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olga64
olga64
Mitglied

Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von olga64
Vor Kaffeefahrten wird seit langem gewarnt. Und trotzdem nehmen immer wieder viele Senioren daran teil,wenn sie im Bus in entlegene Gegenden und ebensolche GAsthöfe gekarrt werden, um dort dann völlig überteuerte Heizdecken, Nahrungsergänzungsmittel usw. zu erwerben. Wenn sie dann zu Hause ihre Beute ihren Familienmitgliedern zeigen und die Kosten benennen, ist die Scham und der Frust gross. Meist operieren die Veranstalter von Kaffeefahrten nur mit Postfach-Adressen, können also juristisch in den seltensten Fällen belangt werden.
Die Umsätze der Kaffeefahrten liegen bei mindestens 500 Mio Euro jährlich; die Moderatoren beherrschen ihr Handwerk und spielen auf der Klaviatur der Bedrohung, der Umsorgung bis hin zu handfestem Betrug.
Warum schreckt dies nach wie vor Senioren nicht ab? Es wird doch aus diesem Kreis immer wieder gejammert, dass die Rente zu klein ist - wie ist es möglich,dann Tausende von Euros für den Schund, der auf Kaffeefahrten verkauft wird, auszugeben? Olga
Ampelia1008
Ampelia1008
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von Ampelia1008
als Antwort auf olga64 vom 23.05.2012, 17:00:08
das ist mir sowieso schleierhaft und suspekt diese kaffeefahrten

ich habe nie vor daran teilzunehmen

vielleicht ist das für menschen die einsam sind, bzw sich einsam fühlen eine willkommene ablenkung

andererseits...
ob sie es wissen dass sie betrogen werden ???

lg ampelia
hugo
hugo
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von hugo
als Antwort auf olga64 vom 23.05.2012, 17:00:08
hallo olga
Da ich noch immer meine Kaffeefahrten der früheren und mittleren Nachwendezeit in wohlwollender Erinnerung habe,,,hier einer meiner Berichte zum Thema,,, im ST-Forum eingestellt und zwar vor fast genau 10 Jahren:

henner antwortete am 06.05.02 (22:25):

lydia da könnte ich Dich aufklären.Für mich war das Wort Kaffefahrt ein Fremdwort,bis zur Wende 1989
Von da an sollte sich unser Leben grundlegend ändern und dazu gehörten die "Erfahrungen"durch,von und bei Kaffefahrten.Es begann jeweils mit einer Glanzlackeinladung im Briefkasten.Ein "sehr netter,uns wohlwollend gesinnter,Veranstalter lud uns unverbindlich und fast umsonnst (meistens für 19,90 DM)zu einer tollen Busreise in die schönsten Gegenden Deutschlands ein.Natürlich waren ein Essen gratis (oder auch nicht)sowie eine k-u-r-z-e Verkaufsschau,Präsentation oder sehr wichtige Produktinfo zur besonderen Freude aller Teilnehmer inklusive.Es war wie im Schlaraffenland,Geschenke noch und nöcher,Waren mit Zugaben zum halben-ach was sag ich-viertel Preis (also fast geschenkt)Mittel gegen fast jede Krankheit (tausendfach erprobt)z.B Lamagolddecken mit und ohne Magnetbandeinlagen Wertgegenstände mit "Wertwachstumsgarantie" z.B -goldangehauchte Essbestecke im Kunstlederluxuskasten.Es wurden auch Reisen angeboten oder verlost zu traumhaften Zielen(natürlich mit Werbeverkaufsschau und f-a-s-t geschenkt) und alles konnt sofort in bar oder mit Scheckkarte oder per Nachnahme oder bei Lieferung oder in Raten oder per Überweisung ,ja sogar äusserst günstig per Abbuchungsverfahren beglichen werden,da waren die "Veranstalter" sehr,sehr flexibel.Zum Leidwesen aller "Verkäufer" bei o.g. Gelegenheiten war ich ein misserabler,nichtsnutziger,unbelehrbarer und absolut untauglicher Kunde.Nichtsdestotrotz waren es für mich unterhaltsame,interessante Veranstaltungen,da ich (meistens mit meiner Tochter)heimlich Wetten abschloss,wieviele Menschen mal wieder übers Ohr gehauen werden,bzw wieviele der minderwertigen Waren in welcher Zeit den Besitzer wechseln werden und mit welcher Verkaufsmasche diesmal ""Vogelfutter für Kuckuksuhren"",,,will sagen untauglicher Plunder gegen wertvolle DM den Besitzer wechselt

hugo

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Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 23.05.2012, 18:05:09


Das ist aber eine nette Idee, Hugo, Deine 10 Jahre alten Gedanken zu Kaffeefahrten einzustellen, freu.

