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Plaudereien Was gibt unseren Jahren Leben?

Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von Felide1


Auch wenn es im Alter da und dort zwickt und zwackt so gehört auch das zum Leben. Solange ich in der Früh aufstehen und alles was ich mir vorgenommen habe erledigen kann lebe ich gut und gerne.Der Alltag zeigt mir schon wie ich ihn verbringen möchte. Das Schöne im "Pensionsalter"ist doch, ich darf und muß nicht mehr dieses Gefühl zu geniessen empfehle ich jeden.

Felide
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 18.04.2011, 01:49:50
Wunderbar, Adam, du hast im Gegensatz zu Pilli meine Frage absolut verstanden und deine Antwort trifft das, was ich meine, exakt.

Für viele Menschen ist es nun mal beruhigender oder auch bequemer, sich in "älteren Jahren" nicht mehr mit dem auseinanderzusetzen, was sie ihr gelebtes Leben nennen. Bloß nichts mehr hinterfragen, abstreifen, was nicht genehm ist, ihr Leben im Rückblick so zu sehen, dass man "noch gut damit leben kann", zu übersehen, dass auch Fehler und Schwächen Stolpersteine geboten haben, die auch noch im Alter schmerzen. Es ist ein Akt der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.

Bongoline hat es angedeutet. Menschen, die dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen sind, haben eine andere Einstellung zu ihrem Leben, sie können aufrechnen und abschließen. Andere empfinden das als unangenehm und betonen eher ihre Zufriedenheit, auch wenn es im Innern nagt- wie du sagst, Adam: sie lügen sich in die eigene Tasche ohne es zu merken.

Wie oft begegnet man Menschen, die auf die Pensionierung zugehen und die ihre Angst vor einem Sturz in leere Tage damit kaschieren,
dass sie sich an Illusionen und Hoffnungen klammern, dass sie ja jetzt frei über ihre Leben entscheiden können, dass sie nun alles tun wollen, wovon sie vorher geträumt haben. Und wievielen gelingt es? Und was bleibt als Resümee übrig?
Viele erkennen nicht einmal, dass sie gar keinen Grundstein gelegt haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen und stürzen sich auf Ersatzhandlungen.
Aber haben ältere Menschen wirklich ihre Illusionen und Hoffnungen mit dem Eintritt ins Rentenalter begraben -oder nur verlagert?

Die vielseitigen Antworten in diesem Thread haben doch auch gezeigt, wie unterschiedlich mit diesen Fragen umgegangen wird. Und das ist auch richtig, denn jeder muss auf seine eigene Weise für sich Antworten suchen. Das gehört zum Menschsein.

Luchs



schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von schorsch
Dazu eine kleine Geschichte:

Dem Bauchef fällt auf, dass ein italienischer Muratore beim Steine klopfen sich etwa bei jedem hundertsten Schlag selber auf den Daumen schlägt. Er frägt den Muratore, was das denn solle. "Weisst du, Scheffe", antwortet der Italiener grinsend", "das tut zwar im Moment weh. Aber nach etwa 10 Minuten hat der Schmerz versurrt - und dann kann ich fröhlich pfeifen und singen!"

Was doch heisst, dass die Qualität des Lebens oft von kleinen Begebenheiten abhängt.

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Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 18.04.2011, 09:02:15
Ein Gedicht in einer idyllischen Umgebung in Stein gehauen.

Pathos, ja und nein .... aber viel Richtiges ist angesprochen!

...
Man wird nicht alt wegen der einfachen Tatsache,
dass man eine bestimmte Zahl von Jahren gelebt hat,
sondern nur, wenn man sein eigenes Ideal aufgibt.
Wenn die Jahre ihre Spuren auf den Körper zeichnen,
so zeichnet der Verzicht auf die Begeisterung sie auf die Seele.

Der Abscheu, der Zweifel, das Fehlen von Sicherheit,
die Furcht und das Misstrauen
sind lange Jahre, die das Haupt beugen
und den Geist zum Tode führen.
Jung sein bedeutet, mit sechzig oder siebzig Jahren
die Liebe zum Wunderbaren bewahren,
das Erstaunen für die leuchtenden Dinge
und die strahlenden Gedanken;
den kühnen Glauben,
den man den Ereignissen entgegenbringt,
den unstillbaren Wunsch des Kindes für alles,
was neu ist, den Sinn für die angenehme
und fröhliche Seite des Daseins.

