Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? - Zur Evolution der Religiosität

Religionen-Weltanschauungen Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? - Zur Evolution der Religiosität

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 09.12.2016, 19:31:55
Von Harald Lesch kenne ich nur sehr wenig, aber ich habe bei ihm noch kaum etwas gefunden, was meinen Ansichten grundsätzlich widersprechen würde. [...]
Es gibt im Shop von Bild der Wissenschaft eine DVD-Box mit sämtlichen Folgen von Alpha Centauri, der Physik- und Astronomiesendung von und mit Harald Lesch. Die ist aber nur bei ausgeprägtem Interesse für diese Fächer lohnend.

Den Professor für Philosophie Harald Lesch lernt man über die CD-Box "Denker des Abendlandes" kennen, die seine Gespräche mit Wilhelm Vossenkuhl im BR enthält.

Nur Fundamentalisten und Dogmatiker werden sich wohl noch ewig streiten.
Der Satz hat ausnahmsweise mehrere Ausrufezeichen verdient.

Wir sollten wohl einen Neustart machen. Ich bedauere, dich im anderen thread angemault zu haben und bitte um Entschuldigung.

det
arno
arno
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.12.2016, 09:59:17
Moin, det,

ich bin Deiner Meinung, dass die Religionsgeschichte als ein Teil der Geschichtswissenschaften gesehen und eingegliedert werden sollte
und dass die vielen Theologischen Fakultäten an den Universitäten nichts
zu suchen haben und nicht aus öffentlichen Geldern finanziert
werden sollten.
Andere Fakultäten brauchen die öffentlichen Gelder viel dringender !

Gruß arno
Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 09.12.2016, 20:06:40
[...]ich bin Deiner Meinung, [...] und dass die vielen Theologischen Fakultäten an den Universitäten nichts
zu suchen haben und nicht aus öffentlichen Geldern finanziert
werden sollten.
geschrieben von arno
Tut mir leid, arno, so kannst du nicht meiner Meinung sein, denn das habe ich nie so gesagt. Ich habe geschrieben "Theologie mag man die Wissenschaftlichkeit absprechen ...", das heißt aber nicht, daß ich das tue. Das soll jeder für sich entscheiden. Ich bin da unschlüssig.

det

Anzeige

arno
arno
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.12.2016, 23:07:18
[/quote]Tut mir leid, arno, so kannst du nicht meiner Meinung sein, denn das habe ich nie so gesagt. Ich habe geschrieben "Theologie mag man die Wissenschaftlichkeit absprechen ...", das heißt aber nicht, daß ich das tue. Das soll jeder für sich entscheiden. Ich bin da unschlüssig.

det[/quote]

Moin, det,

die Religionsvertreter versuchen immer verzweifelter die Vernunft an die Glaubenslehre anzuwenden, wodurch deutlich wird, dass Bildung - inbesondere die naturwissenschaftliche Bildung mit ihrer rationalen, an die Wirklichkeit orientierte Denkweise, ihr Gegner ist und nicht irgend ein Nichtglaube oder gar der Atheimus.
Naturwissenschaft ist Wirklichkeitswissenschaft und Theologie ist Einbildungs- oder besser Imaginationswissenschaft. Das Wahrheitkriterium der Wissenschaft ist die erfahrbare Wirklichkeit, die ständig hinterfragt und auf Fehler hin geprüft wird, was den Theologen fehlt. Deshalb müssen sie immer größere Anstrengungen machen und Grundsätze aufgeben, um ihre theologischen Konstruktionen und Interpretationen mit Hilfe der Logik in sich widerspruchsfrei halten zu können.
Und wie wollen die Theologen einen Wahrheitserweis für etwas objektiv
Unprüfbares erbringen???
Da Theologie nur gedanklich-begrifflich existiert, ist sie empirisch nicht
widerlegbar.
Theologie als Lehrfach gehört als Angebot zum Programm der Volkshochschule, aber nicht auf eine Universität.
Die Strategie der Theologieanhänger gegen die Argumente der Atheisten und Kritiker sind, den Gegnern
- Niveaulosigkeit,
- fehlende theologische Sachkenntnis,
- Aggressivität in der Diskussionsweise,
- plakative Antworten,
- ein reduktionistisches Gottesbild, usw., usw.
vorzuwerfen.

