Forum Allgemeine Themen Plaudereien Wann ist man "ausrangiert" ?

Plaudereien Wann ist man "ausrangiert" ?

luchs35
luchs35
Mitglied

Wann ist man "ausrangiert" ?
geschrieben von luchs35
Laut Statistik wird 2050 jeder dritte Deutsche 60 Jahre alt und mehr sein. Frauen haben mit Durchschnittslater 81 eine höherer Lebenserwartung als die Männer, die durschnittlich 75 Jahre alt werden können.
Die Gesamtarbeitszeit soll stückweise angehoben werden, obwohl heute bereits 50jährige um ihren Arbeitsplatz altershalber bangen müssen.
Bei Sportlern kennen wir, dass spätestens ab 30 das Seniorenalter beginnt.
Für jene unter uns, die bereits die 60 überschritten haben, gehört ein 40jähriger noch zu den jungen Menschen, der seinerseits jedoch fürchtet, schon bald zum "alten Eisen" zu gehören.

Welche Bedeutung hat eigentlich dieser Spruch vom "alten Eisen"? Ab wann gehört man zu diesen "Ausrangierten" ,nicht mehr Gebrauchten?
Ist es einfach die Anzahl der Jahre, die grauen Haare, das Nachlassen der körperlichen Kräfte, das Langsamerwerden?

Oder ist es einfach ein Vorurteil, das sich nicht wirklich auf etwas begründet, sondern sich als Mittel zum Zweck anwenden lässt?

Solange man gebraucht wird, gehört man plötzlich auch mit 80 noch nicht zum "alten Eisen". Ist es das Gebrauchtwerden, das uns vom "alten Eisen" vom Ausrangiertwerden trennt?
--
luchsi35
barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf luchs35 vom 26.11.2008, 10:43:09
Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein Mensch, der noch am Leben teilnehmen kann - das kann man auch mit körperlichen Einschränkungen, denn das Leben muss sich nicht nur außerhalb der eigenen vier Wände abspielen - , der gehört nicht zum sogenannten 'alten Eisen'.

Es kann aber auch ein wesentlich jüngerer Mensch schon dazu gehören, wenn er sich für nichts mehr (außer sich selbst!) interessiert und vielleicht nur noch zu nörgeln hat.

Am Alter möchte ich das alte Eisen also nicht festmachen, sondern einfach nur am Individuum: wie lebendig ist ein Mensch noch, wieviel Gefühl und Anteilnahme hat er für seine Umgebung, wieviel Interesse am Weltgeschehen.

Viel Können und Wissen könnte zum Wohle der Menschen eingesetzt werden, wenn man die Leute ließe...

Liebe Grüße - Roswitha
--
barbarakary
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von luchs35
als Antwort auf barbarakary vom 26.11.2008, 11:45:55
Damit hast du völlig recht, barbarakary, man sollte das ausrangiert werden nicht am alter festmachen.

Leider ist es aber in der realität so. Damit meine ich nicht nur das "alte eisen", das im berufsleben aussortiert wird, obwohl es noch keinerlei rost angesetzt hatte, sondern auch unser eigener umgang mit menschen, die einiges älter als wir selbst sind.

Ein Beispiel: ich kenne aus einem andern Seniorenforum eine über 80jährige chatterin und foristin , die sehr gute und kluge beiträge schrieb. sie war geistig und körperlich fit wie ein "turnschuh", ein spass, mit ihr zu plaudern. Und nun kommt es: Als ihr Geburtstag öffentlich wurde, nahm man sie plötzlich nicht mehr für voll, sie wurde auch praktisch kaum mehr wahrgenommen. Also ging sie nach einiger zeit, machte sich aber den scherz, 20 Jahre jünger zurückzukommen. Sie war noch der gleiche Mensch, noch immer in Topform. Sie chattete mit Vergnügen, schrieb wieder ihre Beiträge und alles war in bester Ordnung.

Deshalb bin ich heute der ansicht, dass man oft nicht alt , sondern alt gemacht wird! Ab einer gewissen alterszahl bist du eine tattrige Oma oder ein seniler opa, solltest du mal was irrtümliches äussern.

Da ist gar nicht mehr die Rede von der weisheit des alters oder achtung vor weissen haaren...und all die sprüche.
Und das setzt sich in allen bereichen fort, gräbt sich auch in das gehirn eines arbeitgebers etc.

Selbstverständlich reagieren nicht alle menschen gleich, aber das beschriebene verhalten ist mehr verbreitet als man annehmen möchte.