Kürzlich wollte ich auch (einen ca. 2/3 Monate alten) Beitrag einstellen.
Habe ihn aber nicht wiedergefunden.

MargArit
Die-Klostermaus
Die-Klostermaus
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von Die-Klostermaus
Wer den vollständigen Originalartikel lesen will:


Ein teurer Spaß

Bei Verkaufsfahrten werden Senioren überteuerte Waren aufgeschwatzt - Oberbayerns Landkreise und die Polizei wollen gegen die Anbieter nun verstärkt vorgehen
Von Peter Becker


Süddeutsche Zeitung
Mittwoch, den 23. Mai 2012; S. 2 (Regionalteil)

lars
lars
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von lars
als Antwort auf hugo vom 23.05.2012, 18:05:09
Vor X Jahren machte ich mit einem Kollegen auch eine 6 tägige Kaffefahrt nach Altenau, logierten in einem 4 Sterne Hotel. Uns hat der Ort sehr gut gefallen. Am Tag an einer Werbevorführung, haben wir uns abgemeldet, denn im Prospekt stand geschrieben,"Vorführung ist freiwillig"!
Das haben wir ausgenutzt, und wollten das Skatmuseum besuchen, war leider geschlossen wegen Umbau.
So fuhren wir mit der Eisenbahn nach Leipzig, mieteten ein Taxi, und der Chauffeur zeigte uns die Sehenswürdigkeiten, anschliessend Mittagessen in einem noblen Keller, Name leider vergessen, aber das Essen war sehr schmackhaft.
Dann gegen Abend warteten wir beim Bahnhof auf unseren Buss, denn wir wussten, dass er da einen Zwischenhalt machte!
Die ganze Reise kostete pro Person, sagenhafte Sfr.280.00, um die 200 Euro, alles inbegriffen.

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weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von weserstern
als Antwort auf lars vom 23.05.2012, 20:55:06
Auch in unserem kleinen Ort Ort werden Kaffeefahrten angeboten ... von allen Vereinen, dies sind aber keine Verkausfsfahrten
Alle Senioren und auch die Mitglieder nutzen die Gelegenheit gern, denn sie wissen, sie haben ein rundum vorbereitetes Programm. Auch Mitglieder, die selbst nicht mehr mobil sind oder Teilnehmer, die keinen Lebenspartner mehr haben, schätzen diese Gemeinschaft.
Sogar wir vom Vorstand im Sportverein, organisieren einmal im Jahr eine Reise der Seniorenturngruppe.
Diesen Fahrten dauern eine Woche, wir suchen Ziele aus, die alle gut bewältigen können, regeln die Vorbereitungen und den ganzen Transfer..
Und bei jeder Jahreshauptversammlung wird darüber durch die Sparte ein Bericht abgegeben...
Ja und diese Berichte sind ganz einfach klasse... da spiegelt sich die Freude wieder, die alle Teilnehmer hatten, ob Kreta, Ibiza, Tenneriffa, Zypern.. u.s.w
denn allein hätten sie diese Reise nie gewagt... aber mit der vertrauten Sportgemeinschaft

weserstern
Klaro
Klaro
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von Klaro
als Antwort auf olga64 vom 23.05.2012, 17:00:08
...sind denn Kaffeefahrten wirklich so beliebt?

Wenn ja, dann denke ich, doch eher bei einfachen Leuten, die noch an das glauben, was man ihnen in Werbeprospekten als wirkungsvoll verspricht, die sich gegen Strahlung mit Silberstreifen am Fenster wappnen und auf die Wirkung von Schafwolle gegen Rheuma vertrauen.

