Plaudereien Weihnachten 1945

pucki
pucki
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Weihnachten 1945
geschrieben von pucki

--Sicherlich können sich einige entweder durch eigene Erfahrung
oder durch Erzählen der Eltern ein Bild machen, wie Weihnachten
1945 gefeiert wurde. Einen Bericht über das Weihnachtsfest und
die Zeit direkt nach Kriegsschluß in Helmstedt ist im nachstehenden Link zu lesen.

Es ist kaum noch zu glauben, wie die Menschen damals zurecht
kommen mußten. Ich bin der Meinung, wir sollten sehr dankbar
sein, daß es uns und unseren Kindern so gut geht.


pucki
Linta
Linta
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Re: Weihnachten 1945
geschrieben von Linta
als Antwort auf pucki vom 01.12.2008, 17:20:49
An die Weihnacht 1945 kann ich mich noch ganz gut erinnern.
Wir waren nach langer Flucht im Juni 1945 in einem kleinen Ort in Westfalen angekommen. Das war zuvor schon so ausgemacht zwischen meinen Eltern und unseren Verwandten im Westen, uns alle dort zu treffen. Mein Vater wartete dort bereits auf uns.
Uns ging es eigentlich im Verhältnis zu anderen ziemlich gut. Wir mussten in kein Lager bezogen direkt eine Wohnung im Haus der Verwandten die eigens für uns freigehalten worden war. An Lebensmitteln gab es damals nicht viel, doch das wenige wurde zusammengetragen und so kamen wir über die Runden.
Aber für uns war das nicht einmal so entscheidend, vielmehr und besonders wichtig war, dass mein Großvater heimkehrte, der unterwegs von Breslau auf der Flucht verschleppt worden war. Den Augenblick werde ich wohl niemals vergessen, als er an Weihnachten vor der Türe stand.
Trotz vieler Strapazen und auch gewisser Entbehrungen war es das schönste Weihnachtsfest überhaupt. Die Familie war beisammen.

n.
schorsch
schorsch
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Re: Weihnachten 1945
geschrieben von schorsch
als Antwort auf pucki vom 01.12.2008, 17:20:49
Weihnachten 1945 blieb bei mir als die erste Nachkriegs-Weihnacht im Gedächtnis haften. Wenn wir Schweizer auch nur am Rande (nur wenige Orte wurden "irrtümlich" bombardiert) den Krieg miterlebten, war doch ständig die Angst da, von Hitlers Banden überrannt und annektiert zu werden. Und wenn des nachts die "Fliegenden Festungen" der Allierten über unseren Köpfen brummten, zogen wir Kinder die Decke über die Köpfe und beteten....

