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Plaudereien Unser Gesundheitswesen ist krank!

gerry
gerry
Mitglied

Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von gerry


Die größten Verdienste um die Volksgesundheit hat die deutsche Wirtschaft.
Ihr ist zu verdanken, daß das deutsche Volk das gesündeste überhaupt ist.
Eine Firma braucht nur anzudeuten, sie werde in den nächsten Wochen/Monaten sehr viele Leute rausschmeißen müssen, schon sackt der Krankenstand im freien Fall ins Minus.
Trotzdem brodelt es im deutschen Gesundheitswesen.

Obwohl sich die Zahl der niedergelassen Ärzte ständig vergrößert, entwickelt sich - erstaunlicherweise - zugleich ein fataler Ärztemangel.
Und wieso kostet eigentlich eine Schachtel Tabletten, nachdem sie mit dem Brummi von Deutschland ins Ausland und wieder zurückgekarrt worden ist, deutlich weniger als die Pillenschachtel, die man direkt aus der Apotheke holt?
Nur wer schlecht bei Kasse ist, sucht sein Heil noch bei der Krankenkasse.

Die Privaten lassen den Patienten gnadenlos abblitzen, wenn er nicht wenigstens 4000.- Euro monatlich vorweisen kann.
Was heißt: Über die gesetzliche Krankenkasse kriegt der Patient seinen Termin viel später, darf aber zum Ausgleich dafür entsprechend früher den Löffel abgeben.
Im Paradies der Niedriglöhne sinkt zügig die Zahl der gesetzlich Versicherten gegenüber dem grauen Heer der gesetzlich Verunsicherten.

Die alten Griechen verehrten bekanntlich eine Kapazität namens Hippokrates.
Er ist auch heute noch bekannter als Karl Lauterbach, der Spaßvogel mit der Fliege.
Hippokrates ließ alle Halbgötter in Weiß hoch und heilig schwören, dem Kranken niemals zu schaden.
Auf ihn geht auch die ärztliche Schweigepflicht zurück.
Früher mußten alle Medizin-Absolventen diesen Eid schwören, bevor sie das Skalpell gegen die wehrlose Menscheit erheben durften.

Heute spielt der Eid des Hippokrates in Ärztekreisen eine geringere Rolle als die Bergpredigt in Kreisen erfolgreicher Steuergroßhinterzieher oder den Weisheiten des Esotherik-Predigers Jürgen Fliege.
Der Medizinmann hat eine erfolgreiche Karriere zum Kaufmann gemacht und der Patient ist gnadenlos zum Kunden umfunktioniert worden.
Die Pharmaindustrie sieht das mit großer Freude.
Die AOK Niedersachsen forderte Ärzte auf zu überprüfen, ob Patienten nicht doch an einer etwas lukrativeren Krankheit leiden könnten.

Gemeinsam mit dem kurfürstlich-lüneburgisch privilegierten Hof-Okultisten Dr. Eysenbarth schnürte der Bundesgesundheitsminister ein ehrgeiziges Reformpaket.
Demnach sollen wir die Praxisgebühr künftig auch dann immer bezahlen, wenn im Fernsehen eine Arztserie läuft.
Über die Patientenselbstoperation ist noch nicht endgültig entschieden.

Auf breite Zustimmung stößt jedoch schon heute die Idee, Patienten nur gegen Vorkasse zu behandeln.
Dies wäre ein willkommene Entlastung der Ärzte, Krankenkassen und sogar des Gesundheitsministers mit dem gewissen, immerwährenden Lächeln.
Spielraum gegen die "Gesundheitsindustrie", also die Pharmakonzerne, hat er sich ohnehin nie erkämpfen können. Deswegen ist ihm schon hoch anzurechnen, daß er uns wenigsten noch "Alles Gute wünscht".

Einen schönen Tag
wünscht Gerry


olga64
olga64
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von olga64
als Antwort auf gerry vom 20.04.2011, 16:07:26


Die Privaten lassen den Patienten gnadenlos abblitzen, wenn er nicht wenigstens 4000.- Euro monatlich vorweisen kann.
Was heißt: Über die gesetzliche Krankenkasse kriegt der Patient seinen Termin viel später, darf aber zum Ausgleich dafür entsprechend früher den Löffel abgeben.




