Religionen-Weltanschauungen don franziskus und sitting bull

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don franziskus und sitting bull
geschrieben von sittingbull
die verbindung von konsequent ausgelegtem christentum mit dem kommunismus ...
zeigt Papst Franziskus auf . ich bin tief beeindruckt !

gebt euch die musse diesen text zu lesen .

sitting bull

" Evangelii Gaudium "

Nein zu einer Wirtschaft der Ausschliessung

Ebenso wie das Gebot «du sollst nicht töten» eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein «Nein zu einer Wirtschaft der Ausschliessung und der Disparität der Einkommen» sagen. Diese Wirtschaft tötet.
Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Strasse zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht.
Das ist Ausschliessung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich grosse Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die «Wegwerfkultur» eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschliessung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draussen. Die Ausgeschlossenen sind nicht «Ausgebeutete», sondern Müll.

In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die Überlauf-Theorien (trickle-down Theorie), die davon ausgehen, dass jedes vom freien Markt begünstigte Wirtschaftswachstum von sich aus eine grössere Gleichheit und soziale Einbindung in der Welt hervorzurufen vermag. Diese Ansicht, die nie von den Fakten bestätigt wurde, drückt ein undifferenziertes, naives Vertrauen auf die Güte derer aus, die die wirtschaftliche Macht in Händen halten, wie auch auf die vergötterten Mechanismen des herrschenden Wirtschaftssystems.
Inzwischen warten die Ausgeschlossenen weiter. Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschliesst, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt.
Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein blosses Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert.

Nein zur neuen Vergötterung des Geldes

Einer der Gründe dieser Situation liegt in der Beziehung, die wir zum Geld hergestellt haben, denn friedlich akzeptieren wir seine Vorherrschaft über uns und über unsere Gesellschaften. Die Finanzkrise, die wir durchmachen, lässt uns vergessen, dass an ihrem Ursprung eine tiefe anthropologische Krise steht: die Leugnung des Vorrangs des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des antiken goldenen Kalbs (vgl. Ex 32,1-35) hat eine neue und erbarmungslose Form gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel. Die weltweite Krise, die das Finanzwesen und die Wirtschaft erfasst, macht ihre Unausgeglichenheiten und vor allem den schweren Mangel an einer anthropologischen Orientierung deutlich – ein Mangel, der den Menschen auf nur eines seiner Bedürfnisse reduziert: auf den Konsum.

Während die Einkommen einiger weniger exponentiell steigen, sind die der Mehrheit immer weiter entfernt vom Wohlstand dieser glücklichen Minderheit.
Dieses Ungleichgewicht geht auf Ideologien zurück, die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen.
Darum bestreiten sie das Kontrollrecht der Staaten, die beauftragt sind, über den Schutz des Gemeinwohls zu wachen.
Es entsteht eine neue, unsichtbare, manchmal virtuelle Tyrannei, die einseitig und unerbittlich ihre Gesetze und ihre Regeln aufzwingt. Ausserdem entfernen die Schulden und ihre Zinsen die Länder von den praktikablen Möglichkeiten ihrer Wirtschaft und die Bürger von ihrer realen Kaufkraft. Zu all dem kommt eine verzweigte Korruption und eine egoistische Steuerhinterziehung hinzu, die weltweite Dimensionen angenommen haben. Die Gier nach Macht und Besitz kennt keine Grenzen.
In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten Regel werden.

Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen

Hinter dieser Haltung verbergen sich die Ablehnung der Ethik und die Ablehnung Gottes. Die Ethik wird gewöhnlich mit einer gewissen spöttischen Verachtung betrachtet. Sie wird als kontraproduktiv und zu menschlich angesehen, weil sie das Geld und die Macht relativiert.
Man empfindet sie als eine Bedrohung, denn sie verurteilt die Manipulierung und die Degradierung der Person. Schliesslich verweist die Ethik auf einen Gott, der eine verbindliche Antwort erwartet, die ausserhalb der Kategorien des Marktes steht.