--
schorsch

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nasti
nasti
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Re: Weihnachten 1945
geschrieben von nasti
als Antwort auf Linta vom 01.12.2008, 18:06:56
Erinnere mich ganz genau, war ich in Jahre 1945 3 und halb jährige in Haus meiner Großeltern, 16 km entfernt von meiner Geburtsort, wo unseren Haus war ausbombardiert, mein Vater tot, mein Bruder beim der deutsche Oma ohne Haus, der Gott hat Sie bestraft wegen Ihren Geiz---sagten die slowakische Ungare, gute Nachbarschaften.
24-te müssten wir ganztägig fasten wegen Jesus Christus seine Wunden, abends war so etwas aufgetischt was ich nicht riechen konnte—sauere Kohlsuppe mit getrocknete Pilzen---pfui Teufel, Fisch—was ich nie in leben gegessen hatte bis jetzt, und knödelähnliche was mit Süßen Mohn bestreichelt, Obst und viel Nüsse.
Das war die Weihnachtliche Zeremonie, woher Sie das hatten, diese strenge barbarische Gewöhntheiten, möchte ich gerne wissen.
Meine Oma bereitete vor der Türen 4 Teller voll mit das schlechte essen, / nicht mal der Hund hat das angerührt/ für Ihre 4 in baby alter gestorbene Kinder, damit Sie Weihnachten nicht hungern müssen, und Sie sah wie sich das Bach an rot färbte, angeblich die Krähen vor unseren Haus waschen in diesem blutähnlichen Wasser Ihre Kindern. Jedes Mal rannte ich zum Bach, ich sah nur normal Wasser, und Krähen auf der Baum.
Aber meine Oma hatte das dritten Aug, Sie war die lebendige Kassandra mit Opium voll gepumpt seit der spanische Grippe in Jahre 1919 , welcher sie bekam, aber gehörte zum der wenigen überlebenden mit schwere Schädigungen.
Diese Oma hätte Sie die Gelegenheit Wirtschaft studieren, wäre eine Millionärin. Der 2-ten Weihnachtstag war reichlich gekocht, und das in Übermaße, alle Penner und Obdachlose wüssten es wo bekommen was zum essen, natürlich bei uns, war auf der Hof ein langen Tisch ganzjährig zum Verfügung mit Brot, Fleisch, Suppe und allem gutem bedeckt wie in Märchen. Werde ich die Gesichter der reisenden Obdachloser nie vergessen, einige hatten bei sich so ungewöhnliche Musik Instrumente und spielten wie die Engel. Sie waren sehr schöne Menschen, sahen wie die Beduinen aus.
Jedes Mal ließen Sie der echte gute Wunsch für unseren Haus da, was sollte ohne die gute Wünsche noch passieren??? Noch etwas Schlimmeres??????? Ein steht fest. Bei meiner letzten klinischen Tot 1946 in KH wachte ich auf.

Nasti
maggy
maggy
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Re: Weihnachten 1945
geschrieben von maggy
als Antwort auf pucki vom 01.12.2008, 17:20:49
Liebe pucki,
Du hast ja so recht, wir dürfen (trotz Wirtschaftskrise)
immer noch sehr dankbar sein, denn es gibt Menschen,
denen es wesentlich schlechter geht.

Zu Deinem Beitrag Weihnachten 1945 habe ich einen
Artikel im Netz gefunden. Den link dazu setze ich hier
ein.

Der Bruder von Theda Voget (geb. in Ostfriesland) mußte
am Weihnachtsabend in den Krieg ziehen.
......mehr siehe link

Ich wünsche allen eine gute und besinnliche Adventszeit.

--
maggy
hugo
hugo
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Re: Weihnachten 1945
geschrieben von hugo
als Antwort auf maggy vom 04.12.2008, 09:32:10
wir dürfen (trotz Wirtschaftskrise)
immer noch sehr dankbar sein, denn es gibt Menschen,
denen es wesentlich schlechter geht.

oh jaa maggy,,,daran denke ich auch oft,,was haben wir, was hat unsere Generation und die nachfolgenden in Deutschland angestellt um ein dermaßen glückliches, zufriedenes und vor allem friedliches Leben über eine soooo lange Zeit genießen zu dürfen.

Irgendwie sind wir doch ausgesprochen bevorzugt, permanent besser gestellt worden als die allermeisten anderen Menschen dieser Erde.

Wenn ich dran denke das wir, die wir den 2.Weltkrieg überlebten nun -bis auf einige wenige Anfangsjahre- ohne Hunger, ohne größere Sorgen, gut behütet, materiell gesichert (Dach übern Kopf, dampfendes, Essen auf dem Tisch, gut beheizte Stube vernünftige Kleidung, brauchbare Schulbildung, halbwegs sicheren Job -im Osten sogar immer sicheren Job- und falls mal nicht, dann trotzdem nicht betteln müssen,,

und wenn ich bedenke das zur gleichen Zeit da wir und später unsere Kinder und nun unsere Enkel so behütet umsorgt und in Friedenszeiten aufwachsen an allen Ecken und Enden dieser Erde Mord und Todschlag an der Tagesordnung waren und sind das Hunger, Not, und Elend, Unsicherheit, Angst vor dem Morgen usw. die ständigen Begleiter der meisten Menschen dieser Erde noch sind,,

und wenn ich bedenke das es anderswo ein Vietnam, ein Ruanda, einen Kosovo, ein Guantanamo, einen Irak ein Afghanistan, ein Chile, ein Korea ein Palästina gab und gibt,,, dann ist wohl klar das wir -ausgerechnet wir Deutschen in dieser Nachkriegszeit besonders vom Glück verfolgt wurden,,