Gnadenlos? Bei der Klientel dieses Forums (Senioren) ist es praktisch unmöglich und unbezahlbar noch in die PKV zu wechseln. Aber diese Klientel hätte Jahrzehnte Zeit gehabt, dies zu tun (natürlich ab einer bestimmten Einkommensgrenze). Dafür, dass wir bei einer PKV Versicherten auch höhere Monatsbeiträge bezahlen, sollte uns das Privileg vergönnt werden, schneller Arzttermine und womöglich auch bessere Behandlungsformen zu bekommen. Wie gesagt - es ist es uns ja auch wert, monatlich mehr zu bezahlen - dann höhere Leistung (ist ja in vielen Bereichen so).Zudem finanzieren wir bei PKV Versicherte auch Arztpraxen mit, die aufgrund der Daumenschrauben, auferlegt von den GKV sonst nicht mehr ökonomisch sinnvoll zu führen werden. Olga




Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 20.04.2011, 16:38:31


Gnadenlos? Bei der Klientel dieses Forums (Senioren) ist es praktisch unmöglich und unbezahlbar noch in die PKV zu wechseln. Aber diese Klientel hätte Jahrzehnte Zeit gehabt, dies zu tun (natürlich ab einer bestimmten Einkommensgrenze). Dafür, dass wir bei einer PKV Versicherten auch höhere Monatsbeiträge bezahlen, sollte uns das Privileg vergönnt werden, schneller Arzttermine und womöglich auch bessere Behandlungsformen zu bekommen. Wie gesagt - es ist es uns ja auch wert, monatlich mehr zu bezahlen - dann höhere Leistung (ist ja in vielen Bereichen so).Zudem finanzieren wir bei PKV Versicherte auch Arztpraxen mit, die aufgrund der Daumenschrauben, auferlegt von den GKV sonst nicht mehr ökonomisch sinnvoll zu führen werden. Olga


Eben, weil die Klientel dieses Forums überwiegend nicht PKV versichert sein durfte, wegen der Pflicht, verbietet es sich, denen das vorzuhalten.
Die PKV Versicherten zahlen nicht den solidarischen, prozentualen Beitrag ihres Einkommens,
wie alle anderen Pflichtversicherten.
Sondern nur einen Festbetrag, der ihren Versicherungsumfang finanziert, wie in jeder Versicherung, aber nicht den starken Schultern ihres Einkommens entspricht. Das wäre nämlich solidarisch.

Ach ja, wenn die Praxen die PKV Versicherten als Rettungsanker braucht, warum nehmen die dann nicht nur PKV Versicherte auf. Wäre doch logisch. Das reicht aber nicht. Sonst wäre es so.

Gerecht wäre die Personenpauschale. Ich hätte in der Pflichtversicherung bei meiner Beitragshöhe auch beide Beiträge billiger haben können. Meinen und den meiner nicht berufstätigen Gattin, die ich mir "halte". Da wir unsere Textbausteine kennen, weiß ich ja, daß dieser noch fehlte.
Ich denke aber mit.

nordstern.

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.04.2011, 16:49:14
[b]Ach ja, wenn die Praxen die PKV Versicherten als Rettungsanker braucht, warum nehmen die dann nicht nur PKV Versicherte auf. Wäre doch logisch. Das reicht aber nicht. Sonst wäre es so.
nordstern.[/quote

Sie irren sich: wir haben hier in Oberbayern, auch in München, mittlerweile viele Praxen und Kliniken, die nur noch Privatversicherte aufnehmen, weil sich die Ärzte dem Hick-Hack mit den GKV`s nicht mehr aussetzen wollen. Dies kann man sicher auch mit der Ärzte-Gier erklären, die zweifellos vorhanden ist - aber es handelt sich dann nicht um das komplette Gesundheitssystem in Deutschland, welches übrigens weltweit zu den Allerbesten gehört.
Und so lange Deutsche im Vergleich zu anderen Europäern 18 x jährlich Arztpraxen aufsuchen, grüble ich, ob sie wirklich so viel kränker und nicht nur einfach empfindlicher sind als andere Europäer. Gesprächsthema Krankheit ist ja allgemein beliebt und stört so manche nette Runde. Olga
Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 20.04.2011, 17:23:36
Die Anzahl der Arztpraxen, die nur PKV behandeln, mag regional schwanken.
Das hängt dann mit der jeweils ansässigen Bevölkerung und deren Einkommen zusammen.
Ich darf auch nicht Hamburg Blankenese und Rahlstedt oder Harburg vergleichen.

