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Plaudereien Wer noch zappelt, sollte vielleicht nicht heiraten

EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Wer noch zappelt, sollte vielleicht nicht heiraten
geschrieben von EmilWachkopp
Da stimmt doch wieder was nicht. Mit meinen Aufzeichnungen, mein ich.

Ich kann doch ins Alter von 15 nicht schon fünfmal verheiratet gewesen sein!

Na ja, kann schon. In Adelskreisen ist manches möglich. Aber glaubwürdig ist das schon deshalb nicht, weil ich ins Alter von 15 doch rein irrotisch gesehen noch gar nicht auf Zack war. Was sollte ich denn da mit fünf Frauen angefangen haben? Außer Plaudern, mein ich.

Jedenfalls: Mehr realistisch ist, wenn die Laura Knussel, die Tochter des Wirtes Alfons Knussel aus das Nachbardorf, die fünfte Frau war, die meine erste hätte werden sollen. Die anderen waren denn wull alle noch gerade rechtzeitig abgesprungen. Aber mit die Laura Knussel war alles schon vertraglich geregelt. D.h. ich war so gut wie verhökert. Doch die Laura hatte ein dreijähriges Rückgaberecht für den Fall, dass ich mit 18 rein irrotisch gesehen immer noch nicht auf gleicher Höhe mit ihr war.

Das war aber auch viel darum, weil ich damals doch noch sehr zappelig war. Nicht jede fünfundzwanzigjährige Frau will einen fünfzehnjährigen Gemahl haben, der bei Tisch noch zappelt. Jedenfalls war die schon ganz schön schrullige Oma von Laura von Anfang an gegen unsere Verbindung: „Du kannst doch de Plünnen nich mit so een Wippsteert tosamansmieten. De treckt di noch dat Dischdook daal, mitsamt dat Paazlaan un de Supplatrin.” („Du kannst doch so einen Zappelphilipp nicht heiraten. Der zieht dir noch die Tischdecke mitsamt dem Geschirr und der Suppenlatrine runter.“)

Und tatsächlich! Es hätte eigentlich mein Misstrauen wecken müssen, dass ausgerechnet die Laura ihre alte Oma darauf bestand, mich am nächsten Sonntag zun Essen einzuladen. Aber ich war noch zu naiv um misstrauisch zu sein. So hungerte ich mich durch den halben Freitag und den ganzen Samstag, um dann mit optimal geladenem Oraltrieb den aufgedeckten Delikatessen meine Würde zu erweisen. Wie ein Scheunendreschen soll ich gefressen haben. Und ohne Aufenthalt. Zum Zappeln blieb mir gar keine Zeit. Aber nach dem Nachtisch – einem herrlichen Plumspudding, von dem ich gleich sechzehn Portionen vereinnahmte – wollte ich mich, bevor die Zappelei wieder losging, noch einmal schön im Stuhl zurücklehnen und die Glieder ausstrecken. Da geschah es! Der Stuhl krachte in sich zusammen und ich verlor den Halt. In höchster Verzweiflung streckte ich mich nach der Tischdecke. Die aber war – wie gar nicht anders zu erwarten – viel zu nachgiebig.

Ich sehe das Bild noch in meinem Inneren. Das zahnlose Kichern der hundertdreijährigen Oma: „Hihihihi, na, wat heff ik seggt?“ Und ich armer Teufel lag bis zum Hals unter Kartoffeln, Gemüse, Fleischresten, Sauce, Besteck und Geschirr, Plumspudding und der Suppenlatrine begraben. „Emil, du Zappelphilipp“, kreischte Laura. „Hiermit löse ich unsere Verlobung auf!“

Ich wusste, was das bedeutete. Ich musste ihr den Verlobungsring aus dem Kaugummiautomaten zurückgeben. Und man würde mich wahrscheinlich auch nicht mehr zum Essen einladen.

Noch am Abend desselben Tages waren wir wieder verlobt. Es hatte sich nümlich inzwischen rausgestellt, dass Lauras Oma, die alte Hexe, meine Stuhlbeine angesägt hatte. Alle vier. Damit hatte sie sich in meinen Augen nicht nur als Intrigantin sondern auch als falsche Prophetin entlarvt.

Scheinbar um ihr Verbrechen zu sühnen und mich wohl zu stimmen, lud sie mich am nächsten Abend zu einem Versöhnungstrunk ein. „Nur du und ich, Emilchen. Aber erzähle niemandem etwas davon. Es soll unser kleines Geheimnis sein. Wir treffen uns um Mitternacht in der alten Ruine am Dorfrand.“
Diesmal war ich besser gerüstet, d.h. bis zum Rand gefüllt mit Misstrauen. Dass sie mir vergiften wollte, war für mich schon so gut wie eine Tatsache. Darum nahm ich das Glas, das sie mir selbstverständlich anbot und ging geradewegs nach Hause. „Aber Emil“, keifte die Alte mir nach. „Du hast dir ja mein neues Minikleid noch gar nicht besehen.“

Großmutter brauchte nur eine halbe Stunde, um den Inhalt des Glases zu analysieren. „Du wirst enttäuscht sein, Emilchen. Aber der Wein in deinem Glas enthält kein Gift. Ja, nicht einmal einen schädlichen Stoff irgendwelcher Art.“
„Ja, aber was sollte denn das ganze Theater?“
„Nun, darüber lässt sich nur spekulieren. Dieser Trunk wird in der Welt der Hexen als Liebestrunk bezeichnet. Laut uralter Überlieferung soll sich, wer diesen Trunk zu sich nimmt, rettungslos in die Frau verlieben, die ihm diesen überreicht hat.“

Jetzt erst ging mir ein Licht auf. Ich war das umstrittene Objekt in einem wilden Eifersuchtsdrama auf Leben und Tod.

burgfrau
burgfrau
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Re: Wer noch zappelt, sollte vielleicht nicht heiraten
geschrieben von burgfrau
als Antwort auf EmilWachkopp vom 19.11.2011, 14:18:06
ach du meine güte, da bist du ja noch mal mit heiler haut davon gekommen. abgesägte sesselbeine, vermuteter vergifteter wein, liebestrank von hexen gebraut und das mit unschuldigen 15 jahren.
ich finde es gut, das du diese schrecklichen erlebnisse anscheinend gut überstanden uns nun berichten kannst.

ich hoffe für dich, das du nach deinen 15 jahren, ein liebliches töchterchen eines anderen mannes gefunden hast, um ohne diese hexereien mit ihr ein glückliches leben führen zu können.


so nun aber muss ich mich aber bei dir bedanken, denn als ich deine geschichte las, habe ich mir den sturz samt tischdecke und deine verzweifelte situation vorgestellt und konnte mir beim besten willen ,das lachen nicht verkneifen. auch deine vermutung wegen vergifteten wein, sprich liebestrank, einfach köstlich. ( natürlich nur im übertragenem sinn )

ja so spielt das leben, eine geschichte vielleicht erlebt, vielleicht erdichtet, jedoch auch zum lachen. und dies ist keineswegs schadenfroh gemeint !

burgfrau !

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