Für diese, wenn sie absolut gesetzt werden, ist Gott unkontrollierbar, nicht manipulierbar und sogar gefährlich, da er den Menschen zu seiner vollen Verwirklichung ruft und zur Unabhängigkeit von jeder Art von Unterjochung.
Die Ethik – eine nicht ideologisierte Ethik – erlaubt, ein Gleichgewicht und eine menschlichere Gesellschaftsordnung zu schaffen. In diesem Sinn rufe ich die Finanzexperten und die Regierenden der verschiedenen Länder auf, die Worte eines Weisen des Altertums zu bedenken: «Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen bedeutet, diese zu bestehlen und ihnen das Leben zu entziehen. Die Güter, die wir besitzen, gehören nicht uns, sondern ihnen.»

Eine Finanzreform, welche die Ethik nicht ignoriert, würde einen energischen Wechsel der Grundeinstellung der politischen Führungskräfte erfordern, die ich aufrufe, diese Herausforderung mit Entschiedenheit und Weitblick anzunehmen, natürlich ohne die Besonderheit eines jeden Kontextes zu übersehen. Das Geld muss dienen und nicht regieren!
Der Papst liebt alle, Reiche und Arme, doch im Namen Christi hat er die Pflicht daran zu erinnern, dass die Reichen den Armen helfen, sie achten und fördern müssen. Ich ermahne euch zur uneigennützigen Solidarität und zu einer Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik zugunsten des Menschen.

Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt

Heute wird von vielen Seiten eine grössere Sicherheit gefordert. Doch solange die Ausschliessung und die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft und unter den verschiedenen Völkern nicht beseitigt werden, wird es unmöglich sein, die Gewalt auszumerzen.

Die Armen und die ärmsten Bevölkerungen werden der Gewalt beschuldigt, aber ohne Chancengleichheit finden die verschiedenen Formen von Aggression und Krieg einen fruchtbaren Boden, der früher oder später die Explosion verursacht.
Wenn die lokale, nationale oder weltweite Gesellschaft einen Teil ihrer selbst in den Randgebieten seinem Schicksal überlässt, wird es keine politischen Programme, noch Ordnungskräfte oder Intelligence geben, die unbeschränkt die Ruhe gewährleisten können. Das geschieht nicht nur, weil die soziale Ungleichheit gewaltsame Reaktionen derer provoziert, die vom System ausgeschlossen sind, sondern weil das gesellschaftliche und wirtschaftliche System an der Wurzel ungerecht ist. Wie das Gute dazu neigt, sich auszubreiten, so neigt das Böse, dem man einwilligt, das heisst die Ungerechtigkeit, dazu, ihre schädigende Kraft auszudehnen und im Stillen die Grundlagen jeden politischen und sozialen Systems aus den Angeln zu heben, so gefestigt es auch erscheinen mag.
Wenn jede Tat ihre Folgen hat, dann enthält ein in den Strukturen einer Gesellschaft eingenistetes Böses immer ein Potenzial der Auflösung und des Todes.
Das in den ungerechten Gesellschaftsstrukturen kristallisierte Böse ist der Grund, warum man sich keine bessere Zukunft erwarten kann.
Wir befinden uns weit entfernt vom sogenannten «Ende der Geschichte», da die Bedingungen für eine vertretbare und friedliche Entwicklung noch nicht entsprechend in die Wege geleitet und verwirklicht sind.

Die Mechanismen der augenblicklichen Wirtschaft fördern eine Anheizung des Konsums, aber es stellt sich heraus, dass der zügellose Konsumismus, gepaart mit der sozialen Ungleichheit das soziale Gefüge doppelt schädigt. Auf diese Weise erzeugt die soziale Ungleichheit früher oder später eine Gewalt, die der Rüstungswettlauf nicht löst, noch jemals lösen wird. Er dient nur dem Versuch, diejenigen zu täuschen, die grössere Sicherheit fordern, als wüssten wir nicht, dass Waffen und gewaltsame Unterdrückung, anstatt Lösungen herbeizuführen, neue und schlimmere Konflikte schaffen. Einige finden schlicht Gefallen daran, die Armen und die armen Länder mit ungebührlichen Verallgemeinerungen der eigenen Übel zu beschuldigen und sich einzubilden, die Lösung in einer «Erziehung» zu finden, die sie beruhigt und in gezähmte, harmlose Wesen verwandelt. Das wird noch anstössiger, wenn die Ausgeschlossenen jenen gesellschaftlichen Krebs wachsen sehen, der die in vielen Ländern – in den Regierungen, im Unternehmertum und in den Institutionen – tief verwurzelte Korruption ist, unabhängig von der politischen Ideologie der Regierenden.
Karl
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Administrator

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von Karl
als Antwort auf sittingbull vom 27.11.2013, 14:58:26
Das ist eine beeindruckende und fundamentale Kritik. Es genügt jedoch nicht, nur die Probleme in drastischen Worten zu beschreiben, sondern auch die Alternativen müssen aufgezeigt werden.

