Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Ich möchte mal ein Buch vorstellen,

Religionen-Weltanschauungen Ich möchte mal ein Buch vorstellen,

Pucette
Pucette
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Ich möchte mal ein Buch vorstellen,
geschrieben von Pucette

welches gut hier ins Forum passt. Das Buch heisst "Hoch wie der Himmel, tief wie die Erde" und ist von Sylvia Wetzel geschrieben worden.
Mit Sylvias Erlaubnis poste ich mal einen kurzen Abschnitt, der mir sehr gut gefallen hat.

Weder ich noch Gott
Auf der absoluten Ebene erkennen wir: Es gibt kein Ich,das Erfahrungen macht und alles steuert. Niemand regiert die Welt, niemand regiert unser Leben. Kein Ich und auch kein Gott. Beides sind nur Vorstellungen, die einander bedingen. In Wirklichkeit geschieht alles aufgrund von inneren Ursachen und Äußeren Bedingungen, die sich fortwährend verändern. Letztendlich ist es ein Wunder, ein Geheimnis, das wir niemals fassen können.
Halten wir dennoch fest an unseren Kontrollwünschen, müssen wir sie nach außen projizieren auf die Vorstellung eines allmächtigen Gottes. Ramesh Balsekar, ein zeitgenössischer indischer Weiser, sieht den Zusammenhang wie folgt: Der Mensch weiß, dass er nicht alles haben kann, was er möchte. Darum erschafft er sich das Konzept eines barmherzigen und allmächtigen Gottes, der ihm alles geben wird, was er möchte. Oder er bildet die Vorstellung eines kriegerischen und rechthaberisch4en Gottes, der offenbar die eigenen inneren Verfassung spiegelt. Und wem es an Selbstwertgefühl mangelt, fühlt sich womöglich als Sprachrohr eines guten, starken Gottes.
Solange wir an ein Ich glauben, brauchen wir irgend etwas, mit dem wir uns identifizieren könenn. Das kann Gott oder Buddha sein, Macht oder Anerkennung, Wissenschaft oder ein zum Ideal verklärter Mensch. Wer aber frei werden will, muss den Glauben an das Ich loslassen. Damit verschwindet die Anhaftung an eine Entsprechung im Außen. So sieht es jedenfalls die buddhistische Tradition.
Auch Meister Eckhart, der große Mystiker des Mittelalters,erkannte: Solange Gott und Ich vorhanden sind, kann es keine Erlösung geben. Er schrieb in einer Predigt über die Armen im Geiste: Das ist ein im Geiste armer Mensch der nichts will und nichts weiß und nichts hat... das nur ist Armut im Geist, wenn der Mensch so ledig Gottes und all seiner Werke dasteht. Das bedeutet: Nur wenn die Seele leer ist ist von sich und von Gott, kann Gott sein Werk ihr vollbringen. Oder: Nur wenn wir Ich und Got lossassen, können wir frei sein und erwachen.
Heutzutage glauben nicht mehr viele menschen an einen strafenden oder rettenden Gott im Außen. Dafür glauben sie an die Macht des Geldes, an politische Ideologien, an die Sterne oder an die Große Liebe. Solange sie an einem Ich festhalten, "glauben" sie auch an einen "Goitt", der ihnen das Leben schwer macht oder sie retten soll. Es lohnt sich herauszufinden, wer oder was unser Gott ist.

so, das wars mit meiner kleinen Leseprobe und nun kann drüber diskutiert werden, wer oder was unser Gott ist usw. Da ich Atheistin bin, habe ich kein Gottesbild. Aber als ich noch ein Kind war, da habe ich mit meinen jüdischen Großeltern Pessach oder Jom Kippur oder so gefeiert. War eigentlich ganz schön...

LG Pucette


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