Ob da die Natur das Schicksal an uns etwas gutmachen wollte ? es hätte ja schließlich vieeel schlimmer für uns kommen können
besonders wenn ich an diese vernichtenden Pläne der Alliierten denke, die Deutschland zu Kleinstaaten ohne jegliche Industrie machen wollten bis hin zu solchen Vorstellungen eines Hernn kaufmann „Germany must perish!“

unser Riesenglück waren wohl die Vorboten des kalten Krieges ,,die Alliierten trauten sich gegenseitig nicht übern Weg und ein völlig zerschlagenes Deutschland ohne Industrie hätte eben auch keine Reparationen zahlen können sondern hätte noch zusätzlich am Tropf gehangen und hätte mit durchgebracht werden müssen,,,es kamen da militärische und wirtschaftliche Eigeninteressen der Großmächte zum Tragen, die uns sehr behilflich waren,,

und so können wir nun auf ein Leben ins Saus und Braus zurückblicken wenn wir das ins Verhältnis zu dem stellen was uns hätte erwarten können und was andere Menschen weltweit auszustehen und auszuhalten haben,,

da kommen mir die paar Kleinigkeiten des innerdeutschen Zwistes, die wir jetzt immer mal wieder hochpuschen sowas von lächerlich unwichtig, sowas von letztrangig vor,, wenn andere kurz vor dem Verhungern oder dem Ausgerottet werden sind, diskutieren wir,
ob dieser oder jener mal in irgendeiner Partei sein Patschehändchen für oder gegen eine völlig unwichtige Beschlusslage erhob,,und ob man ihn deshalb noch heute bezichtigen oder die Rente kürzen, als kriminell einstufen, aller Ämter entheben, von jeglicher Funktion aussperren, oder gar hinter Gitter bringen sollte,,

ja maggy,, Weihnachten 1945 ok da gabs noch Wehrmachtsrestbestände, da florierte der Schwarzhandel, da hatte die Staatsmacht (besser die Besatzungsmacht) noch nicht alles im Griff, da war die Freude noch groß überlebt zu haben,,,dann folgten zwei drei sehr schlechte Jahre mit Hunger ,,aber von da an gings fast ausschließlich bergauf,,der Lebensstandard nahm ununterbrochen zu (wenn ich mal zurückdenke was sich im Haushalt alles ansammelte, welche Kinderwünsche erfüllt wurden, wie die Geschenksituation sich verbesserte,,auch die Zufriedenheit bei Kleinigkeiten-die man heutzutage völlig übersieht als vollkommen normal ansieht und weswegen man sich gehörig aufregt wenn sie mal nicht vorhanden sind, war gewaltig, (ich denke da mal heute an zwei Stunden Stromausfall,,)

irgendwie hab ich manchmal das Gefühl uns gehts zu gut,, das denk ich auch von unserer Regierung wenn die wieder mal eine Kuh aufs Eis treibt,,*g*


der Kohl hat zwar viel Mist verzapft aber sein Spruch ,,meckern auf hohem Niveau,,ok da ist was dran
--
hugo

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desiree
desiree
Mitglied

Re: Weihnachten 1945
geschrieben von desiree
als Antwort auf pucki vom 01.12.2008, 17:20:49



Liebe pucki,

ich kann mich auch noch an diese Zeit erinnern. Nur, wir waren kleine Kinder und freuten uns über kleine Dinge, die es trotz allem gab.
Nur, unseren Eltern mag es damals schlecht ergangen sein.