Evangelii Gaudium

In einem Nachbarthread diskutieren wir " Banken ohne Zins". Haben solche Gedanken eine Chance?

Karl
sittingbull
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Mitglied

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Karl vom 27.11.2013, 15:06:22
Es genügt jedoch nicht, nur die Probleme in drastischen Worten zu beschreiben, sondern auch die Alternativen müssen aufgezeigt werden.
geschrieben von karl


die alternativen liegen auf der hand ... oder ?

sitting bull

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Karl
Karl
Administrator

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von Karl
als Antwort auf sittingbull vom 27.11.2013, 15:17:07
Ob es wirklich so einfach ist, irgend ein altes Konzept aus vergangenen Jahrhunderten aus der Schublade zu ziehen? Soweit ich das beurteilen kann, hat niemand eine wirklich tragfähige Lösung. Auf einen Schlag wird eine Veränderung sowieso nicht funktionieren. Ich bin bei eindeutiger Zielvorgabe für eine Politik der kleinen Schritte.

Karl
sammy
sammy
Mitglied

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von sammy
als Antwort auf sittingbull vom 27.11.2013, 15:17:07
die alternativen liegen auf der hand ... oder ?

Du schreibst doch wortgewaltig laufend deine Forderungen hier auf, warum nicht auch die möglichen/praktikablen Alternativen? Ich glaube du würdest viele Anhänger finden für einen gangbaren Weg zu einer gerechteren lebenswerten Welt....

sammy
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Karl vom 27.11.2013, 15:20:40
@ karl

vielleicht sollten wir das "Evangelii Gaudium" jetzt nicht in ideologischen
streitereien kaputt reden ...

geben wir den worten lieber eine chance .

sitting bull

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sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf sittingbull vom 27.11.2013, 14:58:26
Das sind Worte, die mir Hoffnung geben.

Sarahkatja
Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf sittingbull vom 27.11.2013, 14:58:26
Normalerweise lese ich lange Beiträge nicht, weil sie mich ermüden. Diesen aber habe ich von Anfang bis zum Ende aufmerksam gelesen.

Normalerweise antworte ich auch bei politischen Diskussionen im ST nicht. Hier mache ich eine Ausnahme.

Ich bin tief beeindruckt von Papst Franziskus. Das gab es bisher auch noch nicht, dass mich religionsloses Geschöpf ein Papst positiv beeindruckt hat.

Das wars schon von mir.

woelfin
Karl
Karl
Administrator

Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von Karl
als Antwort auf Drachenmutter vom 27.11.2013, 16:20:41
@ Wölfin,

ich kann mich anschließen. Ich war anfangs skeptisch, aber Franziskus scheint es ernst zu meinen. Wenn er gute Realpolitik betreibt, ist mir sein ideologischer Überbau egal.

Nicht auszudenken, Franziskus hätte obigen Text hier unter einem Pseudonym als ersten Beitrag geschrieben

Ich stelle mir gerade vor, wer ihm alles empört entgegen getreten wäre und muss schmunzeln.

Karl
Tina1
Tina1
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Re: don franziskus und sitting bull
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Karl vom 27.11.2013, 15:06:22


Der Papst zeichnet den Plan für die Zukunft?
Karl ich stimme dir zu, die Rede ist beeindruckend
und das von einem Papst zu hören macht den Menschen
Hoffnung was die Reformen betrifft. Aber das
was der Papst sagt ist doch im Grunde genommen nichts
neues. Die Menschen wissen schon lange in welcher Zeit
wir leben, was jetzt politisch, sozial und markttechnisch so abgeht.
Das es nur noch ums Geld u um den Profit geht und das
Geld die Macht hat. Es geht nicht mehr um den Menschen,
das mal ganz verkürzt gesagt. So nun muss man abwarten wenn
die Taten kommen,denn das erwarten jetzt die Menschen.


Der Papst muss nun Taten folgen lassen

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