Plaudereien War es mein Fehler, oder ist es nur blöd gelaufen?

Liebes Forum,

Eine kleine Vorgeschichte: Die alleinerziehende Mutter der Freundin meines Bruders ist vor einem halben Jahr verstorben. Verwandte gibt es lediglich in Lettland, der Vater ohne Sorgerecht lebt ohne ihr auch nur einen Gedanken zu schenken in Russland.
Meine Eltern haben sich dazu entschlossen, das Pflegerecht für sie zu übernehmen, dementsprechend ist sie auch direkt nach dem Tod ihrer Mutter bei uns eingezogen. Alles schön und gut und auch nicht störend, im Gegenteil: wir unterstützen sie und unternehmen gemeinsam Verschiedenes.
Lediglich ein Mal musste ich mich gegen den Gedankengang meiner Eltern stellen, unseren lang ersehnten Norwegen-Urlaub stornieren zu wollen und stattdessen nach Lettland zu fahren.
Meine Eltern steigern sich gerne in Dinge rein und erzählen die gleichen Sachen immer wieder und regen sich enorm drüber auf, handeln also sehr gefühlsbetont (bei meinem Vater häufig leider auch durch Alkoholkonsum bedingt) und nicht rational.

Gleiches passierte beim heutigen Abendessen: Die Beantragung des neuen Personalausweises und Meldung auf dem Einwohnermeldeamt missglückte heut Nachmittag aufgrund fehlender Befugnisse/Unterlagen. Dementsprechend war der Trubel groß und Mein Bruder Tobi (17) fing dementsprechend an, meine Eltern höflich drauf Aufmerksam zu machen, sie möchten sich doch bitte abregen und alles weitere auf sich zukommen lassen. Vollen Misserfolgs ging er also in eine satirische Kritik über:
Eltern: „Die Frau Müller“, die Vormundin der Freundin, „muss mal auf unserem Bürgerbüro vorfühlen was da vor sich geht.“
Tobi: „Vorfühlen wie ein Käfer mit ihren Fühlern“ – lachend und mit Gestik betont
Eltern: „Hör doch auf so einen Schwachsinn zu reden! Du bist doch ein Depp! Es geht um die Zukunft deiner Freundin. Wir müssen das schaffen, brauchen noch etliche Zustimmungen, was meinst du was soll passieren, wenn es nicht klappt…“

Mit dieser pessimistischen Steilvorlage und aufgrund der Tatsache, dass sie unseren Urlaub absagen wollten, sich immer überall reinsteigern und nicht realisieren wann Schluss ist, dachte ich mir, ich müsste sie mit einer extremen Übertreibung zum Nachdenken anregen und satirisch einsteigen:
„Vielleicht ja die Abschiebung“; mit einem satirischen Unterton der nicht zu überhören war.
Eltern: „Du Depp, wohin denn? Nach Erding (Ihr alter Heimatort)?“
Ich: „Wie wärs mit Lettland, wo ihr immer hinwolltet“
Eltern: „Überleg doch was du für schwachsinniges Zeug redest“
Mein Bruder: „genau wie ihr“

An diesem Punkt war mir klar, dass sie die Satire nicht wahrgenommen haben. Mein Bruder allerdings verstand meinen Gedankengang und fuhr satirisch und sich vor Lachen fast nicht mehr einkriegend fort.
Meine Eltern gingen natürlich sofort auf mich los und stellten mich hin, als wäre ich asozial, rassistisch, fremdenfeindlich und dagegen, dass sie bei uns wohnt.
Sie drehten mir die Worte im Mund um und stellten mich hin, als ob ich ihr gewunschen hätte, zu Ihrem egoistischen Vater nach Russland zu müssen, ohne ein Wort der Sprache zu können.
Seit diesem Streit wechselte ich kein Wort mehr mit meinen Eltern.
Mit der Frage, ob Satire grenzen hat, haben wir uns damals in der Schule ausführlich beschäftigt.
Mit den Erkenntnissen über Satire von damals sehe ich bei meinem Witz auch kein ernstes Problem.

„Solange sie in der Sphäre des Unernsten bleibt, darf sie alles. Nur eines nicht: langweilen.“
[Jan Hedde, Das ist Satire, Veröffentlicht im Rahmen der SPIEGEL-ONLINE-Serie „Das Wort“ (01.05.16)]

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gibt es für mich nur 1 Antwort: Das ist eine Angelegenheit, in die wir uns hier nicht einmischen sollten.