Forum Allgemeine Themen Plaudereien Unsere Lärmschutzverordnung.....

Plaudereien Unsere Lärmschutzverordnung.....

gerry
gerry
Mitglied

Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von gerry


Vor ein paar Jahren hatte ich die "Lärmschutzverordnung des Landes Sachsen-Anhalt" hier vorgestellt, die hier immer noch für Unverständnis sorgt.
Es hat sich nichts geändert, eher verschlimmbessert.

Unsere Landesregierung hatte eine Lärmschutzverordnung erlassen, in der festgelegt ist, wann Hunde bellen und Hähne krähen dürfen.
So ist es zB. einem Hahn gestattet, sonntags erst nach 9 Uhr zu krähen.
Auch das Hundegebell und das Quaken der Frösche im Gartenteich ist gesetzlich festgelegt.
Ähnlich wie das Rasenmähen oder der Gebrauch einer Kreissäge.

Weil wir nun Viecher haben - Hund, Katze, Hühner, einen Hahn und neuerdings Schafe - trafen uns diese Verordungen besonders hart.
Was habe ich mit den Tieren geübt....
Mich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Uhr und Kalender bewaffnet zu ihnen gesetzt und versucht, ihnen die einzelnen Tage und Uhrzeiten plausibel zu machen.
Eine mehr als schwerige Aufgabe!
Was hat mich das an Nerven, Leckerli, Zusatzfutter und Streicheleinheiten gekostet.
Die Hühner legten keine Eier mehr, weil sie manche Nacht vor mir keine Ruhe hatten.
Die Schafe versteckten sich, wenn sie mich nur kommen sahen.
Dabei brauche ich sie zum Mähen - nicht stimmlich - für meinen Obstwiese.

Nun ist es mir gelungen, meinen Hund so zu erziehen, dass er die gesetzlichen Vorgaben erfüllt.
Er bellt genauso, wie es der Gesetzgeber und der Deutsche Mieterbund vorschreiben.
Vor neun Uhr hört man nur ein verhaltenes Knurren wenn ein Fremder das Grundstück betritt.
Sogar nachts, wenn Nachbars Kätzchen über den Hof schleicht, enthält er sich der Stimme.

Aber die Hühner und der Hahn.....
Der macht mir Kummer.
Mit viel Mühe und zusätzlichem Futter habe ich ihm antrainiert,dass er vor acht Uhr nicht krähen darf.
Wie oft bin ich rausgerannt und habe versucht, ihm den Schnabel zuzuhalten.
Oft war es vergeblich.
Es hat lange gedauert, bis er es begriffen hat.
Das letzte Mittel war, dass ich ihm einen Hauklotz mit dem Hackebeil vor den Hühnerstall gestellt und ihm damit die letzte Verwarnung angedroht habe.
Nun höre ich manchmal morgens gegen 6 Uhr, wenn normalerweise Hähne krähen, noch ein leises Stöhnen aus dem Hühnerstall, wenn der Hahn gegen seine animalischen Triebe ankämpft.

Ein Problem habe ich leider noch nicht gelöst:
Ich habe es bisher nicht geschafft, mit ihm die Wochentage zu lernen.
Tagelang saß ich mit ihm vor dem Wochenkalender und bemühte mich, ihm die Wochentage in der richtigen Reihenfolge beizubringen.
Ich zog auch die Erkentnisse des russischen Tierpsychologen Pawlow heran und stellte ihm sonntags das Futter eine Stunde später vor den Stall.
Umsonst, er begreift es nicht!

Einige Fortschritte haben wir aber schon erreicht:
Mal verlegt der Hahn das 9 Uhr-Krähen vor, auf den Freitag, mal verspätet er sich und kräht erst am Montag eine Stunde später.
Es kam auch schon vor, dass für den Hahn am Mittwoch Sonntag war und er an dem Tag um 9 Uhr krähte.
Aber vielleicht kapiert er es noch, ehe er in den Kochtopf wandert.
Er hat so eine schöne, durchdringende Stimme.

