Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? - Zur Evolution der Religiosität

Religionen-Weltanschauungen Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? - Zur Evolution der Religiosität

arno
arno
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von arno
Moin,

ich habe heute Morgen von einem in der Prägephase befindlichen Mädchen gehört, dass der Gott nicht im Gehirn, sondern in den Gotteshäusern wohnt.

Die Gotteshäuser sind die Kirchen oder die Gedenkstätten für eine
historische Hinrichtung!

Gruß arno
Humbaba
Humbaba
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von Humbaba
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.12.2016, 11:15:23
Hallo det,

ich rede nicht von "Verschwoerungstheorien". Ich rede von der Tatsache, dass heute die Wissenschaften die oeffentliche Meinung so wie das politische Handeln dominieren wie frueher die Religion. Ich glaube, dass geht ganz deutlich aus meinem Beitrag hervor und ist so offensichtlich, dass es keiner Beweise bedarf.
Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? - Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Humbaba vom 11.12.2016, 16:40:58
[...]ich rede nicht von "Verschwoerungstheorien". Ich rede von der Tatsache, dass heute die Wissenschaften die oeffentliche Meinung so wie das politische Handeln dominieren wie frueher die Religion. Ich glaube, dass geht ganz deutlich aus meinem Beitrag hervor und ist so offensichtlich, dass es keiner Beweise bedarf.
Nöö, das geht nicht aus deinem Beitrag hervor und deswegen habe ich nachgefragt. Du sprichst von ursupieren, laut Duden "etwas mit Gewalt an sich reißen". Also wer sind "die Wissenschaften", die da etwas an sich reißen? Die Antwort darauf hast du nicht gegeben? Sind es die Wissenschftler, die das tun? Ist es die Presse, die das tut? Also wer schreibt der Wissenschaft die Rolle der Religion zu? Wenn du sagst, daß diese Behauptung keines Beweises bedarf, dann habe ich eher den Verdacht, daß du keine Antwort hast. Ohne Antwort bleine ich dabei, daß es sich es nach einer Verschwörungstheorie anhört.

det

Anzeige

Karl
Karl
Administrator

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von Karl
als Antwort auf Humbaba vom 10.12.2016, 23:09:31
Der Versuch, die Religion zu diskreditieren durch die Verwerfungen von Menschen, die sich auf die Religion berufen, ist ebenfalls ein Irrweg. Es ist nicht die Religion, die das Problem darstellt, sondern wie sie benutzt wird. Aber dasselbe gilt fuer die Naturwissenschaften. Die menschliche Gier, die die Religion benutzt, wird ja nicht ausgeschaltet indem wir die Religion abschaffen. Ganz im Gegenteil, sie kommt mit verstaerkter Kraft durch die Hintertuer zurueck, um sich der Wissenschaft zu bedienen. Die Wissenschaften haben heute die Funktion der Religion uebernommen, als staatstragende Ideologie oder Wahrheitsmonopol. Wenn der Oeffentlichkeit wissenschaftliche Ergebnisse praesentiert werden, um z. B. zu beweisen, dass die Atomenergie oder die Genmanipulation sicher sind, dann berufen sich die Machthaber auf das Wahrheitsmonopol der Wissenschaften genauso, wie sie sich frueher auf die Religion berufen haben. Dasselbe gilt fuer angebliche Beweise gegen den menschenverursachten Klimawandel. Und da hilft es nichts, zu sagen, dass das eben schlechte Wissenschaften sind und, dass die wahre Wissenschaft ganz anders ist. Was die endgueltige Wahrheit ist, wissen wir nicht, aber trotzdem hat der Wahrheitsanspruch der Wissenschaften soziopolitische Konsequenzen.
Danke für diesen Beitrag, der eine sehr gute Diskussionsgrundlage darstellt. Zwar sehe ich methodisch einen wesentlichen Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft beim Erkenntnisgewinn, aber auch der Missbrauch der Wissenschaft kann nicht in Abrede gestellt werden. In der Tat kann "Wissenschaftlichkeit" mit fanatisch religiösem Eifer und/oder aus Selbstsucht, weil man sich Vorteile verspricht, propagiert werden. In einer komplexen Welt können auch gegensätzliche, wissenschaftlich verbrämte Gutachten zu einem Problem (z. B. Klimawandel) "bestellt" werden.

