe sie damals auf Video aufgenommen. Es war eine sehr gute Inszenierung, und der Regisseur zeigte, dass modernisieren auch anders geht, wie Publikum und Kritik einhellig feststellten.

Luchs
Re: Theater im Theater
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2011, 15:19:29
Luchs, du befindet dich jedenfalls in bester Gesellschaft. Daniel Kehlmann, (ein Autor, den ich sehr schätze) hat zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2009 eine Rede gegen das Regietheater gehalten, die einigen Staub aufgewirbelt hat.
Wenn es dich interessiert, kannst du es unten im Link nachlesen, da sind verschiedene Aritkel zu der Debatte verlinkt. Ist diese auch bis in die Schweiz vorgedrungen? Kehlmann hat sich ja nicht so viele Freunde damit gemacht und wurde von einigen als Reaktionär abgetan.
Ich kann einiges gut verstehen, was er an Argumenten vorbringt, seitdem ich einmal schrecklich gelitten habe in einer Macbeth-Inszenierung von Jürgen Gosch, in der die Schauspieler während des ganzen Stücks nur splitternackt herumliefen, sich ständig mit Theaterblut und Exkrementen besudelten und Mehl überstäubten. Es war Horror für mich, denn ich saß sogar in der zweiten Reihe ganz vorne, einige Schauspieler setzten sich während mancher Strecken, in denen sie mal Pause hatten, bestäubt und besudelt direkt vor mir in die erste Reihe, und ich fürchtete ständig, so einiges davon mitzukriegen und hoffte, dass sie sich möglichst wenig bewegen würden.
Während der Aufführung verließen die Leute reihenweise fluchtartig das Theater, einer schrie den Schauspielern noch zu: „Macht euren Scheiß alleine“, das galt im wahrsten Sinne des Wortes Dabei konnten die ja auch nichts für die Inszenierung, sondern haben sich alle Mühe gegeben und wirklich gut gespielt, es war trotzdem schauerlich. Das Stück wurde dann obendrein zum „Theater des Jahres" erkoren und bekam einen Preis. Jürgen Gosch war ja auch ein sehr bekannter und renommierter Regisseur, der vor einigen Jahren gestorben ist.
Da fragt man sich wirklich: Wie kommt es, dass Kritiker solche Stücke in den Himmel heben und Preise verleihen, wenn das Publikum sie nicht goutiert und unter Protest den Saal verlässt? Leben die Kritiker auf einem anderen Planeten? Ist das Publikum zu blöd, um die hehren Absichten zu verstehen? Für wen wird denn Theater gemacht, nur für einen kleinen Kreis von Intellektuellen und besonderen Kennern?
Ich war jedenfalls froh, als es vorbei war, habe vom Inhalt des Stücks so gut wie nichts mitgekriegt, so verkrampft war ich. Und wenn ich nicht danach zu einem Wein verabredet gewesen wäre, wäre ich auch früher gegangen. Aber ich habe tapfer bis zum Ende durchgehalten, schließlich war die Karte ja auch bezahlt und musste abgesesssen werden. Der Wein danach hat dann doppelt so gut geschmeckt, meine Erleichterung, dem entflohen zu sein, war grenzenlos.
luchs35
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Re: Theater im Theater
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2011, 23:00:33
Danke für den Link, Marina, ich habe ihn nur noch zu einem Drittel gelesen - bin einfach zu müde jetzt. Morgen ist auch noch ein Tag . Aber was dein Theatererlebnis betrifft, diese "Überraschungen" sind es, die die Menschen aus den Theatersälen treiben. Glücklicherweise gibt es jedoch unter den "Modernisierern" Regisseure, die mit Fingerspitzengefühl geeignete Werke in die heutige Zeit versetzen, interessante Aspekte herausholen und dadurch die Theaterfreunde zum Nachdenken animiert. Das lässt hoffen.

Luchs

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