Bei uns im Haus - auf dem Lande - wohnten viele Menschen.

Ich als kleines Kind freute mich, viele Spielkameradinnen zu haben, auch wenn ich die wenigen Spielsachen jetzt teilen mußte.
Für mich als Kind war es schlimm, dass alle weiblichen Angehörigen nur noch schwarze Kleidung trugen, weil mein Vater im Krieg verwundet und gestorben war, oder ein Onkel vermisst wurde.
Wie schwer ist es für meine Mutter und die Großeltern gewesen.

Heute bin ich umso dankbarer, dass wir in einer Zeit des Friedens leben.
Wenn es uns gut geht, sollten wir denen helfen, die Hilfe benötigen.

Euch allen wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit.

desiree
eko
eko
Mitglied

Re: Weihnachten 1945
geschrieben von eko
als Antwort auf pucki vom 01.12.2008, 17:20:49
An Weihnachten 1945 kann ich mich nicht erinnern, wohl aber an den zweiten Weihnachtstag 1942. Vater, damals 38 Jahre alt, war auf Kriegsurlaub und musste ausgerechnet an Weihnachten wieder zu seiner Einheit nach Rußland zurück. Die Mutter bat ihn vergebens, doch wenigstens noch einen Tag länger zu bleiben, aber der Vater als ehemaliger Berufssoldat (ein so genannter "Zwölfender", so nannte man damals Soldaten, die sich zu 12 Jahren verpflichtet hatten) sah es als seine soldatische Pflicht an, zu seinen Kameraden zurückzukehren.

Die gespenstige Szene, als wir abends um 21.00 Uhr auf dem Bahnsteig standen, Mutter und Schwester (die beiden anderen Geschwister lagen schon im Bett) ertranken fast in ihren Tränen, die Lokomotive des Zuges in weißgelbem Dampf, beleuchtet vom Licht der schummrigen Bahnsteigbeleuchtung, dieser herzzereißende Abschied hat sich unvergessbar in meine Seele eingebrannt. Ich kann diese Szene jederzeit aus der Erinnerung abrufen.

Von unterwegs in Polen schickte er noch eine Karte, es war sein letztes Lebenszeichen. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört, es kam keine Gefallenenbenachrichtigung. Niemand weiß, wann und wie er ums Leben kam.

Vermisst!

Das Schlimmste, was es geben kann. Wäre er diesen einen Tag länger geblieben, er wäre nicht mehr in den Kessel von Woronesh am großen Donbogen (man vergisst diese Daten niemals) hineingekommen und wer weiß, vielleicht wäre er wieder zurückgekommen.

Ja, 38 Jahre nur wurde er alt, sein Sohn ist heute mehr als doppelt so alt. So spielt das Leben.

Ich bin froh und dankbar, dass ich so alt werden durfte und immer noch lebe. Eine besinnliche Adventszeit wünsche ich allen Lesern.

der e k o
--
eko
Re: Weihnachten 1945
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 06.12.2008, 09:50:27

Eko, deine Geschichte ist ja wirklich sehr traurig. Ähnlich ging es aber meinem Vater, der auch
Berufssoldat war, kurz vor Ende des Krieges noch verwundet wurde. Ihm wurde in Rußland ein Fuß
abgeschossen, er hat sein Leben lang an den Folgen des Krieges leiden müssen.

Ich selbst habe keinerlei Erinnerung an diese schwere Zeit, kenne es nur von Erzählungen meiner
Eltern. Ich war noch nicht einmal in Planung *g
Zum Glück, kann man da nur sagen.

Umso dankbarer sollte man heute sein, wenn trotz aller Querelen das Leben doch friedlich und
normal verläuft!
Ich hoffe sehr, daß es auch so bleibt!


karin2

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