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Plaudereien Welchen Nutzen hat das Alter und was bringt es uns?

Edita
Edita
Mitglied

Re: Welchen Nutzen hat das Alter und was bringt es uns?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2012, 19:50:03
Karin, ich habe noch einen Sohn, der hat zwar noch keine Familie, aber der arbeitet jetzt schon 12 bis 14 Std. am Tag, was ist, wenn er dann auch noch selber Familie hat? Seine Partnerin jammert jetzt schon, daß er soviel arbeitet, und dann später noch seine Schwester betreuen ? Ich muß sagen, ich verstehe sie auch irgendwie, und trotzdem...... ein hilfloses Kind in der Ungewissheit zurücklassen müssen ist ein quälender Gedanke!

Edita
Re: Welchen Nutzen hat das Alter und was bringt es uns?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 17.05.2012, 20:10:44

dem sohn und bruder kannst du diese lebenshypothek nicht aufbürden,
das denke ich auch. aber gibt es in deinem umkreis keine verantwortungsbewusste
person, evtl. patentante?

naja. du wirst es schon überdacht haben - es war nur eine überlegung meinerseits.

wahrscheinlich wird dann wohl nur ein platz in einem heim bleiben.......
aber - noch bist du ja am leben
denke positiv.
Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
Mitglied

"Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
Die Reflexion über das Altern ist eine menschliche Eigenart. Andere Lebensformen leben nur einfach; eingebunden in den Kreislauf von Geborenwerden, Sichvermehren und danach letztlich das Sterben.

Und der Mensch glaubt mit dem Nachdenken über das Alter und einer vermeintlichen Sinngebung des Alterns und Alters diesen Kreislauf durchbrechen oder erweitern zu können. Dabei hat jede individuelle Lebensform zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre biologische Funktion erfüllt.

In einem der letzten Ausgaben des Spektrum der Wissenschaft (ich glaube, es war die Aprilausgabe - siehe auch hier!) ein Artikel mit dem Titel:

Großeltern brachten die Kultur voran

D.h. die "Großeltern" (die gemessen an den heutigen Altersmöglichkeiten alles andere als alt waren!) "hätten mit ihrer Lebenserfahrung und ihren Kenntnissen Wissenserwerb, Traditionen und den Zusammenhalt gefördert"



Das Leben als alter Mensch ... jeder wird es anders sehen und beurteilen.
Das Altern selbst wird der reiche und gesunde alte Mensch anders sehen und erleben als der arme und kranke Mensch. Ersterer meint vielleicht, dem Leben, seinem Leben sei kaum eine Grenze gesetzt und wird, natürlich aufgrund seiner finanziellen Ressourcen, alles tun, um den biologischen Prozeß des, seines Alterns (vor allem was das Aussehen betrifft) aufzuhalten. Vom letzteren allein leben heute ganze Wirtschaftszweige.
Der arme und kranke Mensch wird bzw. könnte das Leben überhaupt nicht (mehr) lebenswert finden und möchte sterben, nicht zuletzt auch deswegen, um den finanziellen Niedergang seiner Familie/seiner Kinder zu verhindern.


Die persönliche Betrachtung und Beurteilung des – nicht nur – eigenen Altwerdens wird man vermutlich anders betrachten als das Altwerden als gesellschaftlicher Prozeß, der angesichts der demographischen Entwicklung hier in Mitteleuropa zu einer Katastrophe werden kann.
Man erfährt wenig, wie die demographischen Prozesse in China und Japan ablaufen und wie sich dort die sich verändernde demographische Situation auswirkt, zumal in China bis jetzt die Versorgung der Alten ein reine interfamiliäre Angelegenheit ist.



Die persönliche Einschätzung und Beurteilung des Alterns ist natürlich interdependent zu den eigenen Ansprüchen und (Noch-Lebens)Erwartungen, die wiederum ein Ergebnis der eigenen Sozialisation, des eigenen Lebens ist. Hat jemand sein Leben als ein „Scheißleben“ erlebt, wird er Alter und schließlich auch Sterben als Erlösung oder als [i]negativen Höhepunkt
seines bisherigen Lebens sehen.
War ein Leben von Neugierde und Lernen bestimmt, von Erkennen und Verstehen gelenkt, von Schauen und Erleben geprägt, so wird sich vermutlich ein solcher Mensch mit dem Altern, dem Alter und schließlich mit dem Sterben in Würde und Weisheit arrangieren.

Der eine möchte sein Leben und auch sein Sterben selbstbestimmt erleben; der andere findet in Glauben und erhoffter Erlösung einen Trost; der eine quält sich durch die letzten Monate und Jahre seines Lebens (oder seine Verwandten quälen sich damit), der andere hat einen Tod „erster Klasse“.
So wurde mir der Tod eines Menschen mitgeteilt und benannt, mit dem ich am letzten Samstag am Vormittag am Wertstoffhof noch ein Gespräch über Ukraine etc. führte, am Nachmittag starb er innerhalb zehn Minuten; 56 Jahre alt.