Seit einigen Wochen sind wir nun im Besitz von zwei Schafen.
Erstmal probehalber. Ich bin das ewige Mähen der Obstwiese mit der Sense leid.
Wir haben sie im alten Hundezwinger auf der Wiese untergebracht.
Nun geht es jeden Morgen um sieben: "Määäh, määäh, määähh!"
Ich kann es ja verstehen, haben sie doch das saftige Gras vor der Nase
und möchten gerne mähen.
Weil ich nun keinen Ärger mit den Nachbarn oder dem Ordnungsamt möchte,
habe ich mich wieder mit Uhr und Kalender zu den Schafen gemacht.
"Hört mal her", sagte ich, indem ich auf den "roten Kalendersonntag" zeigte,
"an diesen Tagen wird erst nach neun Uhr geblökt. Verstanden?"
"Nääähh, nääähhh...."
Das wird mich wohl noch viel Arbeit und Nerven kosten.


Ich begrüße es von ganzem Herzen, dass das deutsche Recht sich so umfassend um das Wohl des Menschen kümmert und bin dem Deutschen Mieterbund dankbar, daß er mir den nächtlichen Gebrauch der Toilette gestattet.

Gibt es in anderen Bundesländern ähnlich bescheuerte Verordnungen?

Einen schönen Tag
wünscht Gerry




zwergi
zwergi
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von zwergi
als Antwort auf gerry vom 14.10.2010, 16:21:32
Dein Bericht ist köstlich - aber leider auch bitter.
Ähnliches gibt es wohl auch in NRW, weiß auch von "Prozessen" wegen Hundebellen und Hähnekrähen bei uns am Dorfrand.
Inzwischen hat man das etwas im Griff, der "Gegner" baut ja auch mal Schiet - und den kriegt er dann auf sein Butterbrot.
Eigentlich ist es ja mehr eine Frage von Verstehen und Verständnis.
Keine Tiere - aber was müssen das für Hammel sein, die in ein Baugebiet ziehen, wo nebenan immer schon ein Fußballfeld oder ein Tennisplatz vorhanden waren.
Und dann, wenn genug Häuser gebaut wurden, sind plötzlich genug Kläger gegen diese Sportplätze da, die dann aufgegeben werden müssen.
Und auf dem freigewordenen Platz werden dann weitere Häuser gebaut...

Sorry, hoffentlich nicht zu sehr am Thema vorbei...
meint zwergi.
pippa
pippa
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von pippa
als Antwort auf zwergi vom 14.10.2010, 16:41:16
Wir haben einen Gartenteich mit vielen Fröschen. Da ich gar nicht erst versucht habe, ihnen das Quaken zu verbieten, bin ich sehr froh, dass sich hinter unserem Grundstück ein Regenwasser Rückhaltebecken befindet, welches natürlich noch viel viel mehr Fröschen eine Heimat bietet. Auf diese Weise werden unsere Frösche immer übertönt., und das Rückhaltebecken kann Gott sei Dank niemand trocken legen.

Dürfen bei Euch eigentlich die Vögel zu jeder Tages- und Nachtzeit singen?

Pippa

Anzeige

gerry
gerry
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von gerry
als Antwort auf pippa vom 14.10.2010, 17:35:39
Nö Pippa, das hat man ihnen wohl auch verboten.
Ich habe hier nachts keinen Vogel singen hören.
pippa
pippa
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von pippa
als Antwort auf gerry vom 14.10.2010, 17:47:41
Ach, das ist aber schade.
Hier singen in den Sommernächten noch die Nachtigallen und bisweilen auch die Zaunkönige.

Pippa
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von schorsch
als Antwort auf gerry vom 14.10.2010, 16:21:32
Grübel: Gibt es da nicht Medikamente, mit denen man Patienten einschlafen und solche, mit denen man sie wieder erwecken kann? Vielleicht wäre das DIE Lösung für dich und deine Tiere? ()

Anzeige

sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf schorsch vom 15.10.2010, 09:54:03
Sei sicher Gerry,

die Bürokratenhengste und Stuten kümmern sich nicht nur
um Deine geliebten Vierbeiner.

Solltest Du oder auch Deine Gattin mal in die Lage kommen, aus irgendwelchen Gründen auch immer, Stützstrümpfe oder Ähnliches in Anspruch nehmen zu müssen, und sei es nur für kurze Zeit, dann sei sicher, dass jemand mit einer Akte kommt und genau wissen will, wie viel Haare Du noch auf dem Kopfe hast, ob Du Gebissträger oder gelegentlicher Bettnässer bist, und ob Du, bzw. Deine Gattin, noch ab und an unter erotischen Anwandlungen zu leiden habt.