Die Zahl der Besuche müßte man etwas genauer untersuchen.
Wenn ich weiß, ich habe es mit den Augen, könnte ich gleich zum Augenarzt gehen.
aber ich muß erst zum Hausarzt.
Mich sieht der Arzt nur, wenn es sein muß.
Zur Unterhaltung ist es mir im Wartezimmer zu trist.

Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern wäre auch nicht schlecht, um einmal die Kosten der Medikamente zu vergleichen.
Mir scheint, manches ist so gewollt, wie es ist.

nordstern
albaraq
albaraq
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von albaraq
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.04.2011, 16:49:14

"..."
Die PKV Versicherten zahlen nicht den solidarischen, prozentualen Beitrag ihres Einkommens,
wie alle anderen Pflichtversicherten.
Sondern nur einen Festbetrag, der ihren Versicherungsumfang finanziert, wie in jeder Versicherung, aber nicht den starken Schultern ihres Einkommens entspricht. Das wäre nämlich solidarisch.
"..."
nordstern.
geschrieben von nordstern


Ja Nordstern,
es gibt eine ganz einfache Lösung 15% und zwar für alle,
ohne jegliche Deckelung nach oben !!!!
Es verwundert mich sowieso, weshalb nicht längst schon vor dem Bundesverfassungsgericht, wegen des doch immer so hoch gelobten Gleichheitsprinzips, geklagt wurde.
Mal sehen, wie "leidensfähig" und vor allem, wie lange noch die Mehrheit sich das gefallen läßt

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senhora
senhora
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von senhora
Oh, den Privatversicherten gönne ich jeden Vorteil und jedes Privileg,wirklich.

Schlagen doch im Alter die kräftig steigenden Beiträge so heftig ins Kontor, dass mancher Versicherte schon dadurch an seine Schmerzgrenze kommt,und die erhöhte Strahlendosis durch medizinische Überversorgung ist für mich auch nicht erstrebenswert.

Wenn ich dann noch höre, wie sie mit Medikamenten aller Art voll gestopft werden und zahlreiche unnötigen
Operationen über sich ergehen lassen müssen, gönne ich ihnen wirklich die Chefarztbehandlung, den kurzfristigen Termin und das Einzelzimmer mit Blick ins Grüne.

Außerdem brauchen viele Privatversicherte offensichtlich das Gefühl, etwas ganz Besonderes für Herrn Doktor zu sein, das scheint bereits eine Art Placeboeffekt zu haben,dabei sind sie auch nur eine Art Kühe, die gemolken werden.

All das brauche ich nicht, deshalb bin ich zufrieden, auch in der vermeintlichen 2. Klasse.

Senhora
Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf senhora vom 20.04.2011, 18:40:45
Oh, den Privatversicherten gönne ich jeden Vorteil und jedes Privileg,wirklich.

Außerdem brauchen viele Privatversicherte offensichtlich das Gefühl, etwas ganz Besonderes für Herrn Doktor zu sein, das scheint bereits eine Art Placeboeffekt zu haben,dabei sind sie auch nur eine Art Kühe, die gemolken werden.

All das brauche ich nicht, deshalb bin ich zufrieden, auch in der vermeintlichen 2. Klasse.

Senhora


Das sehe ich etwas anders.
Die Krankenversicherung ist nach wie vor eine Solidargemeinschaft.
Die starken Schultern tragen mehr als schwache Schultern.
Zum Wohle aller Mitbürger.
Da darf sich eine elitäre Gruppe Hoch- und Höchstverdiener nicht per Bemessungsgrenze abkoppeln.
Wo Andere einen festen Prozentsatz vom Einkommen zahlen müssen, darf diese Gruppe sich eine Versicherung
mit Festbetrag, fest umrissenen Leistungsumpfang und weil direkt abrechnend, auch noch besonders
zuvorkommender Behandlung bedienen.
Es ist beitragsmäßig teurer, beitragssatzmäßig liegt es aber weit unter dem Satz der Pflichtversicherung,
obwohl man gerade von dieser Gruppe Gut- und Bestverdiener Solidarität erwarten müßte.