Über alle persönlichen Statements etc. hinaus, jenseits aller persönlichen Betroffenheit und launigen, mehr oder weniger lustigen Anmerkungen und Marginalien zu dieser Frage bzw. diesem Thema wird die Frage des Alterns, die Problematik der Alten, das Verhältnis zwischen den Jungen und den Alten, die Behandlung, Versorgung und Pflege der Alten das beherrschende Thema der zukünftigen (nicht nur) deutschen Gesellschaft sein.
Im Gegensatz zu Politik und den Politikern, die nur von einer Wahl zur anderen schielen und offenbar nicht Wichtigeres kennen als ihren eigenen Machterhalt (verständlich, es geht ums eigene wirtschaftliche Überleben, nicht zuletzt in ihrem Alter), gibt es eine Reihe von Autoren und Publikationen, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. (Einige solcher Titel wurden hier an verschiedenen Orten schon genannt.)

Im letzten ZEIT-Magazin (für Nicht-ZEIT-Kundige .. die illustrierte Beilage in der Wochenzeitung „Die Zeit“) berichten einige Ärzte über ihre Erfahrungen mit dem jetzigen Gesundheitssystem; diese Erfahrungen betreffen vor allem alte und kranke Menschen.
Über achtzig Jahre alt, Schlaganfall; ein Rettungswagen kurvt dieser Kranken in der Gegend herum; kein Krankenhaus will sie aufnehmen, denn ein solcher Fall rechnet sich nicht (mehr).
2007 lief im ZDF diese Mischung aus Dokumentation und Spielfilm (Der Aufstand der Alten) ... findet sich problemlos in der Mediathek des ZDF. Würde ich mir ansehen ...; bloß diese filmische Dokumentation endet positiv. Für die Jahre 2025 bis 2050/55 dürfte es vermutlich anders laufen.


Lotte


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omaria
omaria
Mitglied

Re: "Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von omaria
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 18.05.2012, 09:25:01
DANKE, Lotte - dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen!
Ich habe deine Betrachtungen gern gelesen und stimme mit dir überein!

omaria
chris33
chris33
Mitglied

Re: "Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von chris33
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 18.05.2012, 09:25:01
danke, lotte-aus-aurich, dein beitrag hat mir sehr gefallen.

lg chris33
val
val
Mitglied

Re: "Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von val
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 18.05.2012, 09:25:01
Die Reflexion über das Altern ist eine menschliche Eigenart. Andere Lebensformen leben nur einfach; eingebunden in den Kreislauf von Geborenwerden, Sichvermehren und danach letztlich das Sterben.

geschrieben von lotte aus aurich


Genauso, wie wir seit Menschengedenken nach dem Sinn unseres Daseins suchen.
Val

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Edita
Edita
Mitglied

Re: "Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von Edita
als Antwort auf val vom 18.05.2012, 10:17:34
[quote=lotte aus aurich]

Genauso, wie wir seit Menschengedenken nach dem Sinn unseres Daseins suchen.
Val
geschrieben von val


Da habe ich doch so meine Zweifel, daß " wir " das tun, denn wenn es so wäre, würden viele Dinge anders laufen. Einige Wenige tun das mit Sicherheit, aber sie haben sehr wenig Chancen auf Gehör, vor allen Dingen wenn es gegen die Lukrativität und Bequemlichkeit geht!

Edita
Lorelei
Lorelei
Mitglied

Re: "Ich freue mich auf meinen Tod" (Arie aus der Bach-Kantate "Ich habe genug"; BWV 82)
geschrieben von Lorelei
als Antwort auf Edita vom 18.05.2012, 10:35:46
[quote=lotte aus aurich]

Genauso, wie wir seit Menschengedenken nach dem Sinn unseres Daseins suchen.
Val


Da habe ich doch so meine Zweifel, daß " wir " das tun, denn wenn es so wäre, würden viele Dinge anders laufen. Einige Wenige tun das mit Sicherheit, aber sie haben sehr wenig Chancen auf Gehör, vor allen Dingen wenn es gegen die Lukrativität und Bequemlichkeit geht!

Edita
geschrieben von val

Ich denke, dass Tiere rein instinktiv leben, ohne Reflektion.
Sie können nicht denken wie wir. Es fehlt ihnen das Bewusstsein.

Ich denke schon, dass die meisten Menschen irgendwann nach dem Sinn ihres speziellen und auch dem übergeordneten Sinn des Lebens fragen.
Die Dinge würden nur dann anders laufen, wenn jeder haargenau wüsste, dass alles nach dem Schema Aktion und Reaktion abläuft, ausnahmslos.
Dass der Mensch die logische Folge seiner Handlungen automatisch irgendwann am eigenen Leibe erlebt.
Das wäre oder ist der Grundgedanke des Reinkarnationsglaubens.
Nur – wer weiß denn genau um die kosmischen Zusammenhänge?
Um aufs Thema zurückzukommen …
Wir sind, wie alle Lebewesen, so konstruiert, dass ein biologisches Programm abläuft, und nach diesem Programm, das wir nicht außer Gefecht setzen können, werden wir nun mal alt.
Vielleicht haben die meisten von uns hier ja auch Glück!
In meinen beiden Ursprungsfamilien stirbt man alt und eigentlich auch gesund, nämlich hoch in den 90-ern an Altersschwäche.
Schaumer mal!
Der Himmel bewahre uns jedenfalls vor Pflegeheimen!
@Edita
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für deine Tochter und dir weiterhin viel Kraft.
Ein behindertes Kind ist mit Sicherheit eine der größten Herausforderungen im Leben.


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