Plaudereien Trennkost...

gerry
gerry
Mitglied

Trennkost...
geschrieben von gerry
Als ich heute morgen über meinen Hof ging und mir die verschiedenfarbenen Abfallbehälter in den Blick fielen, kam mir unser letzter Auslands-Urlaub in den Sinn. Südost-Europa, EU-Beitrittsland.
Es war ein schöner Urlaub, schönes Wetter, schöner Strand, gutes Essen, annehmbare Preise.
Doch, auch wie zu Hause, erfolgte die "Trennkost" gleich nach dem Frühstück:
Teebeutel-Etikett mit dem (entleerten) Teebeutel = Altpapier, Teebeutelinhalt zusammen mit den zerkleinerten Eierschalen = Bioabfall, die kleinen Plastikschälchen für Marmelade, Honig und Butter = Kunststoffabfall.
Das alles drapiert in übersichtlichen Häufchen.

Doch dann nahte der Kulturschock in Gestalt einer Servierkraft. Sie fegte alles mit einem Fegestrich in einen! Eimer. Alles! In einen Eimer!
Ich war geschockt!
Dann vor oder hinter den Häusern: Eine Tonne! Eine! Für den ganzen Abfall! Eine Tonne! Unfaßbar!
Ich habe mir monatelang meine Abende auf der Volkshochschule (zugegeben nach Delegierung durch die Familie "Du bist Rentner, Du hast Zeit":) um die Ohren geschlagen und Kurse mit den Themen: "Mülltrennen für Einsteiger." "Der grüne Punkt im gelben Sack". Und "Die Zukunft der Trennkunst", belegt.
War das alles umsonst? Die Kurse waren auch nicht gerade billig.

Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich die blaue Proseccoflasche in den Grünglascontainer werfe. In meinen Albträumen erscheinen mir dann geschundene Sortierkräfte, die in ihrer Ratlosigkeit das Band stoppen und dann wegen Sabotage ihren Job verlieren - alles nur wegen meiner Leichtfertigkeit.

Und nun treffe ich in einem Land, das der EU beigetreten ist, auf ein total mittelalterliches Müllentsorgungsniveau!
Aber das Schöne dort war, daß sie mir für 5.- Euro den Ölwechsel machten, weil die Entsorgung des Altöls fortschrittlich und kostengünstig erfolgte: Direkt über die Sickergrube zurück in den Schoß der Erde.
--
Gerry
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

mülltrennung ist unfug
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf gerry vom 21.10.2007, 12:11:02
hahahaha

das finde ich wirklich lustig mit der mülltrennung in deutschland. ich sehe ja sowas immer nur im fernsehen und auch die diskussionen um den sinn des ganzen. manche leute waschen ja sogar ihre yoghurt-becher aus. *lol* ...das ist wirklich mittelalterlich!

hier in holland kommt alles in einen schwarzen müllsack und wird an einem bestimmten tag der woche (abhängig vom wohngebiet) vor die tür gestellt. dann gibts 1x im monat noch nen tag für große cartonagen und einen für sperrmüll.

den müll sortieren in holland automatische anlagen effektiv und zuverlässiger als die bürger. ...und wegen der blauen flaschen würde ich mir keinen kopp machen. ich hab mal gesehen, wie die drei verschiedenen glascontainer in einen laster gekippt wurden.

p.s.: ich muss immer lachen, wenn deutsche besucher bei mir ein dose coke oder bier aufmachen und von alten zeiten träumen.
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: mülltrennung ist unfug
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf dutchweepee vom 21.10.2007, 12:41:14
*lol* .. ja dutch, das kenne ich auch ...
noch heute sehe ich Kinder und ihre Eltern auf Fuerteventura umherirren und nach den verschiedenen Tonnen suchen .. jeder hatte einen Beutel mit dem "getrennten" Müll in der Hand, alle waren verzeifelt ..
--
angelottchen

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pilli
pilli
Mitglied

mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von pilli
als Antwort auf dutchweepee vom 21.10.2007, 12:41:14
hehehe...