Eigentlich finde ich den Titel dieses Threads aber noch spannender. Wie ist die biologische Evolution der Religiösität des Menschen erklärbar? Gibt es schon Vorstufen dazu im Tier?

Dann: Wie verläuft die kulturelle Evolution der Religionen? Folgt sie formulierbaren Gesetzmäßigkeiten? Wie funktioniert die "Artbildung" der Religionen, gibt es einen Stammbaum derselben?

Das wären Themen, für die ich mich brennend interessiere!

Karl
gerd54
gerd54
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von gerd54
als Antwort auf Karl vom 11.12.2016, 17:34:26
Auch ich finde diesen Beitrag ganz hervorragend. Er eignet sich auch nicht zum spötteln sondern eher zum Nachdenken. Es gibt viele Arten von Wissenschaften die sich nicht gegenseitig aufheben müssen. Naturwissenschaft anti Religion. Beides widerspricht sich nicht. Viele Naturwissenschaftler fragen deshalb auch nicht mehr nach dem wie alles entstanden ist sondern nach dem Warum.Viele Menschen haben ihre eigenen Erfahrungen mit dem Glauben so auch ich. Deshalb bin ich inzwischen ein sehr gläubiger Mensch. Das Leben hat mir viele wundervolle Dinge gegeben die mich an einen Gott glauben lassen. Andere haben leider schlechte Erfahrungen mit dem Glauben und sind deshalb davon abgerückt. Danke für einen guten Diskussionsbeitrag. Gruss Gerhard
Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.12.2016, 17:34:26
Danke für diesen Beitrag, der eine sehr gute Diskussionsgrundlage darstellt. Zwar sehe ich methodisch einen sehr wichtigen Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft beim Erkenntnisgewinn, aber auch der Missbrauch der Wissenschaft kann nicht in Abrede gestellt werden.[...]
geschrieben von karl
Da stimme ich dir vollkommen zu. Mir stellen sich nur bei schwammigen Pauschalaussagen über "die Wissenschaften" die Nackenhaare hoch.

Eigentlich finde ich den Titel dieses Threads aber noch spannender. Wie ist die biologische Evolution der Religiösität des Menschen erklärbar? Gibt es schon Vorstufen dazu im Tier?

Dann: Wie verläuft die kulturulle Evolution der Religionen? Folgt sie formulierbaren Gesetzmäßigkeiten? Wie funktioiert die "Artbildung" der Religionen, gibt es einen Stammbaum derselben?

Das wären Themen, für die ich mich brennend interessiere!
geschrieben von karl


Dafür wäre der unten verlinkte Artikel vielleicht ein brauchbarer Ansatzpunkt.

det

Anzeige

justus39
justus39
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 11.12.2016, 17:34:26
Wie ist die biologische Evolution der Religiösität des Menschen erklärbar? Gibt es schon Vorstufen dazu im Tier?

Karl
geschrieben von karl

Das ist eine sehr interessante Frage.
Sollte ein Tier über ausreichend Fantasie verfügen und auch das Bedürfnis besitzen, sich etwas vorzustellen was über seine lebensnotwendigen Grundbedürfnisse hinausgeht, dann wäre es schon möglich, dass es etwas vermutet was es selbst nicht wahrnehmen kann.

Ich konnte schon Tiere beobachten, die den Eindruck erweckten, als ob sie über etwas intensiv nachdächten.

Aber wahrscheinlich begann eine Art religiösen Glaubens erst, als der Mensch begann, die Toten zu bestatten. die Gestirne zu beobachten und sie zu bewundern.

Justus
arno
arno
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von arno
als Antwort auf justus39 vom 12.12.2016, 12:05:57
Moin, justus39,

der Sinn der Religionen ist, ein Gleichgewicht zwischen
der Natur und dem Wirken der Menschen herzustelllen!


Gibt es denn ein "Wirken der Tiere"?

Gruß arno
Humbaba
Humbaba
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von Humbaba
als Antwort auf Karl vom 11.12.2016, 17:34:26
Eigentlich finde ich den Titel dieses Threads aber noch spannender. ...
geschrieben von karl


Hallo Karl,

du hast recht, ich hab mich mehr auf Arnos Brandbrief gegen die Religion (oder Theologie) als auf das Thema bezogen. Ich bin momentan mit Arbeit vollbeschaeftigt und kann nur ganz kurz antworten. I finde aber, dass selbst wenn ich den verlinkten Text nur kurz quer lese, ich gar nicht so sehr daneben liege, denn auch der Herr Doktor bezieht sich ja auf die "Abgrenzung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften", die in meinem Beitrag eine Rolle spielt.