Ihr werdet solange jung sein, wie euer Herz
die Botschaft der Schönheit, der Kühnheit,
und des Mutes aufnehmen wird;
die Botschaft der Größe und der Stärke,
die euch von der Welt, von einem Menschen,
oder von der Unendlichkeit geschenkt werden.
Wenn alle Fasern eures Herzens zerrissen sein werden,
und wenn sich auf Ihnen der Schnee des Pessimismus
und das Eis des Zynismus gehäuft haben werden,
erst dann werdet ihr alt sein,
und dann möge Gott sich eurer Seele erbarmen.“
geschrieben von Sigurta-Park
Der Stein der Jugend steht dort neben einer angeblich 1000 Jahre alten Eiche


Allerdings ist es echt blöd, wenn man im Alter draufkommt, dass man in einer Lebenslüge gelebt hat -- Stoff für die Literatur.
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von lalelu
Die Überlegung kann doch ganz einfach in die Richtung gehen, daß jeder Unzufriedenheit empfinden kann und sich die Fragen stellt, die Luchs angesprochen hat. Niemand ist davor gefeit. Ein Erlebnis, eine Begegnung genügt und es passiert. Hat man sich in die eigene Tasche gelogen, um sein Leben so beurteilen zu können, daß es gefälligst sinnvoll war? Auch ohne die Ziele, die man sich ursprünglich vorgenommen hatte, wegen denen man ja eigentlich gestartet ist? Habe ich es so gewollt oder war doch einiges fremdbestimmt? Habe ich in meinem eigenen Leben die zweite Geige gespielt?
geschrieben von adam


@adam: Es kommt darauf an, wie man Fremdbestimmung definiert. Streng genommen wird das Leben eines jeden einzelnen durch Faktoren mitbestimmt, die er nicht beeinflussen kann. Das fängt bereits bei der Geburt an: Erdteil, politische Lage, soziale Schicht usw. Diese Faktoren bieten dem Betreffenden viele Möglichkeiten, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten – oder auch nicht.

Auch später muss man seine Wünsche oft notgedrungen an gewisse Gegebenheiten anpassen: wenn es beispielsweise zu wenig Arbeitsplätze im Wunschberuf gibt, wenn der Traummann/die Traumfrau sich für jemand anderen entscheidet, wenn man sich Kinder wünscht, aber dieser Wunsch nicht erfüllt wird, wenn die Ehe zerbricht und..und..und.. Es gibt wahrscheinlich nicht viele Menschen, die in ihrem ganzen Leben alle Entscheidungen einzig und allein nach ihren eigenen Wünschen treffen konnten und die keinen Traum begraben mussten. Aber wie sagst du so schön:

Die Erkenntnis für die Notwendigkeit eines Neubeginns auf offener Strecke, bedeutet die Einleitung der Selbstheilung, ein nötiger Egotrip, der sicher mit Schmerzen für andere Menschen und nicht zuletzt für einen selbst verbunden ist.

Aber diese Schmerzen werden ausgeglichen durch neue Perspektiven, neue Möglichkeiten für Traumerfüllungen und letztendlich innere Zufriedenheit durch Selbstbestimmung (hier möchte ich relativieren: innerhalb der vorhandenen Möglichkeiten).
geschrieben von adam
(Blau von mir).
Die vielseitigen Antworten in diesem Thread haben doch auch gezeigt, wie unterschiedlich mit diesen Fragen umgegangen wird. Und das ist auch richtig, denn jeder muss auf seine eigene Weise für sich Antworten suchen. Das gehört zum Menschsein.
geschrieben von Luchs


@Luchs: genau das ist es! So individuell wie die Menschen sind, so individuell sind die Antworten auf die Frage, was unseren Jahren Leben gibt. Abhängig von ihrem Alter, ihrer Lebenserfahrung, ihrem Gesundheitszustand, werden sogar dieselben Menschen in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Antworten geben. Man kann keinen Wert-Maßstab im Sinne von "richtig" oder "falsch" anlegen. Solange kein Dritter geschädigt wird, sollte JEDER nach seiner Façon glücklich werden und selbst entscheiden dürfen, was für ihn selbst wichtig ist – gleichgültig, was andere davon halten und dazu sagen.