nachdem sich einige, insbesondere in Köln, eine goldene nase verdient haben, die leute zur mülltrennung zu verpflichten, bin ich doch zufrieden, eher als ein "müllferkel" agiert zu haben, nachdem ich mich persönlich davon überzeugt habe, das sorgfältig und gesetzestreu sortierter müll gemeinsam von den anfahrenden müllwagen auf einer (!) mülldeponie entsorgt wurden. ein befreundeter vermieter von containern hatte mir bei einem glas bier einige internas der konkurrierenden unternehmer zugeflüstert, die seinerzeit schon bekannt geworden sind. von diesem zeitpunkt habe ich für mich beschlossen, den quatsch bitte ohne mich!

als alleinlebende soll ich mir meine kleine aber feine küche mit mehrfach-mülleimer zustellen...datt wüßte ich aber!

später las und hörte ich von transporten von altpapier, die in irgendwelchen hallen im osten der nation zwischgelagert waren und nachdem die unternehmer zwischenzeitlich verschwunden sind, dort immer noch liegen und auf entsorgung warten.

eine konzession mache ich:

sämtliches verpackungsmaterial entferne ich bereits dort, wo ich die ware erworben habe, das erleichtert mir den transport und so bleibt wenig, das ich zuhause noch entsorgen muss.

--
pilli
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf pilli vom 21.10.2007, 14:55:27
hier - quasi mittn in der Stadt, kann man froh sein, wenn man einen eigenen Garten und "Hinterhof" hat - denn die allermeisten Mülltonnen ( 4 für jedes EFH) stehen angekettet vor dem Haus - schön bunt, gelb, grau, blau, braun ... und dann nur alle 14 Tage ... da lob ich mir das System der Spanier - da stellt man seinen Müllsack abends vors Haus an die Strasse und morgens ist er weg - jeden Tag ..
--
angelottchen
cecile
cecile
Mitglied

Re: mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von cecile
als Antwort auf angelottchen vom 21.10.2007, 20:06:36

Stimmt das alles was ihr da sagt?
Meine schön sortierte Mülltrennwelt ist gerade zusammengebrochen....
--
cecile

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nachtigall
nachtigall
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Re: mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von nachtigall
als Antwort auf cecile vom 21.10.2007, 20:30:44
Bei uns an der Sammelstelle stehen drei Container einer für Klargals, einer für Braunglas uns einer für Grünglas und man wird ganz bestimmt darauf aufmerksam gemacht das Glas gewissenhaft zu trennen. Zweimal die Woche fährte der Lastwagen vor um die Container zu leeren. Man sehe und staune , es wird alles zusammengeschüttet, ob das nun meinen grünen Weinflaschen passt oder nicht...aber ich werde nun trotzdem nicht auf Mineralwasser umstellen
Larissa
--
nachtigall
pilli
pilli
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Re: mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von pilli
als Antwort auf cecile vom 21.10.2007, 20:30:44
klick dich bei interesse mal durch den u.a. link des ZDF, cecile

dort ist einiges zu finden zu den themen:

- Grünes Gewissen"Grüner Punkt" am Scheideweg
Umfangreicher Betrugsskandal beim "Grünen Punkt"Jährlich eine halbe Milliarde Euro Schaden

- Ab in die Tonne. Der Unsinn mit der Mülltrennung


oder auch:

zitat:

"Laut einem Bericht des Magazins "Capital" empfehlen Experten des Bundeswirtschaftsministeriums, den "Grünen Punkt" abzuschaffen. Das Duale System Deutschland (DSD) sei "nach 16 Jahren ökonomisch und ökologisch überholt", heißt es in dem internen Bericht, den Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) in Auftrag gegeben haben soll.
Tonne 13 Mal teurer als Verbrennung
Die "Gelbe Tonne" sei nach wie vor die teuerste Option, insbesondere bei der Kunststoffverwertung. Sie koste rund 1300 Euro pro Tonne Abfall und damit 13 Mal so viel wie die "hochwertige thermische Verwertung" in modernen Müllheizkraftwerken, heißt es dem Bericht zufolge weiter in dem Papier.


ich meine schon, jeder darf für sich entscheiden, ob er oder sie sich zum spielball verfehlter politik machen lassen und brav wie aschenputtel im müll wühlen.