Gruß arno
Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 10.12.2016, 08:28:16
Hi arno,

statt einer direkten Antwort möchte ich eine kleine Geschichte erzählen. Ich habe vor einiger Zeit eine Gesprächsgruppe kennengelernt. Ich hatte schon vorher von denen gehört und dachte mir, geh einfach mal hin und schau sie dir an, unsere Ziele scheinen sehr ähnlich zu sein. Der erste Abend ließ sich auch gut an, bis ich hörte, daß zwei Pastoren in der Gruppe sind und daß viele von denen in Kirchenvorständen aktiv sind. Ich war sicher, daß die mich als bekennenden Nicht-Christen und Zweifler nicht haben wollen. Doch es passierte genau das Gegenteil. Das über allem stehende Motto heißt "Erkenne dich selbst!" und gegenseitiger Respekt und Toleranz gehören zu den Grundpfeilern, ohne die nichts funktioniert. Das bedeutet zum Beispiel, daß man den anderen so läßt wie er ist und ihn so akzeptiert wie er ist ohne ihn verändern zu wollen oder seine Haltung zu irgendetwas zu kritisieren. Statt dessen findet ein Austausch statt, bei dem jeder seine Meinung sagt uund sich die der anderen anhört, ohne zu werten, wer denn die bessere oder richtigere Meinung habe. Das hat den Vorteil, daß jeder den Standpunkt des anderen zu verstehen lernt und ihn deshalb so akzeptieren kann wie er ist.

Ich bin jetzt einige Male dort gewesen und ausgerechnet einer der Pastoren hat mich beim letzten Besuch angesprochen und gesagt, daß er sich freuen würde, wenn ich dort weiterhin als festes Gruppenmitglied erscheinen würde. Es geht nicht um Glauben dort, sondern darum, gemeinsam zu lernen, wie man an sich arbeitet, Toleranz und gegenseitigen Respekt zu erhalten oder zu vertiefen.

Was ist das Wichtigste, daß ich bisher dort gelernt habe? Diese Leute, egal ob Pastor, Kirchenvorstand oder Indifferenter, stehen mir näher als jeder Atheist, der gegen die Gläubigen predigt und so seine und ihre Zeit vergeudet. Und ich bin absolut sicher, daß ich denen näher stehe als jeder fanatisch predigende Gläubige, der die "Ungläubigen" belehren will, was sie alles nicht wissen und als Ungläubige auch nie erfahren können. Das wurde nach dem zweiten oder dritten Gespräch unmißverständlich deutlich.

Wir sind dort um voneinander zu lernen. Es ist schade, daß so viele Menschen das nicht wollen.

Ende meiner Predigt
pippa
pippa
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.12.2016, 09:54:58
Meine Eltern waren keine Christen, denn schon beider Eltern waren aus der Kirche ausgetreten.
Trotzdem hatte ich irgendwann vom „lieben Gott“ gehört. Von da an ließ ich meinem Vater keine Ruhe mehr und löcherte in ständig mit der Frage wer das sei und wo er wohnt.

„Gott wohnt in dir“ war stets seine Antwort. Ich muss damals 5 Jahre alt gewesen sein.

Er hat damit wohl mein mein Gewissen geprägt, was Ungerechtigkeit verabscheut und sich stets auf die Seite der Benachteiligten schlägt.