Oder die, die es als Möglichkeit ansehen, mal durch die Gegend kutschiert zu werden und ihren Alltag durch diese Aktion interessanter machen, wohlwissend, dass sie bei der Verkaufsveranstaltung entweder nicht zugegen sind oder im hintersten Eck sich die Versprechungen anhören, aber nie etwas kaufen werden und die Veranstaltung eher belustigt verfolgen.

Alle anderen sind darauf nicht angewiesen, sind aufgeklärt, kaufen das, was sie wirklich brauchen (oder auch nicht), aber sicher keine Schafwollkissen oder Heizkissen, die überteuert sind.

Vielleicht mache ich später auch mal so eine Kaffeefahrt mit...irgendwie ist es sicher lustig (oder aber auch traurig!)!

Klaro

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von schorsch
Die Werbefahrt


Lange Zeit war es mir gelungen, mich davor zu drücken. Aber wer die Frauen kennt, der weiss, dass ein Mann auf die Dauer keine Chance hat. Irgendwie kriegen sie einen immer wieder mürbe.
So hatte es also auch die Meinige wieder mal hingekriegt. Eines Tages hatte sie mir einfach so beiläufig gesagt: "Du, ich habe uns für den nächsten Samstag zu einer Werbefahrt angemeldet." Sie hatte natürlich den günstigsten Zeitpunkt ausgewählt, nämlich als ich gerade die Zeitung las. Und sie weiss ganz genau, wenn ich beim Lesen bin, dann bin ich in anderen Gefilden und ich antworte dann immer nur mit: "Jaja" und "hmm hmm". Dann hat sie es hinterher immer leicht zu sagen, sie hätte mich gefragt und ich hätte zugestimmt. Ehrlich gesagt; ich hatte sie schon öfter im Verdacht, sie habe mich bei Entscheidungen, bei denen sie ganz genau weiss, dass ich dagegen bin, gar nicht konsultiert, sondern einfach hinterher gesagt, sie hätte es getan.
So waren wir also an jenem denkwürdigen Samstag, überpünktlich natürlich, am Sammelplatz und warteten auf den Car. Und damit nahm das Unheil seinen Lauf: Zuerst hatte der Car eine halbe Stunde Verspätung. Und weil wir am Ende der Sammeltour waren - und weil noch einige Leute zugestiegen waren, die sich gar nicht angemeldet hatten - konnten wir gerade noch auf zwei Notsitzen zuhinterst Platz nehmen. Es war übrigens ein Car, der wohl vor Jahrzehnten mal recht modern gewesen war, denn er hatte schon ein WC dabei. Nur befand sich dieses leider auf derselben Höhe wie die Notsitze. Links hatten wir also das Ungetüm von WC und rechts versperrten die Stangen des hinteren Einstieges die Sicht.
Auf der Einladung hatte es geheissen, jeder Teilnehmer erhalte ein Pfund Schinken. Der Chauffeur - ein Italiener, der gerade ein paar Worte deutsch konnte - hielt auf einem Rastplatz an, um den Fahrpreis einzukassieren und bei dieser Gelegenheit die Schinken zu verteilen. Diese reichten gerade für die Hälfte der Fahrgäste. Die übrigen durften dafür vier Franken vom Fahrpreis abziehen!
Auf dem Reiseprospekt hatte es geheissen, die Fahrt gehe dem "romantischen Schluchsee" entlang. Der Veranstalter konnte natürlich nichts dafür, dass in jenem Jahr das Wasser des Stausees gerade abgelassen worden war, weil der Grund wieder mal gesäubert werden musste. So beschränkte sich die Romantik eben auf einige hunderttausend Tonnen Schlamm und einige Bagger, die diesem zu Leibe rückten.