--
pilli
angelottchen
angelottchen
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Re: mülltrennung ...ohne mich! :-)
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf pilli vom 21.10.2007, 20:53:08
ja und vor allem: Es wird Mülltourismus mit gelben Säcken betrieben - tonneweise auf alten Frachtpötten nach Manila oder anderen asiatischen Häfen gebracht und dort gebunkert ... bis in alle Ewigkeiten ... an aber wenigsten finden die armen Müllkinder dort denn wieder verwehrtbare Rohstoffe in unserem Dreck, den sie unter erbärmlichen Bedingungen und unter Einsatz ihrer Gesundheit dort herauswühlen ..
--
angelottchen
mart
mart
Mitglied

Re: mülltrennung ...ich bin dabei!
geschrieben von mart
als Antwort auf cecile vom 21.10.2007, 20:30:44
So erklärt sich das Mirakel der nach Farben getrennten Gläser und nur ein Lkw, der anscheinend alles wieder kunterbunt gemischt wegführt:

Die LKW haben im Inneren des Laderaumes versch. Kammern, die separat befüllt werden.

Das Recycling von Altglas, für bessere Qualitäten muß es farblich getrennt werden, rentiert sich. Altglas ist ein wertvoller und sogar energiesparender Sekundärrohstoff, der allerdings immer nur in einem best. Prozentsatz der Glasschmelze beigemischt werden kann.

Recycling von Altpapier - Die Sammelaktionen haben sich finanziell schon vor dem allgemeinen frünen Recyclingboom für Vereine gelohnt, die über die Wegnahme dieser Einkünfte durch das allgemeine Sammelsystem gar nicht glücklich waren.
Heute nehmen papiererzeugende Betriebe allerdings meistens nur Papier von Karton getrennt an, da ab einer bestimmten Vermischung die Qualität des daraus erzeugten Papiers derartig leidet, daß solcherart vermanschte Sammlungen sogar nur mehr gegen bares Geld angenommen werden.

Recycling von Metall dürfte eigentlich für jedermann einsichtig und vernünftig sein.

Getrenntsammlung von organischen Abfällen dürfte sich von selbst erklären, wenn man die alten Deponien, wo alles und jedes aufeinandergehäuft wurde und Faulgase (oft kilometerweit die Umwelt terrrorisierend) und Faulwässer (die etwas subtiler das Grundwasser, Flüsse und Quellen belasteten und heute noch belasten und mit sehr! viel Geld saniert werden müssen) die Folge waren.

Einzig und allein die Kunststoffsammlungen stellen für mich ein gr. Fragezeichen dar, da diese letztendlich sehr wahrscheinlich energetisch verwendet werden, sprich verbrannt werden - in Müllverbrennungsanlagen, in kalor. Kraftwerken, bei Zement- und Ziegelfabrikation.... Nicht so abwegig Erdöl zuerst substanzmäßig und dann energetisch zu nutzen, wenn sichergestellt ist, daß Firmen, die diesen Kunststoff verbrennen den gleichen Abgaswerten unterliegen wie kalorische Kraftwerke - das tun sie zumindest in Österrreich allerdings nicht, - und wenn sichergestellt ist, daß in den Kunststoffsammlungen keine chlorierten Kohlenwasserstoffe, sprich PVC, enthalten sind. Aus dem so uneinheitlich zusammengesetzten Kunststoffmull der Haushalte läßt sich wirklich nichts mehr herstellen. (Über automatische bzw. Trennung per fleißiger Frauenhand gibt es allerdings eine Menge interessanter Details).

Ich möchte mich allerdings nicht zu den Sammelsystemen, deren Organisation und Durchführung äußern.

Über die Effektivität und Sinnhaltigkeit einer nachträgliche Trennung eines Mischmasches aller Haushaltsabfälle kann man natürlich eigens nachdenken. Deto über Müllverbrennungsanlagen ohne vorgehende Aussortierung von an und für sich wertvollen und auf der Welt nur begrenzt vorkommenden Rohstoffen.

Mart


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