Lalelu
lalelu
lalelu
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Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.04.2011, 13:34:58
@mart: ein Gedicht mit einer starken Botschaft! Pathos hin oder her - die Aussage gefällt mir gut, denn die Anzahl der Lebensjahre und der Falten sagt nur bedingt etwas darüber aus, wie alt man ist. Es gibt betagte Menschen, die mehr Feuer und Begeisterung in sich tragen und mehr Elan haben als so mancher abgeschlaffte Jüngling.

Im Alter draufkommen, dass man in einer Lebenslüge gelebt hat? Ein schrecklicher Gedanke, weil nur noch so wenig Zeit zur Korrektur bleibt! Dann doch lieber zeitnah einzelne Enttäuschungen erleben und die Chance haben, sie zu verarbeiten... oder aber: bis zum Schluss diese Lebenslüge selbst nicht als eine wahrnehmen und sie mit ins Grab nehmen.


Lalelu

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adam
adam
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von adam
als Antwort auf lalelu vom 18.04.2011, 19:40:04
Es kommt darauf an, wie man Fremdbestimmung definiert. Streng genommen wird das Leben eines jeden einzelnen durch Faktoren mitbestimmt, die er nicht beeinflussen kann. Das fängt bereits bei der Geburt an: Erdteil, politische Lage, soziale Schicht usw. Diese Faktoren bieten dem Betreffenden viele Möglichkeiten, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten – oder auch nicht.


@lalelu,

natürlich meine ich mit fremdbestimmt nicht die Stunde und den Ort der Geburt etc.

Fremdbestimmt wird jemand im Laufe der Zeit, manchmal nur durch Kleinigkeiten, durch wiederholtes Nachgeben, zurück gedrängt werden, dessen Summierung einen schließlich in eine Schablone presst, die bei oberflächlicher Betrachtung zu passen scheint, aber doch an vielen Stellen drückt und unzufrieden macht.
hier möchte ich relativieren: innerhalb der vorhandenen Möglichkeiten


Relativieren kann man alles. Die Explosion einer Sonne ist übel für ihre Planeten, aber ein Klacks gegen den Urknall. Es kommt immer darauf an, wie nahe ein Individuum widrige Umstände an sich heran läßt, wer dahinter steckt und wie nahe derjenige steht. Man spricht ja von dickem Fell und zartem Seelchen. Deshalb kann man die angesprochenen Fragen in der Diskussion nicht mathematisch lösen, sondern nur allgemein Ursachen nennen und die Richtung einer Lösung ansprechen. Ähnlich hast Du ja auch argumentiert.

Eines ist für mich ziemlich klar: Bei den angesprochenen Problemen der Unzufriedenheit, krankt der Mensch weniger an den Umständen, sondern mehr am Menschen.

--

adam


pilli
pilli
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von pilli
als Antwort auf adam vom 18.04.2011, 01:49:50
da habe ich mich so gefreut auf eine fülosofische betrachtung erweitert eventuell mit themenbezogenem scharmützeln mit dir, adam

und dann hat mein manchmal sich mit dezenten klopfzeichen meldendes gewissen, signalisiert:

"ohje, nun bist in der zwickmühle"; luchsi meinte:

Wunderbar, Adam, du hast im Gegensatz zu Pilli meine Frage absolut verstanden und deine Antwort trifft das, was ich meine, exakt.

geschrieben von luchs


wohingegen du meinen argumenten in bestimmten teilen recht gibst:

Im Grunde genommen hast Du ja recht, allerdings ohne den Froschkönig.
geschrieben von adam


watt nun?