Deshalb also meine ursprüngliche frage, was ist die ursache, dass man menschen plötzlich zum "alten eisen" zählt und ihnen nichts mehr zutraut, obwohl sie oft noch so viel zu geben und zu sagen haben?
--
luchsi35

Anzeige

peter25
peter25
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von peter25
als Antwort auf luchs35 vom 26.11.2008, 12:56:57
Ich würde mal sagen,das "alte Eisen"kostet den Arbeitgebern zu viel.
Aber "Alteisen " wird wieder an Wert gewinnen---------und man wird es wieder einsetzen? Einige Unternehmer haben es schon gemerkt.
peter25
yankee
yankee
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von yankee
als Antwort auf luchs35 vom 26.11.2008, 12:56:57
Das Ausrangieren ist doch schon systembedingt. Wer wird denn ausrangiert?
Da wären mal Kinder mit Hauptschulabschluss, Arbeitslose über 45, Menschen ohne Berufsausbildung, Menschen nicht deutscher Herkunft, alte Menschen die krank sind usw. usw.
Wir werden doch schon innerhalb eines solch gestrickten Systems großgezogen und merken oft gar nicht, wie wir unterbewusst andere aausrangieren indem wir sie in eine Schublade stecken mit Aufschrift "ausrangiert". Das Alter der Menschen spielt deshalb auch eine Rolle. Alter bedeutet doch für viele u.a.: weniger leistungsfähig, weniger belastbar, öfter krank, leicht vergesslich, hilfebedürftig usw. usw. etc.
Hinzu kommt die gesellschaftliche Entwicklung weg von Gemeinschaft, Ehe, Familie hin zum Single, alleinerziehend weil durch das nicht binden die berufliche Karriere angeblich leichter wird, eine Rücksichtnahme nicht mehr notwendig ist, Belastungen vermieden werden.
Das Ausrangieren hat also auch eine Geschichte.
--
yankee
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von luchs35
als Antwort auf yankee vom 26.11.2008, 13:50:44

so betrachtet hat das ausrangieren diverser gruppen etwas mit der ent-humanisierung der gesellschaft zu tun. nähern wir uns damit Urinstinkten, in denen wir uns von allem trennen wollen, was uns irgendwie behindern könnte in unserem vorwärtsstreben? was bleibt uns dann von unserem menschsein? Kommt das "fressen vor der moral" wie in einem andern thread gefragt wird?

Alles, was nicht in das "gesunde" raster passt, wird dann aussortiert.
--
luchsi35

Anzeige

yankee
yankee
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von yankee
als Antwort auf luchs35 vom 26.11.2008, 14:00:18
Ich finde ja. Unsere Urinstinkte haben ´ganz sicher damit zu tun. Ob unsere Intelligenz ausreicht eine humanorientierte Gesellschaftsstruktur bei aller Profitgier, Geltungssucht, Egoismus und Verdrängungswettbewerbsdenken zu entwickeln, wage ich zu bezweifeln.
Wie heisst es doch so schön: Das einzige was der Mensch aus der Geschichte gelernt hat ist - daß er nichts draus gelernt hat.
--
yankee
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von luchs35
als Antwort auf yankee vom 26.11.2008, 14:25:05

Dein zweifel dürfte wohl berechtigt sein. Auch die intelligenz hinkt hinter dem urinstinkt nach. Nimm nur mal die kopflosigkeit auch sonst absolut intelligenter menschen, wenn sie sich unmittelbar und vor allem plötzlich einer lebensbedrohlichen gefahr ausgesetzt sehen. Dann bleibt meist nur noch panik und der gedanken ans entkommen.

Aber wir kommen von ursprünlichen thema ab: dem ausrangiert werden, den zuordnen zum alten eisen.

Deshalb mal die ketzerische frage: wäre es für das alltagsleben im alter besser , sich jünger zu mogeln, um ernst genommen zu werden? oder ist das wirklich nur eine frage der eitelkeit?
eigentlich will man doch zu seinem alter stehen, wenn der lack erst mal ab ist. oder stellt sich die frage erst nach der erfahrung, was alt werden bedeuten kann - nicht zwangsläufig muss?
--
luchsi35
chris
chris
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von chris
als Antwort auf luchs35 vom 26.11.2008, 16:30:43

Luchsi, erst heute Morgen ist mir eine ältere Dame begegnet. Sie wohnt
seit einiger Zeit hier im Ort.

Auf meine Frage: "wie geht es ihnen denn Frau xX ?" Bekam ich zur Antwort:"na wie soll
es einer alten Frau schon gehen. Aber wichtig ist, dass man eine Aufgabe hat!"

Ich muss der alten Dame recht geben, Leute, die noch gefordert sind oder werden,
auch im Alter, die gehören nicht zum "alten Eisen"!

Im Gegenteil sie sind Vorbild für mich, dass sie trotz mancher Wehwehchen und
auch Handicaps, für sich selbst sorgen und auch stolz darauf sind, keine Hilfe
von anderen zu benötigen.

Zum alten Eisen gehört man erst, wenn man sich für gar nichts mehr interessiert.


--
chris
yankee
yankee
Mitglied

Re: Wann ist man
geschrieben von yankee
als Antwort auf chris vom 26.11.2008, 16:43:08
Warum können wir denn nicht stolz auf Menschen sein die einem helfen wenn man die Hilfe benötigt. Man kann auch stolz sein einem anderen geholfen zu haben. Aber ist es wirklich ein Grund stolz zu sein keine Hilfe zu benötigen ? Schliesslich ist das älter werden das normalste der Welt und somit auch die damit verbundenen Konsequenzen. Ich würde es anders formulieren: Ich bin froh noch so fit zu sein, daß ich nicht auf die Hilfe anderer angewiesen bin.
Ausrangiert wird das, was nicht mehr gebraucht wird. Ergo: Solange man gebraucht wird ist man auch nicht ausrangiert.
--
yankee

Anzeige