Man nennt so etwas einen biologischen Lebenslauf, für den Du, laut Gesetz, das ist Vorschrift,
natürlich mit Deiner Unterschrift gerade zu stehen hast.

Da ich ja etwas länger brauche um tiefgründige Dinge zu erfassen, erklärte man mir, auch beim Kauf einer Waschmaschine müsse eine Unterschrift geleistet werden.

Nur, der Waschmaschinenverkäufer hat noch nie von mir einen biologischen Lebenslauf verlangt.
Die Lieferung habe ich natürlich immer quittiert.

Ganz offiziell und laut Medizinischer Dienstanweisung, muß diese Akte 30 Jahre lang gehortet werden.
Ob Du mittlerweile verzogen oder verstorben bist, spielt keine Rolle.
30 Jahre lang - das muß nun einmal sein.

Ich kann das nicht einmal unter
„Achtung Satire setzen“. Ist Gesetz.


Einen schönen Abend
wünscht Sarahkatja
caya
caya
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von caya
als Antwort auf gerry vom 14.10.2010, 16:21:32
Lieber Gerry,

über deine Geschichte konnte ich mal wieder so richtig *wiehern* um in der Tiersprache zu bleiben derer du dich ja mit deinen Tieren ausgiebig und in anrührender Weise befleißigst

Mich würde interessieren wie weit du mit den Schafen gekommen bist, die ja als letzte in euer ländliches Refugium gestoßen sind.

Bist du weiter gekommen?
Toll finde ich, dass sie dir mit Nähhhhh, Nähhhhh antworten.

Wenn du es schaffen würdest sie zum Yeahhhh, Yeahhhh, zu trainieren, dann hättest du gewonnen.

Das würde Lebensfreude signalisieren und die hätten die Schafe ja jetzt bald bitter nötig.

Bald, so bald werden sie *eingestallt und dürfen den langen Winter über weder mähen, noch nähen, noch yeahen....na ja vielleicht ein bißchen hinter Schloss und Riegel

Caya

mradefeld
mradefeld
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von mradefeld
Eine köstliche Geschichte!
Traurig daran wäre nur. wenn es tatsächlich Leute gäbe, die mithilfe solcher ABM für Anwälte Gerichte beschäftigen würden. Aber die soll es ja geben!
Das beste Rezept und der sicherste Schutz vor solchen Zumutungen ist ein guter Draht zu allen Nachbarn.
Der beinhaltet u.a. auch, dass man sich nicht jeden Herbst die Bäume gegenseitig zählt, wie das in einigen Nachbarschaften schon vorgekommen sein sollte.
Wie weit sind wir von der Natur schon entfernt? Das fragt man sich hier. Dass Maschinenlärm in Ruhezeiten untersagt ist, kann man ja noch nachvollziehen. Gottseidank dürfen jetzt wenigstens Kinder wieder spielen. Aber dazu brauchte es in unserem "Rechtsstaat" ja auch erst höchstrichterlicher Festlegungen.
Trotzdem: Allen einen schönen Sonntag
wünscht
M.F.Radefeld
gerry
gerry
Mitglied

Re: Unsere Lärmschutzverordnung.....
geschrieben von gerry
als Antwort auf caya vom 16.10.2010, 22:28:43
Tja liebe Caya, wie weit bin ich mit meinen Schafen gekommen?
Da es mir unmöglich ist, sie zu schlachten oder schlachten zu lassen - weil ich sie "persönlich kenne" - werden sie morgen bei einem Schäfer "eingestallt".
Es ist keine Rache oder böse Absicht von mir, weil sie mir nur noch mit "Näähh, näähh" geantwortet haben.
Erstmal habe ich nichts zu nähen, ihr Wollpelz müsste doch dick genug sein.
Es ist bei mir ein Platz- und Futterproblem.
Obwohl sie viel mehr Wolle haben als ich, würden sie mir die meine, wenige vom Kopf wegfressen.
Nun kommen sie in gute Hände.

Anzeige