@det
Deine Predigt teile ich voll und ganz

Pippa

Anzeige

sammy
sammy
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von sammy
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.12.2016, 09:54:58
Diese Leute, egal ob Pastor, Kirchenvorstand oder Indifferenter, stehen mir näher als jeder Atheist, der gegen die Gläubigen predigt und so seine und ihre Zeit vergeudet. Und ich bin absolut sicher, daß ich denen näher stehe als jeder fanatisch predigende Gläubige, der die "Ungläubigen" belehren will, was sie alles nicht wissen und als Ungläubige auch nie erfahren können.
geschrieben von det

.....dann besteht auch die Möglichkeit "...Toleranz und gegenseitigen Respekt zu erhalten oder zu vertiefen."
Wäre bestimmt von Vorteil, wenn bestimmte Worte bei dem EINEN oder ANDEREN auf fruchtbaren Boden fallen würde...

sammy
justus39
justus39
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von justus39
als Antwort auf pippa vom 10.12.2016, 11:43:05
„Gott wohnt in dir“ war stets seine Antwort. Ich muss damals 5 Jahre alt gewesen sein.

Er hat damit wohl mein mein Gewissen geprägt, was Ungerechtigkeit verabscheut und sich stets auf die Seite der Benachteiligten schlägt.

Pippa

Der Ansicht Deines Vaters kann ich mich sehr gut anschließen.

Im Hinduismus begrüßt man sich tatsächlich mit den Worten:
"Ich grüße den Gott in Dir."

Wer in seinem Gegenüber ein Teil Gottes sieht, der wird ihn respektieren und sich nicht wagen, ihm etwas anzutun.

Es wäre doch auch durchaus möglich, dass etwas in uns ist (nenne es Seele, Unterbewusstsein oder den Lebenshauch) das wir bei der Geburt empfangen und das uns im Tode wieder verlässt, um dorthin zurückzukehren wo es herkam.

Es gibt ja auch nach meiner Ansicht so etwas wie ein kollektives Bewusstsein, das uns vereinen könnte, wenn wir es nur erkennen würden.

justus
Humbaba
Humbaba
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von Humbaba
als Antwort auf arno vom 10.12.2016, 08:28:16
Naturwissenschaft ist Wirklichkeitswissenschaft und Theologie ist Einbildungs- oder besser Imaginationswissenschaft. Das Wahrheitkriterium der Wissenschaft ist die erfahrbare Wirklichkeit, die ständig hinterfragt und auf Fehler hin geprüft wird, was den Theologen fehlt.
geschrieben von arno


Die Naturwissenschaften sind nicht die Wissenschaft der Wirklichkeit, d.h. sie geben uns keinen direkten Zugang zur Wirklichkeit, das kann nur die Intuition oder die goettliche Eingebung. Die Naturwissenschaften liefern uns nur ein Model oder Konzept der Wirklichkeit, das unter bestimmten Umstaenden zu bestimmten Resultaten fuehren kann. Es besteht jedoch ein Unterschied zwischen dem Konzept der Wirklichkeit und der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, oder Gott, muss nicht den menschlichen Konzepten oder der menschlichen Logik folgen. Unsere Konzepte der Wirklichkeit sind wandelbar und durch das Prisma der menschlichen Vorlieben, der Sinne und der Testaufbauten verfaelscht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die gegenwaertigen Konzepte der Wirklichkeit, die einzig wahren sind. Ganz im Gegenteil, es ist eher wahrscheinlich, dass es unendliche viele alternative Konzepte gibt, die die Wirklichkeit ebenso gut darstellen koennen.

Es ist in Irrtum, zu glauben, dass die empirischen Wissenschaften akkumulativ zu einem Gesamtbild der Wirklichkeit fuehren. Im Gegenteil, je mehr wir wissen desto groesser wird das, was wir nicht wissen, und je mehr wir die Natur in immer kleinere Einzelteile zerlegen, desto weiter entfernen wir uns vom Gesamtbild der Wirklichkeit. Ohne den Leitgedanken der Religion oder der Philosophie fragmentiert das Wissen in Sinnlosigkeit.