Zur Frage ob Gott im Hirn lebt, ist meine Antwort ganz klar NEIN. Es sei denn man versteht das so, dass Gott auch im Hirn praesent ist. Das menschliche Hirn wird in der westlichen Welt oft als Sitz der Seele oder der Essenz des Menschen gesehen. Das ist etwas zu kurz gegriffen, denn selbst das Nervensystem umfasst ja den ganzen Koerper, und der Koerper kann nicht ohne das Oekosystem ueberleben, und die organische Substanz bedarf der inorgansichen. Gott ist per Definition omnipresent. In der oestlichen Gedankenwelt ist das Zentrum nicht im Hirn sondern im Herzen angesiedelt. So wird das "Herz" (心) in buddhistischen Schriften als "mind" in Englisch uebersetzt.

Man kann die Religion von aussen als wissenschaftliches Objekt betrachten oder von innen durch die religioese Erfahrung. Beides hat Vor- und Nachteile. Dem Glaeubigen fehlt es oft an kritischer Distanz gegenueber seinem Glauben, wogegen der Religionswissenschaftler die leer Huelse studiert und den lebenden Kern der religioesen Erfahrung vernachlaessigt.

Koennen wir beide Herangehensweisen verbinden? Das Ideal des Altertums war die umfassende menschliche Bildung, in der die Religion oder Philosphie den zentralen Platz einnahm und die Spezialwissenschaften inspirierte. Noch zur Zeit Newtons haben Forscher ihre Werke der Groesse Gottes oder des Koenigs gewidmet. Heute haben wir die Religion wie einen aberglaeubischen Wurmansatz als ein Organ abgetan, dass wir ebensogut amputieren koennen. Diese freiwillige Amputation kann nur zur Verarmung fuehren.

Es war schon die Rede von Meditation und Gebet. Das Gebet ist vergleichbar mit dem Rezitieren von Mantras, um den Geist in einen bestimmten Zustand zu versetzen. Die Meditation in the westlichen Welt ist nicht sehr gut entwickelt. Oft handelt es sich dabei um Kontemplation oder einem stumpfen Dahindoesen. In der oestlichen Gedankenwelt sind die Techniken der Meditation sowie die verschiedenen Stadien seit Jahrtausenden gut erprobt. In der Meditation koennen wir erfahren, wie die Gedanken ununterbrochen aus einem amorphen Unterbewusstsein aufsteigen, um sich als spezifische Gedankenzuege zu kristallisieren, die die Welt entstehen lassen. Deshalb gab es auch die Yogacara Schule der "mind-only" Philosophie, wonach die Welt Geist (mind) oder Bewusstsein ist. Religion geht also weit ueber das Biologische hinaus.

Auch unser rationales Denken oder Handeln ist letztendlich aus der Quelle der Intuition (oder der goettlichen Eingabe) gespeist. Fuer mich ist die Suche nach der Wahrhaftigkeit im Hier und Jetzt wichtiger als eine abstrakte Wahrheit, die sich von der Quelle entfernt hat.

lg. H.
pippa
pippa
Mitglied

Re: Dr. Michael Blume: Wohnt Gott im Gehirn? – Zur Evolution der Religiosität
geschrieben von pippa
Die überwiegende Mehrheit der Menschen fürchtet sich vor dem NICHTS.
Dieses NICHTS wird mit dem Tod gleichgesetzt, und das macht Angst.
Ist es da nicht logisch, dass schon immer versucht wurde diesem NICHTS die Trostlosigkeit zu nehmen?

Nur eines dürfen die Menschen nie vergessen, alles Geschriebene, egal ob Bibel, Koran, oder Tora ist von menschlicher Hand zumindest aufgeschrieben.

Leider glauben viele Mensch bis heute (oder beziehen sich darauf), dass Gott selber der Verfasser ist, was mE der Grund für all die kriegerischen Auseinandersetzungen ist.
Pippa

Edit.: Den Eintrag von Humbaba habe ich erst jetzt gesehen

Anzeige