Die Überlegung kann doch ganz einfach in die Richtung gehen, daß jeder Unzufriedenheit empfinden kann und sich die Fragen stellt, die Luchs angesprochen hat
geschrieben von adam


das sehe ich ähnlich, adam

es "kann" bzw. es könnte...

ich beziehe mich gerne auf den tatsächlich geschriebenen text, missverständnisse im vorfeld zu vermeiden und da lautet es bei luchsi:

Die meisten von uns haben die erste Lebenshälfte überschritten, die Illusionen wurden gedämpft, Versprechungen auf das Maß, das ihnen zusteht, beschränkt und viele Hoffnungen enttäuscht.
geschrieben von luchs


luchsi schreibt:

...illusionen wurden gedämpft, versprechungen beschränkt und hoffnungen enttäuscht...

das eben haben ich und andere nicht so als für alle senioren geltend, gesehen; die texte der beiträge zeugen m.e. davon.

Hat man sich in die eigene Tasche gelogen, um sein Leben so beurteilen zu können, daß es gefälligst sinnvoll war
geschrieben von adam


datt könnte bei manchen so sein, wenn deren innerer drang, sich "gefälligst sinnvoll" im leben zu verhalten, so ausgeprägt ist, dass die geplagte seele ansonsten keine ruhe finden könnte.

ich kann nur für mich und nicht gleich für alle anderen schreiben und da bemerkte ich ja, wie glücklich auch das weniger sinnvolle lange schlafen mich machen kann? den dann zwinkernd angedrohten Palmesel, der wird mich wenig dabei stören, meine ich mal.

Aber diese Schmerzen werden ausgeglichen durch neue Perspektiven, neue Möglichkeiten für Traumerfüllungen und letztendlich innere Zufriedenheit durch Selbstbestimmung.
geschrieben von adam


weise worte, adam

aber wer selbstbestimmtes leben von jung an gelebt hat und das mit allen konsequenzen, da wage ich zu bemerken, datt die schmerzen nicht allzu heftig werden könnten und innere zufriedenheit lebenslang zum täglichen begleiter werden kann?

konsequent sein, mit vielleicht damit verbundenem verzicht auf annehmlichkeiten, gleich welcher art, das habe ich mit jungen jahren für mich als lebensnotwendig gehalten und datt hat nicht zu grösseren seelenschäden geführt, soweit ich das selbst beurteilen kann...

so wird wohl jede und jeder einen eigenen masstab haben, gelebtes leben zu prüfen?

von nun an ging's bergab...


@ marina

selbstverständlich bedarf es der von dir genannten "Gemeinplätze", wo datt pralle leben tobt; für mich ist das der Rentner-Stammtisch in einem Kölner Cafe, den ich gerne schon mal an Samstagen besuche, dort zu frühstücken und datt neueste aus dem veedel zu hören.

thema war da beim letzten treffen die " illusion" , die sich eine verwitwete, flotte sechzigerin mit haus und bissi klimpergeld in der hinterhand gemacht hatte, nachdem sie einem treffen mit einem charmanten 80+ typ zugestimmt hatte, den sie wohl im internetten anbandelgedönz kennengelernt hatte. hihi...watt haben wir gelacht, als sie, die rheinische frohnatur uns geschildert hat, watt da auf sie gewartet hat:

wenig charme, dafür viele sorgen mit der jetzt eben mal so nebenbei erwähnten langjährigen partnerin, die ihn nicht versteht und datt jaanze kombiniert mit seiner reiselust...

letztendlich zeigte sich wohl, dass er meinte, er sei nun der adäquate partner für sie, die datt akzeptieren sollte:

verständnisvolles liebelein sein auf abruf für schöne gemeinsame wochenenden, gestaltet derart, datt mit ihrem auto gefahren werden sollte und na ja...die frage, wer datt denn bezahlen sollte, die hat sie erst garnicht gestellt!

nie nicht, marina

werde ich die "Gemeinplätze" nicht achten...


--
pilli
olga64
olga64
Mitglied

Re: Was gibt unseren Jahren Leben?
geschrieben von olga64
als Antwort auf pilli vom 19.04.2011, 13:11:26
Es erklärt sich kurz und bündig: carpe diem. Nicht am Leben des Nachbarn orientieren und neidisch werden - für sich herausfinden, was bekommt und auch bereit zur Korrektur sein dann schafft man es gut, dieses schöne und doch so kurze Leben. Und den Humor einschalten - hilft über viele Schläge im Leben, die auch dazu gehören. In diesem Sinne.... alles Gute Olga

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