Wenn das so ist, sollte man das System Solidarität in die Tonne treten, es ist dann ungerecht und
bei schlechteren Leistungen viel zu teuer.

Man sollte wissen, das ist errechnet worden, würden alle gleich behandelt, wäre der Prozentsatz im einstelligen Beeich.
Würden alle Versicherten ihre Kosten ohne zwischengeschaltetem Moloch kassenärztliche Vereinigung abrechnen,
könnten die Leistungen transparenter sein.
Die Praxen dürfen gerne ihre Kassenzulassung zurückgeben, wenn sie meinen, sie wären unterbezahlt.
Da wurde in Hamburg schon der Aufstand probiert.
Ergebnis: Es wurde reumütig zurückgekehrt, weil das Einkommen offensichtlich nicht so ausfiel, wie erhofft.

Solidarität sieht so aus wie bis zur Bemessungsgrenze. Das sollte Pflicht werden bis zum Höchstverdienst.
Wer will, darf sich gerne per Zusatzversicherung die kleinen Schmankerl ergänzen.

nordstern





senhora
senhora
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von senhora
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.04.2011, 08:59:06
Nordstern, natürlich hast Du Recht, das Gesundheitswesen sollte eine Solidargemeinschaft sein, die unabhängig vom Einkommen funktioniert.

Aber so ist es in der Realität nicht und ich habe bewusst überzeichnet, weil dies hier doch ein Satire-Thread ist.

Senhora
olga64
olga64
Mitglied

Re: Unser Gesundheitswesen ist krank!
geschrieben von olga64
als Antwort auf senhora vom 20.04.2011, 18:40:45

Schlagen doch im Alter die kräftig steigenden Beiträge so heftig ins Kontor, dass mancher Versicherte schon dadurch an seine Schmerzgrenze kommt,und die erhöhte Strahlendosis durch medizinische Überversorgung ist für mich auch nicht erstrebenswert.


Senhora :lol
:



Kann es sein, dass Sie nicht umfassend informiert sind, ganz einfach, weil die PKV nie Thema für Sie war?
Ich bin seit fast 40Jahren privatversichert - entschieden habe ich mich dazu, als meine Familienplanung beendet war und die entsprechendeGehaltsgrenze erreicht war. Dadurch bin ich natürlich viel günstiger eingestiegen als dies evtl. 10 Jahre später der Fall gewesen wäre.
Meine Beiträge auch im Alter halten sich in Grenzen - ich kann sie ja jederzeit steuern, in dem ich meinen Selbstbehalt ändere oder einige Bausteine aus dem Versicherungspaket entferne. Ausserdem müssen die PKV`s seit einigen Jahren einen niedrigeren Tarif anbieten, der sich an den GKV`s orientiert.
Für 2011 erhielt ich z.B. überhaupt keine Prämiensteigerung, da für langjährige Mitglieder ja Altersrückstellungen gebildet wurden und ein Zusatzbeitrag, den man ab seinem 60. Geburtstag zahlen musste, eine moderate Steigerung auch garantiert. Eine Rückkehr in die GKV ist ja nicht mehr möglich.
Und last not least bezahlen wir keine Praxisgebühr und sind auch nicht prozentual an den Rezept-, Massagekosten beteiligt.
Ich bin sehr zufrieden mit meiner PKV und hoffe, dass ich sie möglichst wenig in Anspruch nehmen muss - gerne zahle ich dafür auch umsonst. Auch wir erhalten übrigens den normalen Zuschuss der Rentenversicherung (derzeit 7.3% berechnet auf die Rente).
Mir war und ist es immer wichtig gewesen, für den gesundheitlichen Ernstfall optimal versichert zu sein - es war und ist mir immer wichtiger als ein dickes Auto zu fahren. Olga

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