Der Versuch, die Religion zu diskreditieren durch die Verwerfungen von Menschen, die sich auf die Religion berufen, ist ebenfalls ein Irrweg. Es ist nicht die Religion, die das Problem darstellt, sondern wie sie benutzt wird. Aber dasselbe gilt fuer die Naturwissenschaften. Die menschliche Gier, die die Religion benutzt, wird ja nicht ausgeschaltet indem wir die Religion abschaffen. Ganz im Gegenteil, sie kommt mit verstaerkter Kraft durch die Hintertuer zurueck, um sich der Wissenschaft zu bedienen. Die Wissenschaften haben heute die Funktion der Religion uebernommen, als staatstragende Ideologie oder Wahrheitsmonopol. Wenn der Oeffentlichkeit wissenschaftliche Ergebnisse praesentiert werden, um z. B. zu beweisen, dass die Atomenergie oder die Genmanipulation sicher sind, dann berufen sich die Machthaber auf das Wahrheitsmonopol der Wissenschaften genauso, wie sie sich frueher auf die Religion berufen haben. Dasselbe gilt fuer angebliche Beweise gegen den menschenverursachten Klimawandel. Und da hilft es nichts, zu sagen, dass das eben schlechte Wissenschaften sind und, dass die wahre Wissenschaft ganz anders ist. Was die endgueltige Wahrheit ist, wissen wir nicht, aber trotzdem hat der Wahrheitsanspruch der Wissenschaften soziopolitische Konsequenzen.

Die Wissenschaften haben die Stellung der Religion usurpiert ohne deren Funktion erfuellen zu koennen. Die Funktion der Religion ist ja nicht, wissenschaftlich Einzelergebnisse zu liefern. Ihre Funktion ist das Gesamtbild sowie die Sinngebung. Und genau das kann die Wissenschaft nicht. Und selbst wissenschaftliche Erkenntnisse beruhen auf Intuition, die man auch als goettliche Eingebung bezeichnen koennte.

Letztendlich ist die Frage nach der Wahrheit unsinnig. Es geht nur darum, welche Weltanschauung zu welchem Resultat fuehrt - fuer die Menschen und fuer die Gesellschaft. Ich hab keinen Zweifel daran, dass ein auf wissenschaftliche Ergebnisse basierender sinnentleerter Materialismus zur Zerstoerung der Umwelt und zu gesellschaftlichen Verwerfung fuehrt. Wir erleben jetzt gerade, wie die Westlichen saekularen Werte ausgehoehlt werden, um einem neuen Populismus oder gar Faschismus den Weg zu bereiten. Die Wissenschaft kann uns keine ethischen Leitlinien geben und ist selbst getrieben durch Habgier und Hubris.

Ich bin zu sehr Agnostiker, als dass ich Atheist sein koennte.
Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Humbaba vom 10.12.2016, 23:09:31
Ein toller Beitrag, den ich größtenteils nachvollziehen kann. Nur ein Satz fiel mir auf, denn ich vermisse die Logik darin:
[...]Die Wissenschaften haben die Stellung der Religion usurpiert ohne deren Funktion erfuellen zu koennen.[...]
Da frage ich mich, wer denn "die Wissenschaften" sein soll. Ist es das Ziel der Wissenschaftler, die ja "die Wissenschaft" durch ihre Arbeit darstellen, die Religion zu "usurpieren"? Das wird es ja kaum sein, denn das hört sich arg nach Verschwörungstheorie an, zumal es auch gläubige Wissenschaftler, wie zum Beispiel Lesch gibt. Wer also hat die Religion tatsächlich usupiert, wenn wir diese Aussage mal als wahr annehmen? Ist es nicht vielmehr die Interpretation wissenschaftlicher Ergebnisse durch begeisterte Laien? Ich glaube jedenfalls nicht, daß die Überwindung von Religion das ferne Ziel "der Wissenschaft" ist, von einigen fanatischen Atheisten mal abgesehen. Um es mal ironisch zu formulieren: man stelle sich vor, wie die mehrere Tausend am LHC beteiligten Wissenschaftler sich absprechen, mit Hilfe ihrer Ergebnisse die Religion auszumerzen. Lustige Vorstellung, oder? Hat man deshalb das Higgs-Boson auch "Gottesteilchen" getauft?

det

Anzeige