Da wir, wie gesagt, weder links noch rechts von der Umgebung etwas sahen, drehte ich mich hin und wieder nach hinten, so dass ich wenigstens von der Strasse etwas sah. Als ich diese Turnübung wieder einmal machte, fiel mir auf, dass hinter uns ein Automobilist beständig die Lichthupe betätigte. Zuerst meinte ich, der Fahrer habe es eilig und möchte überholen. Als er jedoch auch bei günstigen Gelegenheiten keine Anstalten traf, dies zu tun, wusste ich, dass er uns etwas mitteilen wollte und schaute mich im Car um. Da bemerkte ich auf der linken Seite aussen Rauch. Ich rief dem Chauffeur, er solle anhalten, da der Wagen brenne. Als er endlich begriff um was es ging, fuhr er an den Strassenrand und ging sich die Sache begucken. Mit finsterem Gesicht kam er wieder herein und meldete, die Bremse brenne. Die Leute sollten aber ruhig sitzen bleiben, denn dies sei nicht das erste Mal und sei bald wieder vorbei.
Nach etwa einer halben Stunde war es tatsächlich so weit und der Chauffeur wollte starten. Aber der Motor streikte. Nach einigem Fluchen bat der Chauffeur die männlichen Fahrgäste, sie sollten den Car anschieben und die Frauen, sie sollten solange draussen warten.
Mit Mühe brachten wir also den Wagen wieder in Gang und fuhren zum Ort der Veranstaltung, wo uns der Vertreter der Werbefirma mit Geschimpfe empfing. Dass sich dies auf die Kauffreudigkeit des Publikums nicht eben förderlich auswirken würde, hatte der gute Mann nicht bedacht, aber er bekam es schon bald zu spüren, denn er blieb auf seiner Ware sitzen. Alles Fluchen und Drohen, es gäbe erst zu Essen, wenn er einen befriedigenden Abschluss getätigt habe, schien nichts zu fruchten. Schliesslich erbarmte sich ein altes Muttchen seiner und bestellte eine Wärmedecke. Er verschwand laut fluchend in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Das "reichhaltige Menü", - so hatte es in der Einladung geheissen - entpuppte sich anschliessend an die Werbevorführung als ein Stückchen gebratener Fleischkäse und ein paar Suppenlöffel Nudeln. Die Getränke waren so teuer, dass die einfache Mahlzeit gewiss schon inbegriffen war im Preis.
Leider wurde aus dem vorgesehenen "Ausflug in der romantischen Umgebung" nichts, denn der Chauffeur wartete schon ungeduldig auf seine Fahrgäste. Den Motor hatte er sicherheitshalber gar nicht abgestellt, weil er nicht riskieren wollte, dass der Car wieder hätte angestossen werden müssen. Dementsprechend stank denn auch der ganze Bus innen nach Dieselrauch.
Der Vertreter hatte dem alten Muttchen erklärt, die Decke müsse dann auf dem Heimweg in Kreuzlingen abgeholt werden. Natürlich nahm der Chauffeur den kürzesten Weg dorthin. So meinte er wenigstens, denn als wir an der Grenze zur Schweiz ankamen, bedeuteten ihm die Grenzer, er müsse an derselben Stelle einreisen, wo er ausgereist sei. Also ging die Fahrt zurück, bis wir den richtigen Grenzübergang erwischten. Dass im Auslieferungslager in Kreuzlingen niemand war, der einer einzigen Decke wegen auf uns gewartet hätte, versteht sich wohl von selbst. Aber nach einigen Telefonaten war auch noch diese Hürde genommen und wir konnten uns getrost auf den Heimweg machen.
Endlich zu Hause angelangt, fragte ich meine liebe Frau: "So, hast du nun für eine Weile genug von Werbefahrten"? Statt einer Antwort zeigte sie mir mit leuchtenden Augen eine eben im Briefkasten vorgefundene Einladung für eine Fahrt an den romantischen Bodensee. "Aber diesmal ohne mich", sagte ich fast tonlos und verzog mich ins Bad.

Re: Warum sind Kaffeefahrten bei Senioren immer noch so beliebt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Klaro vom 23.05.2012, 22:23:49

vielleicht machen viele solche fahrten mit, um einfach nur mal raus zu kommen?

da sind senile, gebrechliche senioren ein gefundenes fressen für die werbefritzen.

diese generation hat meistens ein schlechtes gewissen, wenn man was annimmt, was

günstig ist, und keine gegenleistung selbst erbringt?

diese gegenleistung ist eben dann ein kauf, der hinterher meistens bitter bereut

wird.

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